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Lehrreden der frühen Nonnen
(Bhikkhuni-samyutta)
übersetzt aus dem Pali von
Ehrw. Bhikkhu Bodhi
Übersetzung ins Deutsche von: (Info)
jb für ZzE
Alternative Übersetzung: noch keine vorhanden

Einleitung

Das wachsende Interesse in weiblicher Spiritualität, hat dazu geführt einen neuerlichen Fokus auf das Therigatha, den Versen der älteren Nonnen, als die älterste Überlieferung weiblicher Erfahrungen mit Buddhimus, zu legen. Abseits der gegenwärtigen Aufmerksamkeit auf das Therigatha, scheint es jedoch so, als ob viele, wenn nicht alle gelehrten Kommentatoren, ein kurzes Kapitel im Samyutta Nikaya übersehen hätten, welches eine wichtige Ergänzung zu dieser großen Arbeit ist. Dieses ist das Bhikkhuni-samyutta, das fünfte Kapitel des Sagathavagga-samyutta, der Angereihten Lehren mit Versen, im erster Band des Samyutta Nikaya.

Das Bhikkhuni-samyutta ist eine Aufstellung von zehn kurzen Suttas, gemischt in Prosa und Dichtung, von gesamt siebenunddreißg Versen. Auch wenn mehrere dieser Verse Parallelen im Therigatha haben (in den Anmerkungen angeführt), ist dies für die Mehrzahl nicht der Fall und oft sind Variationen von grob ähnlichen Versionen von geringem Interesse. Zu letzt ist da eine Nonne im Bhikkhuni-samyutta, Vajira, die im Therigatha nicht vorkommt, während der Fall von einer anderen Nonne, Sela, unklar ist. Der Vergleich zwischen den beiden Sammlungen bring ebenfalls einige bemerkenswerte Unterschiede in den Zuschreibungen der Autorenschaft zum Vorschein. In einem Fall, in dem der drei Cala-Schwestern, scheint eine dreiartige Zuschreibung auf. Solche Unterschiede können erst dann wirklich verstanden werden, wenn wir verstehen, daß die Texte ursprünglich, für viele Jahrhunderte, mündlich weitergegeben wurden und damit auf weniger durchaltenden Großen wie Papier und Tinte aufgeboten wurden. Nachdem das Samyutta Nikaya und das Therigatha offenbar von verschiedenen Linien von Rezitierenden weitergegeben wurde, war es nur all zu leicht, daß Verse aus deren originalen erzählerischen Zusammenhang gerissen wurden und, mit anderen Hintergrundgeschichten in Verbindung gebracht, anderen Autoren zugesprochen wurden.

Die Altertümlichkeit dieser Sammlung wird durch dem Umstand betätigt, daß sie ein Gegenstück in der chinesischen Übersetzung aus dem Sanskrit Samyuktagama, welches wahrscheinlich zu der Sarvastivada Schule gehörte, hat. Anesakis "The Four Buddhist Agamas in Chinese", gibt einen Ausschnitt aus dem chinesischen Gleichstück des Bhikkhuni-samyutta wieder und auch wenn die Anordnung der Suttas unterschiedlich ist, sind die zehn Titel nahezu übereinstimmend, abgesehen vom Pali Sela Sutta, das dort als Viri (oder Vira) bezeichnet wird. Dies ist ein starker Hinweis, daß das gesamte Kapitel seine Formen vor dem Auseinanderscheiden von Pali und der Sarvastivada Schule gefunden hat.

Alle zehn Suttas sind entsprechend dem selben Muster aufgebaut, einer direkten Konfrontation zwischen Mara dem Bösen, dem Herr der Sinnlichkeit und einer einzelenen Nonne. Diese Struktur paßt auch für eine Platzierung des Bhikkhuni-samyutta gleich nach dem Mara-samyutta, in welchem der Böse, im Versuch Buddha und die Mönche zu stören, gezeigt wird. In jedem Sutta der Sammlung geht eine Nonne alleine fort, um ihren Tag in abgeschiedener Meditation zu verbringen. Dann wartet sie Mara mit einer Herausforderung, einer provokativen Frage oder einer Stichelei, beabsichtigend sie zum Fall aus ihrer Konzentration zu bringen, heraus. Was Mara übersehen hat, ist das jede dieser Nonnen ein Arahant ist und so tief in das Dhamma eingesehen hat, das sie absolut unzugänglich für seine List sind. Weit davon entfernt, von Maras Herausforderungen irritiert zu sein, bestimmen die Nonnen promt die Identität ihres Gegenspielers und drehen den Angriff mit scharfen Antworten ab. Als Mara realisierte, das man ihm auf die Schliche gekommen ist, hat er keine andere Möglichkeit als auf der Stelle zu verschinden "traurig und unbefriedet"

In Dialogen, in denen der Herr der Sinnlichkeit mit zurückgezogenen Nonnen zusammen kommt, mag man vielleicht annehmen, das Maras Angebote auf sexuelle Verführung abzielen. Dies kommt jedoch nur in einigen Suttas vor. Die tatsächlichen Themen der Lehrreden sind von unterschiedlicher Art und legen eine breite Perspektive an Eigenschaften und Einsichten, des zurückgezogenen Lebens, dar. Der Kontrast zwischen der Verlockung und den Elend von Sinnesvergnügen, ist das Thema von §§1,4 und 5. Im §1 bestrebt nicht Mara selbst die Nonne zu verführen, sondern drängt sie nur Sinnesvergnügen zu genießen, bevor ihre Zeit vorüber ist; und in §5 scheint er die Nonne Uppalavanna, die tatsächlich kurz nach der Einweihung von einem betören Jugendlichen vergewaltigt wurde, nahezu missbrauchen zu wollen. In allen drei Fällen tadeln die Nonnen Mara mit scharfen Versen, die ihre völlige Gleichgültigkeit gegenüber den Verführungen ausdrücken.

