Buddha spricht über Leben in der Welt, oft als einen unaufrichtigen, unebenen Pfad, der uns ständig herausfordert, eben und aufrecht zu gehen. Jeden Tag drohen unzählige Hindernisse uns zu behindern, uns aus unserer Balance zu bringen und stete Achtsamkeit und fester Entschluß sind erforderlich, um den Weg nicht auf den Dunklen Seitenwegen von Gier und Zorn zu verlieren. Zu stolpern mag vielleicht unvermeidlich sein, bis wir die große Schnellstraße der Noblen erreicht haben, doch mit einer klaren Vision über das Ziel, und sorgfältiger Anstrengung, können wir vermeiden in die Straßengräben, welche den Weg abgrenzen, zu stürzen.
Wenn die Herausforderung das Dhamma zu praktizieren, während man in der Welt lebt, auch schon immer schwierig war, hat unsere moderne kommerzielle Kultur diese Schwierigkeit gesteigert. Es ist nicht mehr der Fall, daß die Begierde, welche mit der Dhammapraxis zu zügeln ist, sich so einfach darstellt, nur von einem relative unschuldigen Implantat der Natur in uns oder von einer grundlegend erforderlichen Wirtschaft stimuliert wird. So wie nichtsahnende Fische in einem Netz gefangen werden, bewegen wir uns in den Windungen der globalen Gesellschaft und Wirtschaftsordnung, gegründet auf der Prämisse, daß die essenzielle menschliche Tätigkeit Produktion und Konsumation von Verbrauchsgütern ist. Aus dem Standpunkt dieses Systems ist das letztlich Gute am menschlichen Leben, die Güter zu genießen und der Einfallsreichtum der Arbeitsbeschaffer und Geschäftsmagneten sichert, daß die Güter in vorwärtsströmenden, unerschöpflichen Varianten, genießbar sind.
Das Gesetzt, daß die globale Wirtschaftsordnung beherrscht, ist ein einfaches: Lasse Begierde niemals abflauen. Die Medien der Kommunikation, unsere modernen Zauberhelfer, betreiben jegliche Strategie mit der Verfügung, es nicht zuzulassen, daß uns dieses Elend befällt. Durch eine ununterbrochene Serie von Botschaften, verstehen sie es unsere Phantasie zu entfachen und regen unseren Appetit an, deren Intensität das Wort „genug“ aus unserem Vokabular verbannen würde. Aber neben dessen Mammutausmaß und globaler Reichweite, ruht die gesamte gesellschaftliche Kultur auf einer alldurchdringenden Illusion, die so weitverbreitet geworden ist, daß sie fast wie eine selbstverständliche Wahrheit erscheint. Dies ist die Idee, daß Glück proportional der Quantität und momentanen Wert unserer Besitztümer ist. Wir sind dazu verleitet, zu glauben, daß durch das Erweitern unserer finanziellen Besitztümer, mit den Beschaffen von Eigentum über mehr und mehr Güter, wir näher dem Guten sind, glücklicher werden, bescheidener, wir zu tiefst erfüllte menschliche Wesen werden. Nun ist dieser so selten hinterfragte Glaube, diese Annahme, genau der Zauberstab, die Gaukeltricktäuschung, die das Gefängnis unseres eigentlichen Elends erzeugt. Solange wir versuchen Glück damit zu finden, unsere Begierden zu befriedigen, um so mehr schnüren wir unsere Bande an die unerbittlichen Ansprüche des Verlangens. Die Suttas beschreiben diesen Prozess, sich dem Stillen des Durstes anzunehmen, mit dem Trinken vom Meerwasser: ganz entgegen dem Auslöschen des Durstes, wird das Meerwasser diesen nur steigern.
