Der Wandel – Veränderung – ist der Brennpunkt für die buddhistische Einsicht — eine Tatsache, die so allgemein bekannt ist, dass sie eine stereotype Wendung hervorgebracht hat: "Dreht es sich im Buddhismus nicht darum, dass alles im Wandel ist?" Weniger gut bekannt ist, dass es um diesen Fokus einen Rahmen gibt, dass Einsicht weder mit dem Wandel beginnt noch mit ihm endet. Einsicht beginnt mit einer Frage, welche den Wandel im Lichte des Verlangens nach wahrem Glück bewertet. Sie endet mit einem Glück, das jenseits des Wandels liegt. Wenn dieser Rahmen vergessen wird, erfinden die Leute ihre eigenen Kontexte für die Buddhalehre und nehmen oft an, der Buddha habe sich auch innerhalb dieser Kontexte bewegt. Zwei solcher Kontexte, die heutzutage dem Buddha zugeschrieben werden, sind die folgenden:
Die Einsicht in den Wandel lehrt uns, unsere Erlebnisse mit offenen Armen aufzunehmen, ohne an ihnen zu haften — sie voll auszuleben, indem wir im gegenwärtigen Augenblick völlig in ihrer Intensität aufgehen, wohl wissend, dass wir sie bald wieder aufgeben müssen, um das Folgende ebenso aufzunehmen.Die Einsicht in den Wandel lehrt uns Hoffnung. Da der Wandel im Wesen der Dinge selbst liegt, gibt es nichts Feststehendes, nicht einmal unsere eigene Identität. Wie schlimm die Lage auch sein mag, alles ist möglich. Wir können tun, was immer wir tun möchten, jede beliebige Welt erschaffen, in der wir leben möchten, wir können werden, was immer wir sein möchten.
Die erste dieser Interpretationen gibt weisen Rat, wie die Freuden der unmittelbaren, persönlichen Erfahrung konsumiert werden sollen, wenn wir es lieber hätten, dass sie sich nicht ändern; die zweite darüber, wie man Veränderung bewirkt, wenn man sie haben möchte. Obwohl sie manchmal als sich ergänzende Einsichten dargestellt werden, beinhalten diese Interpretationen einen praktischen Widerspruch: wenn Erlebnisse so flüchtig und wandelbar sind, sind sie dann überhaupt die Mühe wert, die es braucht, um sie zu erzeugen? Wie können wir in der Aussicht auf positive Veränderung echte Hoffnung finden, wenn wir in den Ergebnissen, sobald sie eingetreten sind, doch nicht voll ruhen können? Schaffen wir nicht einfach nur die Voraussetzungen für unsere unweigerliche Enttäuschung?
Oder ist das einfach eines der unausweichlichen Paradoxe des Lebens? Die althergebrachte Volksweisheit aus vielen Kulturen deutet dies an, wenn sie uns rät, dass wir uns dem Wandel mit vorsichtiger Freude und stoischem Gleichmut nähern sollen: zu lernen, uns nicht an den Ergebnissen unserer Handlungen festzuhalten, und fraglos die Notwendigkeit zu akzeptieren, so gut es geht flüchtige Freuden zu schaffen, weil die einzige Alternative angeblich Untätigkeit und Verzweiflung wäre. Auch dieser Rat wird häufig dem Buddha zugeschrieben.
Aber der Buddha war nicht die Art von Mensch, die irgend etwas fraglos akzeptiert. Seine Weisheit lag in der Erkenntnis, dass der Aufwand zum Erzeugen von Glück sich nur dann lohnt, wenn es gelingt, die Veränderungsprozesse so geschickt zu steuern, dass man zu einem Glück gelangt, das dem Wandel widersteht. Andernfalls sind wir zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilte Gefangene in einem Arbeitslager, dazu verdammt, zur Stillung unseres Hungers ständig freudvolle Erlebnisse zu erzeugen, um dennoch immer wieder feststellen zu müssen, dass sie so leer an echtem Gehalt sind, dass sie uns nie dauerhaft satt machen können.
