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J 33
{Sutta: J i 209|J 033|J 033} {Vaṇṇanā: atta. J 033|atta. J 033}
Die Erzählung von der Eintracht
033
Sammodamana-Jataka (Sammodamānajātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit
Alternative Formate: [audio icon]

Solang die Vögel einig sind

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er bei Kapilavatthu in einem Nigrodha-Parke [1] verweilte, mit Beziehung auf einen Streit wegen eines Tragkissens [2].

[§D]

Davon wird im Kunala-Jātaka 536 erzählt werden.

Nachdem hierauf der Meister zu seinen Verwandten gesagt hatte: „Ihr Großkönige [4], unter Verwandten ist ein Streit miteinander nicht angebracht. Auch Tiere sind in früherer Zeit, während sie einträchtig waren, im Kampfe Sieger geblieben, als sie aber in Streit geraten waren, in großes Verderben gestürzt“, erzählte er, von den verwandten Königsfamilien dazu aufgefordert, folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, wurde der Bodhisattva als eine Wachtel wiedergeboren und verweilte im Walde, umgeben von einigen tausend Wachteln. Damals nun pflegte ein Wachteljäger nach ihrem Aufenthaltsort zu gehen und den Wachtelruf nachzuahmen; wenn er dadurch gemerkt hatte, wo sie versammelt waren, warf er ein Netz über sie, drückte es an den Enden zusammen, tat sie alle zusammen und füllte mit ihnen seinen Korb. Dann ging er nach Hause, verkaufte sie und verdiente sich dadurch seinen Lebensunterhalt. Da sprach eines Tages der Bodhisattva zu den Wachteln: „Dieser Vogeljäger bringt unsere Verwandten ins Verderben. Ich kenne aber ein Mittel, wodurch er uns nicht mehr fangen kann. Von jetzt an soll sogleich, wenn er das Netz über euch geworfen hat, jeder in eine Masche des Netzes seinen Kopf stecken, das Netz aufheben, es dahin bringen, wohin ihr wollt, und es dann in ein Dornengestrüpp werfen. Auf diese Weise werden wir ihm überall entgehen.“ Alle gaben ihre Zustimmung dazu. Als nun am zweiten Tage das Netz über sie geworfen wurde, hoben sie auf die vom Bodhisattva angegebene Weise das Netz empor, warfen es in ein Dornengestrüpp und entgingen so dem Untergang. Bis aber der Vogeljäger das Netz aus dem Gestrüpp losgemacht hatte, wurde es spät und er ging mit leeren Händen nach Haus.

Vom nächsten Tage an machten es die Wachteln immer so. Und nachdem er bis Sonnenuntergang das Netz freigemacht hatte, ging er, ohne etwas gefangen zu haben, mit leeren Händen heim. Da wurde seine Frau zornig und sprach: „Tag für Tag kommst du mit leeren Händen; du hast wohl noch jemand anderen zu unterhalten, meine ich.“ Aber der Vogeljäger erwiderte: „Liebe, ich habe keinen andern zu unterhalten. Aber die Wachteln sind jetzt einträchtig geworden; und wenn ich das Netz werfe, so nehmen sie es sogleich mit, werfen es in ein Gestrüpp und eilen davon. Indes werden sie nicht die ganze Zeit einträchtig sein. Bekümmere dich nicht; wenn sie Streit bekommen, werde ich sie dir alle bringen und dein Gesicht wieder lächeln machen.“ Und darauf sagte er seiner Frau folgenden Vers:

[§1] „Solang die Vögel einig sind, entkommen sie mitsamt dem Netz; doch wenn sie wieder streiten sich, dann fallen sie in meine Hand.“

Nach wenigen Tagen aber stieß eine Wachtel, als sie nach dem Futterplatze herabflog, unabsichtlich an den Kopf einer anderen. Die andere fragte zornig: „Wer hat mich an den Kopf gestoßen?“ Die erste erwiderte: „Ich habe dich unabsichtlich gestoßen, sei nicht böse“; aber trotzdem blieb die andere erzürnt. Als sie aber immer wieder sagten: „Du hebst, glaub ich, das Netz allein auf“, bekamen sie Streit miteinander. Da sie aber stritten, dachte der Bodhisattva: „Wenn Streit entstanden ist, gibt es keine Wohlfahrt mehr. Jetzt werden sie das Netz nicht aufheben und dadurch zu großem Unheil gelangen. Der Vogeljäger wird eine günstige Gelegenheit erhalten; ich darf an diesem Orte nicht mehr bleiben.“ Und er begab sich mit seinem Gefolge an einen anderen Ort. —

Nach einigen Tagen kam der Jäger, ahmte den Wachtelruf nach und warf über die Versammelten sein Netz. Da sagte eine Wachtel zur anderen: „Wenn du das Netz aufhebst, fallen dir die Haare vom Kopfe; hebe es jetzt auf!“ Die andere sagte: „Wenn du das Netz aufhebst, fallen dir an beiden Flügeln die Federn aus; hebe es jetzt auf.“ Während sie nun immer so sprachen: „Hebe du es auf“, hob der Jäger das Netz auf, tat sie alle zusammen, füllte seinen Korb mit ihnen und ging nach Hause, wo er dadurch seine Frau zum Lächeln brachte.

[§C]

Nachdem der Meister mit den Worten: „So, o Großkönig, ist ein Streit zwischen Verwandten nicht nützlich, sondern der Streit ist die Wurzel des Verderbens“, diese Lehrunterweisung beendigt hatte, stellte er die gegenseitigen Bedingungen fest und verband das Jātaka mit den Worten: „Damals war die unkluge Wachtel Devadatta, die kluge Wachtel aber war ich.“

Ende der Erzählung von der Eintracht

Anmerkungen:

1.
„Nigrodha“ ist der indische Feigenbaum, Ficus indica.
2.
Damit ist ein Tuch gemeint, das kranzartig auf den Kopf gelegt als Unterlage für die auf dem Kopfe getragene Last diente.

4.
Erst die spätere Überlieferung lässt Buddha aus königlichem Geschlechte entsprossen sein; vgl. „Leben des Buddha“, S. X.
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