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AN 1.49-52
PTS: A i 10
(I,v,9-10; I,vi,1-2)
Pabhassara Sutta: Leuchtend
übersetzt aus dem Pali von
Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung ins Deutsche von: (Info)
Käthi Pavoni
Alternative Übersetzung: jb für ZzE

"Leuchtend, Mönche, ist der Geist.[1] Und er wird von hineinkommenden Befleckungen verunreinigt." {I,v,9}

"Leuchtend, Mönche, ist der Geist. Und er wird von hineinkommenden Befleckungen befreit." {I,v,10}

"Leuchtend, Mönche, ist der Geist. Und er wird von hineinkommenden Befleckungen verunreinigt. Der ununterwiesene herkömmliche Mensch kann nicht erkennen, wie es tatsächlich gegenwärtig ist (yathābhūtam), deshalb sage ich euch, dass es - für den ununterwiesenen herkömmlichen Menschen - keine Geistesentfaltung gibt." {I,vi,1}

"Leuchtend, Mönche, ist der Geist. Und er wird von hineinkommenden Befleckungen befreit. Der unterwiesene Schüler der Edlen erkennt, wie es tatsächlich gegenwärtig ist, deshalb sage ich euch, dass es - für den unterwiesenen Schüler der Edlen - Geistesentfaltung gibt." {I,vi,2}

Anmerkung

1.

Diese Aussage hat eine große Kontroverse über die Jahrhunderte hervorgebracht. Der Kommentar behauptet, dass "Geist" sich hier auf bhavanga-citta, den momentanen Geisteszustand zwischen den Zeiträumen, in denen der geistige Fluss auf Objekte hinweist, bezieht, aber diese Aussage wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Es gibt keinen Hinweis in einer der Sutten auf bhavanga-citta oder den geistigen Fluss (Sie erscheinen erst in einer Abhidhamma Abhandlung, die Patthana); und da die Kommentare bhavanga-citta mit Tiefschlaf vergleichen, warum heißt es dann leuchtend? Und warum wäre die Wahrnehmung seiner Helligkeit eine Vorbedingung, den Geist zu entwickeln? Und weiterhin, wenn "Geist" in dieser Rede bhavanga-citta bedeuten würde, was würde es bedeuten, bhavanga-citta zu entwickeln?

Eine andere Interpretation setzt die Helligkeit des Geistes mit dem "Bewusstsein ohne Merkmal" gleich, das als "leuchtend" in MN 49 und DN 11 beschrieben wird, aber diese Interpretation hat auch Probleme. Nach MN 49, hat jenes Bewusstsein nichts an sich von der beschreibbaren Welt, nicht einmal von der "All-heit von Allem", so wie könnte es dann möglicherweise verunreinigt werden? Und da es nicht verwirklicht wird, bis das Ziel der Praktik erreicht ist, warum wäre die Wahrnehmung seiner Helligkeit eine Vorbedingung, den Geist zu entwickeln? Und nochmals, wenn "Geist" hier Bewusstsein ohne Merkmal bedeutet würde, wie könnte die Sutta über seine Entwicklung reden?

Ein vernünftigerer Ansatz, die Aussage zu verstehen, kann davon abgeleitet werden, es im Kontext zu sehen: der leuchtende Geist, ist der Geist, den der Meditierende versucht zu entfalten. Seine Helligkeit wahrzunehmen heißt, dass er verstehen sollte, dass Befleckungen wie Gier, Abneigung oder Verblendung nicht Gegenstand seiner eigentlichen Natur sind, kein notwendiger Bestandteil des Bewusstseins sind. Ohne dieses Verständnis wäre es unmöglich zu praktizieren. Mit diesem Verständnis jedoch kann man sich bemühen, bestehende Befleckungen abzuschneiden, so dass man den Geist in der Stufe, die MN 24 "Reinheit im Sinne des Geistes" nennt, lässt. Dies würde der leuchtenden Konzentrations-Stufe, die in dem Standard-Gleichnis für das vierte Jhana beschriebenen wird, entsprechen: "Und weiterhin mit dem Aufgeben von Glücksgefühl und Schmerz, wie schon mit dem früheren Schwinden von Frohsinn und Gram, tritt er in das vierte Jhana ein und verbleibt darin: Reinheit der Gleichmut und Achtsamkeit, weder-Wohlgefühl-noch-Wehgefühl. Er sitzt da, den Körper mit reinem, hellem Bewusstsein durchdringend, so dass kein einziges Körperteil durch reines, helles Bewusstsein undurchflutet bliebe. Gleich wie ein Mann da säße, von Kopf bis Fuß in ein weißes Tuch eingehüllt, so dass es keinen Körperteil gäbe, über den sich das weiße Tuch nicht erstrecken würde; gleich so sitzt der Mönch da, den Körper mit reinem, hellem Bewusstsein durchdringend, so dass kein einziges Körperteil durch reines, helles Bewusstsein undurchflutet bliebe." Durch diesem Zustand ist es möglich, die Erkenntnis zu entwickeln, die nicht nur bestehenden Befleckungen abschneidet, sondern auch jede Möglichkeit, dass sie je wieder erscheinen würden entwurzelt. Nur in den Stufen des Erwachens, die dann auf diese Handlungen der Erkenntnis folgen, würde "Bewusstheit ohne Merkmal" verwirklicht werden.

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