Ein Anthropologe fragte einst einen Alaska-Schamanen über das System seines Stammesglaubens. Nach dem er sich etwas mit der Frage des Anthropologen beschäftigt hatte, antwortete er: „Schau. Wir glauben nicht. Wir fürchten.“
Seine Worte faszinieren mich seit dem ich sie das erste Mal hörte. Ich bin auch stets über die Reaktionen, wenn ich diese Worte mit Freunden teile, fasziniert. Manche sagen, dass der Schamane damit unbewusst auf den Unterschied zwischen primitiven und zivilisierten Religionen hingewiesen hat: Primitive Religionen stützen sich auf kindliche Angst, zivilisierte Religionen, auf Liebe, Vertrauen und Freude. Andere bekräftigten, daß der Schamane die Anmaßung und Ablehnung in zivilisierten Religionen angeschnitten hat und dabei auf die wahre Essenz jeder seriösen religiösen Lebens deutete.
Wenn wir nun die Annahmen hinter diesen beiden Reaktionen freigraben, sehen wir das in der ersten Reaktion Angst als eine große Schwäche angesehen wird. Wenn wir Angst einfach überwinden, heben wir uns in eine Stellung der Stärke. Die zweite sieht Angst als die ehrlichste Antwort zu unseren Schwächen im Angesicht von Altern, Krankheit und Tod - eine Schwäche, die wir nicht einfach durch das Ändern von Eigenschaften überwinden können.
So! Welche Haltung geht nun in Richtung kindlich und welche ist gereift? Ist da ein Anteil an Wahrheit in beiden? Wenn dem so ist, wie kann man diese beiden Anteile am besten kombinieren? Bis zu welchen Grad ist Angst eine nutzvolle Emotion? In welchem Umfang ist sie es nicht? Gibt es in der Praxis eine Anleitung die der Angst ein Ende setzt?
Die buddhistische Antwort zu diesen Fragen ist komplex. Es hat auch mit den zweiseitigen Wurzeln der buddhistischen Tradition zu tun, die einerseits eine zivilisierte, anderseits eine wilde ist. Auch hat es mit der Komplexität von Angst, selbst in seiner primitivsten Form, zu tun. Denke an ein Reh, daß plötzlich im Abblendlicht eines Jägers gefangen ist. Es ist verwirrt. Verärgert. Es nimmt Gefahr wahr und das es Schwach im Angesicht von der Gefahr ist. Die Verwirrung und die Ablehnung sind dabei die ungeschickten Elemente. Selbst wenn das Reh viele Auswege zur Verfügung stehen hätte, würde es die Verwirrung und Ablehnung vielleicht verursachen keinen davon zu benutzen. Diese Tatsache hält auch für Menschen stand. Die Fehler und Übel die wir begehen, wenn wir uns schwach im Angesicht von Gefahr wiederfinden, rühren aus der Verwirrung und Ablehnung.
Dummer weise begehen wir Übel ebenfalls aus Gleichgültigkeit, unachtsam gegenüber der aktuellen Gefahr: die Kaltschnäuzigkeit, wenn wir denken wir können dem aus dem Weg gehen. Daher sind die letzten drei Elemente der Angst – die Wahrnehmung von Schwäche, die Wahrnehmung von Gefahr und die Begierde zu Fliehen – notwendig, um Übel aus Gleichgültigkeit zu vermeiden. Wenn dies ohne Verwirrung und Ablehnung ist, werden diese Elemente zu einer positiven Qualität die man Aufmerksamkeit nennt – ein Wort, das so essenziell in der Praxis ist, daß Buddha sogar seine letzten Worte dafür gewidmet hat. Die Gefahren des Lebens sind real. Unsere Schwächen sind real. Wenn du diese nicht klar siehst, nimm sie dir nicht zu Herzen, versuche nicht einen Weg da raus zu finden, da ist kein Weg um der Ursache unserer Angst ein Ende zu setzen. Gleich wie das Reh: Wenn es Gleichgültig gegenüber dem Abblendlicht des Jägers ist, wird es erschlagen an der Stoßstange enden.