Im Herzen der Konsumkultur finden wir das rätselhafte Paradox, daß wenn wir Wohlstand bis zu seinem Ende verfolgen, wir Anstelle bei wahrem Glück anzukommen, es scheint, als hätten wir uns davon entfernt. Dieser Schluß wird leicht bestätigt, wenn wir das Leben jeder, die am ehesten an der Erfüllung des Konsumtraums liegen, untersuchen. Jene, die den größten Reichtum an Wohlstand genießen und größte Macht erfahren, sind selten Modelle der Zufriedenheit. Im Gegenteil, leben sie oft an der Scheide zur Verzweiflung und können das Kippen über die Scheide nur damit verhindern, daß sie wieder und wieder das Streben nach mehr Wohlstand, noch mehr Macht und mehr Vergnügen in einem teuflisch degenerativen Kreislauf, mit Feuerholznachlegen am Leben halten.
Wenn wir über diese Situation im Lichte Buddhas Lehren reflektieren, ragen die Gründe für das andauernde Scheitern des Konsums, als klare Erleichterung heraus. Der Grund, wie uns Buddha so kurz und bündig erklärt, ist, daß Begierde die Ursache von Leiden ist. Aus seiner eigenen Wesen heraus, ist Begierde unersättlich und desto mehr unsere persönlichen Leben von der Annahme, daß Befriedigung der Begierde der Weg zu Glück ist, regiert wird, umso mehr sind wir daran gebunden Enttäuschungen zu ernten. Wenn eine gesamte Gesellschaft auf dem Prinzip des Konsums gegründet ist, auf dem Antrieb zu produzieren und zu verkaufen, ohne Besinnung über die wahren menschlichen Bedürfnisse, wird das Ergebnis gut und sicher katastrophal sein.
Entsprechend Buddhas Lehren, liegt der Weg zu wahrem Glück nicht in der Befriedigung von Begierde, sondern darin die Ursache des Leidens freizulegen und auszulöschen, welches in praktischen Ausdrücken gesprochen, die Kontrolle und Entfernung der Begierde bedeutet. Um so eine Aufwartung anzunehmen, ist es keine Frage sich selbst in eine Gießform von kalter sittenstrengen Asketenschaft zu pressen. Das Dhamma ist eine stufenweise Lehre, welche uns darin einführt, wie wir unser Leben in einer Weise zu ordnen können, die unmittelbar belohnend und erfreuend ist. Sie befürworten es nicht, persönliche Entwicklung durch Verfolgung von Unterdrückung und Selbstbedrängnis, zu entwickeln, sondern offerieren uns behutsam praktische Richtlinien, annehmbar in unseren gegenwärtigen Umständen, Richtlinien, die uns dabei helfen in Richtung wahren Glück und Frieden zu wachsen.
Für jene, die in einem zivilen Leben involviert sind, danach trachten eine Familie großzuziehen und ihr Glück in der Welt suchen wollen, auferlegt Buddha keinen asketischen Rückzug aus den sozialen und zivilen Verantwortungen. Er empfiehlt hingegen ein Leben, reguliert durch Werte der Moral, darauf abzielend, heilsame Geistesqualitäten zu kultivieren. Gegenüber seiner Laienschüler prangert er Wohlstand nicht an, oder lobt Armut als eine vorzuziehende Alternative. Er empfiehlt nur, daß Wohlstand durch rechten Lebensunterhalt anzusammeln sei und in gewissenhafter Weise, es zum Fördern des eigenen Wohls und dem der anderen, genutzt werden sollte.
In seinem Rat an den Dorfvorsteher Rasiya (SN 42:12) beschreibt Buddha drei lobenswerte Qualitäten in einem Haushälter, der Sinnesvergnügen genießt: er schafft Wohlstand rechtschaffend an, er macht sich selbst mit dem verdienten Wohlstand glücklich und es ihm angenehm und er teilt seinen Wohlstand und vollbringt Verdienstvolle Handlungen. Die Ausübung von verdienstvollen Handlungen eröffnet eine spirituelle Dimension für eine passende Verwendung von Wohlstand, eine Dimension, die sich auf dem Erkennen gründet, daß größeres Glück aus Geben und weniger als Erlangen, gewonnen wird. Zu geben ist nicht nur ein Weg um unsere Gier und Anhaftung zu verkleinern, nicht nur ein Weg um Verdienste, welche nützlich für zukünftige Vorzüge sein mögen, zu erlangen, sondern auch eine wahrnehmbare Quelle der Freude, welche unmittelbar die Bestätigung des zentralen Pfeiler, auf dem das gesamten Dhammas ruht, bestätigt: Das der Pfad zum Glück, einer des Entsagens und weniger einer des Anhäufens ist.
