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J 31
{Sutta: J i 207|J 031|J 031} {Vaṇṇanā: atta. J 031|atta. J 031}
Die Erzählung von den kleinen Vögeln
031
Kulavaka-Jataka (Kulāvakajātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

31. Kulāvakajātakaṃ

Die Vöglein, Mātali

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf einen Mönch, der Wasser getrunken hatte, ohne es durchgeseiht zu haben. Von Savatthi waren nämlich zwei befreundete junge Mönche in ein Land gezogen; und als sie an einem Orte, wo es ihnen gefiel, nach Belieben verweilt hatten, verließen sie wieder diesen Ort, um den Meister aufzusuchen, und zogen in der Richtung nach dem Jetavana fort. Einer besaß einen Seiher [1], der andere nicht; und die beiden tranken, nachdem sie gemeinsam das Wasser durchgeseiht hatten. Eines Tages nun bekamen sie Streit. Der Besitzer des Seihers gab dem anderen den Seiher nicht, sondern trank, nachdem er nur für sich das Wasser durchgeseiht hatte. Da aber der andere keinen Seiher bekam und seinen Durst nicht unterdrücken konnte, trank er das Wasser, ohne es durchgeseiht zu haben.

Als nun die beiden allmählich nach dem Jetavana kamen, verehrten sie den Meister und setzten sich nieder. Der Meister begrüßte sie mit liebevollen Worten und fragte: „Woher kommt ihr?“ Sie antworteten: „Herr, wir verweilten im Lande Kosala in einem Dorfe; von dort gingen wir weg und kamen hierher, um Euch zu sehen.“ Buddha fragte weiter: „Seid ihr aber einträchtig gewandert?“ Da antwortete der, der keinen Seiher gehabt hatte: „Er, o Herr, hat unterwegs mit mir Streit angefangen und mir den Seiher nicht gegeben.“ Der andere sagte: „Er, o Herr, hat das Wasser nicht durchgeseiht und es wissentlich mit den kleinen Tierchen getrunken.“ Darauf fragte Buddha: „Ist es wahr, o Mönch, dass du wissentlich das Wasser samt den kleinen Tierchen darin getrunken hast?“ Er erwiderte: „Ja, Herr, ich habe das Wasser undurchgeseiht getrunken.“ Buddha versetzte: „O Mönch, in früherer Zeit haben Weise, die in der Götterstadt herrschten, als sie, im Kampfe besiegt, auf der Fläche des Ozeans wegen ihrer Herrschaft flohen, gedacht: ‘Wir wollen keine lebenden Wesen töten’, und so auf großen Ruhm verzichtet, indem sie den Garula-Jungen [2] das Leben schenkten und ihren Wagen herumdrehten.“ Und nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B1]

(ohne Titel – Das Kapitel von dem Giebel)

Ehedem herrschte im Reiche Magadha zu Rajagaha ein König von Magadha. Damals wurde der Bodhisattva, wie der, der jetzt Sakka [3] ist, in seiner letzten Existenz im Reiche Magadha im Dorfe Macala wiedergeboren wurde, in eben diesem Dorfe Macala als Sohn einer bedeutenden Familie wiedergeboren; und am Tage der Namengebung erhielt er den Namen Prinz [4] Magha. Als er herangewachsen war, nannte man ihn den jungen Brahmanen Magha. Darauf führten ihm seine Eltern ein junges Mädchen von gleichem Range als Frau zu. Und mit Söhnen und Töchtern ausgestattet war er ein Gabenspender [5] und beobachtete die fünf Gebote. In diesem Dorfe waren dreißig Familien; und die dreißig Familienhäupter standen einmal in der Mitte des Dorfes und besorgten die Dorfgeschäfte. Als nun der Bodhisattva an der Stelle, wo er stand, den Schmutz mit den Füssen wegscharrte und sich auf diesen bequem gemachten Platz stellte, kam ein andrer her und stellte sich dahin. Darauf machte der Bodhisattva einen andern Fleck bequem und stellte sich hin, aber es kam wieder ein andrer und nahm den Platz ein. So machte der Bodhisattva noch einen und noch einen, kurz von jedem den Platz, wo er stand, bequem. Zu einer andern Zeit stellte er an diesem Platze einen Pavillon auf; dann ließ er den Pavillon wegschaffen und ein Haus errichten. Hier ließ er Bänke anbringen und stellte einen Topf mit Wasser auf. Zu einer andern Zeit teilten die dreißig Leute die Bestrebungen des Bodhisattva. Nachdem sie der Bodhisattva in den fünf Geboten befestigt hatte, tat er von da ab mit ihnen beständig gute Werke. Sie taten mit ihm gute Werke, indem sie beizeiten aufstanden, Beile, Äxte und Keulen zur Hand nahmen und an den großen Kreuzwegen [6] mit der Keule die Steine zerhieben und wegschafften, die Bäume abhieben, die die Achsen der Wagen behinderten, das Unebene eben machten, einen Damm errichteten, Lotosteiche gruben, ein Haus bauten, Geschenke gaben und die Gebote hielten. So beharrten immer mehr die sämtlichen Dorfbewohner bei der Unterweisung des Bodhisattva und beobachteten die Gebote. —