Um also den Geist gänzlich von Angst zu befreien, können wir nicht einfach die Gründe für Angst verwerfen. Wir müssen die Ursache von Angst überwinden: Die Schwäche des Geistes im Angesicht von wirklicher Gefahr. Die Erlesenheit Buddhas Bemerkung zu diesem Thema liegt allerdings in seiner Einsicht in diese Verwirrung (um eine buddhistisches Standardwort zu benutzen: Unwissenheit), die Angst ungeschickt (unheilsam) macht. Nimmt man die Komplexität von Angst auseinander, ist Unwissenheit der einzige Faktor der beides, des Geistes primäre Schwäche , wie auch seine größte Gefahr, ist. Daher trat Buddha dem Problem Angst damit entgegen, daß er sich auf Unwissenheit richtete und sie in zwei Weisen attackierten: Indem er uns Anlaß gab an die gefährliche Gesetztmäßigkeit welche Angst unheilsam macht zu denken und indem er uns dazu bringt innere Stärke zu entwickeln die uns zu Einsicht führt, welche den Geist von seiner Schwäche befreit. In dieser Weise überwinden wir nicht nur die Faktoren, die Angst ungeschickt machen, wir bringen unseren Geist ultimative in eine Position, in der es keine Furcht gibt.
Wenn wir darüber nachdenken, in welcher Weise Unwissenheit Angst stiftet die uns zu ungeschickten Dingen führt, können wir zwei Wege des Vorgangs erkennen. Erstens kann die Unwissenheit die unsere Angst umhüllt verursachen, daß wir Gefahren denen wir gegenüber stehen missinterpretieren und Gefahren dort sehen wo keine ist, wie auch keine Gefahren sehen wo welche sind. Wenn wir uns von nichtexistenten trivialen Gefahren verfolgt fühlen, vergeuden wir Zeit und Energie für unnütze Verteidigung und verlieren unsere Wachsamkeit gegenüber den wichtigen Themen. Wenn wir auf der anderen Hand die authentische Gefahren von Altern, Krankheit und Tod aus unserem Geist streichen, erwachsen wir selbstherrlich in all unseren Taten. Wir erlauben uns an Dingen festzuhalten, unsere Körper, unsere Lieben, unseren Besitz, unsere Ansichten, die uns von vorne herein ungeschützt im Hinblick auf Altern, Krankheit,Trennung und Tod belassen. Wir erlauben unserer Begierde unseren Geist zu vereinnahmen, manchmal bis zu dem Punkt wo wir meinen Schlechtes ungestraft machen zu können, im Glauben immun gegenüber die Resultate von unseren üblen Taten zu sein und das diese Resulate niemals zurückkommen und uns verletzen werden.
Desto mehr wir uns der wirklichen Gefahren die uns überall belauern nicht bewußt sind, desto geschockter und verwirrter werden wir, wenn sie uns dann doch treffen. Dies leitet zur zweiten Weise in der Unwissenheit unsere Angst umhüllt und zu ungeschickten Taten führt: Wir reagieren auf die tatsächlichen Gefahren in dem wir, anstatt die Gefahren zu beseitigen, tatsächlich neue erzeugen. Wir häufen Unmassen von Reichtum zu unserem Schutz an, aber Reichtum erzeugt ein gehobenes Ansehen, daß Eifersucht in anderen weckt. Wir bauen Mauern um gefährliche Leute fern zu halten, aber diese Mauern werden zu unseren Gefängnissen. Wir horten Waffen, aber diese können leicht auch auf uns gerichtet werden.