Diese Erkenntnisse sind stillschweigend in der Frage enthalten, die nach Aussage des Buddha am Beginn der Einsicht liegt:
"Was wird, wenn ich es tue, zu meinem langfristigen Wohlergehen und Glücklichsein führen?"
Diese Frage kommt aus dem Herzen, getrieben von dem Verlangen, das hinter jeder bewussten Handlung steht: ein Ausmaß an Glück zu erlangen, das den zu seiner Erzeugung erforderlichen Aufwand rechtfertigt. Sie entspringt der Erkenntnis, dass Leben Aufwand erfordert, und dass ganze Lebenszeiten umsonst gelebt werden können, wenn wir darauf nicht achten. Diese Frage, im Verein mit den hinter ihr stehenden Einsichten und Wünschen, bildet den Kontext für die Sichtweise des Buddha auf den Wandel. Wenn wir sie genau untersuchen, finden wir in ihr die Keime für alle seine Einsichten in das Erzeugen und Konsumieren von Veränderung.
Der erste Teil der Frage – "Was wird, wenn ich es tue ..." – dreht sich um die Problematik des Erzeugens, um die möglichen Auswirkungen des menschlichen Handelns. Vor seinem Erwachen hatte der Buddha sein Heim verlassen und war in die Wildnis gezogen, um genau diese Fragestellung zu erforschen: herauszufinden, wie weit menschliches Handeln gehen konnte, und ob es zu einer dem Wandel nicht unterliegenden Dimension führen konnte. Sein Erwachen war die Bestätigung, dass dies möglich ist – wenn das Geschick beim Handeln bis zu einem geeigneten Reifegrad entwickelt wird. Demzufolge lehrte er vier Arten des Handelns, welche vier Graden des Geschicks entsprechen: drei Arten, welche angenehme, unangenehme und gemischte Erlebnisse innerhalb der Kreisläufe von Raum und Zeit erzeugen; und eine vierte, die über das Handeln hinaus zu einem Grad des Glücklichseins führt, welches die Dimensionen von Raum und Zeit übersteigt, wodurch es die Notwendigkeit zum weiteren Erzeugen von Glück aufhebt.
Weil die Tätigkeiten des Erzeugens und Konsumierens Raum und Zeit erfordern, wird ein Glück, das Raum und Zeit übersteigt, seinem Wesen nach weder erzeugt noch konsumiert. Nachdem der Buddha dieses Glück erreicht hatte und infolgedessen aus den Modi des Erzeugens und Konsumierens herausgetreten war, konnte er sich umdrehen und genau erkennen, welche alles durchdringende Rolle diese Tätigkeiten im gewöhnlichen Erleben spielen, und welches Gefängnis sie normalerweise bedeuten. Er erkannte, dass unser Erleben der Gegenwart eine Tätigkeit ist — etwas, das von Augenblick zu Augenblick aus dem von früheren Handlungen gelieferten Rohmaterial erschaffen oder erzeugt wird. Wir erschaffen sogar unsere Identität, unser Gefühl, wer wir sind. Gleichzeitig versuchen wir, die Freuden zu konsumieren, die in dem, was wir erzeugt haben, zu finden sind — obwohl wir in unserem Verlangen, Freude zu konsumieren, oft Schmerzliches hinunterschlingen. In jedem Augenblick sind Erzeugen und Konsumieren miteinander verflochten: Wir konsumieren Erlebnisse, während wir sie erzeugen, und erzeugen sie, während wir konsumieren. Die Art, wie wir unsere Freuden und Leiden konsumieren, kann, jetzt und in Zukunft, weitere Freuden und Leiden erzeugen, je nachdem, wie geschickt wir sind.