In §3 wartet Mara Kisagotami auf, die Heldin in dem bekannten Gleichnis mit den Mustardsamen, und versucht ihren mütterlichen Instinkt zu wecken, um einen weiteren Sohn zu wollen. Diese Herausforderung berührt Sinnlichkeit nur indirekt. Sein grundlegender Aufruf zielt darauf ab, ihr weibliches Verlangen nach Kindern zu erwecken.

Maras Dialog mit Soma (§2) vertritt das antike indische Vorurteil, das Frauen mit einer "eher zweifingrigen Weisheit" (ein verschleiderter Ausdruck, der die Scharfsinnigkeit der Kommentatoren herausfordert) ausgestattet sind, und daher Nibbana, ein Ziel reserviert für Männer, nicht erreichen können. Somas Erwiederung ist eine kraftvolle Erinnerung, daß Erleuchtung nicht vom Geschlecht abhängt, sondern von der Geistesfähigkeit in Konzentration und Weisheit, Eigenschaften, die von jedem menschlichen Wesen erreichbar sind, das ernsthaft danach strebt, die Wahrheit druchdringen zu wollen.

Im §§6, 7 und 8 treffen wir die Cala-Schwestern, die jüngeren Geschwister vom Ehrwürdigen Sariputta. Diesen drei Nonnen versucht Mara zu einer eindeutige Zustimmung zur Geburt (das heißt zum Leben generell), der Wiedergeburt in himmlischen Welten und zu ketzerischen Ansichten zu locken. In jedem dieser Fälle antwortet die jeweilige Nonne mit einem passenden Vers, der die Gefahren in der Geburt, der gesamten dreifachen Welt und in den Systemen von nicht-buddhistischen Denkern aufzeigen.

Die letzten zwei Suttas sind philosophische Meisterstücke, gebündelt in wenigen knappen Stanzas von Einsicht, von enormer Tiefe und breiter Konsequenz. Ein völliges Verständnis deren Nachhaltigkeit und Kraft würde ein umfangreiches Bekanntmachen mit dem gesamten Körper der frühen buddhistischen Texte erfordern, speziell den Kapiteln des Samyutta Nikaya über Bedingtes Entstehen (Nr.12) und den fünf Ansammlungen (Nr. 22). In §9 fordert Mara Sela mit der Frage über den Ursprüng der persönlichen Existenz heraus. Sie erwidert mit einem meisterhaften Gedicht, daß die gesamte Lehre des bedingten Entstehens in einem vierzeiligen Stanza komprimiert, geschmückt mit einem erleuchtenden Gleichnis. In §10 wirft er ein ähnliches Problem für Vajira auf, die mit einer atemberaubenden Erklärung über die Lehren von Nicht-Selbst, die zusammengesetzte Natur von persönlicher Identität in einem Gleichnis mit einem Streitwagen illustrierend, beanwortet. Das Gleichnis erlangte Popularität durch den berühmten Milindapañha, doch Vajiras einfachere Version hat eine prägnate Schärfe, die durch den überschwinglichen Ton der späteren Arbeit etwas abgestümpft ist.

Trotz gewisses Argumente gegen diese mytischen Hintergrund aus einer antiken Welt, dessen Gebräuche und Normen weit von den unseren erscheinen mögen, sprechend uns diese Gedichte der Nonnen heute immer noch durch ihre außergewöhnliche Einfachheit und kompromislose Ehrlichkeit an. Sie brauchen keine Ornamente und Verziehungen, um ihre Botschaft abzudecken und erschrecken uns mit der Klarheit der ungeschmückten Wahrheit. Aus der Tiefe von unbestreitbarer persönlicher Erfahrung aufstrebend, zeigen Sie standhaft, in Richtung des eingefahrenen Pfades der Entsagung und der Weisheit, der zum Beenden des Leidens führt.

Die gegenwärtige Übersetzung basiert vorwiegend auf die burmesischen Schrift der Chatthasangayana Ausgabe des Samyutta Nikaya (Be), wobei ich ebenfalls die sinhalesische Ausgabe Buddha Jayanti (Ce) und die PTS's Latein-Ausgabe (Ee) herangezogen habe. Die Nummern in den eckigen Klammern sind die Seitennummern der PTS Ausgabe.

Lehrreden der frühen Nonnen
Bhikkhuni-samyutta

(Samyutta Nikaya, Buch V)

1. Alavika

[128] So habe ich es gehört. Zu einem Anlaß verweile der Gesegnete in Savatthi, in Jetas Hain, Anathapindikas Park.