Der wohl ungeschickteste (unheilsamste) Weg Angst zu begegnen, wenn wir Gefahren für unserer Leben und unseren Besitz wahrnehmen, ist, daß wir glauben an Stärke gewinnen zu können, indem wir das Leben und den Besitz von anderen zerstören. Die Unwissenheit die unsere Angst durchdringt, bring uns dazu an Perspektive zu verlieren. Wenn andere Leute in dieser Weise agieren würden, würden wir wissen das sie falsch liegen. Aber aus irgend einem Grund ändern sich unsere Vorgaben, wenn wir uns belästigt fühlen. Unsere Perspektive dreht sich so daß uns Falsches als richtig erscheint, so lange wir die jenen sind die dies tun.
Dies ist wahrscheinlich die am meisten beunruhigende aller menschlichen Schwächen: Unser Unvermögen uns selbst zu vertrauen, wenn es darauf ankommt. Wenn Standards von Richtig und Falsch nur dann bedeutungsvoll sind wenn sie zweckmäßig sind, haben diese keinen wirklichen Gehalt.
Glücklicher Weise ist der Lebensbereich, obgleich in diesem die meisten Gefahren und Unsicherheiten stecken, jener Bereich in dem wir die die meisten Änderungen erwirken können und am meisten Kontrolle üben. Auch wenn Altern, Krankheit und Tod unweigerlich auf Geburt folgen, ist es mit Unwissenheit nicht so. Vor dieser kann man sich schützen. Wenn wir, durch Gedanken und Reflektieren, wachsam gegenüber der Gefahr, die dies darstellt werden, können wir Motivation diese zu überwinden erlangen. Wie auch immer ist die Einsicht, die durch Gedanken und Reflektieren entstehen, nicht genug um Unwissenheit und den Ausweg gänzlich zu verstehen. Es ist das selbe wie mit einer Revolution: Ganz egal wie viel du auch über die Angelegenheit nachdenken magst, wirst du niemals wissen wie stark die festgesessenen Kräfte sind, bis zu dem Zeitpunkt an dem du deine eigenen Truppen versammelst und in den Kampf ziehst. Und nur wenn deine eigenen Truppen ihre eigenen Tricks und Stärken entwickeln, können sie Oberhand gewinnen. So ist das auch mit Unwissenheit: Nur wenn du mentale Kraft entwickelst, kannst du Unwissenheit, die Angst ihre Macht gibt, durchschauen. Darüber hinaus kann dich diese Kraft in eine Position bringen in der du nie wieder Gefahren ausgesetzt bist.
Der Kanon zählt hier fünf Kräfte auf: Überzeugung, Hartnäckigkeit, Achtsamkeit, Konzentration und Einsicht. Er betont auch die Rolle die Wachsamkeit im Entwickeln all dieser spielt, da Wachsamkeit jede Kräfte von einem Anteil an Unwissenheit frei spielt, die den Geist in Angesicht von Angst schwächt. Dies bedeutet, dass keine dieser Kräfte lediglich gewaltsame Kräfte sind. Jede enthält eine Element von Weisheit und Einsicht, welches stetig durchdringender wird, je länger du dieser Liste folgst.
Von den fünf Kräften bedarf Überzeugung (Vertrauen) die längste Erklärung, da sie einerseits der am meisten missverstandenste Faktor des buddhistischen Pfades ist, zu gering wertgeschätzt wird und weil er vielfache Unwissenheiten als Gegenspieler hat.
Die Überzeugung hier ist Überzeugung in das Prinzip von Karma: Das Freude und Schmerz die wir erfahren von der Qualität unserer Absicht, nach der wir Handeln, abhängig ist. Diese Überzeugung spielt der Unwissenheit: „Es ist nicht mein größtes Interesse an Moral festzuhalten, wenn ich Gefahr gegenüber stehe“, entgegen und attackiert diese auf drei Arten.
Zu erst beharrt es auf das, was wir vielleicht “Boomerang” oder „Gegen den Wind spucken“ Naturgesetz von Ursache und Wirkung, nennen. Wenn du in verletzender Absicht, unabhängig von der Situation, handelst, wird dieses Verletzung zurückkommen. Selbst wenn ungeschickte Handlungen, so wie Töten, Stehlen oder Lügen vielleicht einen kurzfristigen Vorteil bringen, liegt dies weit hinter den Langzeitverletzungen denen du dadurch ausgesetzt bist.
