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J 534
{Sutta: J_v_353|J 534|J 534} {Vaṇṇanā: atta. J 534|atta. J 534}
Die große Erzählung von dem Schwan
534
Mahahamsa-Jataka (Mahāhaṃsajātaṃ) [1]
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Da fliegen diese Schwäne fort

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Veluvana verweilte, ebenfalls mit Beziehung auf die Lebensaufopferung Ānandas.

[§D]

Die Erzählung aus der Gegenwart gleicht der obenstehenden [1a];

damals aber erzählte der Meister folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Ehedem hieß zu Benares die erste Gemahlin des Königs von Benares, Samgama [1b], Khemā. Damals wohnte der Bodhisattva umgeben von neunzigtausend Schwänen auf dem Cittakuta-Berge. Eines Tages aber hatte die Königin Khemā in der Zeit der Morgendämmerung folgenden Traum: Goldfarbige Schwäne kamen herbei, setzten sich auf das Polster des Königs und verkündigten mit süßer Stimme die Wahrheit. Während die Königin unter Beifall dieser Verkündigung zuhörte und vom Anhören der Wahrheit noch nicht gesättigt war, verging die Nacht; die Schwäne beschlossen ihre Predigt und flogen durch das Fenster fort. Sie stand rasch auf und streckte mit den Worten: „Fangt, fangt die entfliehenden Schwäne“, die Hand aus; dabei wachte sie auf. Ihre Dienerinnen, die ihre Worte gehört hatten, riefen: „Wo sind die Schwäne?“, und lachten ein wenig. In diesem Augenblicke merkte sie, dass es nur ein Traum gewesen war, und sie dachte: „Ich kann nichts Unmögliches sehen; sicherlich wird es in dieser Welt Goldschwäne geben. Wenn ich aber zum König sage: ‘Ich möchte die Predigt von Goldschwänen hören’, wird er erwidern: ‘Wir haben bisher noch nie Goldschwäne gesehen und eine Predigt von Schwänen ist ganz unmöglich’ und wird sich nicht darum kümmern. Wenn ich jedoch von einem Gelüste spreche, wird er auf jede mögliche Weise danach suchen; so wird mein Wunsch in Erfüllung gehen.“ Sie stellte sich daher krank und legte sich nieder, nachdem sie ihren Dienerinnen einen Wink gegeben.

Als der König, der auf seinem Throne saß, zur Zeit, wo sie ihn zu besuchen pflegte, sie nicht sah, fragte er: „Wo ist die Königin Khemā?“ Da er hörte, sie sei krank, ging er zu ihr hin, setzte sich auf eine Seite ihres Bettes und fragte, indem er ihr den Rücken rieb: „Bist du unwohl?“ Sie antwortete: „Herr, ich bin nicht unwohl, sondern ich habe ein Gelüste bekommen.“ Der König fuhr fort: „Sage, Fürstin, was du wünschest; rasch werde ich deinen Wunsch erfüllen.“ Darauf sprach Khemā: „O Großkönig, ich wünsche, einem Goldschwan, der unter dem weißen Sonnenschirm auf dem königlichen Polster sitzt, mit wohl riechenden Substanzen, Kränzen u. dgl. meine Huldigung darzubringen und mit Beifall seiner Predigt zu lauschen. Wenn ich dies erlange, so ist es gut; wenn nicht, so ist es um mein Leben geschehen.“

Der König tröstete sie mit den Worten: „Wenn es dies in der Menschenwelt gibt, so wirst du es erhalten; sei unbekümmert!“ Dann verließ er ihr fürstliches Schlafgemach und sprach zu seinen Ministern: „Holla, die Fürstin Khemā sagt: ‘Wenn ich die Predigt eines Goldschwanes hören darf, so werde ich leben; wenn ich es nicht darf, so ist es um mein Leben geschehen.’ Gibt es denn Goldschwäne?“ Die Minister antworteten: „O Fürst, wir haben bisher noch keine gesehen, noch von ihnen gehört.“ „Wer könnte es aber wissen?“, fragte der König weiter. „Die Brahmanen, o Fürst“, war die Antwort.

Darauf ließ der König die Brahmanen zu sich rufen und fragte sie: „Gibt es Goldschwäne, die lehren können?“ Sie erwiderten: „Ja, o Großkönig. Wir haben gelernt: ‘Fische, Krebse, Schildkröten, Gazellen, Pfauen und Schwäne, diese Tiere sind goldfarbig’; außerdem: ‘die Schwäne aus der Dhatarattha-Familie sind weise und voll Einsicht.’ So gibt es mit den Menschen zusammen sieben Arten von goldfarbigen Wesen.“ Erfreut fragte der König: „Wo wohnen denn diese lehrenden Dhatarattha-Schwäne?“ „Wir wissen es nicht“, war die Antwort.

Als sie auf die weitere Frage des Königs, wer dies wohl wisse, erwiderten: „Die Jäger“, ließ der König alle Jäger in seinem ganzen Reiche sich versammeln und fragte sie: „Meine Lieben, wo wohnen denn die so genannten goldfarbenen Schwäne aus der Dhatarattha-Familie?“ Da antwortete ein junger Jäger: „Im Himalaya auf dem Cittakuta-Berge, so erzählt man der Reihe nach in unsrer Familie.“ „Kennst du aber ein Mittel, sie zu fangen?“ „Ich kenne keines, o Fürst“, war die Antwort.

Der König ließ weise Brahmanen zu sich kommen, verkündete ihnen, dass auf dem Cittakuta-Berge sich Goldschwäne aufhielten, und fragte dann: „Kennt ihr ein Mittel, sie zu fangen?“ Sie antworteten: „O Großkönig, was braucht man dorthin zu gehen und sie zu fangen? Durch eine List werden wir sie in die Nähe der Stadt bringen und sie hier fangen.“ „Was ist dies aber für eine List?“, fragte der König weiter. Darauf sprachen sie: „O Großkönig, lasst im Norden der Stadt einen drei Gavutas [2] messenden Khemā-Teich [3] graben, verschiedene Getreidearten dort pflanzen und ihn mit fünffarbigem Lotos bedecken. Dessen Behütung übergebt einem klugen Jäger; lasset keine Menschen dort verkehren, sondern lasst durch Leute, die an den vier Ecken des Teiches stehen, Sicherheit für alle Tiere verkünden. Wenn sie dies hören, werden verschiedene Arten von Vögeln in den Teich hinabsteigen. Auch jene Schwäne werden allmählich von der Sicherheit dieses Teiches erfahren und herbeikommen. Dann lasst sie mit Haarschlingen binden und fangen.“

Als dies der König hörte, legte er an den von ihnen genannten Stellen auf die angegebene Art einen Teich an. Einen geschickten Jäger ließ er zu sich rufen, gab ihm tausend Geldstücke und sagte ihm: „Gehe von jetzt an deinem Geschäft nicht mehr nach; ich werde dein Weib und deine Kinder ernähren. Du aber bewache unermüdlich den Khemā-Teich und lasse die Menschen nicht herzutreten, sondern rufe an den vier Ecken aus, dass hier Sicherheit für die Tiere herrscht. Melde mir, was alles für Vögel kommen; wenn Goldschwäne kommen, wirst du große Ehrung erhalten.“ Nachdem er ihn so ermuntert, übergab er ihm den Khemā-Teich zur Bewachung.

