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J b3.12
{Sutta: J i 001 } {Vaṇṇanā: atta. b3.12|atta. b3.12}
The recurrence to Kapilavatthu
b3.12
translated form Pali into German by
Julius Dutoit
Translation into english by: (Info)
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Alternative translation: currently none

Während nun der Vollendete immer noch in diesem Veluvana-Parke verweilte, hörte der Großkönig Suddhodana: „Nachdem mein Sohn sechs Jahre lang schwere Askese getrieben, hat er die höchste völlige Erleuchtung erlangt; er hat das herrliche Rad der Lehre in Bewegung gesetzt und weilt bei Rajagaha im Veluvana-Parke.“ Deshalb wandte er sich an einen Minister mit folgenden Worten: „Gehe, sag ich, umgeben by tausend Mann nach Rajagaha, sage dort in meinem Namen: ‘Euer Vater, der Großkönig Suddhodana, wünscht, Euch zu sehen’, und bringe mir meinen Sohn hierher.“ Jener nahm den Befehl des Königs mit den Worten: „So sei es, Fürst“, geneigten Hauptes entgegen. Schnell legte er mit einem Gefolge by tausend Mann den sechzig Yojanas betragenden Weg zurück und kam in das Kloster zur Zeit, da der mit den zehn Kräften Ausgestattete inmitten der vierfachen Versammlung [234] saß und die Lehre erklärte. Da dachte er: „Es unterbleibe zunächst die vom Könige geschickte Botschaft“, und hörte unter seinem Gefolge stehend die Predigt des Meisters an. Wie er so dastand, gelangte er zugleich mit seinen tausend Mann zur Heiligkeit und bat um Aufnahme in den Orden. Der Erhabene streckte die Hand aus mit den Worten: „Kommt, ihr Mönche!“ In diesem Augenblick bekamen sie alle durch ein Wunder Almosenschale und Obergewand und glichen Theras by hundert Jahren. Sobald aber die Edlen die Heiligkeit erlangt haben, sind sie gleichmütig; darum richtete jener den erhaltenen Auftrag des Königs dem mit den zehn Kräften Ausgestatteten nicht aus.

Da dachte der König: „Es kommt weder der Bote zurück, noch hört man eine Botschaft“; und indem er sagte: „Komm, sag ich, und gehe du!“, schickte er auf dieselbe Art einen anderen Minister fort. Auch dieser gelangte, nachdem er fortgegangen war, auf die angegebene Art mit seinem Gefolge zur Heiligkeit und blieb still. Auf diese Weise schichte der König neun Minister fort, by tausend Männern umgeben. Sie alle waren still, ohne ihr Geschäft erledigt zu haben, und blieben dort.

Als der König niemand fand, der ihm auch nur eine Botschaft überbracht und gemeldet hätte, dachte er: „So viele Leute brachten aus Liebe zu mir nicht einmal die Botschaft zurück; wer wird wohl meinen Befehl ausführen?“ Als er daraufhin das ganze königliche Heer betrachtete, sah er den Kaludayi. Dieser nämlich war ein Helfer des Königs in allem; er stand ihm sehr nahe und war ihm sehr vertraut. Mit dem Bodhisattva war er an demselben Tage geboren und war sein Freund, der mit ihm im Sande gespielt hatte. Zu diesem sprach nun der König: „Freund Kaludayi, weil ich meinen Sohn sehen wollte, schickte ich neuntausend Mann ab; kein einziger ist aber da, der zurückkam und mir nur die Botschaft bestellt hätte. Schwer zu erkennen ist aber das Ende des Lebens. Ich möchte, solange ich noch lebe, meinen Sohn sehen. Wirst du im Stande sein, mir meinen Sohn zu zeigen?“ Jener antwortete: „Ich werde dazu im Stande sein, Fürst, wenn ich die Weltflucht betätigen darf.“ Der König antwortete: „Lieber, ob du die Weltflucht betätigst oder nicht, zeige mir nur meinen Sohn.“