Die drei Bestandteile, die bei der Frage des Buddha das Ziel bilden, — "meinem / langfristigen / Wohlergehen und Glücklichsein" — liefern Maßstäbe, mit denen sich der Grad unseres Geschicks bei der Annäherung an wahre Freude, wahres Glück messen lässt. (Das hier verwendete Pali-Wort – sukha – kann mit Freude, Glücklichsein, Wohlergehen oder Seligkeit übersetzt werden.) Wir wenden diese Maßstäbe auf die Erlebnisse an, die wir konsumieren: wenn sie keinen langfristigen Bestand haben, dann handelt es sich bei ihnen, auch wenn sie noch so erfreulich sein mögen, nicht um wahres Glücklichsein. Wenn es sich aber nicht um wahres Glücklichsein handelt, dann gibt es keinen Grund, sie als "mein" anzusehen.
Diese Einsicht bildet die Grundlage für die Drei Merkmale, die der Buddha lehrte, um ein Gefühl der Leidenschaftslosigkeit gegenüber dem normalen, an Zeit und Raum gebundenen Erleben hervorzurufen. Anicca, das erste von den dreien, ist der Dreh- und Angelpunkt. Anicca wird auf alles angewandt, das sich verändert. Oft wird es als "vergänglich" übersetzt, aber eigentlich ist es das Gegenteil von nicca, das beständig oder verlässlich bedeutet. Alles, was sich verändert, ist unbeständig. Nun mag es sich so anhören, als sei der Unterschied zwischen "vergänglich" und "unbeständig" rein semantischer Natur, aber er ist entscheidend für die Rolle, die anicca in den Lehren des Buddha spielt. In den frühen Texten heißt es wiederholt, dass, wenn etwas anicca ist, automatisch auch die beiden anderen Merkmale erfüllt sind: es ist dukkha (leidvoll) und anatta (nicht-selbst), d.h. nicht wert, als "ich" oder "mein" angesehen zu werden.
Übersetzen wir anicca mit vergänglich, dann könnte dieser Zusammenhang zwischen den Drei Merkmalen als durchaus bestreitbar erscheinen. Übersetzen wir es aber mit unbeständig und betrachten die Drei Merkmale im Licht der ursprünglichen Fragestellung des Buddha, dann ist der Zusammenhang klar. Wenn man eine verlässliche Grundlage für langfristiges Glücklichsein und Wohlergehen sucht, dann ist alles Unbeständige offensichtlich ein unbehagliches Ziel für die eigenen Hoffnungen — so als wolle man sich zum Entspannen in einen wackeligen Stuhl setzen, dessen Beine jeden Moment auseinanderzubrechen drohen. Wenn man versteht, dass das Selbstgefühl, das man hat, etwas Gewillkürtes, Erschaffenes ist — dass man die Entscheidung trifft, es zu erzeugen — dann gibt es keinen zwingenden Grund, ständig ein "ich" oder "mein" um irgend ein Erlebnis herum zu erzeugen, das unbeständig und leidhaft ist. Man möchte etwas Besseres haben. Man möchte solch ein Erlebnis nicht zum Ziel der eigenen Übungspraxis machen.