Von da an verfuhr jener dort auf die vom König angegebene Art; weil er aber den Khemā-Teich bewachte, erhielt er den Namen „der Khemā-Jäger“. Von da an ließen sich dort verschiedenartige Vögel herab. Infolge des allmählichen Bekanntwerdens, der Teich sei sicher und gefahrlos, kamen auch mannigfache Schwäne herbei: Zuerst kamen nur die Grasschwäne, auf deren Verkündigung hin die gelben Schwäne, auf deren Verkündigung die scharlachroten Schwäne, auf deren Verkündigung die weißen Schwäne, auf deren Verkündigung die Paka-Schwäne [4].

Als diese gekommen waren, meldete Khemaka dem Könige: „O Fürst, Schwäne von fünf Farben sind gekommen und suchen sich immer im Teiche ihr Futter. Weil auch die Paka-Schwäne schon erschienen sind, werden in wenigen Tagen auch die Goldschwäne kommen. Seid unbesorgt, o Fürst.“ Als dies der König hörte, ließ er in der Stadt durch Trommelschlag bekannt machen: „Kein anderer darf dorthin gehen; wer dorthin geht, bekommt Hände und Füße abgeschlagen und sein Haus geplündert.“ Von da an ging niemand mehr dorthin.

Unweit vom Cittakuta-Berge aber in der Goldhöhle wohnten die Paka-Schwäne; diese waren sehr stark und von der Dhatarattha-Familie nur durch die Farbe des Körpers verschieden. Die Tochter des Königs der Paka-Schwäne aber war goldfarbig; darum dachte ihr Vater: „Sie passt für den großen Herrscher der Dhatarattha-Schwäne“, und schickte sie ihm, damit sie seine Dienerin sei. Sie war jenem lieb und hold; aus diesem Grunde waren die beiden Schwanfamilien miteinander befreundet geworden.

Eines Tages nun fragten die den Bodhisattwa umgebenden Schwäne die Paka-Schwäne: „Wo nehmt ihr in diesen Tagen euer Futter?“ Sie antworteten: „Wir holen es uns unweit von Benares in einem sicheren Teiche; wo wandert aber ihr umher?“ Als jene erwiderten: „Da und da“, fuhren die Paka-Schwäne fort: „Warum geht ihr nicht nach dem Khemā-Teiche? Dieser Teich ist ganz entzückend, von verschiedenartigen Vögeln belebt, von fünffarbigen Lotosblumen bedeckt, mit mancherlei Getreidearten und Früchten versehen und von verschiedenartigen Bienenscharen angefüllt. An den vier Ecken wird ausgerufen, dass dort für immer Sicherheit herrscht. Kein Mensch ist im Stande, zu ihm hinzugehen, um wie viel weniger einem anderen dort Schaden zuzufügen? So beschaffen ist dieser Teich.“ Mit diesen Worten priesen jene den Khemā-Teich.

Als sie deren Worte vernahmen, berichteten sie Sumukha: „In der Nähe von Benares befindet sich ein solch gefahrloser Teich; die Paka-Schwäne gehen dorthin und holen sich Futter. Meldet auch ihr dies dem Dhatarattha-Könige; wenn er es erlaubt, wollen auch wir dorthin gehen und uns Futter holen.“ Sumukha erzählte dies dem Könige; dieser aber dachte bei sich: „Die Menschen sind listig und verstehen sich auf die Mittel. Es muss dort irgend eine Absicht vorhanden sein. Die ganze Zeit über bestand der Teich nicht; jetzt wird er angelegt worden sein, um uns zu fangen.“ Und er sprach zu Sumukha: „Lasse es dir nicht gefallen, dorthin zu gehen! Dieser Teich ist von ihnen nicht aus Tugend angelegt, sondern er ist gemacht, um uns zu fangen. Die Menschen nämlich sind stark im Zauber und der Listen kundig; wandelt ihr nur in unserm eigenen Bereich.“

Die Goldschwäne meldeten aber zum zweiten Male Sumukha: „Wir möchten nach dem Khema-Teiche gehen“; und dieser berichtete ihren Wunsch, dorthin zu gehen, wieder dem großen Wesen. Da dachte das große Wesen: „Meine Verwandten sollen nicht um meinetwillen geplagt werden; wollen wir also dorthin gehen.“ Es begab sich umgeben von den neunzigtausend Schwänen dorthin, nahm dort sein Futter und kehrte, nachdem es sich nach Art der Schwäne ergangen hatte, nach dem Cittakuta-Berge zurück.

Als sie nach ihrem Umherwandeln wieder fortgeflogen waren, ging Khemaka weg und meldete dem Könige, dass sie gekommen seien. Hocherfreut sagte der König: „Lieber Khemaka, bemühe dich, einen oder zwei Schwäne zu fangen: ich werde dir dafür große Ehrung zuteil werden lassen.“ Er gab ihm Lohn und entließ ihn.

Jener ging dorthin, setzte sich in einen Gittertopf und beobachtete den Ort, wo die Schwäne umherwandelten. Die Bodhisattwas sind nämlich frei von Begierde. Darum verzehrte das große Wesen von der Stelle an, wo es heruntergestiegen war, den Reis, wie er ihm vor die Füße kam, und ging so vorwärts; die übrigen aber wandelten überall umher und fraßen.

Da dachte der junge Jäger: „Dieser Schwan ist frei von Begierde, ihn muss man fesseln.“ Am nächsten Tage, als die Schwäne noch nicht in den Teich hinabgestiegen waren, begab er sich in seinem Gitterkorbe sitzend an diese Stelle, versteckte sich in seinem Gitterkorbe und setzte sich nieder, indem er durch ein Loch hinausschaute.

In diesem Augenblick stieg das große Wesen umgeben von neunzigtausend Schwänen an derselben Stelle, wo es gestern an das Wasser gekommen war, wieder herab, ließ sich in diesem Bereiche nieder und ging voran, indem es Reis verzehrte. Als der Jäger, der es durch das Loch seines Käfigs betrachtete, bemerkte, wie seine Gestalt von höchster Schönheit war, dachte er: „Dieser Schwan hat einen Körper so groß wie ein Lastwagen; er ist goldfarbig und am Halse mit drei roten Streifen umgeben. Drei andere rote Streifen gehen von seiner Kehle aus und erstrecken sich bis auf seinen Leib; drei weitere gehen geteilt nach rückwärts. Er glänzt so herrlich wie ein Goldhaufe, der auf einen aus roten Tuchfäden gefertigten Strang gelegt ist. Er muss ihr König sein; ihn nur werde ich fangen.“

Nachdem aber der Schwankönig viel Futter gefunden und sich dann im Wasser ergangen hatte, kehrte er umgeben von der Schar der Schwäne nach dem Cittakuta-Berge zurück; auf diese Weise nahm er sechs Tage lang seine Nahrung ein.

Am siebenten Tage drehte Khemaka aus schwarzen Rosshaaren eine starke, große Schnur zusammen und machte daraus an einem Schlingenstab eine Schlinge. Da er der Wahrheit entsprechend wusste, an welcher Stelle der Schwankönig am nächsten Tage herabsteigen werde, legte er dort im Wasser die Schlinge am Stabe befestigt aus. Als nun am nächsten Tage der Schwankönig herunterstieg, brachte er dabei seinen Fuß in die Schlinge; die Schlinge aber hielt seinen Fuß fest, als wenn sie ihn mit einem eisernen Stricke gebunden hätte. Um sie zu zerreißen, nahm der Bodhisattwa seine Kraft zusammen und zog daran nach Leibeskräften. Beim ersten Male wurde seine goldfarbene Haut zerschnitten, beim zweiten Male sein Fleisch, das die Farbe eines roten Tuches hatte, beim dritten Male seine Sehnen. Beim vierten Male jedoch wäre sein Fuß abgeschnitten worden; weil er aber dachte, für einen König zieme nicht ein beschädigter Körper, strengte er sich nicht mehr an.

