„Es sprach zu Vidhura der König“
[§A]Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf eine unvergleichliche Gabe.
[§D]Diese ist schon im achten Buche im Sucira-Jātaka [1] erzählt.
Während aber der König dieses Almosen spendete, machte er den Meister zum Ältesten, traf unter den fünfhundert Mönchen eine Auswahl und gab nur den großen Heiligen [2]. —
In der Lehrhalle aber begannen die Mönche eine Unterhaltung, indem sie in folgender Weise seinen Vorzug rühmten: „Freund, als der König ein unvergleichliches Almosen spendete, traf er eine Auswahl und schenkte nur denen, die die große Frucht [3] erreicht haben.“ Da kam der Meister und fragte: „Zu welcher Unterhaltung, ihr Mönche, habt ihr euch jetzt hier niedergelassen?“ Als sie antworteten: „Zu der und der“, sprach er: „Kein Wunder ist es, ihr Mönche, dass der König von Kosala, der doch der Beistand eines Buddha wie ich geworden, eine Spende nach Auswahl gibt; auch in der Vorzeit, als noch kein Buddha gekommen war, spendeten die Weisen Almosen nach Wahl.“ Nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.
Ehedem herrschte im Reiche Kuru in der Stadt Indapatta der König Koravya aus dem Yudhitthila-Geschlechte. Ihm verkündete ein Minister, namens Vidhura, was nützlich und gerecht war. Der König spendete Almosen, so dass er den ganzen Jambu-Erdteil damit erregte; unter denen aber, die sie in Empfang nahmen und verzehrten, war auch nicht einer, der nur die fünf Gebote gehalten hätte. Alle waren sie lasterhaft; darum befriedigte den König das Almosen Spenden nicht. Der König merkte, dass das mit Auswahl Gespendete große Frucht bringe; da er deshalb nur an Tugendhafte Almosen zu geben wünschte, dachte er bei sich: „Ich werde mit dem weisen Vidhura darüber reden.“ Als dieser kam, um ihm seine Aufwartung zu machen, ließ er ihn auf einem Sitze Platz nehmen und legte ihm die Frage vor.
Um diese Begebenheit zu verkünden, sprach der Meister folgende Halbstrophe. Das weitere ist die Rede des Königs und die Gegenrede des Vidhura:
Nachdem aber jener so diese Leute, die nur dem Namen nach Brahmanen waren, geschildert hatte, sprach er, um die vollendeten Brahmanen zu schildern, noch folgende zwei Strophen:
Als der König dessen Worte vernommen, fragte er: „Lieber Vidhura, wo weilen solche Brahmanen, die am ersten der Gaben würdig sind?“ Jener erwiderte: „Im nördlichen Himalaya in der Berghöhle Nandamula, o Großkönig!“ „Darum, du Weiser, suche mir durch deine Kraft diese Brahmanen“, versetzte der König und sprach befriedigten Herzens folgende Strophe:
Das große Wesen stimmte seinen Worten zu und fügte hinzu: „Darum, o Großkönig, lasst durch Trommelschlag verkünden, man solle die Stadt schmücken und alle Stadtbewohner sollen Almosen spenden, die Uposatha-Bestimmungen betätigen und alle Gebote erfüllen. Auch Ihr selbst samt Eurer Umgebung haltet das Uposatha!“ Nachdem er dann selbst in der Frühe seine Mahlzeit eingenommen und den Tag über gefastet hatte, ließ er zur Abendzeit einen Korb von der Farbe der Jasmin-Blumen herbeibringen und betätigte mit dem König zusammen die Verehrung mit den fünf Stützpunkten [13]. Hierauf gedachte er der Vorzüge der Paccekabuddhas, begrüßte sie ehrfurchtsvoll und lud sie mit folgenden Worten ein: „Die im nördlichen Himalaya in der Berghöhle Nandamula weilenden fünfhundert Paccekabuddhas mögen morgen unser Almosen in Empfang nehmen.“ Dabei warf er acht Hände voll Blumen in die Luft empor [14].
Damals weilten dort fünfhundert Paccekabuddhas. Die Blumen flogen dahin und fielen auf sie herab. Als nun jene darüber nachdachten, erkannten sie die Veranlassung und sagten zueinander: „Ihr Ehrwürdigen, wir sind von dem weisen Vidhura eingeladen worden. Dieser ist aber kein niedriges Wesen, sondern er ist ein künftiger Buddha. Noch in diesem Weltalter wird er Buddha werden; wir wollen ihm den Gefallen erweisen.“ Und sie nahmen die Einladung an. Das große Wesen aber merkte aus der Nichtrückkehr der Blumen, dass jene die Einladung angenommen hätten, und sagte: „O Großkönig, morgen werden die Paccekabuddhas kommen; erweist ihnen Ehrung und Huldigung!“
Am nächsten Tage veranstaltete der König eine große Ehrung und ließ im Thronsaale sehr wertvolle Sitze zurechtmachen. Als die Paccekabuddhas im Anotatta-See ihren Körper gereinigt hatten und merkten, dass es Zeit war, kamen sie durch die Luft herbei und stiegen im Hofe des königlichen Palastes auf die Erde hinab. Der König sowohl wie der Bodhisattva nahmen gläubigen Herzens ihnen die Almosenschalen aus den Händen, ließen sie in den Palast hinaufsteigen und wiesen ihnen dort ihre Sitze an. Nachdem sie ihnen das Schenkungswasser [15] gegeben, bewirteten sie dieselben mit vorzüglicher fester und flüssiger Speise. Nach Beendigung der Mahlzeit luden sie jene wieder für den nächsten Tag ein und so weiter sieben Tage, während deren sie immer reiche Gaben spendeten. Am siebenten Tage aber schenkten sie ihnen sämtliche Gebrauchsgegenstände [16]. Nachdem jene die Danksagung dargebracht, kehrten sie durch die Luft ebendorthin zurück und auch die Gebrauchsgegenstände flogen mit ihnen.
Nachdem der Meister diese Lehrunterweisung beschlossen hatte, fügte er hinzu: „Kein Wunder ist es, ihr Mönche, wenn der König von Kosala, der doch mein Beistand ist, Almosen nach Auswahl spendet; auch in der Vorzeit, als noch nicht der Buddha erschienen war, machten es so die Weisen.“
[§C]Hierauf verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war der König Ananda, der weise Vidhura aber war ich.“
Ende der Erzählung von den zehn Brahmanenarten
[16] Vgl. oben Jātaka 491 Anm. 14. [Die drei Gewänder, Almosenschale, Gürtel, Schermesser, Nadel und Seiher.]