Doch während Buddha den tugendhaften Haushälter, der obrige Qualitäten besitzt, lobt, stoppt er nicht an dieser Stelle. Er stellt eine vierte Qualität vor, welche den tugendhaften Haushälter in zwei Gruppen unterscheidet: auf der einen Seite jene, die Sinnesvergnügen genießen und daran festgebunden bleiben, blind gegenüber den Gefahren und sich keiner Ausflucht bewußt sind; und auf der anderen Seite, jene, die Sinnesvergnügen genießen, ohne daran festgebunden zu bleiben, die Gefahren sehend und sich einer Ausflucht bewußt sind. Es ist die zweite Gruppe, die Buddha als die erhabenere bezeichnet. Diese Äußerung bietet uns eine Erkenntnis über Buddhas letztlicher Lösung gegenüber der Herausforderung, die der Konsum darstellt. Die letztliche Lösung ist kein schlaffer Kompromiss zwischen Nachgiebigkeit und Tugend, jedoch ein mutiger und entschiedener Schritt in Richtung Loslösung, eine innere Entsagung, die es einem ermöglicht, sich über den gesamten Kreislauf von Produktion und Konsum zu erheben, selbst wenn man innerhalb seiner Grenzen lebt. Der Antrieb für diese Bewegung, kommt aus dem Erkennen der Gefahr: das da kein sicheres Glück durch die Jagd nach Sinnesvergnügen gefunden werden kann, das Sinnesvergnügen „nur wenig Befriedigung bringt und seine Erzeugung so viel Leiden produziert.“ Die Bewältigung kommt aus dem Erkennen einer Ausflucht: das die Entfernung von Begierde und Lust einen unerschütterlichen Frieden und Freiheit bringt, welche nicht von äußeren Umständen abhängig ist.
Da es schwierig ist, die Gier nach materiellen Dingen, innerhalb der Grenzen eines Haushälterlebens zu meistern, kreierte Buddha in seiner Weisheit ein Modell für eine größere buddhistische Gemeinschaft zum Nachahmen, wahrlich eines für die Welt als ganzes. Dies ist die Sangha, der Orden der Mönche und Nonnen, die verpflichtet zu einem Leben sind, in dem die Bedürfnisse auf die grundlegenden reduziert sind und deren Zufriedenstellung in einfachster Weise bereitgestellt wird. Während nur wenige die Möglichkeit haben mögen und danach drängen das Haushälterleben hinter sich zu lassen um ihre Energie ungehindert für die Herausforderung der Selbstreinigung zu widmen, formt die ideale buddhistische Gesellschaftsform eine Pyramide, in der jene am Gipfel, sich dem letztlichen Ziel der Befreiung zugewendet, als Vorbilder und Lehrer jener dienen, die immer noch umgarnt von den Ansprüchen der wirtschaftlichen Unterhaltung sind.
Mit ihrer Reinheit, Friedfertigkeit und Weisheit, leben reife Klösterliche es der Laiengemeinschaft vor und alle jene mit Augen können erkennen, wo wahres Glück zu finden ist. Sie zeigen, daß wahres Glück nicht durch Anhäufen und Genußsucht gefunden werden kann, sondern durch die Befreiung von Gier, mit Entsagung und Loslösung. Ob nun als Laienschüler oder als Mönch, bedeutet das Eintreten auf dem Weg des Trainings, der in solch einer Freiheit gipfelt, aufrecht im unaufrechten Terrain der Welt zu schreiten. Es ist daran, selbst mit dem eigenen einleitenden Schritt, ein ausgeglichenes Leben wiederzuentdecken, so schmerzlich benötigt inmitten der schreienden Ansprüchen und leeren Versprechen der raubgierigen Konsumkultur.