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J 365
{Sutta: J iii 198|J 365|J 365} {Vaṇṇanā: atta. J 365|atta. J 365}
Die Erzählung von dem Schlangenbeschwörer
365
Ahigundika-Jataka (Ahituṇḍikajātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Betrogen bin ich

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf einen alten Thera.

[§D]

Die Begebenheit ist schon oben im Salaka-Jātaka [Jātaka 249] erzählt. —

Auch hier hatte dieser Alte einen Jüngling vom Dorfe zum Eintritt in den Orden veranlasst, schalt und schlug ihn aber. Der Jüngling lief davon und trat aus dem Orden aus. Nachdem jener ihn zum zweiten Male zum Eintritt in den Orden veranlasst hatte, tat er wieder so. Als der Jüngling aber zum dritten Male den Orden verlassen, wollte er den Alten trotz seiner Bitten nicht mehr anschauen.

In der Lehrhalle begannen darauf die Mönche folgendes Gespräch: „Freund, der alte Thera so und so kann nicht mit und nicht ohne seinen Novizen leben. Nachdem aber der andere seinen Fehler erkannt, will er ihn nicht mehr anschauen. Gutmütig ist der Jüngling!“ Da kam der Meister und fragte: „Zu welcher Erzählung, ihr Mönche, habt ihr euch jetzt hier niedergelassen?“ Als sie antworteten: „Zu der und der“, sprach er: „Nicht nur jetzt, ihr Mönche, sondern auch früher schon war dieser Novize gutmütig; als er aber die Schuld des andern einsah, wünschte er ihn nicht mehr anzuschauen.“ Nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, nahm der Bodhisattva seine Wiedergeburt in einer Getreidehändlersfamilie. Nachdem er herangewachsen war, erwarb er sich durch den Verkauf von Getreide seinen Unterhalt. Ein Schlangenbeschwörer aber hatte einen Affen gefangen, abgerichtet und ließ seine Schlange mit ihm spielen. Als zu Benares ein Fest ausgerufen wurde, tat er seinen Affen zu dem Getreidehändler; er selbst ging sieben Tage umher und ließ seine Schlange auftreten. Der Kaufmann aber gab dem Affen feste und flüssige Speise.

Am siebenten Tage kehrte der Schlangenbeschwörer zurück, ermüdet von der Festfeier; er schlug den Affen dreimal mit einem Bambusstock und begab sich mit ihm nach dem Parke, wo er ihn festband und sich dem Schlafe überließ. Der Affe löste seine Bande, stieg auf einen Mangobaum und setzte sich dort nieder, indem er Mangofrüchte verzehrte. — Als jener erwachte und den Affen auf dem Baume sah, dachte er: „Ich muss ihn beschwatzen und wieder einfangen.“ Und indem er ihn anredete, sprach er folgende erste Strophe:

[§1] „Betrogen [2] bin ich, Lieber, Schöner, im Würfelspiel hab ich verloren. Des Mango Früchte reiche mir; durch dich nur kann ich weiterleben.“

Als dies der Affe hörte, sprach er die folgenden übrigen Strophen:

[§2] „Fürwahr, mit falschen Worten, Lieber, mit Unwahrem nur lobst du mich; hast du von einem schönen Affen schon je gesehen und gehört? [§3] Ich weiß recht wohl, wie du erst heute hereinkamst, Schlangenbändiger, zum Kornladen und, weil ermüdet, mich Hungrigen misshandeltest. [§4] Da an mein schlimmes Los ich denke, will deiner Bitt' ich nicht willfahren, und würdst du mich zum König machen: zu groß ist meine Furcht vor dir. [§5] Doch wen man kennt von edlem Hause, der reichlich gibt und ohne Neid, mit dem verlangt der Weise sich in enger Freundschaft zu vereinen.“

Nach diesen Worten begab sich der Affe zur Menge seiner Genossen [3].

[§C]

Nachdem der Meister diese Unterweisung beschlossen hatte, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war der Schlangenbeschwörer der Alte, der Affe war der Novize, der Getreidehändler aber war ich.“

Ende der Erzählung von dem Schlangenbeschwörer

Anmerkungen:

2.
Ich nehme die von einer Handschrift gebotene Lesart „dhutto“ statt des im Texte stehenden „vutto“ an.
3.
Im Texte steht eigentlich nur „in die Menge“. Eine Handschrift hat „vanaghatam“, also „in die Menge der Bäume“.
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