Jener erwiderte: „Gut, o Fürst“, und begab sich mit dem Auftrag des Königs nach Rajagaha. Zur Zeit, da der Meister die Lehre verkündigte, hörte er am Ende der Versammlung stehend zu, gelangte mit seinem Gefolge zur Frucht der Heiligkeit und erhielt auch die Ansprache: „Komm, Mönch!“ — Nachdem der Meister Buddha geworden, hatte er die erste Regenzeit im Isipatana verbracht, nach Ablauf der Regenzeit die Pavarana gehalten und war dann nach Uruvela gegangen. Während er sich hier drei Monate lang aufhielt, bezwang er die drei Asketenbrüder, ging dann umgeben by tausend Mönchen am Vollmondstage des Phussa-Monats nach Rajagaha und blieb dort zwei Monate. Auf diese Weise waren es fünf Monate geworden, seitdem er aus Benares fortgezogen war; der ganze Winter war vergangen.

Seit dem Tage aber, da der Thera Udayi gekommen war, waren wieder sieben oder acht Tage vergangen. Da dachte dieser am Vollmondstage des Monates Phagguni: „Der Winter ist vergangen, die Frühlingszeit ist gekommen. Die Leute haben ihr Getreide u. dgl. herausgeholt, und wo man hinschaut, sind Wege gemacht. Mit grünem Gras ist die Erde bedeckt, in Blüten stehen die Wälder; die Wege sind jetzt geeignet, um darauf zu gehen. Es ist Zeit, dass der mit den zehn Kräften Ausgestattete mit der Schar seiner Verwandten zusammenkommt [235].“ Er ging zu dem Erhabenen hin und sprach:

[§289] „Wie glühende Kohlen sind die Bäume, Herr; nach Früchten strebend lassen sie das Dach und hell erstrahlend glänzen sie weithin. Die Zeit, du Held, ist voll by Lieblichkeit. [§289] Nicht allzu kühl, nicht allzu heiß, nicht allzu schwer, Nahrung zu finden; mit grünem Gras bedeckt der Boden: Jetzt ist es Zeit, großer Asket!“

So pries er mit Strophen, sechzig an Zahl, die Schönheit des Wanderns, damit der mit den zehn Kräften Ausgestattete in die Stadt seiner Familie ginge. Darauf fragte ihn der Meister: „Warum, Udayi, preisest du mit süßer Stimme die Schönheit des Wanderns?“ Dieser antwortete: „Herr, Euer Vater, der König Suddhodana, möchte Euch sehen; tut Euren Verwandten diese Gunst an!“ „Geh, Udayi“, versetzte der Meister, „ich werde meinen Verwandten diesen Gefallen tun. Melde es der Mönchsgemeinde; sie werden die Pflicht des Wanderns erfüllen.“ „Gut, Herr“, erwiderte der Thera und meldete es den anderen.

