Vinaya Pitaka
Der Korb der Disziplin
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Der Vinaya Pitaka, die erste Abteilung des Tipitaka, ist das textuelle Rahmenwerk, auf welchem die monastische Gemeinschaft (Sangha) aufgebaut ist. Es schließt nicht nur die Regeln ein, die das Leben eines jeden Theravada-Bhikkhu (Mönchs) oder Bhikkhuni (Nonne) bestimmt, sondern auch eine ganze Reihe von Prozeduren und Konventionen der Etikette, welche harmonische Beziehungen unterstützen, sowohl unter den Monastischen selbst, als auch zwischen den Monastischen und ihren Laienunterstützern, von denen sie in all ihren materiellen Notwendigkeiten abhängig sind.

Als der Buddha die Sangha etablierte, lebte die Gemeinschaft zunächst in Harmonie ohne irgendwelche kodifizierten Regeln des Verhaltens. Als die Sangha allmählich in ihrer Größe wuchs und sich zu einer komplexeren Gesellschaft entwickelte, kamen unvermeidlicher Weise Begebenheiten auf, in welchen ein Mitglied sich in ungeschickter Weise verhielt. Wann immer einer dieser Vorfälle dem Buddha vorgebracht wurde, erließ er, zur Abschreckung zukünftigen Fehlverhaltens, eine Übungsregel, die eine passende Strafe für deren Übertretung vorsah. Des Buddha übliche Zurechtweisung war für sich selbst ein machtvolles Korrektiv:

Es ist nicht passend, törichter Mann, es ist nicht ziemlich, es ist nicht angemessen, es ist unwürdig eines Einsiedlers, es ist nicht gesetzmäßig, es sollte nicht getan werden. Wie konntet Ihr, törichter Mann, in diesem Dhamma und dieser Disziplin fortgeschritten, welche gut gelehrt sind, [solch und solch eine Übertretung begehen]?... Es ist nicht, törichter Mann, zum Wohle der Ungläubigen, noch für das Wachstum der Zahl der Gläubigen, sondern, törichter Mann, es ist zum Schaden beider, sowohl der Gläubigen als Ungläubigen, und es verursacht Schwanken in manchen.

(ins Deutsche übersetzt aus) The Book of Discipline, T 1, von I.B. Horner (London: Pali Text Society, 1982), pp. 36-37.

Die monastische Tradition, und die Regeln, auf welchen sie aufbaut, werden manchmal — besonders hier im Westen — naiv als irrelevant für die "moderne" Praxis des Buddhismus kritisiert. Manche sehen der Vinaya als einen Rückfall in eine archaische Patriarchie, basierend auf einem Mischmasch von altertümlichen Regeln und Gebräuchen, an — kuriose kulturelle Relikte, die bloß die Essenz der "wahren" buddhistischen Praxis verdecken. Diese fehlgeleitete Sichtweise übersieht eine wesentliche Tatsache: es ist Dank der ungebrochenen Linie von Mönchen, die die Regeln der Vinaya für fast 2600 Jahre beständig aufrecht erhalten und beschützt haben, dass wir uns heute mit dem Luxus wiederfinden, die unschätzbaren Lehren des Dhamma zu empfangen. Wäre es nicht um der Vinaya, und jene, die bis zum heutigen Tage fortsetzen, sie am Leben zu erhalten, gäbe es keinen Buddhismus.

Es ist hilfreich, sich zu erinnern, dass der Name, den der Buddha dem von ihm gelehrten spirituellen Pfad gab, "Dhamma-Vinaya" lautet — die Doktrin (Dhamma) und Disziplin (Vinaya) — einen integrierten Körper von Weisheit und ethischem Training suggerierend. Die Vinaya ist daher eine unerlässliche Facette und Fundament der gesamten Lehren Buddhas, unteilbar vom Dhamma, und würdig des Studiums für alle Nachfolger — Laien ebenso wie Ordinierte. Laienpraktizierende werden im Vinaya-Pitaka viele wertvolle Lehren bezüglich menschlicher Natur finden, Führung darin, wie man eine harmonische Gemeinschaft oder Organisation etabliert, und viele tiefgreifende Lehren des Dhamma selbst. Aber ihr größter Wert liegt vielleicht in ihrer Kraft, die Laienperson zu inspirieren, die außergewöhnlichen Möglichkeiten zu besinnen, die ein Leben wahrer Entsagung, ein Leben vollkommen im Einklang mit dem Dhamma, präsentiert.

Inhalt   

  • I. Suttavibhanga — die grundlegenden Regeln des Verhaltens (Patimokkha) für Bhikkhus und Bhikkhunis, zusammen mit den "Ursprungsgeschichten" für beide.
  • II. Khandhaka
    • A. Mahavagga — zusätzlich zu den Regeln für Verhalten und Etikette für die Sangha enthält dieser Abschnitt wichtige suttenartige Texte, einschließlich einer Erzählung von einer Periode unmittelbar folgend auf des Buddha erwachen, seine ersten Reden an die Gruppe von fünf Mönchen, und die Geschichten darüber, wie einige seiner größten Schüler sich der Sangha anschlossen und selbst das Erwachen erlangten.
    • B. Cullavagga — eine Ausarbeitung der Etikette und Pflichten für die Bhikkhus, so wie auch die Regeln und Prozeduren, um mit Übertretungen umzugehen, die innerhalb der Sangha begangen werden könnten.
  • III. Parivara — Eine Rekapitulation der vorigen Abschnitte, mit Zusammenfassungen der Regeln, zu Zwecken der Schulung in vielfältigen Weisen klassifiziert und reklassifiziert.

Siehe auch:

Siehe auch diese Einträge im Allgemeinen Verzeichnis: Monastisches Leben, Vinaya.