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J 264
{Sutta: J ii 334|J 264|J 264} {Vaṇṇanā: atta. J 264|atta. J 264}
Die Erzählung von dem großen Panada
264
Mahapanada-Jataka (Mahāpanādajātakaṃ) [0a]
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Panada, so hieß dieser König

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er am Ufer des Ganges saß, mit Beziehung auf die Wunderkraft des Thera Bhaddaji. — Nachdem nämlich zu einer Zeit der Meister zu Savatthi die Regenzeit verbracht hatte, dachte er: „Ich will dem Prinzen Bhaddaji eine Gunst erweisen“; und umgeben von der Mönchsgemeinde gelangte er auf seiner Wanderung nach der Stadt Bhaddiya, wo er drei Monate im Jatiya-Walde verweilte und auf das völlige Reifen der Einsicht bei dem Prinzen wartete.

Der Prinz Bhaddaji [Bhaddajikumara] war der Hochgeehrte einzige Sohn des Großkaufmanns von Bhaddiya, der achthundert Millionen besaß. Er hatte für die drei Jahreszeiten [1] drei Paläste [2] und wohnte in jedem vier Monate. Wenn er in einem geweilt hatte, so zog er, von Tänzern umgeben, mit großer Pracht in einen andern Palast. Dann lief erregt die ganze Stadt zusammen, um die Pracht des Prinzen zu sehen; im Innern des Palastes stellte man Reihen an Reihen, Bank an Bank auf.

Nachdem aber der Meister drei Monate dort verweilt hatte, ließ er den Stadtbewohnern mitteilen, er wolle wegziehen. Die Städter sagten: „Gehet morgen, Herr!“ Sie luden den Meister ein, richteten am zweiten Tage für die Gemeinde mit Buddha, ihrem Haupte, ein großes Almosen her, errichteten inmitten der Stadt einen Pavillon, zierten ihn, ließen Sitze herrichten und verkündeten dann, es sei Zeit zum Mahle. Der Meister begab sich, umgeben von der Gemeinde der Mönche, dorthin und setzte sich nieder. Die Leute spendeten ein großes Almosen. Nach Beendigung des Mahles begann der Meister mit süßer Stimme die Danksagung.

In diesem Augenblicke zog gerade der Prinz Bhaddaji aus einem seiner Paläste in einen andern. An diesem Tage aber kam niemand, um sich seine Pracht anzusehen, sondern es umgaben ihn nur seine eigenen Leute. Da fragte er die Leute: „Zu einer andern Zeit läuft, wenn ich von einem Palast in den andern ziehe, erregt die ganze Stadt zusammen; man bildet Reihen auf Reihen und stellt Bank an Bank auf. Heute aber ist außer meinen eigenen Leuten niemand da; was ist schuld daran?“ Man antwortete ihm: „Gebieter, der völlig Erleuchtete, der drei Monate lang bei dieser Stadt geweilt hat, wird heute weggehen. Nachdem er sein Mahl beendigt, erklärt er der Volksmenge die Lehre; alle Bewohner der Stadt hören seiner Predigt zu.“ Darauf sagte der Jüngling: „Geht also, wir wollen ihn auch hören“; und mit all seinem Schmuck angetan ging er mit großem Gefolge hin und stellte sich an das Ende der Versammelten. Während er aber die Lehre hörte, warf er alle Befleckung von sich ab und gelangte zur höchsten Frucht, zur Heiligkeit.

Darauf sprach der Meister zu dem Großkaufmann von Benares: „O Großkaufmann, während dein Sohn in vollem Schmuck meine Predigt hörte, ist er zur Heiligkeit gelangt. Soll ich ihn zum Mönch machen und mit mir nehmen oder soll er zum völligen Nirvana eingehen?“ Der Großkaufmann erwiderte: „Herr, mein Sohn braucht noch nicht zum völligen Nirvana einzugehen. Macht ihn zum Mönch! Wenn er aber Mönch geworden, so nehmt ihn mit Euch und kommt morgen in unser Haus!“

Der Erhabene nahm die Einladung an, begab sich mit dem edlen Jüngling in das Kloster, machte ihn zum Mönch und ließ ihm die Weihe erteilen. Seine Eltern erwiesen ihm sieben Tage lang große Ehrung. Nachdem aber der Meister noch sieben Tage geblieben war, nahm er den edlen Jüngling mit sich und gelangte auf seiner Wanderung nach Kotigama.

Die Bewohner von Kotigama spendeten der Mönchsgemeinde mit Buddha, ihrem Haupte, ein großes Almosen. Nachdem das Mahl beendet war, begann der Meister seine Danksagung. Während aber die Danksagung verrichtet wurde, ging der edle Jüngling zum Dorfe hinaus; und indem er dachte: „Wenn der Meister kommt, will ich ihm aufwarten“, setzte er sich in der Nähe des Gangesufer an den Fuß eines Baumes und versank in Ekstase. Auch als alte Theras herbeikamen, stand er nicht auf; sondern er erhob sich erst, als der Meister kam. Die unbekehrten Mönche dachten: „Dieser sieht die alten Theras herankommen und steht nicht vor ihnen auf, als wenn er schon länger Mönch wäre als sie“; und sie wurden böse auf ihn.