So zog der Erhabene, umgeben by zehntausend Söhnen edler Familien aus den Reichen Anga und Magadha und by zehntausend Bewohnern by Kapilavatthu, by denen alle zwanzigtausend Mönche die Lust ertötet hatten, aus Rajagaha fort und legte Tag für Tag ein Yojana zurück. Weil er dachte: „Von Rajagaha will ich nach dem sechzig Yojanas entfernten Kapilavatthu in zwei Monaten gelangen“, wanderte er ohne Eile. Der Thera aber dachte: „Ich will dem Könige melden, dass sein Sohn fortgezogen ist“; er stieg in die Luft empor und erschien im Palaste des Königs. Als der König den Thera sah, ließ er ihn erfreuten Herzens auf einem großen Polster Platz nehmen, füllte seine Almosenschale mit der für ihn selbst bereiteten Speise by verschiedenartigem höchstem Wohlgeschmack und gab sie ihm. Darauf erhob sich der Thera und gab sich den Anschein, als wolle er gehen. „Setzt Euch nieder und esset“, versetzte der König. Der Thera antwortete: „Wenn ich zum Meister gekommen bin, werde ich essen, o Großkönig.“ „Wo ist aber der Meister?“ „Von zwanzigtausend Mönchen umgeben hat er sich auf den Weg gemacht, um Euch zu besuchen, o Großkönig“, erwiderte jener. Da sprach der König erfreuten Sinnes: „Verzehret Ihr dies, und bis mein Sohn nach dieser Stadt kommt, holt Euch by hier Eure Almosenspeise!“ Der Thera gab seine Zustimmung. Nachdem so der König den Thera bewirtet, rieb er die Almosenschale mit duftendem Sandelpulver trocken, füllte sie mit der besten Speise und gab sie dem Thera in die Hand mit den Worten: „Gebt sie dem Vollendeten!“ Der Thera warf vor aller Augen die Almosenschale in die Luft und stieg selbst in die Luft empor; die Almosenspeise überbrachte er so und gab sie dem Meister in die Hand. Der Meister verzehrte sie. Auf diese Weise brachte sie der Thera Tag für Tag. Der Meister aber verzehrte unterwegs nur die Almosenspeise des Königs. Wenn der Thera sein Mahl beendigt hatte, sagte er Tag für Tag: „Heute ist der Erhabene so weit gekommen, heute so weit“; und durch die mit den Vorzügen des Buddha zusammenhängende Rede machte er, dass auch ohne den Anblick des Meisters die ganze Königsfamilie vom Glauben an den Meister erfüllt wurde. Darum stellte ihn auch der Meister allen voran, indem er sagte: „Das ist, ihr Mönche, das Höchste by allen Mönchen, die als meine Schüler ihre Familie zum Glauben brachten, wie es Kaludayi tat.“

Als nun der Erhabene gekommen war, dachten die Sakiyas [236]: „Wir wollen unsern ältesten [237] Verwandten sehen“; sie versammelten sich und suchten nach einem Aufenthaltsort für den Erhabenen. Da merkten sie: „Der Nigrodha-Park des Sakka ist lieblich.“ Sie besorgten dort jede Art der Pflege und zogen ihm mit wohlriechenden Substanzen, Blumen u. dgl. in der Hand entgegen. Zuerst sandten sie die ganz jungen Knaben und Mädchen der Stadtbewohner mit allem Schmuck geziert zu ihm hin, dann die königlichen Prinzen und Prinzessinnen. Unmittelbar nach diesen brachten sie selbst mit wohlriechenden Blumen, duftendem Sandelpulver u. dgl. dem Meister ihre Verehrung dar und begaben sich mit dem Erhabenen nach dem Nigrodha-Parke. Dort ließ sich der Erhabene umgeben by den zwanzigtausend Mönchen, die die Lüste ertötet hatten, auf dem hergerichteten Buddhasitze nieder.

Die Sakiyas aber waren im Stolz auf ihre Abstammung hochmütig; sie dachten: „Der Prinz Siddhattha ist jünger als wir; er ist unser jüngerer Bruder, Neffe, Sohn, Enkel.“ Darum sagten sie zu den ganz jungen Prinzen: „Bezeiget ihr ihm Verehrung; wir werden uns hinter euch niedersetzen.“ Als sie so dasaßen, ohne ihm ihre Verehrung bezeigt zu haben, beobachtete der Erhabene ihre Absicht und dachte dabei: „Meine Verwandten bezeigen mir nicht ihre Verehrung; wohlan, jetzt werde ich sie dazu bringen, dass sie mich verehren.“