Dann, am Morgen, kleidete sich die Bhikkhuni Alavika, die Schale und Robe nehmend, und betrat Savatthi für Almosen.[1] Nachdem sie um Almosen in Savatthi gegangen, und von ihrer Almosenrunde zurückgekehrt war, ging sie nach ihrem Mahl in den Blindmann-Hain, um Zurückgezogenheit zu suchen.[2]

Dann wartete Mara der Böse, ersehnend, Angst, Unruhe und Terror in der Bhikkhuni Alavika zu entfachen, ersehnend, sie aus ihrer Zurückgezogenheit zu bringen, diese auf und sprach sie in Versen an:

1. "Da ist kein Entkommen aus dieser Welt,
Was fängt Sie mit Ihrer Zurückgezogenheit an?
Genieße die Freuden der Sinnesvergnügen:
Sein Sie nicht reumütig später!"

Dann kam der Bhikkhuni Alavika in den Sinn: "Nun wer ist es, der diesen Vers wiedergibt - ein menschliches Wesen oder ein nichtmenschliches Wesen?" Dann kam ihr in den Sinn: "Das ist Mara der Böse, der diesen Vers wiedergegeben hat, ersehnend, Angst, Unruhe und Terror in mir zu entfachen, ersehnend, mich aus der Zurückgezogenheit zu bringen."

Dann, verstanden: "Das ist Mara der Böse", erwiderte die Bhikkhuni Alavika ihm in Versen:

2. "Da ist ein Entkommen aus dieser Welt
Welches ich mit Weisheit eingehend berüht.
Oh Böser, Verwandter der Unvorsichtigen,
Er kennt diesen Zustand nicht.[3]

3. Sinnesvergnügen sind wie Schwerterhiebe;
Die Ansammlungen, deren Hackebrett.
Was Ihr als sinnliche Freuden bezeichnet
Ist für mich zu Nichtfreuden geworden."[4] [129]

Dann, Mara der Böse, erkennend: "Die Bhikkhuni Alavika kennt mich", traurig und unbefriedet, verschand genau dort.

2. Soma

Verweilend in Savatthi. Dann, am Morgen, kleidete sich die Bhikkhuni Soma, die Schale und Robe nehmend, und betrat Savatthi für Almosen.[5] Nachdem sie um Almosen in Savatthi gegangen, und von ihrer Almosenrunde zurückgekehrt war, ging sie nach ihrem Mahl in den Blindmann-Hain, für des Tages Verlauf. In den Blindmann-Hain eingetaucht, setzte sie sich an den Fuß eines Baumes für des Tages Verlauf.

Dann wartete Mara der Böse, ersehnend, Angst, Unruhe und Terror in der Bhikkhuni Soma zu entfachen, ersehnend, sie aus ihrer Konzentration zu bringen, diese auf und sprach sie in Versen an:

4. "Dieser Zustand, so schwer zu erreichen
Welcher von Sehern zu verwicklichen ist,
Kann mit der zweifingrigen Weisheit
Der Frau nicht erreicht werden."[6]

Dann kam der Bhikkhuni Soma in den Sinn: "Nun wer ist es, der diesen Vers wiedergibt - ein menschliches Wesen oder ein nichtmenschliches Wesen?" Dann kam ihr in den Sinn: "Das ist Mara der Böse, der diesen Vers wiedergegeben hat, ersehnend, Angst, Unruhe und Terror in mir zu entfachen, ersehnend, mich aus der Konzentration zu bringen."

Dann, verstanden: "Das ist Mara der Böse", erwiderte die Bhikkhuni Soma ihm in Versen:

5. "Was hat Fauenschaft schon zu bedeuten
Wenn der Geist gut konzentriert,
Wenn Wissen ständig fließt
So man richtig in das Dhamma sieht.[7]

6. Einem den es in den Sinn kommen mag,
'Ich' bin eine Frau oder 'Ich' bin ein Mann
Oder 'Ich' bin ganz und gar nichts —
Passt den gut für Maras Sprüche."[8]

Dann, Mara der Böse, erkennend: "Die Bhikkhuni Soma kennt mich", traurig und unbefriedet, verschand genau dort.

3. Gotami

Verweilend in Savatthi. Dann, am Morgen, kleidete sich die Bhikkhuni Kisagotami, die Schale und Robe nehmend, und betrat Savatthi für Almosen.[9] Nachdem sie um Almosen in Savatthi gegangen, und von ihrer Almosenrunde zurückgekehrt war, [130] ging sie nach ihrem Mahl in den Blindmann-Hain, für des Tages Verlauf. In den Blindmann-Hain eingetaucht, setzte sie sich an den Fuß eines Baumes für des Tages Verlauf.

Dann wartete Mara der Böse, ersehnend, Angst, Unruhe und Terror in der Bhikkhuni Kisagotami zu entfachen, ersehnend, sie aus ihrer Konzentration zu bringen, diese auf und sprach sie in Versen an:

7. "Warum nun, wo ihr Sohn Tod ist,
Sitzt Sie alleine mit einem weinerlich Gesicht?
Denn Wald ganz alleine betreten,
Haltet Sie nicht ausschau nach einem Mann?"

