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Ent-Vorstellen
von
Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung ins Deutsche von: (Info)
jb für ZzE
Alternative Übersetzung: noch keine vorhanden
Alternative Formate: [book icon] Ein Druckversion finden sie in dem Buch: Das Karma von Fragen.

Meditation lehrt dich über die Macht der Vorstellungen. Du wirst dabei bemerken, wie die Benennungen die du Dingen gibst, die Bilder mit denen du Dinge visualisierst, immensen Einfluß darauf haben, was du wahrnimmst und wie sie dich in Stress und Leiden drängen können. Wenn sich die Meditation entwickelt, gibt diese aber auch das Werkzeug um Freiheit von diesem Einfuß zu bekommen.

Wenn du am Beginn stehen, die Kraft von Vorstellungen bemerkst, kann dich ihre Allvorhandenheit leicht in eine Lage bringen, in der du dich überwältigt fühlt. Angenommen du konzentrierst dich auf den Atem. Da kommt eine Punkt an dem du dich zu fragen beginnst, ob du dich jetzt auf den Atem selbst oder auf eine Idee das du atmest konzentrierst. Sobald diese Frage aufkommt, ist die normale Reaktion zu versuchen die Idee zu umgehen und zu der rohen Empfindung dahinter zurückzukehren. Doch wenn du, während du dies tust, wirklich sensibel bist, wirst du bemerken, daß du einfach ein Zerrbild von Atem mit einem anderen, einem subtileren austauscht. Selbst die unbearbeitete Empfindung des Atems ist dadurch gezeichnet wie du rohe Empfindung in Begrifflichkeit faßt. Ganz egal wie viel Anstrengung du auch aufbringen würdest um eine ungefilterte Erfahrung von Atem festnageln zu wollen, findest du es immer wieder von deinen Ideen was Atem sein sollte, gestaltet. Desto mehr du nach der Realität des Atems suchst, desto mehr versinkt sie wie eine Fatamorgana.

Der Trick hierbei ist, sich diesen Umstand zu Nutzen zu machen. Gesamt betrachtet, meditierst du ja nicht um den Atem zu erwischen. Du Meditierst um den Prozess der zum Leiden führt zu verstehen, so daß du ihm ein Ende setzten kannst. Die Art wie du deine Vorstellungen identifizierst, ist Teil diese Prozesses, und daß ist, was du sehen möchtest. Du mußt deine Erfahrungen im Bezug auf den Atem bearbeiten, nicht zu einer Endgültigkeit selbst, jedoch zu einem Werkzeug, um die Rolle mit der Vorstellungen Leiden und Stress erzeugen, zu verstehen.

Du machst dies indem zu ent-vorstellst: Hinterfrage deine Annahmen über den Atem, ändere kühn überlegt diese Annahmen und beobachte was dies für Resultate ergibt. Nun kann dieses Ent-Vorstellen, ohne passenden Anhalt, leicht in ein chaotischen Abstrakt führen. Daher nimmst du dir die Konzentration als deinen Anhalt, und stellst damit dem Ent-vorstellen die generelle Richtung und die Aufgabe die antreibend wirkt bereit, um gegen die operativen Annahmen, die da tatsächlich deine Erfahrungen der Gegenwart zeichnen, anzukommen.

Die generelle Richtung liegt darin im Versuch den Geist auf einen tiefere und lang anhaltenden Ebene von Stille zu bringen, um mehr und mehr subtilere Ebenen des Stresses zu eliminieren. Du gehst nicht daran, zu Prüfen welche Vorstellung von Atem diesen am wahrheitsgetreuesten beschreibt. Die Objektivität nach der du suchst ist nicht die Objektivität des Atmens, jedoch die Objektivität von Ursache und Wirkung.

Ein Teil der Aufgabe, die dir diese Lektion lehrt, beginnt mit der Erforderlichkeit, den Geist für eine längere Periode bequem fokussiert, am Atem bleibend zu bekommen, und genau dort läufst du schon an den beiden operativen Annahmen an: Was bedeutet es zu atmen? Was bedeutet es fokussiert zu sein?

