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J 141
{Sutta: J i 488|J 141|J 141} {Vaṇṇanā: atta. J 141|atta. J 141}
Die Erzählung von der Rieseneidechse
141
Godha-Jataka (Godhajātakaṃ) [1]
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

15. Kakaṇṭakavaggo

Wer mit den Bösen gern verkehrt

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Vejuvana verweilte, mit Beziehung auf einen verräterischen Mönch.

[§D]

Die Erzählung aus der Gegenwart gleicht der im Mahilamukha-Jātaka [2].

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, nahm der Bodhisattva im Geschlechte der Rieseneidechsen seine Wiedergeburt. Als er herangewachsen war, nahm er seinen Aufenthalt am Ufer des Flusses in einer großen Höhle, umgeben von einigen hundert Rieseneidechsen. — Sein Sohn, eine junge Eidechse, hatte mit einem Chamäleon Freundschaft geschlossen. In Eintracht lebte er mit ihm zusammen und legte sich öfters auf dasselbe in der Absicht, es zu umarmen.

Man meldete aber dem Eidechsenkönig, dass sein Sohn mit dem Chamäleon vertraut sei. Der Eidechsenkönig ließ sein Söhnchen rufen und sprach zu ihm: „Mein Sohn, am unrechten Orte schenkst du Vertrauen. Die Chamäleons nämlich sind niedrige Geschöpfe; mit ihnen darf man keine Vertrautheit pflegen. Wenn du mit ihm vertraut bleibst, wird durch dies Chamäleon dieser ganze Eidechsenstamm zugrunde gehen. Pflege von jetzt an keine Freundschaft mit ihm.“ Jener aber tat es doch. Als nun der Bodhisattva trotz seines wiederholten Redens die Freundschaft seines Sohnes mit dem Chamäleon nicht hindern konnte, dachte er: „Jetzt wird uns durch das Chamäleon Leid widerfahren; wenn es so weit ist, muss man den Weg zur Flucht bereit halten.“ Und er ließ auf einer Seite einen geheimen Ausgang machen.

Sein Sohn aber wurde allmählich groß an Körper, das Chamäleon jedoch blieb so wie vorher. Der andre nun legte sich immer wieder auf das Chamäleon in der Absicht, es zu umarmen, und es war, wie wenn eine Bergspitze das Chamäleon bedeckte. Als dies so geplagt wurde, dachte es: „Wenn dieser mich noch einige wenige Tage so umarmt, so lebe ich nicht mehr; ich werde mich mit einem Jäger zusammentun und dies Eidechsengeschlecht vernichten.“

Als nun eines Tages im Sommer eine Regenwolke sich entlud, kamen die Ameisen aus ihrem Ameisenhaufen hervor [3]. Darauf verließen allenthalben die Rieseneidechsen ihre Wohnungen und verzehrten die Ameisen. Ein Eidechsenjäger aber nahm, um die Eidechsenhöhle zu zerstören, einen Spaten und ging mit seinen Hunden in den Wald. Als das Chamäleon ihn sah, dachte es: „Heute werde ich meinen Wunsch erfüllen“; und es kam herzu, legte sich unweit von ihm hin und fragte: „He, Mann, warum wandelst du im Walde umher?“ Er antwortete: „Um Eidechsen zu fangen.“ Darauf sagte das Chamäleon: „Ich kenne den Aufenthaltsort einiger hundert Rieseneidechsen; nimm Feuer und Stroh mit und komme!“ Und es führte ihn dorthin und sprach: „Wirf an dieser Stelle das Stroh hin, stecke es in Brand und erzeuge dadurch Rauch; stelle außerdem deine Hunde auf allen Seiten auf, nimm selbst einen großen Hammer, triff damit alle herauskommenden Eidechsen, töte sie und mache einen Haufen davon!“ Nachdem es so gesagt, dachte es: „Heute werde ich den Rücken meines Feindes sehen“; und es legte sich an einem Orte hin, den Kopf in die Höhe haltend.

Darauf machte der Jäger von dem Stroh einen Rauch. Der Rauch drang in die Höhle. Die Eidechsen, vom Rauch geblendet und von Todesfurcht erfüllt, begannen herauszukommen und davonzulaufen; der Jäger aber traf alle, die herauskamen, und tötete sie. Die aber seiner Hand entkamen, packten die Hunde. So stürzten die Eidechsen in großes Unglück. — Der Bodhisattva aber merkte, dass durch das Chamäleon diese Not verursacht sei, und dachte sich: „Mit schlechten Menschen darf man keine Freundschaft haben; durch Böse nämlich entsteht kein Glück. So ist durch das eine böse Chamäleon über so viele Eidechsen Verderben gekommen.“ Und indem er durch den geheimen Ausgang davonlief, sprach er folgende Strophe:

[§1] „Wer mit den Bösen gern verkehrt, dem geht es nicht beständig gut; wie das Chamäleon die Echsen, er selbst sich ins Verderben stürzt.“
[§C]

Nachdem der Meister diese Lehrunterweisung beschlossen hatte, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war das Chamäleon Devadatta, der Sohn des Bodhisattva, das ungehorsame Rieseneidechsenjunge, war der verräterische Mönch, der Rieseneidechsenkönig aber war ich.“

Ende der Erzählung von der Rieseneidechse

Anmerkungen:

1.
Es sind dieselben Tiere gemeint wie im 138. Jātaka, nämlich die Iguanas. Doch ist dort in der Übersetzung nur das Wort „Eidechse“ gebraucht, weil es dort auf die Größe nicht ankommt.
2.
Dies ist das 26. Jātaka.
3.
Vgl. die ganz gleiche Schilderung im Jātaka 138.
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