Im Gegensatz kann uns das selbe Prinzip mutig im Durchführen von guten Taten machen. Wenn wir davon überzeugt sind, daß Taten aus geschickter Absicht zu uns zurück kommen, selbst wenn Tod dazwischen kommt, können wir leichter dieses Opfer von langfristigen Bemühungen für das Wohl andere und für uns aufbringen. Ob wir nun die Resultate in diesem Leben erfahren oder nicht, sind wir überzeugt, daß gute Dinge nicht vergebens sind. In dieser Weise entwickeln wir die Courage die dazu notwendig ist, ein Lager von guten Taten – großzügig und tugendhaft – anzulegen, welches unsere erste Verteidigungslinie gegen Gefahren und Angst darstellt.
Zweitens drängt unsere Überzeugung dazu unserer Geisteshaltung Vorrang gegenüber allen anderem zu geben, da diese all unsere Absichten bildet. Dies spielt der Konsequenz der ersten Unwissenheit entgegen: „Was ist wenn das Festhalten an meinem Prinzip, es andern leichter macht mich zu verletzten?“ Die Frage basiert auf der ultimativen Unwissenheit, dass unser Leben unser wertvollster Besitz ist. Wenn dem so wäre, würde es ein wirklich miserabler Besitz sein, da er unweigerlich zum Tod führt. Überzeugung sieht unser Leben nur im Hinblick auf die einzigartige Möglichkeit unseren Geist zu entwickeln an, da der Geist wenn dieser entwickelt ist, etwas ist, dass keiner, nicht einmal der Tod verletzen kann. Die „Qualität des Lebens“ wir an der Qualität und Unbescholtenheit unserer Absichten, nach denen wir handeln, gemessen, so wie auch „qualitätsvolle Zeit“ Zeit ist, die der Praxis gewidmet ist.
Besser als hundert Jahre ungefestigt, ohne Tugend gelebt, ist ein Tag von einer tugendhaften Person in Vertiefung verbracht.
— Dhp 110
Drittens drängt Überzeugung dazu, dass die Notwendigkeit von Rechtschaffenheit bedingungslos ist. Selbst wenn andere ihren wertvollsten Besitz, deren Unbescholtenheit, wegschmeißen, ist dies für uns keine Entschuldigung unseren wegzuschmeißen. Das Prinzip von Karma ist nicht nur eine Straßenverkehrsverordnung, die nur einige Stunden am Tag oder ein paar Stunden in der Woche wirkungsvoll wird. Es ist ein Gesetz das rund um die Uhr, durch den gesamten Kosmos wirkt.
Manche Leute argumentieren, da Buddha das Prinzip der Bedingtheit anerkannt hat, sollte er auch kein Problem damit haben, daß unsere Tugend auch von Bedingungen abhängig ist. Dies ist eine Missverstehen des Prinzips. Um das anzusprechen, Bedingtheit bedeutet nicht, dass einfach alles veränderlich und bedingt ist. Es ist wie Theorie von Relativität. Relativität bedeutet nicht, dass alle Dinge relativ sind. Es ersetzt einfach Masse und Zeit, welche lange als Konstant angesehen wurden, mit anderen vermuteten Konstanten, der Lichtgeschwindigkeit. Masse und Zeit mögen relativ zu einem einzelnen trägen System sein, da das System von der Lichtgeschwindigkeit bedingt ist, aber die Gesetze der Physik sind konstant für alle trägen Systeme, unabhängig von der Geschwindigkeit.
In selber weise bedeutet Bedingtheit, daß da gewisse unveränderliche Muster in der Eventualität und Veränderung sind. Eines dieser Muster ist, dass ungeschickte Absichten, die auf Begierde und Wahn basieren, unweigerlich zu unangenehmen Resultaten führen.