Aber ihr Dorfvorsteher dachte: „Früher, wenn diese Branntwein tranken und Mördereien und Ähnliches ausführten, bekam ich durch die Topfmünzen [7] und durch Geldbußen Geld; jetzt aber denkt der junge Brahmane Magha: ‘Ich will sie zum Beobachten der Gebote bewegen’, und lässt sie keine Mordtaten u. dgl. mehr begehen. Jetzt will ich sie aber ihre fünf Gebote halten lassen.“ Und voll Zorn ging er zum König hin und sprach: „Herr, viele Räuber verwüsten beständig das Dorf und verüben noch andere Schandtaten.“ Als der König seine Worte vernahm, sagte er: „Gehe und bringe sie her.“ Da ging er hin, fesselte jene sämtlich, brachte sie zum König und meldete dem Könige: „Herr, da sind die Räuber.“ Der König untersuchte ihre Sache gar nicht, sondern sprach: „Lasst sie vom Elefanten zertreten.“

Da ließ man sie alle sich im Hofe des Königs niederlegen und brachte einen Elefanten herbei. Der Bodhisattva aber ermahnte sie: „Denkt an die Gebote; betätigt freundliche Gesinnung gegen den Verleumder, gegen den König und gegen den Elefanten ebenso wie gegen euch selbst.“ Sie taten so. Nun brachte man den Elefanten herbei, um sie zu zertreten. Obwohl er aber herangeführt wurde, ging er nicht hin, sondern er stieß ein lautes Geschrei aus und lief fort. Dann brachte man einen andern und wieder einen andern Elefanten herbei; aber auch sie liefen alle davon. Da dachte der König: „Sie werden eine Medizin [8] bei sich haben“, und sprach: „Untersucht sie!“ Als sie aber bei der Untersuchung nichts fanden, sagten sie: „Sie haben nichts, o Herr.“ Darauf sprach der König weiter: „Dann werden sie wohl irgend einen Zauberspruch vor sich hinsagen; frage sie, ob sie einen Zauberspruch vor sich hinsagen.“ Die Leute des Königs fragten und der Bodhisattva erwiderte: „Ja, wir haben einen Zauberspruch.“ Die Leute des Königs meldeten ihm nun: „Ja, sie haben einen, o Herr.“ Da ließ der König sie alle zu sich kommen und sprach: „Sagt mir den Zauberspruch, den ihr kennt.“ Der Bodhisattva erwiderte: „Herr, einen andern Zauberspruch haben wir nicht, sondern wir Leute, dreißig an Zahl, töten kein lebendes Wesen, wir nehmen nicht, was uns nicht gegeben wird, wir führen keinen üblen Wandel, wir reden nicht die Unwahrheit, wir trinken keine berauschenden Getränke, wir betätigen freundliche Gesinnung, wir spenden Gaben, wir machen den Weg eben, wir graben Lotosteiche, wir bauen ein Haus: dies ist unser Zauberspruch, unser Schutz und unsre Stärke.“ Durch diese Worte war der König für sie gewonnen und er schenkte ihnen das ganze Vermögen des Verleumders und gab ihnen diesen selbst als Sklaven; und auch das Dorf und den Elefanten schenkte er ihnen.