Dann kam der Bhikkhuni Kisagotami in den Sinn: "Nun wer ist es, der diesen Vers wiedergibt - ein menschliches Wesen oder ein nichtmenschliches Wesen?" Dann kam ihr in den Sinn: "Das ist Mara der Böse, der diesen Vers wiedergegeben hat, ersehnend, Angst, Unruhe und Terror in mir zu entfachen, ersehnend, mich aus der Konzentration zu bringen."

Dann, verstanden: "Das ist Mara der Böse", erwiderte die Bhikkhuni Kisagotami ihm in Versen:

8. "Überwunden habe ich, meines Sohnes Tod;
Mit diesem ist meine Suche nach Männern zu End'.
Ich trauere nicht, Ich weine nicht,
Noch fürchte ich Sie, mein Freund.[10]

9. Vergnügen wurde allerorts zerstört,
Die Masse der Dunkelheit würde zertrennt.
Die Armee des Todes besiegt,
Verweile ich ohne schandvolle Flecken."[11]

Dann, Mara der Böse, erkennend: "Die Bhikkhuni Kisagotami kennt mich", traurig und unbefriedet, verschand genau dort.

4. Vijaya

Verweilend in Savatthi. Dann, am Morgen, kleidete sich die Bhikkhuni Vijaya,... setzte sie sich an den Fuß eines Baumes für des Tages Verlauf.[12]

Dann wartete Mara der Böse, ersehnend, Angst, Unruhe und Terror in der Bhikkhuni Vijaya zu entfachen,
ersehnend, sie aus ihrer Konzentration zu bringen, diese auf und sprach sie in Versen an: [131]

10. "Sie sind jung und hübsch,
Auch ich bin in der Blüte der Jugend.
Komm', edle Frau, laßt uns frohlocken
Mit der Musik eines fünffachen Ensembles.

Dann kam der Bhikkhuni Vijaya in den Sinn: "Nun wer ist es...? Das ist Mara der Böse... ersehnend, mich aus der Konzentration zu bringen."

Dann, verstanden: "Das ist Mara der Böse", erwiderte die Bhikkhuni Vijaya ihm in Versen:

11. "Formen und Klänge, Geschäcker und Düfte,
Fühlbare Gegenstände die den Geist erfreuen:
Ich gebe Ihnen diese sofort wieder zurück,
Denn ich, Ohh Mara, brauche diese nicht.

12. Ich bin zurückgedrängt und beschämt
Von diesem faulen, verdorbenen Körper,
Gegenstand des Zerfalles, gebrechlich:
Ich hab' die Sinnesbegierde entwurzelt.

13. Im Bezug auf Wesen treibend inmitten von Form,
Und jener die im Formlosem fortbestehen,
Und auch jene friedvollen Errungenschaften:
Überall wurde Dunkelheit zerstört."[13]

Dann, Mara der Böse, erkennend: "Die Bhikkhuni Vijaya kennt mich", traurig und unbefriedet, verschand genau dort.

5. Uppalavanna

Verweilend in Savatthi. Dann, am Morgen, kleidete sich die Bhikkhuni Uppalavanna,... setzte sie sich an den Fuß eines Sala-Baumes in voller Blüte.[14]

Dann wartete Mara der Böse, ersehnend, Angst, Unruhe und Terror in der Bhikkhuni Uppalavanna zu entfachen,
ersehnend, sie aus ihrer Konzentration zu bringen, diese auf und sprach sie in Versen an:

14. "Zu einem Sala-Baum mit blühender Krone gegangen,
Stehen Sie, Bhikkhuni, an seinem Fuß ganz allein.
Da ist keiner der Ihre Schönheit übertreffen kann:
Dummes Mädchen, hast du keine Angst vor Schurken?"[15]

Dann kam der Bhikkhuni Uppalavanna in den Sinn: [132] "Nun wer ist es...? Das ist Mara der Böse... ersehnend, mich aus der Konzentration zu bringen."

Dann, verstanden: "Das ist Mara der Böse", erwiderte die Bhikkhuni Uppalavanna ihm in Versen:

15. "Auch wenn hunderttausend Schurken
So wie Sie, hier herkommen würden,
Sträubt sich mir kein Haar, ich fühle keinen Terror;
Selbst alleine, Mara, fürchte ich Sie nicht.[16]

16. Ich kann mich verschinden lassen
Oder in Ihren Bauch hinein verschwinden.
Ich kann zwischen Ihren Augenbraun stehen
Doch würde Er keinen Blick von mir erhaschen.

17. Ich bin der Meister über meinen Geist,
Die Basis der Kräfte ist gut entwickelt;
Ich bin von jeder Art der Bindung befreit,
Deshalb fürchte ich Sie nicht, Freund."[17]

Dann, Mara der Böse, erkennend: "Die Bhikkhuni Uppalavanna kennt mich", traurig und unbefriedet, verschand genau dort.

6. Cala

Verweilend in Savatthi. Dann, am Morgen, kleidete sich die Bhikkhuni Cala,... setzte sie sich an den Fuß eines Baumes für des Tages Verlauf.[18]

Dann wartete Mara der Böse die Bhikkhuni Cala auf und sprach zu ihr: "Was akzeptieren Sie nicht, Bhikkhuni?"

"Geburt akzeptieren ich nicht, mein Freund."

