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J 91
{Sutta: J i 380|J 091|J 091} {Vaṇṇanā: atta. J 091|atta. J 091}
Die Erzählung von dem bestrichenen Würfel
091
Litta-Jataka (Littajātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

10. Littavaggo

Der Mann merkt nicht, dass er den Würfel

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf den unüberlegten Gebrauch. Zu dieser Zeit nämlich gebrauchten die Mönche häufig ihre Gewänder und andere Dinge, die sie bekommen hatten, ohne darüber nachzudenken. Da sie nun unüberlegt die vier Hilfsmittel benützten, wurden sie häufig nicht von der Wiedergeburt in der Hölle oder in einem Tierleibe befreit. Als der Meister diesen Sachverhalt bemerkte, erklärte er den Mönchen auf mancherlei Art die Regel und setzte ihnen auseinander, welche Sündhaftigkeit in dem unüberlegten Gebrauche liege, indem er sprach: „Ihr Mönche, wenn der Mönch die vier Hilfsmittel erhalten hat, so darf er sie nicht unüberlegt gebrauchen; darum gebraucht sie von jetzt an mit Überlegung.“

Die Art der Überlegung zeigte er ihnen folgendermaßen: „Seht, ihr Mönche, ein Mönch, der sich weise bedenkt, bedient sich der Kleidung zur Vertreibung der Kälte.“ Nachdem er ihnen auf diese und ähnliche Art eine Regel gegeben, sprach er: „Ihr Mönche, die vier Hilfsmittel muss man mit solcher Überlegung gebrauchen; der unüberlegte Gebrauch gleicht dem Genuss des Halahala-Giftes. Schon in früherer Zeit haben Leute, da sie unüberlegt, ohne seine schlimme Eigenschaft zu kennen, Gift genossen, großes Leid erduldet, als es zur Reife gelangt war.“ Und nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, nahm der Bodhisattva in einer sehr wohlhabenden Familie seine Wiedergeburt und wurde, als er herangewachsen war, ein Würfelspieler. Wenn nun ein anderer falscher Würfelspieler mit dem Bodhisattva spielte, so störte er, solange er siegte, das Spiel [1] nicht; wenn er aber verlor, warf er einen Würfel in seinen Mund und störte das Spiel, indem er sagte: „Ein Würfel ist verloren“, und fort ging. Der Bodhisattva merkte den Grund; und indem er dachte: „Gut, ich werde es ja sehen“, nahm er die Würfel mit nach Hause und bestrich sie mit Halahala-Gift. Dann ließ er sie wieder trocknen, ging damit zu jenem hin und sprach: „Gehe, Lieber, wir wollen Würfel spielen.“ Der andere erwiderte: „Gut, Lieber“, richtete den Spieltisch her und spielte mit ihm. Als er aber verlor, steckte er einen in seinen Mund. Als ihn der Bodhisattva so tun sah, dachte er: „Verschlinge ihn nur; du wirst schon später erkennen, was es ist.“ Und um ihn zu warnen, sprach er folgende Strophe:

[§1] „Der Mann merkt nicht, dass er den Würfel verschlingt, der mit dem schärfsten Gift bestrichen. Verschling, verschling ihn nur, du böser Spieler, er wird dir bitter werden hinterdrein.“

Als der Bodhisattva immer so sprach, wurde jener durch die Kraft des Giftes ohnmächtig; er verdrehte die Augen, krümmte seinen Körper und fiel nieder. Da dachte der Bodhisattva: „Jetzt kommt es mir zu, ihm das Leben zu erhalten“; und er gab ihm ein aus Heilkräutern hergestelltes Brechmittel und ließ ihn sich erbrechen. Dann gab er ihm zerlassene Butter, Honig, Zucker u. ä. zu essen, machte ihn dadurch gesund und ermahnte ihn: „Von nun an tue nicht mehr derartiges.“ Und nachdem er Almosen gegeben und andere gute Werke getan hatte, gelangte er an den Ort seiner Verdienste.

[§C]

Nachdem der Meister diese Lehrunterweisung beendigt hatte, sprach er: Ihr Mönche, der unüberlegte Gebrauch (der vier Hilfsmittel) ist wie der unüberlegte Genuss von Gift“, und verband hierauf das Jātaka mit folgenden Worten: „Der weise Spieler von damals war ich.“

[§D]

(Der falsche Spieler wird hier nicht genannt; wie hier so wird auch sonst überall nicht genannt, wer nicht zu dieser Zeit gelebt hat [2].)

Ende der Erzählung von dem bestrichenen Würfel

Anmerkungen:

1.
Eigentlich „den Spieltisch“.
2.
D. h. wer nicht mit einer Person der Gegenwart identifiziert werden kann.
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