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Sn 1.3
PTS: Sn 35-75
Khaggavisana Sutta: Ein Nashorn
übersetzt aus dem Pali von
Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung ins Deutsche von: (Info)
Samana Johann
Alternative Übersetzung: noch keine vorhanden [share a translation]
Alternative Formate: [audio icon]

Anmerkung des Übersetzers: Der Refrain in diesem Sutta, ist Gegenstand einer Meinungsverschiedenheit. Der Text sagt literarisch: "Wandert alleine, wie ein 'Schwert-Horn'", welches der Pali-Begriff für Einhorn ist. Die Kommentare behaupten jedoch, daß dieser Begriff sich nicht auf das Tier, sondern auf sein Horn bezieht, denn indische Nashörner, anders als afrikanische, haben nur ein Horn. Dennoch haben einige Gelehrte bemerkt, daß während das indische Nashorn ein Einzelgänger ist, Rhinozerushörner nicht wandern und das in anderen Versen des Pali-Kanons, die Phrase "Wandert alleine, wie...", sich auf eine Person, oder ein Tier bezieht und nicht auf ein Teil eines Tieres. So wird einem in Dhp 329 (unten angeführt) gesagt: "wandere alleine, wie ein König, der seinem Königreich entsagt, wie ein Elefant, in den Matanga-Wäldern, seiner Herde." Es ist möglich, daß das Einhorn hier als ein Symbol des Alleinewanderns genommen wurde, einerseits aufgrund seiner Gewohnheit und andererseits aufgrund seines unüblichen einzigen Horns. Wie auch immer ist es in Übersetzungen notwendig, sich einer Ausführung anzunehmen, welche die andere überschreibt. Da "wandert wie ein Einhorn", natürlicher klingt als "wandert wie ein Horn", habe ich die vorhergehende Ausführung gewählt. Behalten sie im Geist, daß das Alleinstehen des Horns des Nashornes, das Bildnis verstärkt.

Wie unter I.1 bemerkt, sind da Anzeichen, daß dieses Gedicht in seinem Original, aus zwei getrennten Gedichten bestanden hat, zusammengestellt, zu verschiedenen Anläßen und wegen ihres gleichen Refrains, später zusammengetan wurden.

Gewalt entsagend, allen Lebewesen gegenüber, selbst ein Einziges nicht verletzen, sehnst Ihr Euch nicht nach Sproßen, warum dann nach Gefährten? Wandert alleine, einem Nashorn gleich. Für umgängliche Leute da Köder sind, den Ködern auf den Versen, dies ist Leid. Der Köders Nachteile sehend, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Wessen Geist verstrickt in Anteilnahme, für Freunde und Gefährten, das wahre Ziel ist verfehlt. Die Gefahr in Innigkeit sehend, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Wie sprießender Bambus, umgarnt, ist Besorgnis um Brut und Partner. Wie ein Bambussproß, unverstrickt, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Wie ein Hirsch in der Wildnis, ungehindert, Futter such, wo immer er will: die weise Person, Freiheit schätzt, wandert alleine, einem Nashorn gleich. In Mitten von Gefährten — wenn zu Hause Ihr bleibt, wenn hinaus, wandern geht — Beute für Anfragen Ihr seid. Die Freiheit schätzend, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Da ist Getummel und Liebe in Mitten von Kumpanenschaft, und reichlich Zuneigung für Nachkommenschaft. Abscheu fühlend, für die Aussicht der Trennung von jenen die lieb einem wären, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Ohne Bleibe in allen vier Richtungen, zufrieden mit, was immer Ihr bekommt, Schwierigkeiten ohne Bestürzen überstehen, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Sie sind schwer zu erfreuen, manche dieser Fort-Gezogenen, so wie dieses auch, im Haushalt lebende, sind. Besorgnis abwerfen, für die Sproße anderer, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Des Haushälters Male abschneidend,[1] wie ein Kovilara-Baum der seine Blätter abgeworfen hat, der Besonnene, alle Haushaltsbindung trennt, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Wenn einen reifen Gefährten Ihr gewinnt, einen Mitreisenden, recht-lebend und weis', alle Gefahren überkommen, Geht mit ihm, achtsam, erfreut. Wenn Ihr keinen reifen Gefährten erlangt, einen Mitreisenden, recht-lebend und weis', wandert alleine, wie ein König seinem Königreich entsagt, wie der Elefant im Matanga-Wald, seinen Bestand. Wir loben Gefährtenschaft — Ja! Jene auf gleich, oder besser, als Freunde werden gewählt. Doch sind sie nicht zu finden, Lebt makellos, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Strahlende Armreifen aus Gold sehend, gut vollbracht, von einem Schmied, klirrend, rasselnd, zwei auf einem Arm, wandert alleine, einem Nashorn gleich.

