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J 214
{Sutta: J ii 175|J 214|J 214} {Vaṇṇanā: atta. J 214|atta. J 214}
Die Erzählung von dem vollen Fluss
214
Punnanadi-Jataka (Puṇṇanadījātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Von wem den vollen Fluss man trinkbar nennt

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf die Vollendung in der Einsicht. — Zu einer Zeit nämlich begannen in der Lehrhalle die Mönche in Beziehung auf die Einsicht des Vollendeten folgende Unterhaltung: „Freund, der völlig Erleuchtete ist von großer Einsicht, von ausgebreiteter Einsicht, von rascher Einsicht, von flinker Einsicht, von scharfer Einsicht, von unterscheidender Einsicht und ist ausgestattet mit der Einsicht der richtigen Mittel.“ Da kam der Meister und fragte: „Zu welcher Unterhaltung, ihr Mönche, habt ihr euch jetzt hier niedergelassen?“ Als sie antworteten: „Zu der und der“, sprach er: „Nicht nur jetzt, ihr Mönche, sondern auch früher schon war der Vollendete einsichtsvoll und erfahren in den Listen.“ Und nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, nahm der Bodhisattva in der Familie seines Hauspriesters seine Wiedergeburt. Nachdem er herangewachsen war und zu Takkasilā alle Wissenschaften erlernt hatte, erhielt er nach dem Tode seines Vaters die Hauspriesterstelle und war der Ratgeber des Königs von Benares in den weltlichen und geistlichen Dingen.

Zu einer anderen Zeit aber hörte der König auf die Rede von Verleumdern und sprach erzürnt zum Bodhisattva: „Bleibe nicht mehr in meiner Nähe.“ Mit diesen Worten trieb er den Bodhisattva aus Benares fort. Der Bodhisattva nahm Weib und Kind mit sich und nahm in einem Dörfchen im Reiche Kasi seine Wohnung.

Zu einer anderen Zeit aber gedachte der König wieder an seine Vorzüge und er dachte: „Es passt sich nicht für mich, irgendjemand hinzuschicken und meinen Lehrer herbeizurufen; sondern ich will eine Strophe dichten und sie auf ein Blatt schreiben. Dann will ich Krähenfleisch kochen lassen, den Brief und das Fleisch mit einem weißen Gewande umwickeln, dies mit meinem königlichen Siegelring versiegeln und es ihm so schicken. Wenn er weise ist, wird er den Brief lesen, das Vorhandensein des Krähenfleisches bemerken und zurückkehren; wenn nicht, so wird er nicht kommen.“ Und er schrieb folgende, mit den Worten: „Von wem den vollen Fluss“ beginnende Strophe auf ein Blatt:

[§1] „Von wem den vollen Fluss man trinkbar nennt, für wen die Gerste man versteckbar nennt, nach wem des Wandrers Namen man erkennt: der ist gekommen. Auf, iss ihn, Brahmane [1].“

Diese Strophe schrieb der König auf ein Blatt und schickte es dem Bodhisattva.

Als dieser das Blatt gelesen, sagte er: „Der König wünscht mich zu sehen“, und sprach folgende zweite Strophe:

[§2] „Weil mein der König hat gedacht, hat eine Krähe er geschickt, dazu noch Schwäne, Reiher, Pfauen [2]; gar schlimm ist das vergessen Sein.“

Er ließ einen Wagen anspannen, fuhr fort und suchte den König auf. Der König war darüber befriedigt und setzte ihn wieder in die Hauspriesterstelle ein.

[§C]

Nachdem der Meister diese Unterweisung beendigt hatte, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war der König Ananda, der Hauspriester aber war ich.“

Ende der Erzählung von dem vollen Fluss

Anmerkungen:

1.
Dieser rätselhafte Vers ist zu erklären aus dem Beiwort „kakapeyyo“ = „von Krähen trinkbar“ für einen angeschwollenen Fluss und aus dem Beiwort „kakaguyho“ = „für Krähen versteckbar“ für eine bestimmte Höhe des Getreides. Die dritte Zeile bezieht sich auf eine Art Orakel, wonach man aus dem Rufe der Krähen auf die Rückkehr eines bestimmten Wanderers schließen konnte, wie der Kommentator angibt. Im übrigen soll nach dem Glauben der Inder das Krähenfleisch das Gedächtnis stärken.
2.
Diese Zeile ist aus dem Jātaka 202 Strophe 1 Zeile 1 wiederholt, obwohl sie hier gar keinen Sinn gibt.
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