Jetzt entstanden in ihm starke Schmerzen; doch er dachte: „Wenn ich den Gefangenenschrei ausstoße, werden meine Verwandten erschrecken und, ohne Nahrung zu sich zu nehmen, hungrig davonfliegen und dabei in das Meer fallen.“ Daher unterdrückte er seinen Schmerz und stellte sich, obwohl in der Schlinge gefangen, als suche er Reis. Als die andern aber nach Lust sich Nahrung gesucht hatten und sich mit dem Schwänespiel erfreuten, da stieß er mit lautem Rufe das Gefangenengeschrei aus. Als dies die Schwäne vernahmen, flogen sie in der oben angegebenen Art fort. Auch Sumukha dachte nach, wie oben [4a] ausgeführt, suchte nach und merkte, als er in den drei Abteilungen der Vögel das große Wesen nicht fand: „Sicherlich ist ihm eine Gefahr zugestoßen.“ Er kehrte um und flog aus der Luft herunter mit den Worten: „Fürchte dich nicht, o Großkönig; ich werde mein Leben aufopfern, um Euch zu befreien.“ Indem er so das große Wesen tröstete, setzte er sich oben auf den Schlamm. Jetzt dachte das große Wesen: „Von den neunzigtausend Schwänen, die mich im Stiche ließen und davonflogen, ist er allein zurückgekehrt. Wird er, wenn der Jäger kommt, mich auch im Stiche lassen und davonfliegen oder nicht?“ Und um ihn auf die Probe zu stellen, sprach es, während es blutbefleckt am Schlingenstabe herabhing, folgende drei Strophen:

[§1] „Da fliegen diese Schwäne fort, die Vögel, die von Furcht gequält. Gelbhäutiger, Goldfarbiger, entflieh freiwillig, Sumukha. [§2] Verlassen haben die Verwandten mich, der allein ich ward gefangen; sie gehen ohne umzublicken; warum bleibst du allein zurück? [§3] Flieg fort, du Edelster der Flieger; nicht gibt's zu dem Gefangnen Freundschaft. Beraub dich nicht der Leidensfreiheit; entflieh freiwillig, Sumukha [5]!“

Als dies Sumukha hörte, dachte er: „Dieser Schwankönig kennt meine Natur nicht; er meint, ich sei ein Freund davon, Schmeicheleien zu sagen. Ich werde ihm zeigen, dass ich voll Liebe bin.“ Und er sprach folgende vier Strophen:

[§4] „Auch wenn mich Unglück überwältigt, lass ich dich nicht, Dhatarattha; das Leben oder auch der Tod wird für mich sein an deiner Seite. [§5] Auch wenn mich Unglück überwältigt, lass ich dich nicht, Dhatarattha; du darfst mir nicht etwas befehlen, das mit Unedlem ist verbunden. [§6] Dein Spielgenosse und dein Freund bin ich, in Eintracht mit dir bleibend; als Heerführer bin ich bekannt von dir, du edelster der Schwäne. [§7] Was soll ich denn erzählen, wenn ich von hier zu den Verwandten komme? Wenn ich dich lass, der Vögel Bester, was soll von hier geflohn ich sagen? Hier opfre ich mein Leben auf; denn nichts Unedles kann ich tun.“

Als so von Sumukha mit diesen vier Strophen der Löwenruf ausgestoßen war, sprach das große Wesen, um dessen Vorzug zu preisen:

[§8] „Das ist die rechte Art, Sumukha, dass du auf edlem Wege bleibend mich, deinen Herrn und deinen Freund, nicht zu verlassen bist im Stande. [§9] Denn wenn ich so nach dir hinblicke, werd ich von keiner Furcht befallen. Du wirst das Leben mir erhalten, obwohl es so mit mir gekommen.“ —

Während sie so miteinander sprachen, sah der junge Jäger, der am Ende des Teiches stand, wie die Schwäne in drei Abteilungen entflohen. Indem er dachte: „Was ist dies?“, schaute er nach dem Orte, wo die Schlinge sich befand. Da sah er den Bodhisattva an dem Schlingenstabe hängen; hocherfreut gürtete er seine Hüfte und nahm eine Keule mit. Indem er wie ein Feuer am Anfang eines neuen Weltsystems [6] daherkam, ging er, mit der Ferse in den Schlamm tretend und den Kopf hoch tragend, rasch auf die Vögel zu.

Um dieses zu verkünden, sprach der Meister:

[§10] So kam jetzt zu den klugen Vögeln, den edlen, die in Tugend lebten, mit seinem Stocke in der Hand der Jäger her in großer Eile. [§11] Als diesen sah heraneilen Sumukha, öffnet' er den Mund; der Schwan trat vor den König hin und tröstete den Ängstlichen: [§12] „Fürchte dich nicht, der Vögel Bester; nicht fürchten sich ja deinesgleichen. Ich werde meine Kraft anstrengen in rechter Art, wie sich's gebührt, durch diese meine Anstrengung wirst rasch du von der Schlinge frei.“

Nachdem so Sumukha das große Wesen getröstet hatte, ging er auf den jungen Jäger zu, und indem er süße menschliche Laute von sich gab, fragte er ihn: „Mein Freund, wie heißt du?“ Als jener antwortete: “Du goldfarbiger Schwankönig, ich heiße Khemaka“, fuhr Sumukha fort: „Lieber Khema, denke dir nicht, du habest in der von dir gelegten Haarschlinge irgendeinen beliebigen Schwan gefangen: Der Dhatarattha-Schwankönig, der Erste unter neunzigtausend Schwänen, ist in deiner Schlinge gefangen, der Einsichtsvolle, tugendhaft Wandelnde, der auf der Seite der Leutseligkeit steht [7]. Diesen darfst du nicht töten; ich werde dir den Dienst erweisen, zu dem du ihn verwenden solltest. Auch ich bin goldfarbig und ich opfere um seinetwillen mein Leben auf. Wenn du seine Federn nehmen willst, so nimm dafür meine Federn; wenn du auch von seiner Haut, seinem Fleische, seinen Sehnen oder seinen Knochen irgend etwas zu nehmen begehrst, so nimm dies von meinem Körper. Wenn du ferner ihn zu einem Spielschwan machen willst, so tue dies mit mir und verkaufe mich lebend. Wenn du dir Geld verschaffen willst, so verkaufe mich und erwirb dir damit Geld. Ermorde nicht einen so mit Einsicht und anderen Tugenden Ausgestatteten; denn wenn du mordest, so wirst du von der Hölle und den anderen Straforten nicht freikommen.“ Nachdem er ihn so durch die Furcht vor der Hölle erschreckt und ihn dadurch veranlasst hatte, seine lieblichen Worte anzunehmen, ging er wieder zum Bodhisattva hin, stellte sich vor ihn und tröstete ihn.