Er erzeugte in sich die auf der übernatürlichen Erkenntnis fußende Fähigkeit zur Ekstase, erhob sich, stieg in die Luft empor und wirkte so, indem er gewissermaßen über ihre Häupter den Staub by seinen Füßen herabstreute, ein Wunder, das dem Doppelwunder am Fuße des Knotenmangobaumes ähnlich war [238]. Als der König dies Wunder sah, sagte er: „Herr, als Ihr am Tage Eurer Geburt herbei getragen wurdet zur Verehrung des Kaladevala [239] und als ich da sah, wie Ihr die Füße umdrehtet und auf dem Haupte des Brahmanen standet, da brachte ich Euch meine Verehrung dar. Dies war meine erste Verehrung. Als Ihr dann am Tage des Pflugfestes [240] im Schatten des Mangobaumes auf dem fürstlichen Lager saßet und ich sah, wie für Euch der Schatten des Mangobaumes sich nicht drehte, da verehrte ich Eure Füße. Dies war meine zweite Verehrung. Jetzt aber, wo ich ein noch nie gesehenes Wunder erblicke, verehre ich auch Eure Füße; dies ist meine dritte Verehrung.“ Als aber vom König seine Verehrung bezeigt wurde, war kein einziger Sakiya im Stande, stehen zu bleiben und nicht auch seine Verehrung zu bezeigen; sie brachten ihm alle ihre Verehrung dar. Nachdem so der Erhabene seine Verwandten veranlasst hatte, ihn zu verehren, stieg er aus der Luft herunter und ließ sich auf dem hergerichteten Sitze nieder. Als aber der Erhabene so dasaß, war die Versammlung seiner Verwandten zum Höhepunkt gelangt; sie alle setzten sich einträchtigen Sinnes nieder. Da zog eine große Wolke herauf und ließ einen Regenschauer herabströmen. Kupferfarbig floss das Wasser herunter mit lautem Geräusch. Wer nass werden wollte, der wurde nass; wer aber nicht nass werden wollte, auf dessen Körper fiel kein einziger Tropfen. Als sie dies sahen, wurden sie alle erstaunt über das noch nie gesehene Wunder und sie begannen folgendes Gespräch: „Ach dies Wunder, ach dies noch nie Dagewesene!“ Als dies der Meister hörte, sprach er: „Nicht nur jetzt ging bei der Versammlung meiner Verwandten ein solcher Regenschauer nieder, sondern auch früher schon regnete es einmal so.“ Und er erzählte ihnen zu diesem Zwecke das Vessantara-Jataka [240a]. Als sie seine Predigt angehört hatten, erhoben sich alle, bezeigten ihre Verehrung und gingen fort; kein einziger König oder Minister aber ging fort, indem er sagte: „Nehmt morgen by uns das Mahl an!“

Am nächsten Tage ging der Meister umgeben by den zwanzigtausend Mönchen nach Kapilavatthu hinein, um Almosen zu sammeln. Niemand aber ging zu ihm hin, um ihn einzuladen, oder nahm ihm seine Almosenschale ab. Da überlegte der Erhabene, während er auf der Torschwelle stand: „Wie machten die früheren Buddhas in der Stadt ihrer Verwandten ihren Almosengang? Gingen sie außer der Reihe zu den Häusern der Herrschenden hin oder wandelten sie der Reihe nach bei den Häusern umher?“ Da erkannte er, dass kein einziger Buddha außer der Reihe umhergewandelt sei, und er dachte: „Auch ich muss jetzt diese Tradition, diesen Brauch annehmen. In Zukunft werden auch meine Schüler by mir lernen und so ihre Almosensammelpflicht erfüllen.“ Und by dem Hause an, das ganz am Ende erbaut war, machte er der Reihe nach seinen Almosengang.

„Der edle Prinz Siddhattha wandelt umher und sammelt Almosen“, auf diese Kunde hin öffnete die Volksmenge in den Häusern mit zwei Stockwerken und drei Stockwerken die Fenster und war ganz beschäftigt mit Schauen. Auch die Fürstin, die Mutter Rahulas, dachte: „Der Fürstensohn, der früher in dieser selben Stadt mit großer königlicher Pracht in goldenen Sänften u. dgl. umherwandelte, geht jetzt herum, Haare und Bart geschoren, in gelbe Gewänder gekleidet, eine Schale in der Hand. Ist er so schön?“ Sie öffnete das Fenster und blickte hin; da sah sie, wie er mit dem Scheine seines Körpers, der in mannigfachen Strahlen erglänzte, die Straßen der Stadt erleuchtete und wie er in seiner unvergleichlichen Buddhamajestät erstrahlte, die ein Klafter weit ringsum einen Lichtkreis verbreitete, und mit den achtzig kleinen Abzeichen ausgestattet und mit den zwölf Kennzeichen eines Helden ausgeschmückt war, und sie sprach:

