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J 344
{Sutta: J iii 139|J 344|J 344} {Vaṇṇanā: atta. J 344|atta. J 344}
Die Erzählung von dem Mangodieb
344
Ambacora-Jataka (Ambajātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Wer sich mit schwarzer Farbe schmückt

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf einen Thera, der einen Mangobaum bewachte. Dieser nämlich war erst als alter Mann Mönch geworden. In dem Mangowalde an der Grenze des Jetavana erbaute er sich eine Laubhütte und verzehrte beständig die Mangofrüchte, die von dem Mangobaum herab fielen; auch seinen Verwandten gab er davon. Während er nun einmal in die Stadt ging, um Almosen zu sammeln, warfen Mangodiebe die Mangofrüchte vom Baume herunter, aßen davon und nahmen die andern mit fort. — In diesem Augenblick betraten vier Großkaufmannstöchter, die nach ihrem Bad im Aciravati-Fluss lustwandelten, diesen Mangowald. Da kam der Alte; und als er sie sah, sagte er: „Ihr habt meine Mangofrüchte gegessen.“ Die Mädchen erwiderten: „Herr, wir sind gerade erst gekommen; wir haben nicht Eure Mangofrüchte gegessen.“ „Schwört mir dafür einen Eid.“ „Wir wollen es, Herr“, sagten die Mädchen und schwuren einen Eid. Nachdem der Alte sie einen Eid hatte schwören lassen und sie so beschämt hatte, ließ er sie ziehen.

Als die Mönche von dessen Handlungsweise erfuhren, begannen sie in der Lehrhalle folgendes Gespräch: „Freund, der alte Mönch so und so hat die Großkaufmannstöchter, die in den Mangowald bei seiner Wohnung gekommen waren, einen Eid schwören lassen, sie beschämt und dann erst ziehen lassen.“ Da kam der Meister und fragte: „Zu welcher Erzählung, ihr Mönche, habt ihr euch jetzt hier niedergelassen?“ Als sie antworteten: „Zu der und der“, sprach er: „Nicht nur jetzt, ihr Mönche, sondern auch früher schon bewachte dieser einen Mangowald und ließ einzeln die Großkaufmannstöchter einen Eid leisten. So beschämte er sie und ließ sie dann erst ziehen.“ Nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, bekleidete der Bodhisattva die Würde des Gottes Sakka. Damals hatte sich ein falscher Asket in der Nähe von Benares am Flussufer in einem Mangowalde eine Laubhütte erbaut. Indem er die Mangobäume bewachte, die herab gefallenen Früchte verzehrte und auch seinen Verwandten davon gab, fristete er sein Leben durch mancherlei falsche Lebensart.

Damals nun betrachtete gerade der Götterkönig Sakka die Welt, um zu sehen, wer in der Menschenwelt seinen Eltern diene, in der Familie die Ältesten ehre, Almosen gebe, die Gebote halte und die Uposatha-Bestimmungen beobachte, wer ferner, nachdem er die Welt verlassen, den Asketentugenden ganz ergeben sei und wer einen sündhaften Wandel führe. Da sah er jenen mangobewachenden bösen Asketen und dachte: „Dieser falsche Asket hat die Asketentugenden, wie die Mittel zur Herbeiführung der Ekstase u. dgl. aufgegeben und bewacht nur beständig seinen Mangowald. Ich werde ihn aufrütteln.“ Und als dieser in das Dorf gegangen war, um Almosen zu sammeln, ließ er durch seine übernatürliche Macht die Mangofrüchte vom Baum fallen und machte es so, als wenn sie von Dieben gestohlen worden seien.

Damals gingen vier Großkaufmannstöchter von Benares in den Mangowald hinein. Als der falsche Asket sie sah, hielt er sie zurück mit den Worten: „Ihr habt die Mangofrüchte gegessen.“ Sie erwiderten: „Herr, wir sind eben erst gekommen; wir haben nicht deine Mangofrüchte gegessen.“ „Leistet darum einen Eid!“ „Dürfen wir dann gehen, wenn wir den Eid geleistet, Herr?“ „Ja, ihr dürft dann gehen.“ „Gut, Herr“, versetzten sie; und indem die Älteste ihren Eid ablegte, sprach sie folgende erste Strophe:

[§1] „Wer sich mit schwarzer Farbe schmückt, mit Zangen sich die Haare reißt [1], in dessen Macht soll jene kommen, die deine Mangofrüchte aß.“

Der Asket versetzte: „Tritt du zur Seite“, und ließ die zweite Großkaufmannstochter schwören. Diese sprach folgende Strophe:

[§2] „Mit zwanzig und mit fünfundzwanzig, mit neunundzwanzig Jahren selbst soll die noch keinen Mann bekommen, die deine Mangofrüchte aß.“

Nachdem auch diese ihren Eid geleistet hatte und zur Seite getreten war, sprach die dritte folgende dritte Strophe:

[§3] „Weit fort soll gehn zum Stelldichein allein, nach einem Mann verlangend, und doch dort nicht den Gatten finden, wer deine Mangofrüchte aß.“

Als auch diese den Eid abgelegt hatte und auf die Seite getreten war, sprach die vierte folgende vierte Strophe:

[§4] „Geschmückt, geziert mit schönen Kleidern, mit Kränzen, parfümiert mit Sandel soll die allein im Bette liegen, die deine Mangofrüchte aß.“

Darauf sprach der Asket: „Ihr habt ernste Eide geschworen. Die Mangofrüchte werden andere gegessen haben; geht ihr jetzt!“ Mit diesen Worten ließ er sie ziehen. Sakka aber zeigte ihm eine Schrecken erregende Gestalt und vertrieb dadurch den Asketen von hier.

[§C]

Nachdem der Meister diese Unterweisung beschlossen hatte, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war der falsche Asket dieser die Mangofrüchte bewachende Alte, die vier Großkaufmannstöchter waren dieselben, Gott Sakka aber war ich.“

Ende der Erzählung von dem Mangodieb

Anmerkungen:

1.
Es ist ein Mann mit grobem, bäuerischem Benehmen gemeint, der eine Schmiedezange nimmt, wenn ihm ein Haar vom Kopfe absteht.
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