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SN 22.22
PTS: S iii 25
CDB i 871
Bhāra Sutta: Die Bürde
übersetzt aus dem Pali vom
Ehrw. Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung ins Deutsche von: (Info)
Samana Johann
Alternative Übersetzung: noch keine vorhanden
Alternative Übersetzungen: Nizamis | Walshe

In Savatthi. "Bhikkhus, ich werde Euch die Bürde lehren, den Träger der Bürde, das Aufsichnehmen der Bürde und das Abwerfen der Bürde.[1] Hört zu und gebt gut acht. Ich werde sprechen."

"Wie Ihr sagt, Herr", erwiderten die Bhikkhus.

Der Befreite sagte: "Und was ist die Bürde? 'Die fünf Festhalteansammlungen', sollte gesagt werden. Welche fünf? Form, als eine Festhalteansammlung, Empfindung, als eine Festhalteansammlung, Vorstellung (Erinnerung) als eine Festhalteansammlung, Gestaltungen, als eine Festhalteansammlung, Bewußtsein (Wissen), als eine Festhalteansammlung. Dieses, Bhikkhus, wird die Bürde genannt.

"Und was ist der Träger der Bürde? 'Die Person', sollte gesagt werden. Dieser Ehrwürdige, mit solch einem Namen, solch einem Sippennamen. Dieses wird der Träger der Bürde genannt.

"Und was ist das Aufsichnehmen der Bürde? Das Verlangen, welches weiteres Werden macht, begleitet von Begehren und Erfreuen, nun hier und nun dort genießend, d.h. Verlangen nach Sinnesvergnügen, Verlangen nach Werden, Verlangen nach Nicht-Werden. Dieses wird das Aufsichnehmen der Bürde genannt.

"Und was ist das Abwerfen der Bürde? Das rückstandslose Schwinden und Beendigung, Entsagung, Abtretung, Entlassung und Loslassen von eben diesem Verlangen. Dieses wird das Abwerfen der Bürde genannt."

Das ist, was der Befreite sagte. Dieses gesagt habend, sprach der Gutgegangene, der Lehrer, weiter:

Eine Bürde, wahrlich, die fünf Ansammlungen sind, und der Träger der Bürde, ist die Person. Aufsichnehmen der Bürde in der Welt ist streßreich. Abwerfen der Bürde ist ein Heil. Die schwere Bürde abgeworfen habend und nicht aufnehmen einer weiteren, ausreißend Verlangen, mit seiner Wurzel zusammen, von Hunger, man ist befreit, vollkommen ungebunden.

Anmerkung

1.
Diese Lehrrede kommt der Lehre über die Vier Edlen Wahrheiten gleich, jedoch mit einer Abweichung. Die "Bürde" wird in gleichen Begriffen definiert, wie die erste Edle Wahrheit, die Wahrheit von Leiden und Streß. Das Aufnehmen der Bürde ist mit gleichen Begriffen, wie die zweite Edle Wahrheit, der Ursprung von Streß, definiert, und das Abwerfen, in gleichen Begriffen, wie die dritte Edle Wahrheit, die Beendigung von Streß. Die vierte Größe jedoch, der Träger der Bürde, hat keinen Gleichlaut in den Vier Edlen Wahrheiten, und hat sich als der umstrittenste Begriff, in der Geschichte der buddhistischen Philosophie, bewährt. Wenn diese Größe als Person (oder Individuum, puggala) beschreibend, legt der Buddha die abstrakte Form, wie bei den anderen Größen, ab, und nutzt gewöhnliche, alltägliche Sprache der Erzählung: die Person mit so und so einem Namen. Und wie wäre diese Person in abstrakterer Größen übersetzt? Dieses sagt er nicht. Doch nach seinem Dahinscheiden, nahmen sich buddhistische Gelehrte an, mit einer Antwort, an Stelle, zu versorgen, und spalteten sich in zwei Hauptlager, zu dieser Angelegenheit. Ein Lager verweigerte das Konzept einer Person, als eine Wahrheit, auf ultimativer Ebene, zu werten. Diese Gruppe inspirierte, was später die klassische Theravada-Position, zu dieser Angelegenheit, wurde: das die "Person" einfach eine konventionelle Bezeichnung für die fünf Ansammlungen war. Doch das andere Lager, welches sich in die Pudgalavadin-Schule (Personisten) entwickelte, sagte, daß die Person weder eine ultimative Wahrheit, noch eine bloße konventionelle Bezeichnung, war, weder identisch noch völlig separat von den fünf Ansammlungen. Diese spezielle Bedeutung von Person, sagten sie, war erforderlich um drei Dinge anzuerkennen: die Kohäsion einer Persons Identität, in dieser Lebensspanne (einer Persons Erinnerung kann nicht zur Erinnerung einer anderen Person werden, zum Beispiel); die einheitliche Natur von Wiedergeburt (eine Person kann nicht an mehreren Plätzen auf einmal wiedergeboren werden); und der Tatsache entsprechend, daß mit der Beendigung der Khandhas, mit dem Tod eines Arahats, er/sie als "das Ferne Ufer" erreichend, besagt wird. Doch, nach diesem Moment, sagten sie, kann nichts weiter über die Person gesagt werden, denn dieses war soweit, wie des Konzeptes beschreibende Kraft, gehen konnte.

Wie auszumalen sein mag, warf die erste Gruppe der zweiten vor, das Konzept von Anatta, oder Nicht-Selbst, abzustreiten; wohingegen die zweite Gruppe der ersten vorwarf, unfähig zu sein, die Wahrheiten, von denen sie sagten, daß deren Konzept Person erklärt, nicht zu werten. Jedoch fanden beide Gruppen, daß deren Position sie in philosophische Schwierigkeiten verstrickte, die niemals erfolgreich bereinigt wurden.

Vielleicht die nützlichste Lektion, um sich auf die Geschichte dieser Meinungsverschiedenheit zu beziehen, ist eine, die mit des Buddhas Aussage in MN 72 einhergeht, wo er es ablehnt sich in Fragen einzubringen, ob eine Person eine lebendige Essenz, getrennt von, oder identisch, zu deren Körper hat, oder ob da nach dem Tod etwas von einem Araht ist, welches existiert oder nicht. Mit anderen Worten, sind die Fragen es nicht wert gestellt zu werden. Nichts wird damit erreicht, mit dem Annehmen oder Abstreiten einer ultimativen Realität hinter dem, was wir uns über eine Person erdenken. Anstelle ist die Strategie der Ausübung, die Bürde zu verstehen, die wir alle tragen, und sie abzuwerfen. Wie SN 22.36 aufzeigt, wenn jemand aufhört zu versuchen sich zu definieren, ist dieser frei von allen Einschränkungen, und dieses bereinigt alle Fragen.

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