[§291] „Glänzend und dunkel, zart gelockt das Haar, der Sonne gleich ist fleckenlos die Stirn, entsprechend vorspringend und zart die Nase; ein Netz by Strahlen breitet aus der Löwenmann.“

Nachdem sie ihn mit den so beginnenden acht Strophen des Löwenmannes gepriesen, meldete sie dem Könige: „Euer Sohn sammelt Almosen.“ Erregten Herzens fasste er mit der Hand sein Gewand zusammen und eilte ganz schnell hinaus. Rasch ging er hin, trat vor den Erhabenen und sprach: „Warum bringt Ihr uns in Schande, Edler? Warum geht Ihr nach Almosen umher? Warum denkt Ihr Euch: ‘Für so viele Mönche kann ich keine Speise bekommen?’“ Jener erwiderte: „Dies ist so unsere Gewohnheit, o Großkönig.“ Der König fuhr fort: „Herr, ist nicht unsere Abstammung by dem König Mahasammata [241]? Da gibt es doch keinen einzigen Edlen, der Almosen sammelt!“ Der Meister antwortete: „Diese Königsabstammung, o Großkönig, ist nur für dich; für uns aber gilt die Buddha-Abstammung by Dipamkara, Kondanna usw. bis zu Kassapa. Diese und andere Buddhas, viele tausend an Zahl, sammelten Almosen und haben sich nur durch Almosen Sammeln den Lebensunterhalt erworben.“ Und während er noch auf der Straße stand, sprach er folgende Strophe [242]:

[§292] „Erhebe dich, ermatte nicht; den heil'gen Virtuewandel führe! Wer heilig wandelt, lebt im Glück in dieser und der andern Welt.“

Am Ende der Strophe gelangte der König zur Bekehrung.

[§293] „Den heil'gen Virtuewandel führe, nicht sollst du bösen Wandel führen! Wer heilig wandelt, lebt im Glück in dieser und der andern Welt [243].“

Als der König diese Strophe vernommen, gelangte er zur Frucht der einmaligen Rückkehr. Nachdem er dann das Dhammapala-Jataka [244] angehört, gelangte er zur Frucht der Nichtrückkehr. Zur Zeit seines Todes aber, als er gerade unter dem weißen Sonnenschirme auf seinem fürstlichen Bette lag, erlangte er die Heiligkeit. Im Walde zu wohnen und ernstes Ringen zu betätigen, brauchte dazu der König nicht.