18. "Warum akzeptieren Sie nicht die Geburt?
Erst geboren, genießt man Sinnesvergnügen.
Wer nur hat Sie zu diesem überzeugt:
'Bhikkhuni, akzeptiert nicht die Geburt'?"
19. "Für jemand der geboren, ist da Tod;
Erst geboren, begegenet man Leid —
Gefangenschaft, Mördtat, Bedrängnis —
Daher sollte man Geburt nicht akzeptieren.

20. Buddha hat das Dhamma gelehrt,
Die Erhabenheit über Geburt;
Für das Stilllegen allen Leidens
Hat er mich in Wahrheit seßhaft gemacht. [133]

21. Im Bezug auf Wesen treibend inmitten von Form,
Und jener die im Formlosem fortbestehen,
Beendigung nicht verstanden,
Kommen sie auf's Neue zum Wiederwerden."[19]

Dann, Mara der Böse, erkennend: "Die Bhikkhuni Cala kennt mich", traurig und unbefriedet, verschand genau dort.

7. Upacala

Verweilend in Savatthi. Dann, am Morgen, kleidete sich die Bhikkhuni Upacala,... setzte sie sich an den Fuß eines Baumes für des Tages Verlauf.

Dann wartete Mara der Böse die Bhikkhuni Cala auf und sprach zu ihr: "Wo erwünschen Sie wiedergeboren zu werden, Bhikkhuni?"

"Ich erwünsche nirgendwo wiedergeboren zu werden, Freund."

22. "Da sind Tavatimsa und Yama Devas,
Und die Devatas der Tusita Welt,
Devas die sich am Erschaffen erfeuen,
Und Devas die Kontrolle ausüben.
Richten Sie Ihren Geist dort hin
Und Sie werden Freuden erfahren."[20]
23. "Da sind Tavatimsa und Yama Devas,
Und die Devatas der Tusita Welt,
Devas die sich am Erschaffen erfeuen,
Und Devas die Kontrolle ausüben.
Diese sind immer noch gefesselt vom Sinnesgefängnis,
Sie kommen wieder unter Maras Kontrolle.

24. Alle Welt ist unter Feuer,
Alle Welt brennt,
Alle Welt in Flammen,
Alle Welt erbebt.

25. Jenes das nicht bebt oder brennt,
Jenes zu dem Weltlinge nicht flüchten,
Dort wo kein Platz für Mara ist:
Das ist wo mein Geist sich Erfreut."

Dann, Mara der Böse, erkennend: "Die Bhikkhuni Upacala kennt mich", traurig und unbefriedet, verschand genau dort.

8. Sisupacala

Verweilend in Savatthi. Dann, am Morgen, kleidete sich die Bhikkhuni Sisupacala,... setzte sie sich an den Fuß eines Baumes für des Tages Verlauf.

Dann wartete Mara der Böse die Bhikkhuni Sisupacala auf und sprach zu ihr: "Wessen Glauben akzeptieren Sie, Bhikkhuni?"

"Ich akzeptieren den Glauben von niemandem, Freund."

26. "Unter wem haben Sie ihren Kopf geschert?
Sie erscheinen als wären Sie ein Hermit,
Und doch keinerlei Glauben akzeptieren,
Warum wandeln Sie dann so als ob Sie verwirrt?"[21]
27. "Aussen da die Anhänger von Glauben
Platzieren ihr Vertrauen in Sichten.
Ich akzeptieren deren Lehren nicht;
Sie sind nicht geschickt im Dhamma. [134]

28. Doch da ist ein Sproße des Sakyan-Klans,
Der Erleuchtete, ohne jedem Gleichen,
Bezwinger von Allem, Maras Unterdrücker,
Der überall unbesiegt ist.

29. Überall befreit und nichtanhaftend,
Jener mit Vision alles sieht,
Wer das Ende allen Kamma erreicht,
Losgelöst im Erlöschen von Geschäftigkeit:
Der Gesegnete ist mein Lehrer;
Er ist der Lehrer den ich akzeptier'."[22]

Dann, Mara der Böse, erkennend: "Die Bhikkhuni Sisupacala kennt mich", traurig und unbefriedet, verschand genau dort.

9. Sela

Verweilend in Savatthi. Dann, am Morgen, kleidete sich die Bhikkhuni Sela,... setzte sie sich an den Fuß eines Baumes für des Tages Verlauf.[23]

Dann wartete Mara der Böse, ersehnend, Angst, Unruhe und Terror in der Bhikkhuni Sela zu entfachen,
ersehnend, sie aus ihrer Konzentration zu bringen, diese auf und sprach sie in Versen an:

30. "Von wem wurde diese Marionette erschaffen?
Wo ist der Macher der Marionette?
Wo kam die Marionette auf?
Wo ist der Marionette End'?"[24]

Dann kam der Bhikkhuni Sela in den Sinn: "Nun wer ist es...? Das ist Mara der Böse... ersehnend, mich aus der Konzentration zu bringen."

Dann, verstanden: "Das ist Mara der Böse", erwiderte die Bhikkhuni Sela ihm in Versen:

31. "Diese Marionette ist nicht von sich selbst gemacht,
Noch ist dieses Elend von anderen erschaffen.
Sie kam in Abhängigkeit von Ursachen,
Wenn die Ursache verschwindet, dann wird Sie enden.