Was tut man also mit Erlebnissen, die unbeständig und leidhaft sind? Man könnte sie als wertlos einstufen und wegwerfen, aber das wäre verschwenderisch. Schließlich hat man sich ja zunächst einmal die Mühe gemacht, sie zu erzeugen; und, wie sich herausstellt, kann man das Ziel nur erreichen, indem man sich genau solche Erlebnisse zunutze macht. Man kann also lernen, wie man sie als Mittel zum Erreichen des Ziels verwendet; und die Rolle, die sie zu diesem Zweck spielen können, hängt von der Art von Tätigkeit ab, die in das Erzeugen jenes Erlebnisses eingeflossen ist: ob diese Art von Tätigkeit eine Freude hervorbringt, die das Erreichen des Ziels fördert, oder ob sie es nicht tut. Solche, bei denen das der Fall ist, bezeichnete der Buddha als "den Weg". Hierzu gehören unter anderem großzügiges Handeln, tugendhaftes Handeln, und die Übung in geistiger Vertiefung, in innerer Sammlung. Obwohl auch sie den Drei Merkmalen unterliegen, erzeugen solche Handlungen ein relativ stabiles und sicheres Gefühl der Freude, das viel befriedigender und nahrhafter ist als das Erzeugen und Konsumieren von gewöhnlichen Sinnesfreuden. Wenn man also nach Glück im wechselhaften Daseinskreislauf sucht, dann sollte man danach trachten, dieses Glück mittels Großzügigkeit, Tugend und geistiger Vertiefung zu erzeugen. Aber auch wenn man nach einem Glück sucht, das nicht dem Wandel unterliegt, können genau dieselben Handlungsweisen einem helfen, jene Klarheit des Geistes heranwachsen zu lassen, die zum Erwachen nötig ist. In beiden Fällen sind sie es wert, dass man sie als erlernbare Fähigkeiten meistert. Sie sind das grundlegende Handwerkszeug, mit dem man arbeitet, also sollte man darauf achten, dass sie gut gepflegt und einsatzbereit sind.
Was andere Freuden und Leiden angeht — wie etwa solche, die mit dem Streben nach sinnlichen Erlebnissen oder einfach damit zu tun haben, dass man einen Körper und einen Geist hat —, so können diese als Gegenstände dienen, die man als Rohmaterial für das weise Einsichtsvermögen, das zum Erwachen führt, mit seinen Werkzeugen erschafft. Indem man sie im Lichte der Drei Merkmale sorgfältig untersucht, — um zu erkennen, wie genau sie unbeständig, leidhaft und nicht-selbst sind —, nimmt die Neigung, sie ständig weiter zu erzeugen und zu konsumieren, immer mehr ab. Man erkennt, dass der suchthafte Zwang, sie zu erschaffen, ausschließlich vom Hunger und vom Nichtwissen herrührt, die sich in Zuständen von leidenschaftlicher Zuwendung, Abneigung und Verblendung verkörpern. Sobald diese Erkenntnisse dann nüchterne Leidenschaftslosigkeit sowohl gegenüber den erschaffenen Erlebnissen als auch den zum Erschaffen führenden Prozessen hervorbringen, betritt man den zum Todlosen führenden Weg der vierten Art von Kamma.
Dieser Weg beinhaltet zwei wichtige Wendepunkte. Der erste stellt sich ein, wenn jede Leidenschaft und Ablehnung bezüglich sinnlicher Freuden und Leiden aufgegeben worden sind, und nur noch das Festhalten an der Freude innerer Sammlung übrig geblieben ist. An diesem Punkt dreht man sich um und untersucht die Freude innerer Sammlung anhand der gleichen Drei Merkmale, die man bei der Betrachtung sinnlicher Erlebnisse verwendet hat. Die Schwierigkeit hierbei ist, dass man sich mittlerweile so stark auf die Festigkeit der eigenen Sammlung stützt, dass man lieber nicht nach ihren Nachteilen suchen möchte. Gleichzeitig ist die Unbeständigkeit eines gesammelten Geistes viel schwerer zu entdecken als die von sinnlichen Erlebnissen. Hat man aber erst einmal seinen Widerwillen, nach dieser Unbeständigkeit zu suchen, überwunden, ist der Tag nicht mehr fern, an dem man sie entdeckt. Und dann kann der Geist zum Todlosen geneigt werden.
