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J 230
{Sutta: J ii 220|J 230|J 230} {Vaṇṇanā: atta. J 230|atta. J 230}
Die zweite Erzählung von Palayi
230
Dutiyapalayi-Jataka (Dutiyapalāyitajātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Ein ungeheures Heer

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, ebenfalls mit Beziehung auf einen Bettelmönch namens Palayi. In dieser Geschichte aber kam jener Bettelmönch in das Jetavana hinein. — In diesem Augenblicke verkündigte der Meister, von einer großen Menge Volkes umgeben und auf dem geschmückten Predigtstuhle sitzend, die Lehre wie ein junger Löwe, der in der Manosila-Ebene das Löwengeschrei erhebt. Als der Bettelmönch die einem Brahma-Körper gleichende Gestalt des mit den zehn Kräften Ausgestatteten, sein dem Vollmond an Herrlichkeit gleichendes Antlitz und seine einer goldenen Schüssel ähnliche Stirn erblickte, dachte er: „Wer wird im Stande sein, einen solchen Mann zu besiegen?“ Und er drehte sich um, flüchtete sich in die Mitte der Versammlung und machte sich davon.

Eine Menge Volkes folgte ihm nach; dann wendete sie sich wieder um und teilte dem Meister diese Begebenheit mit. Der Meister sprach: „Nicht nur jetzt, sondern früher schon ist dieser Bettelmönch davongelaufen, da er mein goldfarbenes Antlitz sah.“ Und nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Ehedem regierte der Bodhisattva zu Benares, zu Takkasilā aber ein König von Gandhara. Da dieser Benares erobern wollte, kam er mit einem aus vier Teilen [1] bestehenden Heere heran und umlagerte die Stadt. Am Stadttore stehend betrachtete er den Zug seiner Streitmacht und pries sein Heer mit den Worten: „Wer wird im Stande sein, ein so großes Heer zu besiegen?“ Und er sprach folgende Strophe:

[§1] „Ein ungeheures Heer, das ohnegleichen, nicht zu besiegen, wie das Meer durch Krähen [2], nicht zu erschüttern, wie durch Wind der Berg; nicht zu besiegen bin ich heut von andern.“

Sein Gegner aber zeigte ihm sein dem Vollmond an Herrlichkeit gleichendes Antlitz und sagte: „Du Tor, plappere nicht! Jetzt werde ich deinen Heereszug zermalmen, wie ein brünstiger, starker Elefant ein Rohrdickicht.“ Und um ihn zu erschrecken, sprach er folgende zweite Strophe:

[§2] „Du plapperst dumm; nicht gibt es meinesgleichen. Du bist im Fieberwahn; du findest keinen Helfer, wie wenn zum Elefant du hingehst, der allein ist [3]; er wird dich mit dem Fuß wie Rohr zerstampfen.“

Als aber der König von Gandhara die Worte des ihn in Angst Versetzenden vernahm, blickte er empor und sah dessen große Stirne, die einer goldenen Platte glich. Aus Furcht, selbst gefangen zu werden, kehrte er um, entfloh und kehrte in seine eigene Stadt zurück.

[§C]

Nachdem der Meister diese Unterweisung beschlossen hatte, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war der König von Gandhara der Bettelmönch Palayi, der König von Benares aber war ich.“

Ende der zweiten Erzählung von Palayi

Anmerkungen:

1.
Vgl. oben Jātaka 183 Anm. 2. [Nämlich aus Elefanten, Wagen, Reitern und Fußvolk.]
2.
Wohl eine Anspielung auf das Jātaka 146, wo die Krähen das Meer auszutrinken versuchen.
3.
Die von der Herde getrennten Elefanten waren besonders gefürchtet; vgl. Jātaka 72 Anm. 1.
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