Von da an taten sie nach ihrem Belieben gute Werke; und da sie am großen Kreuzweg ein großes Haus bauen wollten, ließen sie einen Baumeister kommen und von ihm das Haus bauen. Da sie aber die Lust am weiblichen Geschlechte verloren hatten, ließen sie die weiblichen Wesen an diesem Hause nicht teilhaben [9].

Zu der Zeit waren im Hause des Bodhisattva vier Weiber namens Sudhammā, Citta, Nanda und Sujata. [Die Namen bedeuten: „Tugendsam“, „Gedankenvoll“, „Freude“ und „Hochgeboren“.]. Von diesen sprach Sudhammā zum Baumeister, als sie mit ihm allein war: „Bruder, mache mich zur Ältesten in diesem Hause“; und sie gab ihm ein Geschenk. Er gab seine Zustimmung. Und zuerst trocknete er ein Giebelholz, behieb es, durchbohrte es und machte den Giebel fertig; dann verbarg er es in einem Gewande und legte es zur Seite. Als nun das Haus vollendet war und es Zeit war, den Giebel aufzusetzen, sagte er: „Ihr Edlen, ach, eines haben wir nicht getan.“ „Was denn?“ „Wir müssen einen Giebel bekommen.“ „Nun gut, wir wollen einen holen.“ „Von einem Baume, der jetzt erst gefällt wird, kann man ihn nicht machen, sondern man muss ihn früher fällen, bebauen und durchbohren; so kann ein Giebel zustande kommen.“ „Was ist jetzt da zu tun?“ „Man muss nachsuchen, ob in jemands Hause ein fertiger Giebel käuflich ist.“ Als sie nun nachsuchten, fanden sie einen Giebel im Hause der Sudhammā, konnten ihn aber für Geld nicht erhalten. Vielmehr sagte sie: „Wenn ihr mich am Hause teilhaben lasst, will ich ihn euch schenken.“ Aber sie erwiderten: „Wir lassen die Weiber nicht daran teilhaben.“ Da sprach zu ihnen der Baumeister: „Außer der Brahma-Welt gibt es keinen Ort, der ohne Weiber wäre. Nehmt den Giebel, dann wird unser Werk vollendet sein.“ Sie willigten ein, nahmen den Giebel und vollendeten das Haus; dann richteten sie Bänke her, stellten Wasserkrüge und versorgten das Haus beständig mit Reisspeise. Um das Haus herum errichteten sie einen Wall, verbanden damit ein Tor und streuten innerhalb des Walles Sand und außerhalb des Walles pflanzten sie eine Reihe Palmen. — Citta legte an diesem Orte einen Garten an, und es gab keinen Blütenbaum oder Fruchtbaum, der nicht darin gewesen wäre. Nanda ließ an diesem Orte einen Lotosteich anlegen, der mit fünffarbigen Lotusblumen bedeckt war, lieblich anzusehen. Sujata tat nichts. —

Nachdem nun der Bodhisattva die sieben moralischen Verpflichtungen erfüllt hatte, nämlich die Achtung gegen die Mutter, die Achtung gegen den Vater, die Ehrung des Ältesten in der Familie, wahr zu reden, nicht unfreundlich zu reden, nicht zu verleumden und die Bezwingung des Geizes,

[§0.1] („Wer seine Eltern unterhält, den Ältesten im Hause ehrt, wer sanft und freundlich im Gespräch, wer die Verleumdung von sich weist, [§0.2] wer auch den Geiz in Schranken hält, wer wahr ist, seinen Zorn bezwingt, ‘Der ist ein guter Mensch’, dies ist der dreiunddreißig Götter [11] Ruf.“)

nachdem er so ein rühmliches Leben geführt hatte, wurde er am Ende seines Lebens im Himmel der dreiunddreißig Götter als der Götterkönig Sakka wiedergeboren. Auch seine Freunde wurden ebendort wiedergeboren. —

[§B2]

(ohne Titel – Das Kapitel von den jungen Vögeln)

Zu der Zeit weilten im Tāvatimsa-Himmel Asuras [12]. Da dachte der Götterkönig Sakka: „Was soll uns ein gemeinsames Reich?“ Und er gab den Asuras Göttertrank zu trinken; und als sie berauscht waren, ließ er sie an den Füßen nehmen und in die Abgründe des Berges Sineru [13] werfen. So kamen sie in die Asura-Welt. Die Asura-Welt ist an der untersten Fläche des Berges Sineru und ist so groß wie die Tāvatimsa-Welt; und dort ist ein Baum, wie der Korallenbaum [14] der Götter, der ein Weltalter hindurch besteht, namens Cittapatali. [Der Name bedeutet „bunte Trompetenblume“ (Bignonia suaveolens)].