An dieser Stelle tritt der zweite Wendepunkt auf. Wie in den Texten hervorgehoben wird, kann der Geist, wenn er auf das Todlose trifft, es als geistigen Gegenstand - ein dhamma - behandeln und dann ein Gefühl von Leidenschaft und Entzücken dafür entwickeln. Das erschaffene Selbstgefühl, welches hierbei Leidenschaft und Entzücken erzeugt und konsumiert, steht somit dem vollen Erwachen im Weg. Deswegen muss die Logik der Drei Merkmale an dieser Stelle eine neue Wendung nehmen. Deren ursprüngliche Logik – "Alles, was unbeständig ist, ist leidhaft; alles, was leidhaft ist, ist nicht-selbst" – lässt die Möglichkeit offen, dass das, was beständig ist, (1.) Wohl, und (2.) ein Selbst darstellen könnte. In der Tat ist das Erste der Fall: was beständig ist, ist Wohl; das Todlose ist wahrhaftig das nicht mehr zu überbietende Wohl. Aber die zweite Möglichkeit ist keine taugliche Art das, was beständig ist, zu betrachten: wenn man das, was beständig ist, als Selbst aufgreift, bleibt man im Festhalten stecken. Um über Raum und Zeit hinauszugehen, muss man über das Erschaffen des erzeugenden und konsumierenden Selbsts hinausgehen, und deshalb lautet die am Ende des Weges stehende Einsicht: "Alle Dhammas" – ob nun beständig oder nicht – "sind nicht-selbst".
Hat diese Einsicht ihre Wirkung entfaltet, ein etwaiges Verlangen nach und Gefallen am Todlosen zu überwinden, stellt sich das volle Erwachen ein. Und an diesem Punkt wird sogar der Weg aufgegeben und das Todlose bleibt übrig, allerdings nicht mehr als Gegenstand des Geistes. Es ist einfach da, und zwar fundamental dem Erschaffen von Raum und Zeit vorgeschaltet und von diesem geschieden. Alles Konsumieren und Erzeugen um des eigenen Glücklichseins willen endet, denn ein zeitloses Wohlergehen ist gefunden worden. Und weil mit dem Erreichen dieses Glücks auch alle Gegenstände des Geistes aufgegeben werden, spielen Fragen von beständig oder unbeständig, wohl oder wehe, selbst oder nicht-selbst keine Rolle mehr.
Das ist also der Kontext für die buddhistische Einsicht in den Wandel: eine Herangehensweise, die sowohl die möglichen Auswirkungen menschlichen Bemühens als auch das grundlegende menschliche Anliegen ernst nimmt, dass die Mühe sich lohnen soll, dass der Wandel die Möglichkeit beinhaltet, zu einem Glück zu gelangen, das dem Wandel nicht unterliegt. Diese Einsicht stellt das Entwickeln derjenigen Fähigkeiten in den Mittelpunkt, die zum Erzeugen von echtem Glück führen. Sie verwendet die Drei Merkmale – von Unbeständigkeit, Leidhaftigkeit und Nichtselbstheit – nicht als abstrakte Aussagen über das Sein, sondern als Anstöße dafür, jene Fähigkeiten zu meistern, und als Maßstäbe, um den eigenen Fortschritt auf dem Weg zu messen. So verwendet führen die Drei Merkmale zu einem Glück, das die Drei Merkmale, die Tätigkeiten des Erzeugens und Konsumierens, sowie Raum und Zeit insgesamt übersteigt.
Haben wir diesen Kontext für die Drei Merkmale verstanden, dann können wir die Halbwahrheiten in den Einsichten über das Erzeugen und Konsumieren von Veränderung klar erkennen, die gewöhnlich fälschlicherweise dem Buddha zugeschrieben werden. Was das Erzeugen betrifft: obgleich es stimmen mag, dass wir mit genügend Geduld und Ausdauer aus dem Rohmaterial des gegenwärtigen Augenblicks so gut wie alles erzeugen können, einschließlich einer erstaunlichen Anzahl von Selbst-Identitäten, bleibt die Frage: was lohnt es sich denn, zu erzeugen? Durch unsere Besessenheit mit dem Erzeugen und Konsumieren von veränderlichen Freuden und veränderlichen Ichs haben wir uns selbst eingekerkert, und dennoch gibt es eine Möglichkeit, den Wandel dazu zu benutzen, aus diesem Gefängnis in die Freiheit eines Raum und Zeit übersteigenden Glücks zu entkommen. Möchten wir diese Möglichkeit nutzen, oder verbringen wir unsere Zeit lieber damit, in das Sonnenlicht, das durch das Kerkerfenster dringt, Seifenblasen hineinzublasen, um zu versuchen, aus ihrem Herumwirbeln Glück zu erhaschen, solange sie nicht geplatzt sind?
