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J 79
{Sutta: J i 355|J 079|J 079} {Vaṇṇanā: atta. J 079|atta. J 079}
Die Erzählung von dem lauten Schall
079
Kharassara-Jataka (Kharassarajātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Nachdem geraubt die Kühe und getötet

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf einen Minister. Ein Minister des Königs von Kosala nämlich hatte den König für sich gewonnen und in einem Grenzdorfe die königlichen Einkünfte erhalten. Darauf kam er mit Räubern zusammen und sagte zu ihnen: „Ich werde mit meinen Leuten in den Wald gehen, ihr aber plündert das Dorf aus und gebt mir von der Beute die Hälfte.“ Am Morgen versammelte er seine Leute und ging in den Wald; dann kamen die Räuber, töteten die Kühe, aßen ihr Fleisch und plünderten das Dorf aus. Als sie wieder gegangen waren, kam er zur Abendzeit zurück, umgeben von einer großen Menge von Menschen. —

Nicht lange darauf wurde diese seine Tat bekannt. Die Leute meldeten es dem Könige. Der König ließ ihn rufen, stellte seine Schuld fest und bestrafte ihn tüchtig. Nachdem er einen andern als Vorsteher des Dorfes ausgeschickt hatte, begab er sich nach dem Jetavana und teilte dem Erhabenen diesen Sachverhalt mit. Der Erhabene sprach: „Nicht nur jetzt, o Großkönig, hat dieser ein solches Betragen, sondern auch schon früher war er so.“ Und nach diesen Worten erzählte er auf die Bitte des Königs folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, gab er einem Minister ein Grenzdorf.

[§D]

Alles ist wie oben.

Damals aber nahm der Bodhisattva, als er des Handels wegen an der Grenze weilte, in diesem Dorfe seinen Aufenthalt. Als nun dieser Dorfvorsteher zur Abendzeit von einer großen Menge Menschen umgeben unter Trommelschlag zurückkehrte, dachte der Bodhisattva: „Dieser spitzbübische Vorsteher hat sich mit den Räubern zusammengetan. Nachdem die Räuber das Dorf ausgeplündert, sind sie fortgelaufen und in den Wald gegangen; jetzt aber kommt er, als ob er ganz ruhig wäre, unter Trommelschlag zurück.“ Und er sprach folgende Strophe:

[§1] „Nachdem geraubt die Kühe und getötet, verbrannt die Häuser, weggeführt die Menschen, da kommt zurück der Sohn zum Tod des Sohnes [1], indem er laut die Trommel lässt erschallen.“

So tadelte ihn der Bodhisattva mit dieser Strophe; nicht lange danach aber wurde diese seine Tat bekannt. Der König aber belegte ihn mit einer seiner Schuld entsprechenden Strafe.

[§C]

Nachdem der Meister mit den Worten: „Nicht nur jetzt, o Großkönig, hat dieser ein so schlechtes Betragen, sondern auch schon früher hatte er ein solches Betragen“, diese Lehrunterweisung beendigt hatte, stellte er die gegenseitigen Beziehungen klar und verband das Jātaka mit folgenden Worten: „Der damalige Minister war der jetzige Minister, der weise Mann aber, der die Strophe rezitierte, war ich.“

Ende der Erzählung von dem lauten Schall

Anmerkungen:

1.
Der sehr unklar gefasste Ausdruck soll bedeuten: „Ein Mensch, der eine solche Tat begeht, verdient nicht den Namen eines Sohnes.“ Der Kommentator gibt folgende Erklärung: „Sohn zum Tod des Sohnes bedeutet einen Schamlosen. Wer nämlich sein Schamgefühl aufgegeben hat, besitzt keine Mutter mehr; während er also noch lebt, gilt er ihr als getöteter Sohn.“ Einfacher wäre daher zu übersetzen: „da kommt zurück der Sohn, der nicht mehr Sohn ist.“
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