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Die gesamte Praxis in einem Wort
von
Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung ins Deutsche von: (Info)
jb für ZzE
Alternative Übersetzung: noch keine vorhanden
Alternative Formate: [book icon] Ein Druckversion finden sie in dem Buch: Reinheit des Herzens.

Buddha hätte seine Karriere als Lehrer mit inspirierenden Wörtern über den Segen von Nirvana oder Leerheit abschließen können, aber dies tat er nicht. Er beendete die letzten Empfehlungen mit: „Strebt mit appamada" nach der Vollendung“ [SN 6.15]. Bekannte englische Übersetzungen von „mit appamada“, wie „unermüdlich“, „aufrichtig“, „mit Eifer“ decken die Bedeutung von bodenständiger, durchdrungener Anstrengung. Das hinterläßt den Eindruck als wäre Buddhas letzte Botschaft: "Halte an deine Praxis", gewesen. Übersetzungen in verschiedenen asiatischen Sprachen geben jedoch eine andere Tendenz. Sri Lankas Kommentare übersetzen appamada als „unentspannt achtsam“, Thais interpretieren es als Aufmerksamkeit, Wachsamkeit, Vorsicht, Umsicht. Der Kanon selbst definiert appamada, in einem anderen Zusammenhang, als „umsichtig den Geist gegen veruntrübende mentale Haltungen leiten, und ihn zur selben Zeit mit Vertrauen, Ausdauer, Achtsamkeit, Konzentration und Einsicht zu stärken“ [SN 48.56]. Im Licht dessen war Buddhas letzte Botschaft nicht nur eine zum Beharren anregende. Er sagte: „Sei nicht selbstzufrieden. Gebt acht vor den Gefahren. Schützt des Geistes gute Qualitäten. Lass es nicht zu, daß dir deine Führer abhanden kommen.“

Diese Interpretation hilft dabei den Sinn im Zusammenhang mit anderen Erklärungen, wo Buddha die Wichtigkeit von appamada hervorhob, zu verstehen. So zum Beispiel, als er sagte, daß appamada der Pfad zur Todlosigkeit ist [Dhp 21], oder das alle geschickten Qualitäten des Geistes in appamada wurzeln, von appamada gedeckt sind und appamada als Vorreiter haben [AN 10.15; SN 3.17]. Bloßes Aufrechterhalten von Anstrengung, wird der Rolle von appamada, in diesen Passagen, nicht gerecht, da Anstrengung ohne Weisheit alle Arten von verheerenden Schäden anrichten kann. Wachsamkeit und Aufmerksamkeit, geben stets den Blickwinkel an, daß Anstrengung auf dem rechten Weg bleibt: Lässt uns vorsichtig, gegenüber dem Vermögen unnötiges Leiden für uns selbst und für andere zu verursachen, sein und lehrt uns in unser Fähigkeiten zu vertrauen und damit zu einem Ende diese Leidens zu führen (wenn wir uns der entsprechenden Umsicht annehmen).

Dieser kombinierte Sinn aus Wachsamkeit und Vertrauen, passiert auf einer Überzeugung in das Prinzip des Karmas: Das unsere Handlungen wirklich einen Unterschied machen, das der Unterschied zwischen Leiden verursachen und kein Leiden verursachen wirklich eine Rolle spielt und, daß das Prinzip von geschickten und ungeschickten Handlungen genug zusammen spielen, sodaß wir wirklich brauchbare Lehren aus unseren Fehlern ziehen können. Zur selben Zeit ist es die Kombination aus Wachsamkeit und Vertrauen, die appamada damit eine wichtige Rolle in der Praxis spielen läßt. Sie versorgt zuerst mit der Motivation auf dem Pfad der geschickten Handlungen zu gehen und mit den inneren Prüfen und Ausgleichen, daß wir auf dem Pfad den gesamten Weg bis zur Todlosigkeit gehen können [AN 4.37]. Ohne ein starkes Vertrauen in den Pfad, ist es hart ihn anzunehmen und ohne einem Sinn für die Gefahren, die bedingtes Glück in sich trägt, ist es leicht vom Weg abzukommen.

Die Hauptgefahr liegt natürlich in dem Vermögen der Kreativität des Geistes zur Selbsttäuschung. Aber ungleich wie es in vielen anderen Religionen heraus gezeichnet wird, empfahl Buddha nicht einfach ihm zu vertrauen, wenn wir uns selber nicht vertrauen können. Anstelle versorgte er uns mit Wegen, wie wir uns selbst trainieren können, vertrauenswürdig im Zuge von Untersuchungen in Gebieten, in denen wir zumeist dazu tendieren uns selbst zu belügen, zu werden: in den Gebieten unserer Absichten und der Resultate unserer Handlungen. In seiner ersten Anleitung an seinen Sohn Rahula [MN 61] riet er ihm, über seine Absichten zu reflektieren, bevor er eine Handlung setzt und mit diesen nur dann fortzufahren, wenn er sieht, daß die Absicht kein Verletzen verursachen würde. Während er agiert solle er über die unmittelbaren Resultate seiner Tat reflektieren und wenn diese eine unbeabsichtigte Verletzung verursachen, sie umgehend beenden. Nach dem Handeln sollte er über die Langzeitresulate seiner Handlungen reflektieren. Wenn er dabei bemerke, daß diese Leid verursacht haben, solle er sich vornehmen, diese nie wieder zu setzten. Wenn sie jedoch nicht verletzend sind, sollte er sich daran erfreuen und seinen Weg fortsetzen.

Dies sind grundlegende Anleitungen für Rechtschaffenheit: lernen zu sehen, wo du dir trauen kannst und wo nicht. Und indem du dich wiederholend gegenüber dem Prinzip von Handlung und Resultat testest, machst du dich zu einer Person, der du wirklich vertrauen kannst. Indem du diese innere Rechtschaffenheit entwickelst, wird es dir leichter fallen, die Rechtschaffenheit jeglicher Lehren oder Lehrern selbst zu beurteilen, denn auch hierzu empfahl Buddha Wachsamkeit und Dinge in ihrem Wirken und deren Resultate, zu testen. Beurteile Lehren anhand des Leidens, daß sie, wenn du sie in die Praxis umsetzt, verursachen oder auch nicht. Beurteile Lehrer nicht anhand ihrer speziellen Kräfte, göttlicher Autorität oder erleuchtender Erscheinung, jedoch anhand dem Leid, daß sie mit ihren Handlungen setzten, oder auch nicht.

Dieses Gefüge von aufmerksamen Untersuchen ist nicht nur für offensichtliche Handlungen sondern auch für das subtilste Arbeiten des Geistes anzuwenden: Für dein Entgegnen auf sinnliche Anregungen und deine tiefsten meditativen und nicht-meditativen Erfahrungen. Was immer du auch tust, und ganz speziell wenn du meinst gerade nichts zu tun, sei niemals selbstgefällig. Sieh dich umsichtig, wieder und wieder, nach jedem Funken von Leiden oder Störung, die du vielleicht unaufmerksam erzeugst, um und lerne wie du die die Ursache dessen, was immer es sein mag, ablegen kannst. Bleib daran, bis da nichts mehr zum abgewöhnen ist.

In dieser Weise hilft dir dein Verständnis von appamada sicher zu gehen, daß dich der Pfad geradewegs zur Todlosigkeit führt. Um hier einen altes Gleichnis zu verwenden: Wenn die Praxis wie ein Bauwerk ist, ist appamada nicht nur das Fundament. Es wirkt auch als dessen Wände und als dessen Dach.