Diese Frage stellt auch die Verbindung zu dem weisen Rat über das Konsumieren her: aus unseren dem Wandel unterliegenden Erlebnissen das Bestmögliche herauszuholen bedeutet nicht, sie fest in unsere Arme zu schließen und ihre Intensität aus ihnen herauszumelken. Es bedeutet vielmehr, zu lernen, die Freuden und Leiden, die sie bieten, nicht als flüchtigen Selbstzweck aufzufassen, sondern als Werkzeuge für das Erwachen. In jedem Augenblick werden uns die Rohmaterialien dazu geliefert – manche angenehm, manche nicht. Statt sie freudvoll zu umarmen oder voller Abscheu wegzuwerfen, können wir lernen, wie man mit ihnen die Schlüssel erzeugt, die unsere Kerkertüren öffnen.
Und was nun den weisen Rat über das Nicht-Festhalten an den Auswirkungen unseres Handelns betrifft: im Kontext des Buddha kann diese Vorstellung nur dann Sinn ergeben, wenn wir uns intensiv um die Auswirkungen unseres Handelns kümmern und diejenigen Ursache-Wirkungs-Prozesse meistern wollen, die zu echter Freiheit führen. Anders gesagt, geben wir uns nicht der kindlichen Erwartung hin, dass jede unserer Handlungen – ob nun geschickt und tauglich oder nicht – immer sogleich zu unmittelbarem Glücklichsein führen muss, dass also alles, was wir ins Schloss stecken, automatisch die Tür öffnen wird. Wenn das, was wir getan haben, untauglich war und zu unbefriedigenden Folgen geführt hat, dann ist es angebracht, unsere Fehler einzugestehen und herauszufinden, warum es Fehler waren, damit wir lernen können, es das nächste Mal besser zu machen. Nur wenn wir die Geduld aufbringen, die Auswirkungen unseres Handelns objektiv zu betrachten, werden wir durch das Untersuchen der Schlüssel, welche die Tür nicht öffnen, in der Lage sein, zu lernen, wie man am Ende die richtigen Schlüssel für diesen Zweck herstellt.
Mit dieser Haltung können wir das Bestmögliche aus den Veränderungsprozessen machen, um die Fähigkeiten zu entwickeln, die uns aus dem Gefängnis des endlosen Erzeugens und Konsumierens freisetzen. Mit dem Eintreten dieser Befreiung tauchen wir in die Freiheit eines Glücks ein, das so wahrhaftig ist, dass es die Konzepte der ursprünglichen Frage, die uns dorthin geführt hat, übersteigt. Ab da gibt es für uns nichts mehr, was zu tun wäre; unser "Ich"- und "mein"-Gefühl ist aufgegeben worden; und selbst der Begriff "langfristig", welcher Zeit impliziert, ist durch das Zeitlose ausgelöscht worden. Das verbleibende Glück liegt fundamental außerhalb der Grenzen, in denen sich unsere auf Zeit und Raum gestützten Vorstellungen von Glück bewegen. Völlig losgelöst von jeglichen Geistesgegenständen ist es unverfälscht und unwandelbar, unbegrenzt und rein. Wie es in den Schriften heißt, liegt es sogar jenseits der Grenzen von "Ganzheit" und "Allem".
Und genau darum geht es in der buddhistischen Übungspraxis.