[denkend:]

"In selber Weise, wenn mit anderen leben täte, nutzloses Gerede oder Geschimpfe da wär'" Diese künftige Gefahr sehen, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Des Sinnesvergnügens wegen, vornehm, honigsüß und anziehend, den Geist verzaubern, mit ihrer vielfältigen Form, die Nachteile der Sinnesstränge sehen, wandert alleine, einem Nashorn gleich. "Verhängnis, Geschwür, Unglück, Krankheit, ein Pfeil, eine Gefahr für mich" Die Gefahren in den Sinnesstränge sehen, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Kälte und Hitze, Hunger und Durst, Wind und Sonne, Bremsen und Schlangen: ohne Ausnahme, all dies ertragen, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Einem großen weißen Elefanten gleich, mit Schultern massiv, seiner Herde entsagt, in der Wildnis lebt, wo immer er mag, wandert alleine, einem Nashorn gleich. "Da ist kein Weg, daß einer, sich an Gefolge erfreuend, selbst vorübergehend, Befreiung berühren kann" Beachtet des Stammesmann der Sonnes Worte, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Verzerrung von Sichten durchdrungen, den sicheren Weg erreicht, den Pfad gewonnen,

[erkennend:]

"Ungeführt von anderen, kommt Wissen in mir auf", wandert alleine, einem Nashorn gleich. Ohne Gier, keinen Stolz, keinen Durst, keine Heuchlerei, Verwirrung und Mängel verblasen, ohne Neigung für die gesamte Welt, jede Welt, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Meide üble Gefährten das Ziel missachtend, den ungestimmten Weg nach folgt. Nehmt nicht als Freund, einen der gewissenlos und verlangend. Wandert alleine, einem Nashorn gleich.. Vereint mit einem der belehrt, der das Dhamma aufrecht hält, ein großartiger und geistesgegenwärtiger Freund. Die Bedeutungen kennend, bezwingt Ihr Verworrenheit, [dann] wandert alleine, einem Nashorn gleich. Frei von Sehnsucht, kein Vergnügen findend in der Welten Treiben, Liebe oder Sinnesglück, von Beschmückung abstehend, sprechen was Wahrheit, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Nachzucht aufgeben, Partner, Vater, Mutter, Reichtümer, Getreide, Anverwandtschaft, und Sinnesvergnügen alles zusammen, wandert alleine, einem Nashorn gleich. "Dies eine Fessel, ein Hacken beködert, wenig Glückseligkeit da, nahezu keine Befriedigung ist, vielmehr Leiden und Schmerz." Diesen Umstand kennend, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Fesseln zerschlagen, wie ein Fisch, im Wasser das Netz zerreißt, wie ein Feuer nicht zurückkehrt, zu dem was verbrandt, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Augen gesenkt, nicht ungebunden, Sinne bewacht, mit geschütztem Geist, nicht nässend - nicht brennend - mit Lust, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Legt des Haushälters Male ab,[2] einem Korallenbaum gleich, der seine Blätter verliert, fortziehen in der ockernen Robe, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Keine Gier für Vorzüge zeigend, nicht ohne Bedacht, von Haus zu Haus um Almosen gehen, mit Geist unverstrickt, für jener Familie oder dieser, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Schranken zum Gewahrsein abgelegt, alle Trübungen verstoßend - alle nicht-abhängig, Abneigung gekappt, Verlockung, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Wohl und Weh den Rücken zugekehrt, so wie früher Sorge und Freud', reinen Gleichmut erreichend, Beschaulichkeit, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Mit Beharrlichkeit aufgekommen, für das Erlangen des höchsten Ziels, mit Geist unverschmiert, im Handeln nicht faul, gefestigt im Bemühen, mit Standfestigkeit und Kräften aufrecht, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Zurückgezogenheit nicht abweisend, Vertiefung, das Dhamma ununterbrochen gelebt im Einklang mit Dhamma, Gefahren begreifen, im Zustand des Werdens, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Das Ende von Begierde absehend und gewissenhaft, belehrt, achtsam, nicht benebelt, bestimmt, das Dhamma berechnet, und streben, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Unerschrocken, wie des Löwens Klang. Ungefesselt, wie der Wind in einem Netz. Unbenetzt, wie der Lotus im Wasser: wandert alleine, einem Nashorn gleich. Wie ein Löwe — kraftvoll, stark sein Fang, leben wie ein Bezwinger, der König der Biester, in einer abgeschiedenen Bleibe Zuflucht finden. wandert alleine, einem Nashorn gleich. Zur rechten Zeit Umgang pflegen, mit Befreiung durch Wohlwollen, Mitgefühl, Anerkennung, Gelassenheit, von all der Welt uneingeschränkt, jeglicher Welt, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Losgelassen Begehren, Ablehnung, Verwirrtheit; zuschlagen die Fessel; am Ende des Lebens ungestört, wandert alleine, einem Nashorn gleich. Leute folgen und begleiten, für ein Motiv. Freunde ohne Motiv, diese Tage selten sind. Für ihr eigenes Ende, sind sie durchtrieben, und nicht rein. Wandert alleine, einem Nashorn gleich.

Anmerkungen

1.
Haare und Bart.
2.
Laiengewänder.
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