Es ist üblich über den Atem so zu denken, das da Luft in und aus der Nase strömt und das kann zum beginnen eine dienliche Vorstellung sein. Nutze irgendeine vordergründige Empfindung mit der jeweiligen Vorstellung als eine Behilfsmittel um Achtsamkeit zu etablieren, entwickle Wachsamkeit und bringe den Geist dazu stiller zu werden. Aber sobald deine Aufmerksamkeit feiner wird, mag es dir vorkommen, als ob er Grad des Atems zu schwach wird um ihn zu erkennen. Dann versuche über den Atem in ersetzender Weise so zu denken, als würde es sich um Energie, die in deinen Körper fließt handeln, und ihn als einen gesamten Körperprozess ansehen.

Dann belasse diese Erfahrung so bequem wie möglich. Wenn du irgend eine Blockade oder Hemmung in deinem Atem empfindest, sieh dich um, was du tun kannst um dieses Gefühl zu lösen. Tust du irgendetwas, daß diese erzeugt? Wenn du dich beim Selbsterzeugen ertappen kannst, ist es leicht dieses zu lösen. Und was würde diese außer deinen vorgefertigten Ansichten, wie die Mechanik des Atems funktionieren sollte, erzeugen? Also hinterfrage diese Ansichten. Wo kommt der Atem in den Körper? Kommt er nur durch die Nase und den Mund? Muß der Körper den Atem hineinziehen? Wenn dem so ist, welche Empfindung zieht da? Welche Empfindung wird gezogen? Wo beginnt diese Ziehen? Woher wird der Atem gezogen? Welcher Teil hat den Atemzug und welcher nicht? Wenn du ein Gefühl von Blockade verspürst, auf welcher Seite der Empfindung stehst du?

Dies Fragen mögen vielleicht seltsam wirken, aber in vielen Fällen sind die Vorbenennungen deiner Anschauungen über den Körper ebenfalls seltsam. Nur wenn du diesen frontal mit seltsamen Fragen entgegnest, kannst du sie ans Licht bringen. Und nur wenn du sie klar siehst, kannst du sie mit alternativen Konzepten ersetzen.

Wenn du dich dabei erwischt in einem Unbehagen im Einklang mit einer bestimmten Anschauung zu sein, drehe es um und sieh dir an welche Empfindung die neue Anschauung ans Tageslicht bringt. Versuche, um sie testen zu können, so lange wie möglich bei diesen Empfindungen zu bleiben. Wenn es diese im Vergleich zu deinen früheren Empfindungen, in Zusammenhang mit dem Atem, leichter machen dabei zu bleiben, wenn diese eine solidere und großräumigere Basis für Konzentration geben, ist die Anschauung, die dies in deine Aufmerksamkeit brachte, ein nützliches neues Werkzeug für deine Meditation. Wenn die neuen Empfindungen in dieser Weise nicht hilfreich sind, kannst du dieses Werkzeug zur Seite schmeißen.

Solltest du zu Beispiel das Gefühl haben, auf einer Seite einer Blockade zu sein, versuche dich gedanklich auf die andere zu stellen. Versuche auf beiden Seiten zu stehen. Stell dir vor, das dein Atem nicht nur durch die Nase oder den Mund in den Körper kommt, sondern durch die Mitte deines Brustkorbes, dem Nacken, jeder Pore deines Körpers, jeder Punkt, der dir dabei hilft, das Gefühl drücken und ziehen zu müssen, zu verringert.

Oder hinterfrage die Notwendigkeit des Pressens und Ziehens gänzlich. Empfindest du, daß die unmittelbar Erfahrung vom Körper, eine von soliden Teilen ist und jene den nachfolgenden Mechanismus des Atmens, managen müssen? Was passiert, wenn du deine unmittelbare Erfahrung des Körpers, als einen einfacher Anhalt an diverse Aspekte des Atems, so konzeptionierst, als wäre es ein Feld von primärer Atemenergie? Was immer du als vorausgehende körperliche Empfindung wahrnimmst, erdenke dir diese bereits als Atem und ohne das du etwas damit zu tun hast. Wie beeinflußt dies den Grad der Spannung im atmen?