Wenn wir lernen diese Muster anstelle unsere Gefühle und Meinungen als absolut zu sehen, zu akzeptieren, erfordert dies, daß wir geistreicher im Umgang mit Gefahren werden. Anstatt unseren ungeschickten reflexartigen Vorstellungen zu folgen, lernen wir außerhalb der Box zu denken, um die Wege zu finden die uns bestmöglich von Verletzungen aller Art abhalten. Dies gibt unseren Handlungen zusätzliche Genauigkeit und Anmut.
Zur gleichen Zeit bemerken wir auch, daß Buddha Bedingtheit nicht einfach gelehrt hat um bloß zur Akzeptanz der unausweichlichen Veränderung anzuhalten. Er lehrte es, um zu zeigen, wie die den Mustern zu Grunde liegenden Veränderungen gemeistert werden können, um eine Öffnung die hinter diese Bedingtheit und Veränderlichkeit führt, zu erschaffen. Wenn wir das Unbedingte, die wahre Sicherheit, erreichen wollen, muß unsere Rechtschaffenheit unbedingt sein, ein Geschenk von temporaler Sicherheit nicht nur an jene die uns gut behandeln, jedoch für jedes Lebewesen, ohne Bedingung. So wie es dem Text zu entnehmen ist, wenn du vollkommen vom Verletzten abstehst, gibst du das größte Geschenk – Freiheit von Gefahr für auszählbare Lebewesen – und du selbst wirst auch deinen Anteil an dieser grenzenlosen Freiheit finden.
Überzeugung und Rechtschaffenheit dieser Sorte erzeugen große Ansprüche an uns. Bis wir den ersten Geschmack von Unbedingtheit gekostet haben, können diese leicht erschüttert werden. Das ist der Grund warum diese mit anderen mentalen Kräften gestärkt werden müssen. Die drei mittleren Kräfte, Ausdauer, Achtsamkeit und Konzentration, agieren in Übereinstimmung. Ausdauer in Form von rechter Anstrengung spielt der Unwissenheit, daß wir kein Gegner für unsere Angst sind und sobald sie aufkommen wir uns ihnen ergeben müssen, entgegen. Rechte Anstrengung hält uns an ungeschickte Qualitäten zu mindern und gleichzeitig geschickte Handlungen zu entwickeln, sodaß wenn noch ungeschicktere Qualitäten aufkommen, wir diese mit unseren geschickten Qualitäten als Alliens vertreiben können. Die Kraft von Achtsamkeit assistiert diesem Prozess in zwei weisen. (1) Sie erinnert uns an die Gefahr die mit Angst entsteht. (2) Sie lehrt uns den Fokus auf unsere Absicht zu richten und nicht auf das Objekt unserer Angst, sondern auf Angst als mentales Ereignis selbst. Etwas das wir von außen besser beobachten können, als wenn wir hinein springen und damit mitziehen. Die Stärke Konzentration versorgt den Geist mit einer ruhigen Mitte aus Wohlbefinden und bringt uns in eine solide Position, in der wir uns nicht gezwungen sehen uns mit Angst, wenn sie aufkommt, zu identifizieren und wo das Kommen und Gehen von äußeren und inneren Gefahren weniger und weniger unseren Geist bedroht.