Die Bewohner von Kotigama banden darauf Flöße zusammen. Nachdem dies geschehen, fragte der Meister: „Wo ist Bhaddaji?“ „Hier ist er, Herr.“ Der Meister sprach zu ihm: „Komm, Bhaddaji, besteige mit uns zusammen ein Schiff!“ Der Thera sprang auf und stellte sich auf ein Schiff. Als sie sich nun mitten auf dem Ganges befanden, fragte der Meister: „Bhaddaji, wo ist der Palast, den du zu der Zeit bewohntest, da du der große König Panada warest?“ Er antwortete: „Er ist an dieser Stelle versunken, Herr.“ Nun sagten die unbekehrten Mönche: „Der Thera Bhaddaji zeigt seine Wunderkraft.“ — Darauf sagte der Meister: „Bhaddaji, löse also den Zweifel derer, die mit dir heiligen Wandel führen.“

In diesem Augenblick grüßte der Thera den Meister, ging vermöge seiner Wunderkraft hin, fasste den Stützpfeiler des Palastes mit dem Finger, nahm den fünfundzwanzig Yojanas messenden Palast und flog damit in die Luft empor. Als er aber in die Höhe geflogen war, zeigte er sich den unter dem Palaste Befindlichen, indem er eine Öffnung in den Palast machte. Ein, zwei und drei Yojanas hob er den Palast aus dem Wasser. Es hausten aber seine Verwandten aus dieser frühern Existenz aus Gier nach dem Palaste als Fische, Schildkröten, Schlangen und Frösche in diesem Palaste. Als nun der Palast in die Höhe stieg, drehten sie sich um und um und fielen ins Wasser. Da der Meister sie fallen sah, sagte er: „Bhaddaji, deine Verwandten sind in Not.“ Der Thera, der die Worte des Meisters gehört, ließ den Palast los und dieser sank wieder auf seinen frühern Platz.

Der Meister aber gelangte an das jenseitige Ufer des Ganges. Man richtete ihm am Gangesufer einen Sitz her und er ließ sich auf dem hergerichteten herrlichen Buddhasitze nieder, indem er Strahlen von sich entsandte wie die junge Sonne. Darauf fragten ihn die Mönche: „Zu welcher Zeit, Herr, war dieser Palast vom Thera Bhaddaji bewohnt?“ Der Meister erwiderte: „Zur Zeit des großen Königs Panada“, und erzählte folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Ehedem war im Reiche Videha zu Mithila ein König namens Suruci. Dessen Sohn hieß auch Suruci; dieser aber hatte einen Sohn, der große Panada [Mahapanada] mit Namen. Diese erhielten diesen Palast; um ihn aber zu erhalten, hatten sie früher einmal folgende Werke getan: Die beiden, Vater und Sohn, erbauten aus Rohr und Udumbara-Holz einem Paccekabuddha eine Laubhütte zum Wohnen usw.

[§D]

Die ganze Begebenheit aus der Vergangenheit in diesem Jātaka wird im vierzehnten Buche im Suruci-Jātaka [3] erzählt werden.

[§A2]

Nachdem der Meister diese Begebenheit aus der Vergangenheit erzählt hatte, sprach er, der völlig Erleuchtete, folgende Strophen:

[§1] „Panada, so hieß jener König. Von reinem Gold war sein Palast; breit war er sechzehn Bogenschüsse, doch tausend seine Höh' betrug. [§2] Aus hundert Stockwerken bestand er, fahnengeschmückt, smaragderstrahlend. Es tanzten dort von Musikanten sechstausend, siebenfach geteilt. [§3] So schön war damals der Palast, von dem du redest, Bhaddaji. Ich selbst war damals der Gott Sakka und diente dir als Untergebner.“

In diesem Augenblicke wurden die unbekehrten Mönche von ihrem Zweifel befreit.

[§C]

Nachdem der Meister so die Lehre erklärt hatte, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war der große Panada Bhaddaji, Sakka aber war ich.“

Ende der Erzählung von Mahapanada

Anmerkungen:

0a.
Bei Dutoit heißt das Jātaka „Die Erzählung von dem großen Panada“. „Maha“ ist hier jedoch kein Adjektiv, sondern Namensbestandteil. Daher ziehe ich es vor, ihn unübersetzt zu lassen.
1.
Die Jahreszeiten in Indien sind der Winter, der Sommer und die Regenzeit.
2.
Vgl. die Schilderung in „Leben des Buddha“, S. 14 f.
3.
Jātaka 489
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