Und wie steht es mit der Handlung des zielgerichteten Bleibens? Wie erfaßt du dieses? Ist dies hinter dem Atem? Umgeben von Atem? Bis zu welchem Ausmaß hilft oder hindert dich dein mentales Bild von Sammlung, an Gelassenheit und Festigung deiner Konzentration? Es könnte sein, daß du den Geist als etwas, in einem bestimmten Teil deines Körpers annimmst und nicht in anderen. Was tust du, wenn du deine Aufmerksamkeit auf einen anderen Teil lenkst? Verlässt der Geist seine heimatliche Stätte, um angenommen zum Kopf zu gehen, oder muß der andere Teil in den Kopf gebracht werden? Welche Art der Spannung erzeugt dies? Was passiert wenn du dir das Bewusstsein schon in dem einen oder anderen Teil vorstellst? Was ist wenn du Dinge vollkommen auf den Kopf stellst: Beobachte was an Stress ausgelöscht wird, wenn du, anstelle den Geist als im Körper zu betrachten, den Körper als von einem voraus existierenden Feld aus Bewusstsein umgeben siehst.

Wenn du in dieser Weise fragen stellst und annehmbare Resultate erzielst, kann sich der Geist in immer tieferen Ebenen von Solidität setzen. Du löst unnötige Spannungen und Stress in deinem Fokus auf, findest einen Weg, mehr und mehr zu Hause, in Ruhe, in einer Erfahrung von Gegenwart, zu sein.

Sobald sich der Geist gesetzt hat, lasse ihn dort verweilen. Sehe dich nicht veranlasst schnell weiter gehen zu müssen. Die Fragen hier sind: „Welcher Teile des Prozesses wären notwendig um gesammelt zu bleiben? Welche können losgelassen werden? An welchen wäre es gut festzuhalten, um diese Sammlung zu erhalten?“ Auf eine passende Ebene von Bewusstsein zu gelangen, ist eine Sache, dort zu bleiben, eine andere. Wenn du erlernst dein Gefühl von Stillheit aufrecht zu erhalten, versuch dies in allen Situationen zu tun. Stell sich dir das was du entdeckst in den Weg? Ist es deine eigene Resistenz an Beunruhigung? Kannst du deine Stillheit so durchlässig machen, daß alle Störungen durch gehen können, ohne an etwas anzulaufen, ohne das sie dich aus dem Gleichgewicht bringen?

Wenn du dich mehr und mehr mit dem Erforschen dieser Dinge beschäftigst, wird Konzentration immer weniger ein Kampf gegen Störungen, und zu einer Gelegenheit für die innere Erforschung. Und ohne darüber nachgedacht zu haben, hast du die vier Voraussetzungen für den Erfolg entwickelt: die Begierde die Dinge zu verstehen, die Ausdauer um am Entdecken zu bleiben, die passende Aufmerksamkeit mit der du die dich Ursache und Wirkung widmest und den Einfallsreichtum den du in das Gestalten deiner Fragen legst. All diese Qualitäten steuern zu Konzentration bei und helfen ihr sich zu setzen, solide und klar zu werden.

Zur selben Zeit fördern sie Einsicht. Buddha sagte einst, daß man die Einsicht einer Person daran messen kann, wie diese Person Fragen gestaltet und versucht sie zu beantworten. Um daher Einsicht zu fördern, darfst du nicht an vorgefertigte Richtungen in deiner Meditation festhalten. Du mußt dich darin trainieren, Fragen zu gestalten und das Karma dieser Fragen, indem du deren Resultate beobachtest, testen.