Aber auch dann kann der Geist die ultimative Sicherheit nicht erreichen, solange die Ursache dieses Kommens und Gehens nicht entwurzelt ist. Das ist der Grund warum die ersten vier Kräfte die Kraft der Einsicht benötigen um diese vollkommen sicher zu machen. Einsicht erkennt, dass dieses Kommen und Gehen letztlich in unserem Glauben an „Ich“ und „mein“ wurzelt und daß „Ich“ und „mein“ nicht in unserer Erfahrung eingebunden ist. Diese kommen von dem wiederholten Prozess des Ich-machens und Zu-meinem-machen, bei dem wir der Erfahrung eine Vorstellung aufzwingen und uns mit Dingen die Subjekt von Altern, Krankheit und Tod sind, identifizieren. Weiters sieht Einsicht durch unseren inneren Verräter und Schwäche hindurch: die Begierden, die uns ein „Ich“ oder „mein“ erzeugen lassen wollen; die Unwissenheit die uns dieses glauben lässt, sobald diese erzeugt sind. Wenn wir uns mit den Dingen die altern, krank werden und sterben nicht identifizieren hätten, würde deren Altern, Krank werden und Sterben den Geist nicht bedrohen. Vollkommen unbedroht, wurde der Geist nie wieder einen Grund haben abermals irgendetwas ungeschicktes zu tun.
Wenn dieser Bereich von Einsicht gereift ist und die Früchte der Befreiung trägt, ist unsere größte Unsicherheit, unser Unvermögen uns zu vertrauen, zerstört. Frei von der Anhaftung an ein „Ich“ oder „mein“ erfahren wir, dass die zusammengesetzten Faktoren von Angst, geschickte wie auch ungeschickte, verschwunden sind. Da ist keine zurückbleibende Verwirrung oder Ablehnung, der Geist ist nicht mehr Schwach im Angesicht von Gefahren und da ist nichts mehr vor dem wir uns flüchten müssen.
Dies ist der Punkt wo die Fragen zu der Bemerkung des Schamanen ihre Antworten finden. Wir fürchten uns weil wir an ein „wir“ glauben. Wir glauben aus der Unwissenheit in unserer Angst an ein „Wir“. Paradoxer weise jedoch, wenn wir uns genug lieben, und das Leiden das durch ungeschickte Handlungen und Anhaftungen entsteht fürchten und an den Weg hinaus glauben zu lernen, entwickeln wir die Kräfte, die es uns erlauben, durch unsere Begierde, Unwissenheit und Anhaftungen, zu schneiden. In dieser Weise löst sich dieser anfängliche Komplex, das „wir“, die Angst, der Glaube, die Anhaftungen, auf. Die Freiheit die verbleibt ist die einzige wahre Sicherheit die da verbleibt.
Diese Lehre mag einen kühlen Komfort für alle anbieten, die das Unmögliche wollen: Sicherheit vor den eigenen Anhaftungen. Im weghandeln von Hoffnung nach einer unmöglichen Sicherheit, erreichst du eine wirkliche Freude, vollkommen unabhängig und bedingungsfrei. Wenn du diesen Handel einmal eingegangen bist, weißt du, dass das die Abfindung mehr wert ist als sein Preis. So wie einst ein Schüler Buddhas berichtete: „Zuvor, als ich noch ein Haushälter war, den Segen der Herrenschaft unterhielt, hatte ich Wächter innerhalb und außerhalb der königlichen Gemächer, innerhalb und außerhalb der Städte, innerhalb und außerhalb der Ländereien postiert. Doch obwohl ich so bewacht, so beschützt war, verweilte ich in Angst – aufgewühlt, vertauenslos und voller Furcht. Aber nun, alleine in die Wälder ziehend, zum Fuße eines Baums oder zu einer leeren Behausung, verweile ich ohne Angst, unaufgewühlt, vertrauensvoll und ohne Furcht – unberührt, ruhig, meine Wünsche erfüllt, mit einem Geist wie ein wildes Reh. Dies ist die Bedeutung die ich im Geiste trage, wenn ich wiederholend erkläre: ‚Was für ein Glück! Was für ein Glück‘“
Dieses Reh ist augenscheinlich nicht das Reh im Abblendlicht. Es ist ein Reh sicher in der Wildnis, gelassen wo immer es hingeht. Was es zu mehr als einen Reh macht, frei von Anhaftungen, wird „Bewusstsein ohne Oberfläche“ genannt. Licht geht gerade Wegs hindurch. Der Jäger kann es nicht erschießen, da es nicht gesehen werden kann.