Als der Jäger seine Worte vernommen hatte, dachte er: „Dieser, der doch nur ein Tier ist, tut etwas, was selbst den Menschen unmöglich ist zu tun; selbst die Menschen sind nicht im Stande, so in der Freundschaft zu beharren. Ach, wie einsichtsvoll, wie lieblich redend, wie tugendhaft ist er!“ Indem sein ganzer Körper mit Freude und Jubel erfüllt wurde und die Haare sich ihm vor Entzücken sträubten, warf er seinen Stock weg, legte seine gefalteten Hände an das Haupt und blieb stehen, indem er den Ruhm Sumukhas pries, als wollte er die Sonne verehren.

Um diesen Sachverhalt zu verkünden, sprach der Meister:

[§13] Als er dieses sein Wort gehört, das gute Wort des Sumukha, die Haare sträubten sich dem Jäger und seine Hände faltet' er. [§14] „Nie hört' ich oder sah ich dies: Ein Vogel redet Menschensprache; gar edle Worte spricht ein Schwan und gibt von sich menschliche Laute. [§15] Was ist für dich denn dieser Vogel? Frei bleibst du beim Gefesselten. Verlassen haben ihn die andern; was gibst du ihn allein nicht auf [8]?“

Als Sumukha so von dem Hocherfreuten [9] gefragt wurde, dachte er: „Dieser ist mild geworden; jetzt werde ich, um ihn noch sanfter zu machen, ihm meinen Vorzug verkündigen.“ Und er sprach:

[§16] „Dies ist mein König, Vogelfeind, ich leistet' ihm Heerführerdienst; in seiner Not im Stich zu lassen vermag ich nicht den Vogelfürsten. [§17] Der Herr der großen Schar soll nicht allein mir ins Verderben stürzen; drum sag ich dir, du lieber Jäger: Mein Herr ist's, bei ihm hab ich Freude.“

Als der Jäger diese auf Wahrheit beruhenden lieblichen Worte vernahm, wurde er mit Freude erfüllt und seine Haare sträubten sich ihm. Er dachte: „Wenn ich diesen mit Tugend und anderen Vorzügen ausgestatteten Schwankönig töten werde, so werde ich von den vier Strafexistenzen niemals frei werden. Mag der König (von Benares) mit mir tun, was er will; ich werde diesen dem Sumukha zum Geschenk geben und ihn frei lassen.“ Und er sprach folgende Strophe:

[§18] „Die Pflicht des Edlen übst du, Schwan, dass du die Gabe so vergiltst. Ich geb dir deinen Herren frei; er geh', wohin es ihm beliebt.“

Nach diesen Worten ging der Jäger mit sanfter Gesinnung auf das große Wesen zu, bog den Schlingenstab herab und ließ es auf den Schlamm hinabsinken; dann machte er den Schlingenstab los, hob es in die Höhe und trug es aus dem Teiche heraus auf zartes Gras, wo er es niederlegte. Hierauf löste er sanft die um den Fuß geschlungene Schlinge, und indem er zu dem großen Wesen starke Liebe in sich erweckte, wischte er liebevollen Sinnes mit Wasser das Blut ab und rieb immer wieder die Stelle. Da verband sich durch die übernatürliche Kraft seiner Liebe am Fuße des Bodhisattva wieder Sehne mit Sehne, Fleisch mit Fleisch und Haut mit Haut. Der Fuß war wieder wie vorher. Ohne dass ein Unterschied mit dem andern Fuße bestand, setzte sich in voller Gesundheit der Bodhisattva auf die gewohnte Art nieder [10].

Als nun Sumukha sah, dass durch ihn der König wieder gesund geworden war, dachte er voller Freude: „Jener hat uns eine große Wohltat erwiesen; wir haben an ihm aber noch nichts getan. Wenn er uns nämlich wegen der Würdenträger des Königs gefangen hat, so wird er, wenn er uns zu ihnen bringt, viel Geld dafür bekommen; wenn er uns aber von sich selbst aus gefangen hat, so wird er, wenn er uns verkauft, auch viel Geld dafür erhalten. Ich will ihn sogleich fragen.“ Und in dem Bestreben, ihm eine Wohltat zu erweisen, fragte er ihn und sprach dabei:

[§19] „Wenn du aus eignem Antrieb tatest, da du dem Schwan die Schlinge legtest, so nehmen wir es an, o Freund, dass du uns diese Freiheit schenkst. [§20] Doch wenn du nicht aus eignem Antrieb dem Schwan die Schlinge hast gelegt, begehst du einen Diebstahl, Jäger, wenn du unfolgsam uns befreist.“

Als dies der Jäger hörte, antwortete er: „Ich fing euch nicht um meiner selbst willen, sondern vom König Samyama von Benares wurde ich beauftragt, euch zu fangen“, und er erzählte die ganze Begebenheit von dem Traumgesicht der Königin an bis dahin, wo der König hörte, die Schwäne seien gekommen, und ihm sagte: „Lieber Khemaka, bemühe dich, einen oder zwei Schwäne zu fangen, dann werde ich dir große Ehrung zuteil werden lassen“, wie er ihm dann Lohn gab und ihn dazu wegschickte.

Als dies Sumukha hörte, dachte er bei sich: „Dieser Jäger hat damit, dass er, ohne an sein Leben zu denken, uns freiließ, eine schwer auszuführende Tat getan. Wenn wir von hier nach dem Cittakuta-Berge zurückkehren, wird weder die Macht der Weisheit des Dhatarattha-Königs noch meine Freundschaftsbetätigung bekannt werden; auch wird der junge Jäger nicht großen Ruhm erlangen, noch wird der König in den fünf Geboten befestigt werden, noch wird endlich der Wunsch der Königin in Erfüllung gehen.“ Und er sagte zu dem Jäger: „Freund, wenn es sich so verhält, darfst du uns nicht freilassen. Zeige uns dem Könige; dieser wird mit uns tun nach seinem Gefallen.“

Um dies zu verkünden, sprach der Meister folgende Strophe:

[§21] „In welches Königs Dienst du stehst, von dem musst du den Wunsch erfüllen. Dort wird der König Samyama mit uns tun, wie es ihm gefällt.“

Als dies der Jäger hörte, erwiderte er: „Herr, möge es Euch nicht gefallen, den König aufzusuchen! Die Könige sind nämlich voll Gefahren. Sie können euch zu Spielschwänen machen oder euch töten.“ Darauf versetzte Sumukha: „Lieber Jäger, sorge dich nicht um uns! Ich habe in einem so grausamen Menschen wie du durch meine Tugendunterweisung Milde entstehen lassen; warum sollte ich sie nicht auch im Könige erzeugen können? Die Könige sind ja weise und verstehen gute Rede. Führe uns rasch zum Könige hin! Wenn du uns aber dorthin führst, so bringe uns nicht gefesselt hin, sondern lasse uns in einem Blumenkäfig Platz nehmen und bringe uns so hin. Wenn du aber einen Blumenkäfig machst, so mache für den Dhatarattha einen großen, der mit weißen Lotosblumen bedeckt ist, und für mich einen kleinen, der mit roten Lotosblumen bedeckt ist. Trage voraus den Dhatarattha und hintennach mich niedriger; so bringe uns rasch fort und zeige uns dem Könige!“ Als jener dessen Worte hörte, dachte er: „Sumukha wird, wenn er den König erblickt hat, mir große Ehrung zuteil werden lassen wollen.“ Voll Freude machte er aus weichen Schlingpflanzen Käfige, bedeckte sie mit Lotosblumen und nahm dann jene auf die angegebene Art mit sich fort.

