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J 393
{Sutta: J iii 312|J 393|J 393} {Vaṇṇanā: atta. J 393|atta. J 393}
Die Erzählung von den Speiseresten
393
Vighasa-Jataka (Vighāsādajātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Gar glücklich leben sie fürwahr

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Pubbarama [1] verweilte, mit Beziehung auf die leichtfertigen Mönche. Bei ihnen nämlich hatte damals der große Thera Mogallana den Palast ins Zittern gebracht und sie dadurch in Aufregung versetzt [2].

In der Lehrhalle setzten sich die Mönche nieder, indem sie von deren Untugend erzählten. Da kam der Meister und fragte: „Zu welcher Unterhaltung, ihr Mönche, habt ihr euch jetzt hier niedergelassen?“ Als sie antworteten: „Zu der und der“, sprach er: „Nicht nur jetzt, ihr Mönche, sondern auch früher schon waren diese leichtfertig.“ Nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, war der Bodhisattva der Gott Sakka. In einem Dorfe des Reiches Kasi nun erkannten sieben Brüder die Sünde, die in den Lüsten liegt; sie verließen die Welt und betätigten die Weltflucht der Weisen. Während sie aber im Walde Mejjha wohnten, übten sie kein ernstes Streben, sondern ihr Körper wurde dick und sie trieben beständig mannigfache Kurzweil. — Da dachte der Götterkönig Sakka: „Ich will sie erschrecken.“ Er begab sich in der Gestalt eines Papageien an ihren Aufenthaltsort, setzte sich auf einen Baum und sprach, um sie zu erschrecken, folgende erste Strophe:

[§1] „Gar glücklich leben sie fürwahr, die sich von Speiseresten nähren [3]; gepriesen sind sie hier auf Erden und kommen später in den Himmel.“

Als einer unter jenen dessen Worte hörte, wandte er sich an die übrigen und sprach folgende zweite Strophe:

[§2] „Dem Papageien, der da redet, schenkt nicht Aufmerksamkeit, ihr Weisen; nur dieses höret, meine Brüder: es preist fürwahr uns dieser Vogel.“

Darauf sprach, um sie zurückzuweisen, der Papagei folgende dritte Strophe:

[§3] „Durchaus nicht kann ich preisen euch; hört mich, die Leichen ihr verzehrt: verworfne Speise esset ihr, nicht lebet ihr von Speiseresten.“

Als sie dessen Worte hörten, sprachen sie folgende vierte Strophe:

[§4] „Schon sieben Jahre sind wir Mönche, Asketen in dem Mejjha-Walde, von Speiseresten leben wir. Wenn wir von dir zu tadeln sind, wen wirst du dann wohl loben können?“

Aber um sie zu beschämen, sprach das große Wesen folgende fünfte Strophe:

[§5] „Ihr lebt von dem, was Löwen, Tiger, was die Raubtiere übrig lassen; ihr nährt euch von verworfner Speise und meint, ihr lebt von Speiseresten.“

Als dies die Asketen hörten, fragten sie: „Wenn wir keine Resteverzehrer sind, wer ist dann ein Resteverzehrer?“ Darauf sprach jener, um ihnen dies zu verkünden, folgende sechste Strophe:

[§6] „Wer den Brahmanen und Asketen, die ihn um etwas bitten, spendet und selbst dann nur den Rest verzehrt, der erst ist ein Resteverzehrer.“

Nachdem sie der Bodhisattva so beschämt hatte, kehrte er an seinen Wohnort zurück.

[§C]

Nachdem der Meister diese Unterweisung beschlossen und die Wahrheiten verkündigt hatte, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals waren die sieben Brüder diese leichtfertigen Mönche; der Gott Sakka aber war ich.“

Ende der Erzählung von den Speiseresten

Anmerkungen:

1.
Vgl. Jātaka 299 Anm. 1. [Auf Deutsch: „das alte Kloster“; ein Lieblingsaufenthalt Buddhas.]
2.
Vgl. die Vorgeschichte zum 299. Jātaka.
3.
D. h. von den Almosen anderer, die das, war ihnen übrig bleibt, verschenken.
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