32. So wie ein Samen in einem Feld angesäht
Wächst Sie in Abhängigkeit eines Paars von Größen:
Es bedarf beider, des Bodens Nährstoffe
Und einer steten Versorgung mit Nässe.

33. So auch die Ansammlungen und Elemente,
Und diese sechs Basen von Sinneskontakt,
Sind aufgekommen abhängig von einem Grund;
Wenn die Ursache verschindet, werden sie enden."[25]

Dann, Mara der Böse, erkennend: "Die Bhikkhuni Sela kennt mich", traurig und unbefriedet, verschand genau dort.

10. Vajira

Verweilend in Savatthi. Dann, am Morgen, kleidete sich die Bhikkhuni Vajira, die Schale und Robe nehmend, und betrat Savatthi für Almosen.[26] Nachdem sie um Almosen in Savatthi gegangen, und von ihrer Almosenrunde zurückgekehrt war, [135] ging sie nach ihrem Mahl in den Blindmann-Hain, für des Tages Verlauf. In den Blindmann-Hain eingetaucht, setzte sie sich an den Fuß eines Baumes für des Tages Verlauf.

Dann wartete Mara der Böse, ersehnend, Angst, Unruhe und Terror in der Bhikkhuni Vajira zu entfachen,
ersehnend, sie aus ihrer Konzentration zu bringen, diese auf und sprach sie in Versen an:

34. "Von wem wurde dieses Wesen erschaffen?
Wo ist der Macher des Wesens?
Wo kam das Wesen auf?
Wo ist des Wesens End'?"

Dann kam der Bhikkhuni Vajira in den Sinn: "Nun wer ist es, der diesen Vers wiedergibt - ein menschliches Wesen oder ein nichtmenschliches Wesen?" Dann kam ihr in den Sinn: "Das ist Mara der Böse, der diesen Vers wiedergegeben hat, ersehnend, Angst, Unruhe und Terror in mir zu entfachen, ersehnend, mich aus der Konzentration zu bringen."

Dann, verstanden: "Das ist Mara der Böse", erwiderte die Bhikkhuni Vajira ihm in Versen:

35. "Nun, warum nimmst du an 'ein Wesen'?
Mara, hat Er eine Ansicht ergriffen?
Das ist ein Haufen aus Glaubensgebilden:
Hier kein Wesen ist zu finden.

36. Gleich wie für dem Verbund von Teilen,
Das Wort 'Streitwagen' wird benutzt,
So wenn die Ansammlungen gegenwärtig sind,
Ist die Übereinkunft 'ein Wesen'.

37. Es ist nur Leiden das zur Entstehung kommt,
Leiden das steht und wegfällt.
Nichts als Leiden entsteht,
Nichts als Leiden vergeht."[27]

Dann, Mara der Böse, erkennend: "Die Bhikkhuni Vajira kennt mich", traurig und unbefriedet, verschand genau dort.

Anmerkungen

Abkürzungsverzeichnis:

AN — Anguttara Nikaya
Be — Burmesiche Textausgabe (Sechstes Konzil)
BL — Buddhist Legends (Übersetzung von DhpA)
Ce — Singhalesische Textausgabe (Buddha Jayanti)
DhpA — Dhammapada Atthakatha
Ee — Europäische Ausgabe (PTS)
EV II — Verse der Älteren II (Übersetzung von Thi)
SN — Samyutta Nikaya
SA — Samyutta Nikaya Atthakatha
ST — Samyutta Nikaya Tika
Thi — Therigatha
ThiA — Therigatha Atthakatha (Ee)
Vism — Visuddhimagga
1.
Thi schreibt keinen der Verse einer Bhikkhuni Namens Alavika zu, aber zwei dieser Verse in diesem Sutta finden sich in Selas Versen wieder: v.1 = Thi 57 und v.3 = Thi 58. ThiA 64 bestätigen die Identität der beiden Bhikkhunis, erklärend, das Sela Alavika genannt wurde, weil sie die Tochter von König Alavaka war. Sie hörte die Rede Buddhas und wurde eine Laienanhängerin. Später nahm sie Einweihung und erreichte Arahantschaft.
2.
SA: Bhikkhus und Bhikkhunis gingen dort hin sich zurück zu ziehen. Es war etwas drei Kilometer südliche von Savatthi gelegen und beschütz von den königlichen Garden.
3.
Seltsamer Weise ist dieser Vers, die angemesserne Erwiderung auf Maras Hohn, nicht im Thi, zu finden. SA: Das Entkommen (nissarana) ist Nibbana. Mit Weisheit (pañña): mit durchdachtem Wissen. ST: Die Absicht ist: "Was dann noch, mit dem Wissen von Pfad und Frucht?"
4.
Im Pada b, khandhasam sollte bereinigt sein khandha esam. SA hat in der Anmerkung khandha tesam. Siehe EV II, n.58.
5.
ThiA 66 identifiziert sie, als die Tochter von König Bimbisaras Priester. Diese drei Verse sind auch im Thi 60-62 enthalten, und ebenfalls Soma zugeschrieben.
6.
SA: Der Zustand (thana): Arahantschaft. Mit Ihrer zweifingrigen Weisheit (dvangulapaññaya): mit eingeschränkter Weisheit (parittapaññaya); von Frauen wird dies deshalb so gesagt, weil sie den Faden schneiden, während sie den Wollkneul mit zwei Finger halten. ST und ThiA 67 bieten eine andere Erklärung: "Von Kindheitstagen an, wurden sie stets dazu angehalten, den Reis im Topf mit zwei Fingern zu pressen, um zu wissen, ob er schon gar ist. Daher wird aufgrund ihrer schwächen Weisheit (erstanden mit zwei Finger) gesagt, sie haben 'zweifingrige Weisheit'. Es sollte angemerkt sein, daß Mara es ist, der diese antike Voreingenommenheit ausspricht.
7.
SA: Wenn Wissen ständig fließt (ñanamhi vattamanamhi): während das Wissen über die Errungenschaft der Frucht aufkommt (phalasamapattiñane pavattamane). So man richtig in das Dhamma sieht. (samma dhammam vipassato): in das Dhamma der Vier Wahrheiten einsehen, oder in die fünf Ansammlungen aus dem Gegenstand der Weisheit in einer fortgeschrittenen Phase der Praxis.