An den Blüten des Cittapatali-Baumes erkannten nun die Asuras: „Dies ist nicht unsere Götterwelt; in der Götterwelt blüht der Korallenbaum.“ Da sagten sie: „Der alte Sakka hat uns betrunken gemacht, uns auf den großen Ozean hinabgeworfen und uns die Götterstadt genommen.“ Und sie sprachen: „Wir wollen mit ihm kämpfen und unsere Götterstadt einnehmen“; und sie erhoben sich und kletterten am Berge Sineru hinauf wie Ameisen an einem Pfeiler. Als Sakka hörte, dass die Asuras sich erhoben hätten, kam er auf dem Ozean heran, wurde aber im Kampfe von ihnen besiegt und begann auf seinem anderthalbhundert Yojanas langen Wagen Vejayanta [Siegerwagen] über den südlichen Ozean hin zu fliehen.

Als nun sein Wagen rasch auf dem Ozean dahineilte, kam er zu dem Simbali-Walde [17]. Und mit dem Wege, den er kam, wurde der Simbali-Wald gespalten wie ein Palmenhain und fiel in das Meer. Die jungen Garulas flatterten auf dem Meere herum und schrieen laut. Da fragte Sakka den Mātali [der Wagenlenker Indras]: „Lieber Mātali, was ist dies für ein Laut? Ein sehr mitleiderregendes Geschrei ist vernehmbar.“ Mātali antwortete: „Herr, da der von Eurem Wagen gewaltsam zerstörte Simbali-Wald hinabfällt, schreien die jungen Garulas zusammen, von Todesfurcht erfasst.“ Da sprach der Bodhisattva: „Lieber Mātali, wir wollen nicht um unsrer Herrschaft willen eine Mordtat an lebenden Wesen begehen. Ihretwegen wollen wir unser Leben opfern und es den Asuras geben. Wende den Wagen um!“ Und nach diesen Worten sprach er folgenden Vers:

[§1] „Die Vöglein, Mātali, im Seidenwalde verschone mit der Wagendeichselspitze; gern geben wir den Asuras das Leben, dass diese Vögel nicht des Nests entbehren.“

Als der Wagenlenker Mātali seine Worte vernahm, wendete er den Wagen um und lenkte ihn auf einem andern Wege nach der Götterstadt hin. Da aber die Asuras ihn umkehren sahen, dachten sie: „Sicherlich kommen aus anderen Welten [19] die Sakkas; weil er Verstärkung bekommen hat, wird der Wagen umgekehrt sein.“ Und von Todesfurcht erfasst, liefen sie davon und begaben sich in ihre Dämonenstadt. Sakka seinerseits betrat seine Götterstadt und stellte sich, umgeben von einer Götterschar aus zwei Götterwelten [20], in die Mitte der Stadt. In diesem Augenblick spaltete sich die Erde und der Vejayanta-Palast [Sieger-Palast] stand da, tausend Yojanas hoch. Weil er beim Siege entstanden war, deshalb nannte man ihn den Sieger-Palast. Damit aber die Asuras nicht wiederkommen könnten, stellte Sakka an fünf Orten eine Wache auf. In Bezug darauf gibt es folgenden Vers:

[§2] „Zwischen zwei nicht einnehmbaren Städten wurden fünffach Wachen ausgestellt; Nagas [22], Garulas und Wasserholer [23], dann Dämonen und der Großen [24] Vierzahl.“
[§B3]

(ohne Titel – Das Kapitel von Sujata)

Als nun der Götterfürst Sakka an diesen fünf Orten eine Wache aufgestellt hatte und in göttlichem Glücke lebte, starb Sudhamma und wurde als seine Leibdienerin wiedergeboren; und zur Belohnung für ihre Spendung des Giebels erhielt sie eine fünfhundert Yojanas messende Götteredelsteinhalle mit Namen Sudhammā, wo Sakka, der Herr der Götter, unter einem göttlichen weißen Sonnenschirm [ein Symbol der königlichen Würde] auf einem ein Yojana langen güldenen Polster die von Göttern und Menschen auszuführenden Taten bestimmte. Auch Citta starb und wurde als seine Leibdienerin wiedergeboren; und zur Wohnung dafür, dass sie den Garten angelegt hatte, erhielt sie einen Garten namens Cittalata [26]. Auch Nanda starb und wurde als seine Leibdienerin wiedergeboren; und weil sie den Lotosteich angelegt hatte, erhielt sie einen Lotosteich mit Namen Nanda. Sujata aber wurde, weil sie kein gutes Werk getan hatte, in einer Höhle im Walde als ein Kranich wiedergeboren.