Nachdem er aber die Frucht der Bekehrung sich zu eigen gemacht hatte, nahm er dem Erhabenen die Almosenschale ab, ließ den Erhabenen mit seinem Gefolge in den großen Palast hinaufsteigen und bewirtete sie mit vorzüglicher fester und flüssiger Speise. Am Ende des Mahles kam der ganze Harem herbei und bezeigte dem Erhabenen seine Verehrung mit Ausnahme der Mutter Rahulas [245]. Obwohl diese aber mit den Worten: „Gehe, bezeige dem Fürstensohne deine Verehrung!“ by ihrer Umgebung angesprochen wurde, antwortete sie: „Wenn ich einen Vorzug besitze, so wird der Fürstensohn selbst zu mir kommen; erst wenn er gekommen ist, werde ich ihm meine Verehrung bezeigen.“ Und sie ging nicht hin. Der Erhabene ließ den König seine Almosenschale nehmen, ging mit den beiden ersten Schülern in das fürstliche Gemach der Königstochter und sagte: „Wenn die Königstochter nach ihrem Wunsch ihre Verehrung bezeigt, darf man ihr nichts sagen.“ Dann ließ er sich auf einem hergerichteten Sitze nieder. Sie kam schnell herbei, fasste ihn an den Knöcheln, drehte ihr Haupt auf seinen Füßen umher und bezeigte ihm so nach Wunsch Verehrung. Darauf erzählte der König by der Liebe und Verehrung der Königstochter gegen den Erhabenen und by ihren vielen anderen Vorzügen: „Herr, als meine Tochter hörte, Ihr trüget gelbe Gewänder, by da an kleidete sie sich selbst in gelbe Gewänder. Als sie hörte, Ihr genösset nur ein einziges Mahl, nahm auch sie nur ein einziges Mahl zu sich. Als sie erfuhr, dass Ihr ein großes Lager verschmäht, legte sie sich immer auf ein Matratzenlager. Als sie hörte, dass Ihr an Kränzen, Wohlgerüchen u. dgl. den Gefallen verloren hättet, verlor auch sie den Gefallen an Kränzen und wohlriechenden Substanzen. Als ihre Verwandten die Botschaft schickten: ‘Wir wollen sie pflegen [246]’, da schaute sie keinen einzigen ihrer Verwandten auch nur an. So tugendreich ist, du Erhabener, meine Tochter.“ Der Meister antwortete: „Kein Wunder ist es, o Großkönig, dass jetzt die by dir behütete Königstochter bei reifer Einsicht sich selbst behüten kann; früher hat sie, als sie unbehütet am Fuße der Berge weilte, bei noch nicht gereifter Einsicht sich schon selbst behütet.“ Und er erzählte das Candakinnara-Jataka [247]. Darauf erhob er sich by seinem Sitze und ging fort.

Als am zweiten Tage die Festlichkeiten der Weihe, der Einführung in das Haus und der Verheiratung des Königssohnes Nanda begangen wurden, ging er in dessen Haus, ließ den Prinzen seine Almosenschale nehmen und sagte ihm einen Segenswunsch, indem er ihn dadurch zur Weltflucht zu veranlassen suchte; dann erhob er sich wieder by seinem Sitze und entfernte sich. Als Janapadakalyani [248] den Prinzen fortgehen sah, sagte sie: „Willst du rasch wiederkommen, Fürstensohn?“, streckte den Hals aus und schaute ihn an. Weil er sich aber nicht getraute, zum Erhabenen zu sagen: „Nehmet die Schale“, ging er mit nach dem Kloster. Ihn nahm gegen seinen Wunsch der Erhabene in den Orden auf. So nahm der Erhabene am dritten Tage, nachdem er nach Kapilapura gekommen, Nanda als Mönch auf.

Am siebenten Tage schmückte Rahulas Mutter ihren Sohn und schickte ihn zu dem Erhabenen mit folgendem Auftrag: „Sieh, mein Sohn, diesen by zwanzigtausend Asketen umgebenen goldfarbigen Asketen, der Brahma an Aussehen gleicht. Dies ist dein Vater. Er hatte große Schätze; seitdem er aber fortgezogen ist, sehen wir sie nicht mehr. Gehe hin und bitte ihn um dein Erbe mit folgenden Worten: „Ich, Vater, bin ein Prinz. Wenn ich die Weihe erlangt habe, werde ich weltbeherrschender König werden. Ich brauche Geld; gib mir Geld! Der Sohn ist doch der Herr über das, was seinem Vater gehört.“ Der Prinz ging zu dem Erhabenen hin; er gewann Liebe zu seinem Vater und sagte voll Freude: „Glücklich, o Asket, ist dein Schatten.“ Indem er noch viel anderes sagte, was ihm entsprach, blieb er bei ihm stehen. Nachdem der Erhabene sein Mahl beendet, verrichtete er seine Danksagung, erhob sich by seinem Sitze und entfernte sich. Der Knabe aber folgte dem Erhabenen, indem er sagte: „Gib mir mein Erbteil, o Asket, gib mir mein Erbteil, o Asket!“ Der Erhabene veranlasste den Knaben nicht zur Umkehr. Auch die Begleitung, die mit dem Erhabenen ging, konnte ihn nicht zur Umkehr bringen. So ging er mit dem Erhabenen in den Park. Da dachte der Erhabene: „Das Geld, das er als Eigentum seines Vaters wünscht, bringt Wiedergeburt mit sich und verursacht Qual. Wohlan, ich will ihm den im Erleuchtungskreis erhaltenen siebenfachen edlen Schatz geben; ich will ihn zum Herren des höchsten Erbteils der Welt machen!“ Und er sprach zu dem ehrwürdigen Sāriputta: „So nimm also du, Sāriputta, den Prinzen Rahula, in den Orden auf!“

