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J 404
{Sutta: J iii 357|J 404|J 404} {Vaṇṇanā: atta. J 404|atta. J 404}
Die Erzählung von dem Affen
404
Kapi-Jataka (Kapijātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Wo sich ein Feind gelagert hat

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf das Versinken des Devadatta in die Erde [1]. Als dieser nämlich in die Erde versunken war, begannen die Mönche in der Lehrhalle folgendes Gespräch: „Freund, Devadatta ist mit samt seiner Gefolgschaft zugrunde gegangen.“ Da kam der Meister und fragte: „Zu welcher Unterhaltung, ihr Mönche, habt ihr euch jetzt hier niedergelassen?“ Als sie antworteten: „Zu der und der“, sprach er: „Nicht nur jetzt, ihr Mönche, ging dieser samt seinem Gefolge zugrunde, sondern auch schon früher erging es ihm so.“ Und nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, nahm der Bodhisattva im Affengeschlechte seine Wiedergeburt und lebte umgeben von fünfhundert Affen im königlichen Parke. Auch Devadatta war damals im Affengeschlechte wiedergeboren worden und lebte ebendaselbst, auch von fünfhundert Affen umgeben.

Eines Tages kam der Hauspriester des Königs in den Garten und badete. Als er sich geschmückt wieder entfernte, lief ihm ein frecher Affe voraus, setzte sich auf die Zinnen des Parktores und ließ Kot auf seinen Kopf fallen [2]. Als er in die Höhe schaute, ließ der Affe auch auf sein Gesicht seinen Kot fallen. Der Hauspriester wendete sich um und erschreckte die Affen mit den Worten: „Gut; ich werde schon wissen, was mit euch zu tun ist.“ Danach badete er nochmals und ging fort.

Man berichtete aber dem Bodhisattva, dass jener einen Hass auf die Affen gefasst und ihnen Schrecken eingejagt habe. Darauf ließ dieser den ganzen tausend Affen melden: „An einem Ort, wo Feinde wohnen, darf man nicht bleiben. Die ganze Affenschar soll sich davonmachen und sich anderswohin begeben.“ Jener ungehorsame Affe aber nahm seine Affenbegleitung mit sich und entfloh nicht, indem er sagte: „Ich werde es später sehen.“ Der Bodhisattva jedoch begab sich mit seiner Umgebung in den Wald.

Eines Tages nun fraß einer Sklavin, die ihren Reis zerstampft und in der Sonne ausgebreitet hatte, ein Bock von ihrem Reis. Er wurde von ihr mit einer Fackel geschlagen, dass sein Körper zu brennen begann. Auf seiner Flucht rieb er seinen Körper an der Mauer einer Grashütte in der Nähe des Elefantenhauses. Das Feuer ergriff die Grashütte; von da loderte es weiter und erfasste das Elefantenhaus. Im Elefantenhaus verbrannte der Rücken der Elefanten und die Elefantenärzte mussten die Elefanten heilen.

Der Hauspriester aber dachte beständig über ein Mittel nach, die Affen zu fangen. Als er nun dem König seine Aufwartung machte und bei ihm saß, sprach der König zu ihm: „O Lehrer, viele von unseren Elefanten sind verletzt und die Elefantenärzte verstehen sie nicht zu heilen. Weißt du vielleicht ein Heilmittel?“ „Ich kenne eines, o Großkönig“, antwortete der Hauspriester. „Was ist es denn?“ „Affenfett, o Großkönig.“ „Woher sollen wir dies erhalten?“ „Gibt es nicht im Parke viele Affen?“, versetzte der Hauspriester.

Darauf befahl der König, man solle im Park die Affen töten und ihr Fett herbeischaffen. Die Bogenschützen gingen in den Park und sie schossen und töteten alle fünfhundert Affen. Nur ein alter Affe wollte entfliehen; obwohl er auch einen Pfeilschuss erhielt, fiel er nicht auf der Stelle nieder, sondern er gelangte bis zum Aufenthaltsort des Bodhisattva und sank erst dort zu Boden. Da riefen die Affen: „Er ist bis zu unserm Aufenthaltsort gelangt und gestorben“, und meldeten dem Bodhisattva, jener habe eine Wunde erhalten und sei gestorben. Der Bodhisattva kam herbei, setzte sich inmitten der Affenschar nieder und sagte: „So gehen die zugrunde, die trotz der Ermahnung der Weisen in der Nähe ihres Feindes wohnen bleiben.“ Und er sprach, um die Affenschar zu ermahnen, folgende Strophen:

[§1] „Wo sich ein Feind gelagert hat, dort wohne nicht der weise Mann. Wer eine Nacht nur oder zwei bei Feinden weilt, dem geht es schlecht [3]. [§2] Wer voller Leichtsinn einen Mann sucht umzustimmen, ist sein Feind; um eines einz'gen Affen willen vernichtet ward die ganze Herde. [§3] Der Tor, der sich für weise hält und über eine Schar gebietet, dem geht es wie dem Affen hier, wenn er dem Klugen geht ins Garn. [§4] Nicht gut ist's, wenn ein starker Tor Gebieter einer Herde ist; denn den Verwandten bringt er Unglück, wie der Lockvogel andern Vögeln. [§5] Doch gut ist es, wenn stark und weise der Herrscher einer Herde ist; seinen Verwandten bringt er Glück wie Vasava den [Dreiund]dreißig [4]. [§6] Doch wer da Tugend und Verständnis und Einsicht bei sich sehen lässt, der bringt für beide Teile Nutzen, sich selbst und auch den anderen. [§7] Darum erwäg' er von sich selbst, ob er voll Tugend, Weisheit, Einsicht; dann soll er klug die Herde leiten oder allein die Welt verlassen.“

So erklärte der Bodhisattva, obwohl er ein Affenkönig war, was für die Erlernung der Zucht zu tun sei.

[§C]

Nachdem der Meister diese Unterweisung beschlossen hatte, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war der ungehorsame Affe Devadatta, seine Schar war das Gefolge des Devadatta; der weise König aber war ich.“

Ende der Erzählung von dem Affen

Anmerkungen:

1.
Die Erzählung, dass Devadatta wegen seiner Schlechtigkeit von der Erde verschlungen worden sei, findet sich nicht in der älteren Überlieferung, sondern erst in den Jātaka-Einleitungen.
2.
Vgl. die ähnliche Geschichte von der Krähe im 140. Jātaka.
3.
Dies ist auch die Strophe des 104. Jātaka.
4.
Den Göttern im Tāvatimsa-Himmel.
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