Um dies zu verkünden, sprach der Meister:

[§22] „Sobald der Jäger dies gehört, nahm er mit seinen beiden Händen die Vögel goldfarbig, weißhäutig und setzt' sie in die Käfige. [§23] Als dann im Käfig beide waren, die Vögel, die so hell erglänzten, nahm Sumukha und Dhatarattha der Jäger mit sich und zog fort.“

Als aber so der Jäger mit ihnen fortgezogen war, gedachte der Dhatarattha-Schwan an seine Gattin, die Tochter des Paka-Schwankönigs [11], und indem er sich an Sumukha wandte, schwatzte er voll sinnlicher Lust.

Um dies zu offenbaren, sprach der Meister:

[§24] Während er so getragen wurde, sprach Dhatarattha zu Sumukha: „Gar sehr, Sumukha, fürchte ich für meine goldne, schöne [12] Frau; wenn sie von meinem Tod erfährt, dann wird sie selbst den Tod sich geben. [§25] Mein Paka-Schwanenweib, Sumukha, Suhema mit der goldnen Haut, dem Reiher gleich am Meeresstrand wird weinen über mich die Arme.“

Als dies Sumukha hörte, dachte er: „Dieser Schwan, der dafür aufgestellt ist, andere zu ermahnen, schwatzt wegen eines Weibes infolge sinnlicher Lust. Er ist wie kochendes Wasser geworden oder wie Vögel, die über den Zaun fliegen und ein Reisfeld abfressen [13]. Wie, wenn ich jetzt durch meine Kraft den Fehler des weiblichen Geschlechts verkündete und ihn dadurch belehrte?“ Und er sprach:

[§26] „Ein so gewalt'ger Scharenmeister, ganz unvergleichbar auf der Welt, kann um ein einz'ges Weib so trauern? Das ist nicht, wie der Weise tut. [§27] Wie den Geruch aufnimmt der Wind, beides, den guten und den schlechten, der Tor das Unreife und Reife, der blinde Gierige das Fleisch [14], [§28] So wie ein Tor sprachst du zu mir, der sich nicht auf das Recht versteht; du weißt nicht, was zu tun, was nicht, nachdem du nahe warst dem Tod. [§29] Halb wahnsinnig hast du gesprochen, da du die Weiber hältst für besser; vieler Gemeingut sind sie nur wie für die Trunkenen die Schenke. [§30] Täuschung sind sie, ein Spiegelbild [15], Leiden und Krankheit, Missgeschick; vergleichbar sind sie scharfen Banden, des Todes Schlinge tief im Herzen: wer solchen Weibern mag vertrauen, der ist der niedrigste der Männer.“

Darauf erwiderte der Dhatarattha, weil er in ein Weib verliebt war: „Du kennst nicht den Vorzug des weiblichen Geschlechts. Die Weisen kennen ihn; sie sind nicht zu tadeln.“ Und um dies zu erklären, sprach er:

[§31] „Was die Alten als wahr erkannten, wer darf es wagen, dies zu tadeln? Gar große Wesen sind die Weiber von Anfang an auf dieser Erde. [§32] Zum Scherz sind passend sie gemacht, zur Liebeslust sind sie geschaffen; in ihnen wächst der Same auf, aus dem die Wesen all entstehen. Wer könnte wohl die Lust verlieren an ihnen, die ihm's Leben gaben? [§33] Du nur, kein andrer, Sumukha, kennst dich in Weibersachen aus? Weil heut du in Gefahr gerietest, aus dieser Furcht dir Einsicht kam. [§34] Denn jeder, der kommt in Gefahr, hat ängstlich an der Furcht zu leiden; die großen Weisen aber mahnen uns zu schwer ausführbaren Dingen. [§35] Zu diesem Zweck die Kön'ge wünschen sich einen starken, weisen Helden, damit der Held abhalten möge Unglück nach seinen besten Kräften. [§36] Dass uns nicht heute noch zerschneiden die Köche in des Königs Küche und so die Schönheit unsrer Federn dich töte wie der Spross den Bambus [16]. [§37] Obwohl frei wolltest du nicht fort, in Bande selbst begabst du dich. Drum, weil auch du in Not kamst heute, die Rettung such und schwatze nicht!“

So pries das große Wesen das weibliche Geschlecht und bewirkte, dass Sumukha nicht widersprechen konnte. Als es aber dessen Unzufriedenheit wahrnahm, sprach es, um ihn wieder zu versöhnen:

[§38] „Drum strenge deine Kraft jetzt an in rechter Art, wie sich's gebührt; durch die Bemühung deiner Kraft suche ein Mittel, mich zu retten.“

Darauf dachte Sumukha: „Er ist allzu sehr von Todesfurcht erfüllt; er kennt nicht meine Kraft. Wenn ich zum König komme und nur kurz mit ihm reden darf, werde ich schon sehen. Jetzt will ich ihn trösten.“ Und er sprach folgende Strophe:

[§39] „Fürchte dich nicht, der Vögel Bester, nicht fürchten sich ja deinesgleichen. Ich werde meine Kraft anstrengen in rechter Art, wie sich's gebührt; durch die Bemühung meiner Kraft wirst bald du von der Schlinge frei [17].“

Während sie aber so in der Vogelsprache miteinander redeten, merkte der junge Jäger nichts davon. Er gelangte nun mit ihnen in ihrem Käfig nach Benares, wobei er von einer Menschenmenge begleitet wurde, die ob des noch nicht gesehenen Wunders mit staunender Ehrfurcht erfüllt waren. Als er an das Tor des königlichen Palastes gekommen war, ließ er dem Könige seine Ankunft melden.

Um dies zu verkünden, sprach der Meister:

[§40] Mit seinem Schwanenkäfig kam der Jäger vor des Königs Tor: „Meldet mich bei dem König an; der Dhatarattha ist gekommen.“

Der Türhüter ging hin und meldete es; voll Freude befahl der König: „Er soll sogleich kommen.“ Umgeben von der Schar seiner Minister setzte er sich auf seinen königlichen Thron, über den der weiße Sonnenschirm ausgespannt war. Als er nun sah, wie Khemaka mit der Tragstange, an der die Schwäne waren, in den Thronsaal hinaufstieg, betrachtete er die Goldschwäne, und indem er dachte: „Erfüllt ist mein Wunsch“, wies er die Minister an, was sie mit jenem tun sollten.