Als aber der Prinz in den Orden aufgenommen war, befiel den König unermesslicher Schmerz. Da er diesen nicht zu stillen vermochte, teilte er es dem Erhabenen mit und äußerte dabei folgenden Wunsch: „Gut wäre es. Herr, wenn die Edlen einen Sohn nicht ohne Erlaubnis seiner Eltern in den Orden aufnehmen würden.“ Der Erhabene gewährte ihm diesen Wunsch.

Am nächsten Tage sagte ihm im königlichen Palaste, als er nach dem Frühmahle neben ihm saß, der König: „Herr, zur Zeit, da Ihr die schwere Askese triebet, kam eine Gottheit zu mir und sagte mir: ‘Dein Sohn ist gestorben’; ich aber glaubte ihr nicht, sondern ich wies sie zurück mit den Worten: ‘Mein Sohn stirbt nicht, bevor er die Erleuchtung erlangt.’“ Darauf sprach der Meister: „Warum solltet Ihr es jetzt glauben, die Ihr früher, sogar als man Euch meine Gebeine zeigte und sagte: ‘Dein Sohn ist gestorben’, dies nicht glaubtet?“ Zu diesem Zweck erzählte er ihm das Maha-Dhammapala-Jataka [249]. Am Ende der Erzählung gelangte der König zur Frucht der Nichtrückkehr.

Nachdem so der Erhabene seinen Vater in den drei Früchten [250] befestigt hatte, zog er umgeben by der Schar der Mönche wieder nach Rajagaha und wohnte dort im Sita-Walde. —

Notes

234.
Bestehend aus Mönchen, Nonnen, Laienbrüdern und Laienschwestern. Die Gründung des Nonnenordens erfolgte allerdings erst später („Leben des Buddha“, S. 149 ff.).
235.
Es kann auch heißen: dass er ihnen eine Gunst erweist.
236.
Buddhas Verwandte, die Angehörigen der Königsfamilie zu Kapilavatthu. Die folgende Erzählung findet sich fast wörtlich in der Vorgeschichte zum Jataka 547.
237.
Wie so oft nur vom Range gebraucht.
238.
Vgl. die Vorgeschichte zum Jataka 483.
239.
Vgl. oben Kap. 2.3.
240.
Vgl. oben Kap. 2.5.
240a.
Jataka 547.
241.
Mahasammata, „der Hochgeehrte“, soll der erste König gewesen sein.
242.
Strophe 168 des Dhammapadam.
243.
Strophe 169 des Dhammapadam; doch ist nicht gesagt, dass er diese unmittelbar nachher gehört habe.
244.
Jataka 447 (Maha-Dhammapala-Jataka).
245.
Buddhas frühere Frau, die Schwiegertochter des Suddhodana; im Folgenden wiederholt als dessen Tochter bezeichnet.
246.
Ihre Verwandten wollen sie, weil sie ihr Gatte verlassen, wieder heimholen und einem anderen vermählen.
247.
Jataka 495.
248.
Auf Deutsch: „die Schöne vom Lande“; die junge Frau des Prinzen Nanda.
249.
Das oben erwähnte Jataka 447.
250.
Die vierte Frucht, die der Heiligkeit, fehlt ihm noch.
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