Da dachte Sakka: „Von Sujata weiß man nichts; wo ist sie wohl wiedergeboren?“ Und er suchte nach und sah sie, ging hin und nahm sie mit sich in die Götterwelt. Hier zeigte er ihr die liebliche Götterstadt und die Götterhalle Sudhammā, den Park Cittalata und den Lotosteich Nanda und sprach zu ihr: „Diese haben Gutes getan und sind dafür als meine Leibwärterinnen wiedergeboren worden; du aber hast nichts Gutes getan und bist deshalb als Tier wiedergeboren worden. Halte von jetzt an die Gebote!“ Nachdem er sie so ermahnt und in den fünf Geboten befestigt hatte, führte er sie zurück und ließ sie gehen. Und sie beobachtete von da an die Gebote. —

Nach wenigen Tagen wollte Sakka sehen, ob sie die Gebote halten könne; und er ging hin, nahm Fischgestalt an und legte sich auf den Rücken vor sie hin. Sie dachte, es sei ein toter Fisch, und fasste ihn am Kopfe; da bewegte er seinen Schwanz und sie ließ ihn los, indem sie sagte: „Er lebt, meine ich.“ Darauf sprach Sakka: „Gut, gut, du wirst im Stande sein, die Gebote zu halten“, und ging weg.

Darauf starb sie und wurde zu Benares im Hause eines Töpfers wiedergeboren. Da dachte Sakka: „Wo ist sie jetzt wiedergeboren?“ Als er nun den Zustand ihrer Wiedergeburt erkannte, füllte er einen Wagen mit goldenen Gurken und setzte sich in der Kleidung eines alten Mannes in der Mitte des Dorfes nieder, indem er rief: „Nehmt Gurken, nehmt Gurken!“ Die Leute kamen herbei und sagten: „Gib sie uns, Lieber!“ Er erwiderte: „Ich gebe sie denen, die die Gebote halten; haltet ihr die Gebote?“ Darauf sprachen sie: „Wir kennen ja die Gebote nicht; gib sie uns für Geld!“ Doch er versetzte: „Ich brauche kein Geld, ich gebe sie nur denen, welche die Gebote halten.“ Da dachten die Leute: „Es ist ein Dummkopf“, und gingen weg. Als aber Sujata die Geschichte hörte, dachte sie: „Er wird sie für mich gebracht haben“; und sie ging hin und sagte: „Gib sie mir, Lieber!“ Er fragte: „Hältst du die Gebote, Frau?“ Sie antwortete: „Ja, ich halte sie.“ Darauf sprach er: „Dies habe ich deinetwegen allein hergebracht“; und er stellte sie mitsamt dem Wagen vor die Türe ihres Hauses und ging weg. —

Nachdem sie dann zeitlebens die Gebote gehalten hatte, starb sie und wurde als die Tochter des Asura-Fürsten Vepacittiya wiedergeboren; und weil sie die Gebote gehalten hatte, wurde sie sehr schön. Als sie nun herangewachsen war, dachte ihr Vater: „Meine Tochter soll sich einen Gatten wählen, der ihr gefällt“; und er ließ die Asuras zusammenkommen. Als aber Sakka nachschaute, wo sie jetzt wiedergeboren sei, und den Zustand ihrer Wiedergeburt erkannte, dachte er: „Wenn Sujata den ihr Gefallenden zum Gatten nimmt, wird sie mich nehmen“; und er nahm die Gestalt eines Asura an und ging hin. Als sie nun Sujata geschmückt und an den Ort der Versammlung geführt hatten, sprachen sie: „Wähle dir den Gatten, der dir gefällt.“ Da schaute sie auf und sah Sakka; und infolge ihrer Liebe zu ihm in einer frühern Existenz wählte sie ihn, indem sie sprach: „Dieser ist mein Gatte.“ Er aber brachte sie nach der Götterstadt und machte sie zur Führerin von dritthalbhundert [zweihundertfünfzig] Millionen Tänzerinnen. Und nachdem er den Rest seines Lebens vollbracht hatte, kam er an den Ort seiner Verdienste.