Um dies zu verkünden, sprach der Meister:

[§41] Als er die beiden sah, wie sie von Reinheit glänzten, ausgestattet mit Abzeichen, da sprach der König Samyama so zu den Ministern: [§42] „Gebet dem Jäger schöne Kleider und Nahrung, beides Speis und Trank, und Geld auch, das das Herz erfreut, spendet ihm, so viel er nur will.“

Nachdem er so seine Befriedigung gezeigt hatte, rief er, erfüllt von Freude und Wonne: „Geht, schmückt ihn und bringt ihn dann wieder.“ Darauf führten ihn die Hofleute aus dem königlichen Palast hinaus, ließen ihm Haare und Bart in Ordnung bringen, und nachdem er sich gebadet und mit wohlriechenden Substanzen besprengt hatte, zierten sie ihn mit allem Schmuck und brachten ihn so zum Könige. Der König aber schenkte ihm zwölf Dörfer, die jährlich hunderttausend Kahapanas eintrugen, dazu einen mit edlen Rossen bespannten Wagen, ein reich geschmücktes, großes Haus und ließ ihm so große Ehrung zuteil werden. Als jener nun diese große Ehrung erhalten hatte, sagte er, um seine Tat zu verkündigen: „O Fürst, ich habe dir nicht irgendeinen beliebigen Schwan herbeigebracht; dies ist der König von neunzigtausend Schwänen, Dhatarattha mit Namen, und dies hier ist sein Heerführer namens Sumukha.“ Darauf fragte ihn der König: „Mein Lieber, wie hast du sie gefangen?“

Um diesen Sachverhalt zu verkünden, sprach der Meister:

[§43] Als er den Jäger sah voll Freude, da sprach also der Kasi-König: „Wenn, lieber Khemaka, der Teich von vielen Schwänen war erfüllt, [§44] wie kamst du dann mit deiner Schlinge zum mittelsten, wie du es wünschtest? Den der Verwandten Schar umgab, den mittelsten, wie fingst du ihn?“

Jener sprach, um es ihm zu erzählen:

[§45] „Heut ist die siebte Nacht, dass ich an ihrer Futterstelle saß, indem ich seine Spur verfolgte unablässig in meinem Korbe [18]. [§46] Dabei bemerkt' ich seine Spur, wie er nach Nahrung sucht' umher, und dort legte ich dann die Schlinge; so hab den Vogel ich gefangen.“

Als dies der König hörte, dachte er: „Als dieser am Tore stand und sich melden ließ, meldete er nur die Ankunft des Dhatarattha-Schwanes. Auch jetzt sagt er nur: ‘Ich fing diesen.’ Was ist die Ursache davon?“ Und er sprach folgende Strophe:

[§47] „O Jäger, dies sind doch zwei Vögel und nur von einem redest du. Hast deine Absicht du geändert oder hast du jetzt Widerwillen?“

Darauf erwiderte der Jäger: „O Fürst, ich habe nicht meine Absicht geändert, noch möchte ich auch den einen einem andern geben. Aber in der von mir gelegten Schlinge wurde nur einer gefangen.“ Und um dies zu offenbaren, sprach er:

[§48] „Bei dem die rotfarbigen Strahlen, die reinen, die wie Gold erglänzen, auf seiner Brust zusammenlaufen, der ward allein von mir gefangen. [§49] Doch dieser andre Strahlenvogel blieb frei bei dem Gefesselten, dem Kranken, und sprach edle Worte, der Menschen Sprache dabei redend.“

Dann fuhr er fort: „Als dieser merkte, dass der Dhatarattha gefangen war, kehrte er um und tröstete ihn. Als ich dann herankam, begrüßte er mich und führte noch in Freiheit mit mir eine liebenswürdige Unterhaltung; indem er mit menschlicher Sprache die Vorzüge des Dhatarattha mir auseinandersetzte, blieb er stehen. So machte er mein Herz weich und blieb immer vor dem andern stehen. Da ich aber, o Fürst, die schönen Worte des Sumukha vernahm, machte ich fröhlichen Herzens den Dhatarattha los. So wurde der Dhatarattha von der Schlinge frei. Dass ich aber mit diesen Schwänen hierherkam, das geschah nur durch Sumukha.“ So verkündete er Sumukhas Vorzug.

Als dies der König hörte, bekam er Lust, die Unterweisung des Sumukha anzuhören. Während ihm aber der Jäger seine Ehrung erwies, ging die Sonne unter; die Lampen wurden angezündet und viele Edle u. dgl. versammelten sich. Auch die Königin Khema setzte sich, umgeben von den verschiedenen Arten der Tänzerinnen, auf die rechte Seite des Königs.

In diesem Augenblick sprach der König, da er Sumukha zum Reden bringen wollte, folgende Strophe:

[§50] „Warum stehst du jetzt, Sumukha, und hältst die Kiefer fest geschlossen? Da du in meine Nähe kamst, willst du vielleicht aus Furcht nicht reden?“

Als Sumukha dies hörte, sprach er um seine Furchtlosigkeit zu beweisen:

[§51] „Nicht fürcht ich mich, Herrscher von Kasi, nachdem in deine Näh ich kam; und ohne Furcht werde ich reden, wenn die Gelegenheit ist da.“

Da dies der König vernahm, sprach er, um noch mehr von ihm zu hören, indem er tadelnde Worte gebrauchte, folgendes:

[§52] „Ich sehe keinen Schutz für dich, nicht Wagen und nicht Fußsoldaten, keinen, der Leder trägt und Stacheln, noch panzerbewehrte Bogenschützen. [§53] Auch Gold und Schätze hast du nicht noch eine wohl bewehrte Stadt noch einen festen Mauerturm, der zaunumgeben, schwer zu brechen, wohin geflüchtet du, Sumukha, nicht brauchst zu fürchten die Gefahr.“

Als er so vom Könige gefragt wurde, worin der Grund zu seiner Furchtlosigkeit bestehe, sprach er, um dies zu erklären, folgendes:

[§54] „Ich brauche keinen starken Schutz, noch eine Stadt, noch große Schätze: Im Weglosen den Weg wir gehen, hoch droben in der Luft wir fliegen. [§55] Bekannt sind wir ob unsrer Weisheit, die wir geschickt an Nutzen denken; ein nützlich Wort wollen wir sagen, wenn du der Wahrheit bist ergeben. [§56] Doch wenn du nicht der Wahrheit Freund, wenn du unedel bist, was wird dem Lügner, dem grausamen Mann dann nützen auch das gute Wort?“

Als dies der König hörte, sprach er: „Warum nennt er mich lügenhaft und unedel? Was habe ich getan?“ Darauf erwiderte ihm Sumukha: „So höre mich also“, und er sprach:

[§57] „Nach der Brahmanen Wort hast du den Khema-Teich hier machen lassen; du ließest Sicherheit verkünden in den zehn Himmelsgegenden [19]. [§58] Du legtest an den Lotosteich mit klarem Wasser, hell und rein, dazu noch viele Speise dort und Unverletzlichkeit der Vögel. [§59] Nachdem wir dies Gerücht vernommen, sind wir zu dir herbeigekommen; du aber fingst uns in der Schlinge. So hast die Lüge du gesagt. [§60] Und wer die Unwahrheit betätigt und schlimme Gier nach einem Wunsche, dem sind die zwei Wiedergeburten [20] verschlossen und er kommt zur Strafe.“

So beschämte er inmitten der Versammlung den König. Darauf verkündete ihm der König: „Sumukha, nicht, um Euch zu töten und um Euer Fleisch zu verzehren, ließ ich Euch fangen, sondern weil ich von Eurer Weisheit gehört hatte und ein gutes Wort von Euch hören wollte, ließ ich Euch fangen.“ Und er sprach:

[§61] „Wir haben nicht gefehlt, Sumukha, nicht aus Begierde fing ich euch; doch seid bekannt ihr ob der Weisheit, geschickt im Ausdenken des Nutzens. [§62] ‘Vielleicht ein nutzbringendes Wort sagten sie uns, hierher gekommen’; deshalb hat dich, mein Freund, der Jäger, auf meinen Auftrag jetzt gefangen.“

Als dies Sumukha hörte, antwortete er: „Etwas Unziemliches hast du getan, o Großkönig“; und er sprach:

[§63] „Nicht etwa furchtsam, Kasis Herrscher, weil unser Leben ist bedroht, will ich ein nützlich Wort jetzt sagen, da ich dem Tode nahe bin. [§64] Wer mit dem Wild tötet das Wild oder den Vogel mit dem Vogel [21], durch einen Spruch den Weisen fängt [22], was gibt's Unedleres als dies? [§65] Und wer in edlen Worten redet und auf unedle Tat ist aus, der beiden Welten geht verlustig hier auf der Erde und im Jenseits. [§66] Zu Ruhm gelangt werd' man nicht toll noch auch verzweifelt in Gefahr; man streng' sich an in seinem Tun und seine Lücken schließe man. [§67] Die Weisen, die von hier abscheiden, die an ihr Lebensend gelangt, nachdem sie hier im Recht gewandelt, kommen sie in die Götterstadt. [§68] Da du dies hörtest, Kasis Herrscher, beharre fest für dich beim Recht und lass den Dhatarattha frei, der der vorzüglichste der Schwäne.“

Als dies der König hörte, sagte er:

[§69] „Man bringe Wasser für die Füße und einen Sitz von hohem Wert. Aus seinem Käfig ich befreie den Dhatarattha ruhmerfüllt [§70] und seinen Heerführer, den weisen, der so geschickt an Nutzen denkt, der in des Glücks Genuss das Unglück teilt mit dem unglücklichen König. [§71] Fürwahr, ein solcher wohl verdient Gaben von seinem gnäd'gen Herrn, wie Sumukha, der seinem König das Leben rettete als Freund.“

Als die anderen diese Worte des Königs vernahmen, brachten sie für jene Sitze herbei; als sie dann dort Platz genommen hatten, wuschen sie ihnen mit duftendem Wasser die Füße und besprengten sie mit hundertfach geläutertem Sesamöl.

Um diesen Sachverhalt zu verkünden, sprach der Meister:

[§72] Auf eine Bank von lautrem Gold die acht Fuß lang war, ganz entzückend, poliert, mit feinem Tuch belegt, setzte sich der Dhatarattha. [§73] Und auf ein Kissen ganz von Gold, mit Tigerfellen rings umnäht, setzte sich heute Sumukha dicht neben den Dhatarattha. [§74] Drauf brachten in goldenen Schüsseln vom Reiche Kasi viele Leute den Schwänen gar köstliche Speisen, Geschenke des vornehmsten Königs.

Als ihnen aber so das Mahl aufgetragen war, nahm der König von Kasi, um die Schwäne für sich zu gewinnen, selbst eine goldene Schüssel und bot sie ihnen an. Sie aßen daraus Honigkörner und tranken Honigwasser. Darauf begann das große Wesen, als es die Gabe des Königs und seine Befriedigung wahrnahm, eine liebenswürdige Unterhaltung mit ihm.

Um dies zu verkünden, sprach der Meister:

[§75] Als er die edle Gabe sah, die Kasis König dargebracht, da fragte er der Reihe nach, gar wohl vertraut mit Fürstensitten. [§76] „Geht es denn auch dem Herren gut und ist denn auch der Herr gesund? Steht denn auch dieses Reich in Blüte und wird es auch gerecht regiert [23]?“ [§77] „Gewiss geht es mir gut, o Schwan, und auch gesund, o Schwan, bin ich. In Blüte steht auch dieses Reich, regiert wird's in Gerechtigkeit.“ [§78] „Ist auch unter des Herrn Ministern nicht irgendeine Schuld vorhanden? Und denken sie bei deinem Nutzen nicht zu sehr an ihr eignes Leben?“ [§79] „Auch unter den Ministern mein man irgend eine Schuld nicht findet; sie sind bereit, zu meinem Nutzen ihr eignes Leben aufzuopfern.“ [§80] „Hast du'ne ebenbürt'ge [23a] Gattin, gehorsam, die nur Liebes spricht, mit Kindern, Schönheit, Ruhm geschmückt, die ganz nach deinem Willen handelt?“ [§81] „Ich hab'ne ebenbürt'ge Gattin, gehorsam, die nur Liebes spricht, mit Kindern, Schönheit, Ruhm geschmückt, die ganz nach meinem Willen handelt.“ [§82] „Ist denn das Reich nicht unterdrückt, wird es von niemandem belästigt, wird es ohne Gewaltsamkeit mit Recht und Billigkeit verwaltet?“ [§83] „Nein, nicht ist unterdrückt mein Reich, es wird von niemandem belästigt, es wird ohne Gewaltsamkeit mit Recht und Billigkeit verwaltet.“ [§84] „Werden die Heiligen geehrt, die Unheiligen ferngehalten, dass du das Recht nicht unterdrückst und Ungerechtigkeit betätigst?“ [§85] „Die Heil'gen sind von mir geehrt, die Unheiligen halt ich fern; Gerechtigkeit betät'ge ich, das Unrecht unterdrücke ich.“ [§86] Betrachtest du dein künft'ges Leben nicht noch als lange, edler Fürst, und vom Berauschenden berauscht fürchtest du nicht das andre Leben?“ [§87] „Nein, ich betracht mein künft'ges Leben nicht mehr als lange, Flügelträger; bei den zehn Tugenden beharrend fürchte ich nicht das andre Leben. [§88] Freigebigkeit, Aufopfrung, Tugend, Aufrichtigkeit, Sanftmut und Eifer, Freisein von Zorn und Nichtverletzen, Geduld, Widerspruchslosigkeit: [§89] Dies sind die edlen Tugenden, die ich an mir betätigt finde; und daraus schöpf ich meine Freude und ein Vergnügen nicht gering. [§90] Sumukha hat, ohne zu denken, ein hartes Wort zu mir gesprochen, ohne dass seine falsche Ansicht von uns erkannte dieser Vogel. [§91] In seinem Zorne sagte er ein hartes Wort, ganz ohne Grund, so wie es nicht zutrifft auf uns; dies ist sonst nicht der Weisen Brauch.“

Als dies Sumukha hörte, dachte er: „Ich habe diesen tugendreichen König betrübt. Er zürnt mir; ich werde ihn um Verzeihung bitten.“ Und er sprach:

[§92] „Es ist mir dies herausgekommen so mit Gewalt, o Menschenfürst; als Dhatarattha war gefangen, da fühlte ich gar großen Schmerz. [§93] So wie ein Vater seinen Söhnen, und wie die Erde den Geschöpfen, verzeihe uns, du bester König, die wir uns gegen dich verfehlten.“

Darauf umarmte ihn der König, nahm ihn, setzte ihn auf die goldene Bank und sprach, indem er das Bekenntnis des Fehltritts annahm:

[§94] „Dafür danken wir dir, dass du deinen Gedanken nicht verhehlt. Du nimmst mir den Unwillen, Vogel; aufrichtig bist du, Luftdurchflieger!“

Nach diesen Worten aber dachte der König, befriedigt über die Tugendunterweisung des großen Wesens und über Sumukhas Aufrichtigkeit: „Wenn ich befriedigt bin, muss ich auch meine Befriedigung zeigen.“ Und um den beiden seinen eigenen königlichen Glanz zu übertragen, sprach er:

[§95] „Was irgend ist an Kostbarkeiten in dem Palast von Kasis König an Silber oder gelbem Gold, an Perlen, Lapislazuli,

[§96] an Edelsteinen, Muschelperlen, schönen Gewändern, gelbem Sandel, an Fellen und an Elfenbein, an Kupfer und an schwarzem Eisen: all dieses Gut gebe ich euch, die Herrschaft überlass ich euch.“

Nach diesen Worten aber ehrte er die beiden durch Verleihung des weißen Sonnenschirms und übergab ihnen die Herrschaft. Darauf wendete sich das große Wesen an den König und sprach:

[§97] „Gewiss sind wir geehrt von dir und ausgezeichnet, Landesherrscher; da wir in Tugend leben wollen, du werde dabei unser Lehrer.

