Zu einer Begebenheit lebte eine große Anzahl an älteren Mönhen nahe Macchikasanda im Wildmangohain. Dann ging Citta, der Haushälter zu ihnen und setzte sich, nachdem er sich vor ihnen verbeugt hatte, an eine Seite. Während er dort saß, sagte er zu ihnen: "Ehrwürdige Herren, mögen die älteren Bhikkhus zustimmen, morgen die Mahlzeit bei mir einzunehmen."
Die älteren Bhikkhus gaben ihre Zustimmung durch Schweigen. Dann stand Citta, der Haushälter, die Zustimmung der älteren Bhikkhus fühlend, von seinem Sitz auf, und nachdem er sich vor ihnen verbeugt hatte, umkreiste er sie, — sie zu seiner Rechten haltend — und ging.
Als die Nacht vergangen war, zogen die älteren Bhikkhus ihre Roben am frühen Morgen an und gingen, ihre Schalen und äußeren Roben nehmend, zu Cittas Wohnhaus. Dort setzten sie sich auf die bereitgestellten Sitze nieder. Citta, der Haushälter ging zu ihnen und setzte sich, nachdem er sich vor ihnen verbeugt hatte, an eine Seite. Während er dort saß, sagte er zu dem ältesten Mönch:
"Ehrwürdiger Herr, betreffend die verschiedenen Ansichten, die in der Welt aufkommen — 'Der Kosmos ist ewig' oder 'Der Kosmos ist nicht ewig'; 'Der Kosmos ist endlich' oder 'Der Kosmos ist unendlich'; 'Die Seele und der Körper sind dasselbe' oder 'Die Seele ist ein Ding, der Körper ein anderes'; 'Ein Tathagata existiert nach dem Tod' oder 'Ein Tathagata existiert nicht nach dem Tod' oder 'Ein Tathagata existiert nach dem Tod sowohl, als dass er auch nicht nach dem Tod existiert' oder 'Ein Tathagata existiert weder nach dem Tod, noch existiert er nicht nach dem Tod'; diese, zusammen mit den 62 Ansichten, die im Brahmajala[1] genannt werden — wenn was anwesend ist, kommen diese Ansichten ins Dasein, und wenn was abwesend ist, kommen sie nicht ins Dasein?"
Als dies gesagt war, blieb der ältere Bhikkhu still. Ein zweites Mal... Ein drittes Mal fragte Citta, der Haushälter: "Betreffend die verschiedenen Ansichten, die in der Welt aufkommen... wenn was anwesend ist, kommen diese Ansichten ins Dasein, und wenn was abwesend ist, kommen sie nicht ins Dasein?" Ein drittes Mal blieb der ältere Bhikkhu still.
Nun zu dieser Begebenheit war der ehrw. Isidatta der jüngste von all den Bhikkhus in der Gemeinschaft. Er sagte zu dem älteren Mönch: "Erlaubt mir, ehrwürdiger Herr, die Frage Cittas, des Haushälters zu beantworten."
"Möget Ihr antworten, Freund Isidatta."
"Nun, Haushälter, fragt Ihr dies: 'Betreffend die verschiedenen Ansichten, die in der Welt aufkommen... wenn was anwesend ist, kommen diese Ansichten ins Dasein, und wenn was abwesend ist, kommen sie nicht ins Dasein?'?"
"Ja, ehrwürdiger Herr."
"Betreffend die verschiedenen Ansichten, die in der Welt aufkommen, Haushälter... wenn Selbst-Identitätsansicht gegenwärtig ist, kommen diese Ansichten ins Dasein; wenn Selbstidentitätsansicht abwesend ist, kommen sie nicht ins Dasein."
"Aber, ehrwürdiger Herr, wie kommt Selbstidentitätsansicht ins Dasein?"