Wenn du letztlich eine Vorstellungen über den Atem erreichst, die es den Empfindungen von Ein- und Ausatmen erlauben still zu werden, kannst du mit Fragen zu subtileren Vorstellungen über den Körper beginnen. Es ist als ob du die Frequenz einer Radiostation suchst. Wenn dein Empfänger nicht präzise auf die Frequenz des Kanals eingestellt ist, ist dessen Empfang von allen möglichen Feinheiten, die übermittelt werden, gestört. Aber wenn er genau eingestellt ist, kommen alle Nuancen durch. Das selbe gilt für die Empfindungen über den Körper. Desto ruhiger die Bewegungen aus dem Atem geworden sind, desto mehr subtile Nuancen, wie Vorstellung mit physischen Empfindungen zusammen spielt, kommen zum Vorschein. Der Körper erscheint dann wie ein Nebel aus winzigen Empfindungen und du kannst damit beginnen, nachzusehen wie deine Vorstellungen mit diesem Nebel interagieren. Bis zu welchem Ausmaß ist der Umriß des Körpers durch diesen Nebel vorgegeben? Bis zu welchem Grad ist es absichtsvoll – etwas Dazugegebenes? Was passiert wenn du die Absicht, diesen Umriß zu gestalten, fallen läßt? Was passiert dann? Kannst du dort bleiben? Was passiert wenn du die Vorstellung von Raum fallen läßt und du dich auf Wissen konzentrierst? Kannst du dort bleiben? Was ist, wenn du die Einsheit des Wissens fallen läßt? Kannst du dort bleiben? Was passiert wenn du versuchst das Benennen gänzlich fallen zu lassen?

Sobald du dich in diesen formlosen Zustand nieder läßt, ist es wichtig nicht denn Sinn für den Zweck des Eineindringens zu verlieren. Du bist hier um Leiden zu verstehen, nicht um deine Erfahrungen überzuinterpretieren. Angenommen du hast dich in einer umhüllenden Empfindung von Raum und Bewusstsein niedergelassen. Von dort aus ist es einfach, daß du annimmst ein ursprüngliches Bewusstsein, den Grund des Seins aus dem alle Dinge hervorgehen und zu dem alles zurückkehren und welches vollkommen unberührt von dem ganzen Prozess des Aufkommens und Zurückgehens, erreicht hast. Es mag sein, daß du die Benennung des Unbedingten dafür her nimmst und sie dieser Erfahrung zu sprichst. Wenn du in einem Zustand von weder-Vorstellung-noch-Nicht-Vorstellung verweilst, ist es leicht diese als Nichtverweilen zu sehen, frei von Unterscheidungen zwischen Wahrnehmer und Wahrnehmen, da die mentale Aktivität so abgeflacht ist, daß sie nahezu unsichtbar ist. Ergriffen von der aufkommenden Absichtslosigkeit, kann es sein, daß du meinst Begierde, Ablehnung und Nichtwissenheit durchdrungen zu haben, einfach in dem du diese als unwirklich annimmst. Wenn du dich an eine Annahme wie dieser festhältst, kann es leicht passieren, daß du denkst das Ende des Pfades erreicht zu haben, bevor die Arbeit wirklich fertig getan ist.

Dein einziger Schutz hier ist, diese Annahme ebenfalls als eine Form der Vorstellung zu sehen und sie gleichfalls zu entblößen. Und hier ist der Punkt wo der Wert der vier edlen Wahrheiten, als Werkzeug zum Entblößen jeglicher Ansichten, im Aufspüren des Stresses der damit einhergeht, zur Prüfung kommt. Frage, ob da immer noch ein subtiler Stress in der Konzentration in der du verweilst, ist. Was geht mit diesem Stress einher? Welche umher wandernden Bewegungen im Geist erzeugen dies? Welche beharrlichen Bewegungen im Geist erzeugen dies? Du muß nach beidem Ausschau halten.

In dieser Weise kommst du auch Vorstellungen gegenüber, die selbst die aller subtilsten Zustände von Konzentration in Bewegung halten. Und du siehst, das selbst diese leidvoll sind. Wenn du diese mit anderen Vorstellungen austauscht, tauscht du nur eine Art von Leiden mit einer anderen Art aus. Es ist als ob dich deine gesteigerten Ebenen von Konzentration an das Ende einer Fahnenstange gebracht haben. Du siehst hinunter und bemerkst das Altern, Krankheit und Tod die Stange hochkommen und folgen. Du hast alle Möglichkeiten die Vorstellungen bieten können ausgenützt, was wirst du nun tun? Du kannst nicht einfach dort bleiben wo du bist. Die einzige Möglichkeit die du hast ist dich vom Festhalten los zu lösen. Und wenn du vollkommen losläßt, läßt du auch von der Schwerkraft los.