[§98] Wenn du es uns erlaubst, o Lehrer, mit deiner Zustimmung, o Fürst, wir wollen dich von rechts umwandeln und dann aufsuchen die Verwandten.“

Jener erlaubte ihnen, zusammen fortzugehen. Während aber der Bodhisattva die Wahrheit verkündete, kam schon die Morgendämmerung.

Um dies zu verkündigen, sprach der Meister folgende Strophe:

[§99] Nachdem sie sich die ganze Nacht bedacht und alles überlegt, erlaubte König Kasi endlich der Schwäne Besten fortzuziehen.

Nachdem er so von jenem die Erlaubnis erhalten, sagte der Bodhisattva zum Könige: „Führe unablässig in Gerechtigkeit die Herrschaft“, und befestigte ihn in den fünf Geboten. Der König aber bot ihnen auf goldenen Gefäßen Honigkörner und Honigwasser an; nachdem die Mahlzeit beendigt war, verehrte er sie mit wohlriechenden Substanzen, Girlanden u. dgl. und hob dann selbst den Bodhisattva in einem goldenen Korbe empor; Khema aber hob Sumukha in die Höhe. Dann öffneten sie das Fenster und ließen sie zur Zeit, da die Sonne aufging, mit den Worten: „Gehet, ihr Herren!“, frei.

Um diesen Sachverhalt zu verkünden, sprach der Meister folgende Strophe:

[§100] Als dann die Nacht zu Ende ging und sich der Sonnenaufgang nahte, aus dem Palast des Kasi-Königs, der ihnen nachsah, fort sie flogen.

Als nun von ihnen das große Wesen aus dem goldenen Korbe aufgeflogen war, sprach es in der Luft schwebend: „Sei nicht bekümmert, großer König; verharre unermüdlich bei unseren Ermahnungen!“ Nachdem es so den König getröstet, kehrte es mit Sumukha nach dem Cittakuta-Berge zurück. Die neunzigtausend Schwäne aber, die aus der Goldhöhle herausgekommen waren und sich auf der Fläche des Berges niedergelassen hatten, sahen sie herankommen; sie bewillkommneten sie und umringten sie und so von der Verwandten Schar umgeben kamen jene zu dem Cittakuta-Berge.

Um diesen Sachverhalt zu verkünden, sprach der Meister:

[§101] Als sie jene erhabnen Vögel gesund sahen zurückgekehrt, da machten: „keke“, alle Schwäne und es entstand ein groß Geschrei. [§102] Erfreut, dass wieder frei ihr Herr, voll Ehrfurcht gegen den Gebieter umringten drauf von allen Seiten die Vögel sie vertrauensvoll.

Als die Schwäne sie aber so umringt hatten, fragten sie: „Wie bist du befreit worden, o Großkönig?“ Darauf erzählte das große Wesen, wie es durch Sumukha befreit wurde und was die Leute des Königs Samyama an ihnen getan hatten. Als sie dies hörten, sagten erfreut die Schwanenscharen: „Lang [24] mögen leben der Heerführer Sumukha, der König und der Jäger in Glück und ohne Leid.“

Um dies zu verkünden, sprach der Meister:

[§103] So gehen alle guten Pläne der wahren Freunde in Erfüllung, so wie die Dhatarattha-Schwäne zu der Verwandten Schar gelangten.

Dies ist schon im Cullahamsa-Jātaka ausgeführt [25].

[§C]

Nachdem der Meister diese Unterweisung beschlossen hatte, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war der Jäger Channa, die Königin Khema war die Nonne Khema, der König war Sāriputta, die Versammlung war die Buddhagemeinde, Sumukha war Ananda, der Dhatarattha aber war ich.“

Ende der großen Erzählung von dem Schwan

Anmerkungen:

1.
Im Gegensatz zu dem vorigen Jātaka, der „kleinen Erzählung von dem Schwan“.
1a.
Im Jātaka 533.
1b.
Im Folgenden wird der König Samyama genannt.
2.
Ein Längenmaß, der vierte Teil eines Yojana; also etwa so viel wie eine englische Meile.
3.
In doppelsinniger Weise nach der Königin benannt und außerdem mit der Bedeutung „der ruhige, friedliche Teich“.
4.
Das Wort bedeutet wohl „die reifen, vollkommenen Schwäne“. Sie bilden ja auch die höchste Stufe vor den Goldschwänen.
4a.
im Jātaka 533.
5.
Diese Strophen stehen auch [leicht variiert] im Jātaka 502 Strophen 1-3.
6.
Vgl. zu diesem Ausdruck oben Jātaka 533 Anm. 9.
7.
D. h. der immer die Leutseligkeit in ihren vier Arten (vgl. oben Jātaka 532 Strophe 85 [Almosen Spenden, liebe Rede, Wohltätigkeit, Unparteilichkeit]) betätigt.
8.
Diese Strophe steht auch im vorigen Jātaka 533 Strophe 20.
9.
Die Lesart einer Handschrift „tutthacittena“ scheint mir viel besser dem Sinne zu entsprechen als das sonst überlieferte „dutthacittena“ = „mit falschem Sinn“.
10.
Diese Schilderung gleicht fast wörtlich der im vorigen Jātaka 533 nach Strophe 33.
11.
Vgl. dazu oben Anm. 4.
12.
Wörtlich: „mit Glücksabzeichen auf den Schenkeln“.
13.
Wie Francis gut bemerkt, ist das dabei entstehende Geräusch verglichen mit dem Geschwätz.
14.
Nach dem Kommentator: ohne zu untersuchen, ob es rein ist oder von Fliegen besudelt.
15.
Diese Verse stehen auch im Jātaka 263 Anm. 3.
16.
Ein oft gebrauchtes Bild, davon hergenommen, dass das Bambusrohr nach Erzeugung eines Sprosses selbst abstirbt.
17.
Die Strophe kommt schon oben als Strophe 12 vor, wo der Ausdruck „Schlinge“ besser am Platze ist. Deshalb fügt der Kommentator hinzu „d. h. von des Unglücks Schlinge“.
18.
Auch ich nehme die Lesart einer Handschrift „ghatassito“ an.
19.
Nämlich die vier Haupthimmelsgegenden, die vier Nebenhimmelsgegenden, Zenith und Nadir.
20.
Nämlich die Wiedergeburt in einem der Himmel oder als Mensch.
21.
Diese beiden Zeilen stehen auch oben in Jātaka 530 Strophe 64.
22.
Ein Wortspiel, das aber im Deutschen schwer als solches wiederzugeben ist. Francis übersetzt: „with a text a preacher trap”.
23.
Diese und die nächsten fünf Strophen finden sich öfter, z. B. oben in Jātaka 533 Strophen 59-64.

[23a] Im wörtlichen Sinne: von ebenso hoher Abkunft.

24.
Wie schon Francis merkte, muss es heißen „ciram“ statt „naciram“.
25.
Im vorigen Jātaka 533, das dieselbe Schlussstrophe hat.
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