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J 47
{Sutta: J i 252|J 047|J 047} {Vaṇṇanā: atta. J 047|atta. J 047}
Die Erzählung vom Branntwein
047
Varuni-Jataka (Vāruṇidūsakajātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Wenn einer nicht zum Guten taugt

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf einen Branntweinverderber. Ein Branntweinhändler nämlich, ein Freund des Anāthapindika, hatte scharfen Branntwein gemischt und verkaufte ihn, indem er Goldbarren u. dgl. dafür nahm. Als nun viele Leute versammelt waren, befahl er seinem Lehrling: „Lieber, lass dir das Geld dafür geben und gib dafür Branntwein“; er selbst ging zum Baden. Da aber der Lehrling vielen Leuten Branntwein gab und sah, wie die Leute dazwischen Salz und Zucker zu sich nahmen und kauten, dachte er: „Der Branntwein wird nicht gesalzen sein; ich will Salz hineinwerfen.“ Und er warf in das Branntweingefäß ein Maß Salz und gab ihnen dann den Branntwein. Sie füllten wieder und wieder den Mund damit, spien aus und fragten: „Was hast du gemacht?“ Er antwortete: „Weil ich sah, wie ihr, nachdem ihr den Branntwein getrunken, Salz verzehrtet, habe ich ihn mit Salz gemischt.“ Darauf tadelten sie ihn mit den Worten: „Den so wohlschmeckenden Branntwein hast du verdorben, du Tor“; und sie standen alle auf und gingen fort. — Als nun der Branntweinhändler wiederkam und auch nicht einen mehr sah, fragte: „Wohin sind die Branntweintrinker gegangen?“ Der andere erzählte die Sache. Da tadelte ihn sein Meister mit den Worten: „Du Tor, einen solchen Branntwein hast du verdorben?“, und er erzählte die Geschichte dem Anāthapindika.

Anāthapindika dachte: „Das ist wert, von uns erzählt zu werden“; und er begab sich nach dem Jetavana, begrüßte den Meister und teilte ihm die Sache mit. Da sprach der Meister: „Nicht nur jetzt, o Hausvater, ist dieser ein Branntweinverderber, sondern auch schon früher war er ein Branntweinverderber“. Und nach diesen Worten erzählte er auf dessen Bitten folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, war der Bodhisattva Großkaufmann zu Benares. Bei ihm lebte ein Branntweinhändler. Dieser mischte einmal scharfen Branntwein; dann sprach er zu seinem Lehrling: „Verkaufe diesen“, und ging zum Baden. Sobald er aber weggegangen war, warf der Lehrling Salz in den Branntwein und verdarb auf diese Weise den Branntwein. Als nun sein Meister zurückkehrte und die Sache erfuhr, teilte er sie dem Großkaufmann mit. Da sagte der Großkaufmann: „Wenn die Toren, die nicht zum Guten taugen, etwas Nützliches tun wollen, tun sie nur Schädliches.“ Und darauf sprach er folgende Strophe:

[§1] „Wenn einer nicht zum Guten taugt, bringt ihm auch Gutes Tun kein Glück; was nützlich ist, zerstört der Tor, gleichwie den Branntwein Kondanna [1].“

Mit dieser Strophe verkündigte der Bodhisattva die Lehre.

[§C]

Darauf sagte der Meister: „Nicht nur jetzt, o Hausvater, ist dieser ein Branntweinverderber, sondern auch schon früher war er ein Branntweinverderber“, stellte die gegenseitigen Beziehungen klar und verband das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war derselbe wie auch jetzt der Branntweinverderber, der Großkaufmann von Benares aber war ich.“

Ende der Erzählung vom Branntwein

Anmerkungen:

1.
Dies ist der in der Erzählung selbst nicht vorkommende Name des Lehrlings.
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