[§A2]

Nachdem der Meister diese Lehrunterweisung beendigt hatte, tadelte er den Mönch mit den Worten: „So, ihr Mönche, haben in früherer Zeit Weise, die über die Götter herrschten, selbst unter Aufopferung ihres Lebens keine Tötung lebender Wesen betätigt; du aber, der du in dieser zum Heile führenden Lehre Mönch geworden bist, trinkst das Wasser undurchgeseiht mitsamt den kleinen Tierchen.“

[§C]

Darauf stellte er die gegenseitigen Beziehungen fest und verband das Jātaka mit den Worten: „Damals war Ananda der Wagenlenker Mātali, Sakka aber war ich.“

Ende der Erzählung von den jungen Vögeln

Anmerkungen:

1.
Der Seiher, ein ständiges Attribut des buddhistischen Mönchs, wird bei jedem Trinken angewandt, damit der Mönch nicht etwa kleine Tierchen mit dem Wasser verschluckt und sich so gegen das Gebot des Nichtverletzens verfehlt.
2.
Die Garulas, skr. „garuda“, sind mythische Vögel, die in der indischen Mythologie eine große Rolle spielen.
3.
Sakka, skr. „S'akra“, ist der buddhistische Name für den Gott Indra.
4.
Dies Wort Prinz wird oft auch von jungen Leuten von Stand gebraucht.
5.
Dies war der größte Ruhm für einen Brahmanen.
6.
Nämlich da, wo die vier von den verschiedenen Himmelsrichtungen kommenden Strassen zusammentrafen.
7.
Es scheint, dass der Vorsteher eines Dorfes für ein Quantum Branntwein eine gewisse Steuer erheben durfte; diese wird mit dem Ausdruck gemeint sein.
8.
Nämlich eine Substanz, deren Geruch die Elefanten vertreibt.

9.
D. h. an dem guten Werke, das im Bau eines Hauses für Fremde besteht.
11.
Die dreiunddreißig Götter, pali Tāvatimsa-Götter, wohnen auf dem Meru-Berg; ihr Haupt ist Indra. Vgl. „Leben des Buddha“, S. 355.
12.
Die Asuras sind Dämonen, die den Göttern und meist auch den Menschen feind sind.
13.
Ein anderer Name für den Berg Meru, der in der Mitte des Weltsystems sich befindet. Vgl. „Leben des Buddha“, S. 350.
14.
Erythmia Indien. Ein besonders bekanntes Exemplar wuchs im Tāvatimsa-Himmel. Vgl. „Leben des Buddha“, S. 113.
17.
Der Simbali-Wald, „Seidenwald“, ist in der indischen Mythologie in der Nähe des Meru-Berges und dient als Aufenthalt für die Garulas.
19.
So wie es eine Menge von Welten gibt, existiert auch nicht nur ein Gott Indra, sondern in jedem Weltsystem einer.
20.
Nämlich aus der Tāvatimsa- und der Brahma-Götterwelt.
22.
Die Nagas sind mythische Wesen in Gestalt von Schlangen. Obwohl meist den Menschen feind, bekehrte sich eine Anzahl von ihnen zu Buddha. Vgl. „Leben des Buddha“, S. 69.
23.
Damit sind die sogenannten Kumbhandas gemeint, eine andere Art mythischer Wesen.
24.
Die „Großkönige“ versehen das Amt der Welthüter; jedem ist eine der vier Himmelsgegenden zugeteilt. Vgl. „Leben des Buddha“, S. 345.
26.
Dies auch sonst oft gebrauchte Wort bedeutet „bunter Kranz“, kommt also von skrt. „citra“, nicht von „cittam“ = „Gedanke“. Chalmers sagt „Thoughtful's Creeper-Grove“, ebenso Rhys-Davids, aber jedenfalls mit falscher Etymologie, die allerdings wohl schon der Kommentator im Auge hatte.
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