SA erklärt in Begriffen des Wissens und der Fruchterlangung, da Soma, bereits ein Arahant, sie in der Konzentration der Fruchterlangung verweilte.

8.
Man unterhält solche Gedanken aufgrund von Begierde, Stolz und Ansichten.
9.
SA gibt die bekannte Geschichte von ihrer Suche nach den Mustardsamen, um ihren Toten Sohn zurück ins Leben zu bringen, in genauerer Ausführung in DhpA II 270-75 wieder; siehe BL 2:257-60. Ihr Vers im Thi 213-23 paßt nicht mit dem Vers hier zusammen.
10.
Padas a,b schreibt: Accantam mataputtamhi/Purisa etadantika. Ein Wortspiel scheint hier zwischen zwei Bedeutungen von "Überwunden habe ich, meines Sohnes Tod" beabsichtig zu sein. Ich übersetzte es im Einklang mit der Umschreibung in SA: "Ich bin 'durch den Tod von Söhnen gegangen', wie einer für den der Tod eines Sohnes aus und vorüber ist. Nun werde ich nie wieder den Tod eines Sohnes durchwandern... Das Ende des Todes von Söhnen, ist das Ende von Männern. Nunmehr ist es unmöglich für mich, einen Mann zu suchen."
11.
SA erklärt: "Die Freuden der Begierde sind für mich im Bezug auf all die Ansammlungen, Sinnesbasen, Elemente, Arten des Werdens, Arten des Entstehens, Bestimmungsorte, Stationen und Bleiben zerstört. Die Masse von Unwissenheit wurde mit Wissen aufgebrochen."
12.
ThiA 159 erklärt, daß sie im Laienleben ein Freund von Khema, der Hauptgemahlin von König Bimbisara, war. Als sie hörte, daß Khema unter Buddha fortgegangen war, besuchte Khema sie und war von der Unterhaltung so inspiriert, daß sie auch die Einweihung nahm. Khema würde ihr Mentor. Ihre Verse sind in Thi 169-74. Während diese Verse hier nicht unter ihnen sind, ist es interessant, das vv. 10 und 12 (mit kleinen Abweichungen) unter Khemas Versen zu finden sind: Thi 139 und 140.
13.
SA: Pada a bezieht sich auf die Welt der Form, Pada b auf die Formlose Welt, und Pada c bezieht sich auf die acht weltlichen meditativen Errungenschaften. Mit dem Anführen der zwei höheren Welten, ist die Welt der Sinnlichkeit ebenfalls inbegriffen. Daher sagt sie im Pada d: "Überall wurde Dunkelheit durch Unwissenheit zerstört."
14.
Sie war die Vorderste unter den Bhikkhunis im Bezug der Übung in übernatürlichen Kräften (iddhi), welche sie in den Versen bezeugt. Vv.14-17 passt mit Thi 230-33 zusammen, jedoch mit deutlichen Unterschieden. Thi 234 ist gleich dem v.3, hier Alavika zugesprochen.
15.
Pada c: Na c'atthi te dutiya vannadhatu. Ich übersetzte frei im Einklang mit der Anmerkung im SA: "Da ist kein zweites Schönheitselement wie Ihr Schönheitselement; da ist keine andere Bhikkhuni, die Ihnen gleich ist." Ein Wortspiel auf den Namen der Bhikkhuni ist wahrscheinlich beabsichtigt. Ee beinhaltet ein zusätzliches Pada zwischen den Padas c und d gegenüber den anderen Ausgaben, welches ein Schreibfehler sein dürfte, da es gleich dem Pada b des nächsten Verses ist, wo es vermutlich her stammt.
16.
SA erklärt die Padas a,b als würden sie bedeuten: "Auch wenn hunderttausend Schuken hier her kommen würden, würde ich sie wie dich behandeln und sie würden keine Warmherzigkeit oder Zuneigung erhalten." Ich übersetzte, wie auch immer, im Einklang mit der scheinbaren Bedeutung, die auch Unterstützung von ThiA's Bemerkung über Thi 231 bekommt.
17.
Die iddhipada, "Grundlagen der Kräfte" sind die unterstützenden Grundlagen für die Erfahrung voniddhi oder übernatürlichen Kräften, wie beschrieben im vorhergegangenen Vers.
18.
Cala, Upacala, und Sisupacala — deren Verse §§6-8 sind — waren die jungeren Schwestern von Sariputta, im Alter in absteigender Reihenfolge. Deren Verse findet man im Thi 182-88, 189-95, und 196-203. Wie auch immer, ist nicht nur die Übereinstimmung der Sammlung lückenhaft, sondern auch die Zuordnung der Autorenschaft unterschiedlich. Calas v.19 paßt zu Thi 191 und v.20 ist dünkel in Thi 192 refektiert, doch beide werden dort Upacala zugeschrieben. Upacalas vv.22-25 paßt zu to Thi 197, 198, 200, und 201, dort Sisupacala zugeschrieben. Und Sisupacalas vv.26-28 paßt zu Thi 183-85, dort jedoch Cala zugeschrieben.