"Da ist der Fall, Haushälter, dass ein ununterrichteter Allerweltsmensch, der keine Achtung vor den Edlen hat, nicht erfahren oder diszipliniert in ihrem Dhamma — Form[2] als das Selbst annimmt, oder das Selbst als Form besitzend, oder Form als in dem Selbst, oder das Selbst als in Form. Er nimmt Gefühl als das Selbst an, oder das Selbst als Gefühl besitzend, oder Gefühl als in dem Selbst, oder das Selbst als in Gefühl. Er nimmt Vorstellung als das Selbst an, oder das Selbst als Vorstellung besitzend, oder Vorstellung als in dem Selbst, oder das Selbst als in Vorstellung. Er nimmt (mentale) Gestaltungen als das Selbst an, oder das Selbst als Gestaltungen besitzend, oder Gestaltungen als in dem Selbst, oder das Selbst als in Gestaltungen. Er nimmt Bewusstsein als das Selbst an, oder das Selbst als Bewusstsein besitzend, oder Bewusstsein als in dem Selbst, oder das Selbst als in Bewusstsein. Dies ist, wie Selbstidentitätsansicht ins Dasein kommt."
"Und, ehrwürdiger Herr, wie kommt Selbstidentitätsansicht nicht ins Dasein?"
"Da ist der Fall, Haushälter, dass ein wohlunterrichteter Schüler der Edlen — der Achtung vor den Edlen hat, der erfahren und diziplieniert in ihrem Dhamma ist — nicht Form als das Selbst annimmt, oder das Selbst als Form besitzend, oder Form als in dem Selbst, oder das Selbst als in Form. Er nimmt nicht Gefühl als das Selbst an... Er nimmt nicht Vorstellung als das Selbst an... Er nimmt nicht Gestaltungen als das Selbst an... Er nimmt nicht Bewusstsein als das Selbst an, oder das Selbst als Bewusstsein besitzend, oder Bewusstsein als in dem Selbst, oder das Selbst als in Bewusstsein. Dies ist, wie Selbstidentitätsansicht nicht ins Dasein kommt."
"Ehrwürdiger Herr, wo kommt Meister Isidatta her?"
"Ich komme aus Avanti, Haushälter."
"Da ist, ehrwürdiger Herr, ein Stammesmann aus Avanti mit Namen Isidatta, ein ungesehener Freund von mir, der hinaus gezogen ist. Habt Ihr ihn jemals gesehen?"
"Ja, Haushälter."
"Wo lebt er nun, ehrwürdiger Herr?"
Als dies gesagt war, blieb der ehrw. Isidatta still.
"Seid Ihr mein Isidatta?"
"Ja, Haushälter."
"Dann möge Meister Isidatta sich an dem entzückenden Wildmangohain bei Macchikasanda erfreuen. Ich werde verantwortlich für Eure Roben, Almosenspeise, Behausung und medizinische Versorgung sein."
"Das ist bewundernswert gesagt, Haushälter."
Dann versorgte Citta, der Haushälter — nachdem er des ehrw. Isidatta Worte genossen und sich daran erfreut hatte — mit seiner eigenen Hand die älteren Bhikkhus mit ausgewählten Grund- und Zusatzspeisen. Als die älteren Bhikkhus mit dem Essen fertig waren und ihre Hände von ihren Schüsseln entfernt hatten, standen sie von ihren Sitzen auf und gingen.
Dann sagte der älteste Bhikkhu zum ehrw. Isidatta: "Es war ausgezeichnet, Freund Isidatta, die Art, wie die Frage Euch zu antworten anregte. Sie regte überhaupt keine Antwort in mir an. Wann immer eine ähnliche Frage wieder aufkommt, möge es Euch zu antworten anregen, wie gerade eben."
Dann — nachdem er seine Behausung in Ordnung gebracht und seine Schale und Roben genommen hatte — verließ der ehrw. Isidatta Macchikasanda. Und mit dem Verlassen von Macchikasanda war er verschwunden und kehrte nie mehr zurück.