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J 324
{Sutta: J iii 083|J 324|J 324} {Vaṇṇanā: atta. J 324|atta. J 324}
Die Erzählung von dem Mann mit dem Fellgewand
324
Cammasataka-Jataka (Cammasāṭakajātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Schön von Gestalt fürwahr ist dieses Tier

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf einen Bettelmönch, der mit einem Fellgewand bekleidet war. Sein Fellgewand war zugleich sein Unter- und sein Oberkleid [1]. Als dieser eines Tages sein Bettelmönch-Kloster verließ und in Savatthi Almosen sammelte, kam er an einen Ort, wo Widder zusammen kämpften. Als ihn ein Widder sah, sprang er rückwärts, um mit ihm zu kämpfen. Der Bettelmönch aber dachte: „Er will mir eine Ehre erweisen“, und zog sich nicht zurück. Darauf kam der Widder rasch gesprungen, traf ihn am Schenkel und brachte ihn zu Fall.

Dass dieser so unklug gewartet hatte, wurde unter der Mönchsgemeinde bekannt. In der Lehrhalle begannen die Mönche folgendes Gespräch: „Freund, der Bettelmönch mit dem Fellgewand hat unklugerweise gewartet und ist dadurch zu Schaden gekommen.“ Da kam der Meister und fragte: „Zu welcher Unterhaltung, ihr Mönche, habt ihr euch jetzt hier niedergelassen?“ Als sie antworteten: „Zu der und der“, sprach er: „Nicht nur jetzt, ihr Mönche, sondern auch früher schon wartete dieser unklugerweise und kam dadurch zu Schaden.“ Nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, nahm der Bodhisattva in einer Kaufmannsfamilie seine Wiedergeburt und betrieb das Kaufmannsgewerbe. Damals kam ein Bettelmönch, der ein Fellgewand trug, während er in Benares Almosen sammelte, an einen Platz, wo Widder zusammen kämpften. Als er einen Widder rückwärts springen sah, bildete er sich ein, dieser wolle ihm Ehre erweisen. Er ging nicht zur Seite, sondern da erdachte: „Unter all diesen vielen Menschen kennt allein dieser Widder unsern Vorzug“, faltete er die Hände und sprach stehen bleibend folgende erste Strophe:

[§1] „Schön von Gestalt fürwahr ist dieses Tier, sehr gutmütig und auch von großer Anmut; es ehret den Brahmanen edler Abkunft, den Sprüchekenner der berühmte Widder.“

In diesem Augenblick sprach der weise Kaufmann, der in seinem Laden saß, um den Bettelmönch zurückzuhalten, folgende zweite Strophe:

[§2] „Nicht fasse in so kurzer Zeit, Brahmane, Vertrauen zu dem vierfüßigen Tiere, Da einen festen Stoß es führen will, springt es zurück; es wird dich furchtbar treffen.“

Während aber der weise Kaufmann noch sprach, kam der Widder rasch heran und stieß jenen an den Schenkel, dass er von Schmerz betäubt zu Boden fiel. Jammernd lag er da.

Um den Sachverhalt klarzulegen, sprach der Meister [2] folgende dritte Strophe:

[§3] Zerbrochen ist der Schenkel, ausgeleert die Schale [3], vernichtet des Brahmanen ganze Habe. Die Arme streckt er aus und jammert laut: „Kommt doch herbei; man bringt den Heil'gen um.“

Folgende vierte Strophe sprach der Bettelmönch:

[§4] „So liegt am Boden hingestreckt, wer den ehrt, der es nicht verdient; so wie ich wurde hingeworfen, getötet von dem Bock, ich Tor.“

Während er noch so jammerte, hauchte er dort sein Leben aus.

[§C]

Nachdem der Meister diese Unterweisung beschlossen hatte, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war der Mann mit dem Fellgewand derselbe wie jetzt; der weise Kaufmann aber war ich.“

Ende der Erzählung von dem Mann mit dem Fellgewand

Anmerkungen:

1.
Francis übersetzt: „Aus Leder war sein Unterkleid wie auch sein Oberkleid.“
2.
Das Wort „Meister“ statt Bodhisattva ist an dieser Stelle sehr auffallend [2a].
2a.
Das Wort „Meister“ weist darauf hin, dass diese Strophe vom Meister „in der Gegenwart“ zur Erläuterung des Geschehens „in der Vergangenheit“ gesprochen wurde. Derartige „Strophen des Meisters“ kommen in den mehrstrophigen Jātakas häufiger vor.
3.
Mit „kharibhara“, wörtlich „Getreideträger“, ist wohl die Almosenschale gemeint.
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