19.
Zu Padas a,b, siehe Nr.13.
20.
Dieser Vers spielt auf fünf der sechs Sinnessphären-Himmel ab. Nur die unterste Ebene, der Himmel der vier großen Könige, wird nicht erwähnt.
21.
Pasanda, im Pada c, bezieht sich auf ein "hetzerisches" System außerhalb Buddhas Verschreibung. Ich habe es magelhaft als "Glaube" bezeichnet. SA erklärt die Wortabstammung als eine Art "Volksetymologie": "Sie werden Pasanda genannt, weil sie Fallen auslegen (Be: pasam denti; Ce: pasam oddenti); die Bedeutung ist jene, daß diese Schlingen von Ansichten für die Geister der Wesen auslegen. Doch Buddhas Verschreibung befreit von Schlingen, und wird deshalb nicht Pasanda genannt; Pasanda wird nur außerhalb der Verschreibung gefunden." SED definiert Pasanda als "Ein Ketzer... jeder der Verfälsch die Eigenschaften eines orthodoxen Hindu, eines Jaina, eines Buddhist, usw. darstellt; eine falsche Doktrin, Irrlehre."
22.
SA erklärt vimutto upadhisankhaye in Pada d so: "Er ist losgelöst in Nibbana, bekannt als ein Aussterben von Geschäftigkeit, als Objekt."
23.
Da ist keine Möglichkeit herauszufinden, ob diese Bhikkhuni mit Alavika ident ist; siehe n.1. Die Verse scheinen im Thi. nicht auf.
24.
SA: Beides Marionette (Puppe) (bimba) hier und Elend (Unglück, Schmerz) (agha) in v.31 b, beziehen sich auf individuelle Existenz (oder: der Körper; attabhava), im letzeren Fall weil persönliche Existenz die Grundlage für Leiden ist.
25.
Ein Schlüssel zur Interpretation von Selas Antwort ist das Bhava Sutta (AN I 223-24), wo angeführt wird, daß gehemmt von Unwissenheit und gefesselt von Gegierde, Kamma das Feld ist, Bewußtsein der Samen und Begierde die Bewässerung für die Produktion von zukünftigem Wieder-Werden. Die Ursache (hetu), würde dann das kammisch gebildete Bewußtsein in Verbindung mit Unwissenheit und Begierde sein. Wenn sich das durch die Eliminierung von Unwissenheit und Begierde auflöst, gibt es kein Etablieren von Bewußtsein in einer neuen Existenz und damit keine Erzeugung von Ansammlungen, Elementen und Basen in einem zukünftigen Leben. Sehen sie dazu in Verbinding auch SN 12:38-40 und SN 22:54, welche auch ein Licht auf diesen Vers werfen.
26.
SA versorgt mit keiner personellen Identifikation und in Thi. kommt kein Vers unter ihrem Namen vor.
27.
Das Gleichnis mit dem (Streit)wagen wir in Milindapañha 27-28 behandelt, welches den vorhergehenden Vers zitiert. Visuddhimagga 18:28 zitiert ebenfalls diese zwei Verse und bestätigt: "da ist kein Wesen abseits von Name-und-Form".

In v.37 bezeichnet Leiden die innewohnende Unbefriedigtkeit der fünf Ansammlungen (pañcakkhandhadukkha), welches ident mit dem Haufen aus Glaubensgebilden (suddhasankharapuñja) in v.36c ist. Zur Aufklärung sehen sie bitte die Zeilen im berühmten Kaccanagotta Sutta (SN 12:15): "Diese Welt, Kaccana, ist in großem Maße gefesselt durch Teilnahme, Anhaften und Anhänglichkeit. Aber jener (mit rechter Ansicht) nimmt nicht teil und haftet nicht an, durch dieses Teilnehmen und Anhaften, diese mentalen Standpunkte, Anhänglichkeit, unterliegenden Tendenzen; er nimmt keinen Standpunkt 'mein Selbst' ein. Er hat keine Verwirrung oder Zweifel: was aufkommt, nur aufkommendes Leiden ist; was verschwindet, nur verschwindendes Leiden ist. Sein Wissen hierüber ist unabhängig von anderen. Es ist in dieser Weise, Kaccana, daß da rechte Ansicht ist."

Alternative Übersetzungen siehe: Bhikkhuni-samyutta — Nonnen.