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AN 2.35
PTS: A i 64
II,iv,5
Samacitta Sutta: Stimmiger Geist
übersetzt aus dem Pali vom
Ehrw. Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung ins Deutsche von: (Info)
Samana Johann
Alternative Übersetzung: keine derzeit

Ich habe gehört, daß der Befreite, zu einer Begebenheit, nahe Sāvatthī, in Jetas Hain, Anāthapiṇḍikas Klöster verweilte. Und zu dieser Begebenheit verweilte der Ehrw. Sāriputta nahe Sāvatthī, im Ost Kloster, dem Palast von Migāras Mutter. Dort sprach der Ehrw. Sāriputta zu den Bhikkhus: "Bhikkhu, Freunde!"

"Ja, Freund", erwiderten die Bhikkhus.

Der Ehrw. Sāriputta sagte: "Freunde, ich werde Euch über den Einzelnen innerlich gefesselt und jenem, äußerlich gefesselt, lehren."

"Wie Ihr sprecht, Freund", erwiderten ihm die Bhikkhus.

Der Ehrw. Sāriputta sagte: "Und welcher, Freunde, ist der Einzelne, innerlich gefesselt? Da ist der Fall, daß ein Bhikkhu tugendhaft ist. Er verweilt gezügelt im Einklang mit dem Pāṭimokkha, vollständig in seinem Verhalten und Bereich von Tätigkeiten. Er übt sich selbst, die Übungsregeln auf sich genommen habend, Gefahr im geringsten Vergehen sehend. Mit dem Zerfall des Körpers, nach dem Tod, erscheint er in einem gewissen Deva-Reich wieder. Von dort fallend, ist er ein Wiederkehrer, einer, der zu diesem Zustand zurückkehrt.[1] Dieses wird ein Einzelner, innerlich gefesselt, ein Wiederkehrer, einer, der zu diesem Zustand zurückkehrt, genannt.

"Und welcher, Freunde, ist der Einzelne, äußerlich gefesselt? Da ist der Fall, daß ein Bhikkhu tugendhaft ist. Er verweilt gezügelt im Einklang mit dem Pāṭimokkha, vollständig in seinem Verhalten und Bereich von Tätigkeiten. Er übt sich selbst, die Übungsregeln auf sich genommen habend, Gefahr im geringsten Vergehen sehend. Er betritt und verweilt in einer bestimmten Wesensbefreiung.[2] Mit dem Zerfall des Körpers, nach dem Tod, erscheint er in einem gewissen Deva-Reich wieder. Von dort fallend, ist er ein Nichtwiederkehrer, einer, der nicht zu diesem Zustand zurückkehrt.[3] Dieses wird ein Einzelner, äußerlich gefesselt, ein Nichtwiederkehrer, einer, der nicht zu diesem Zustand zurückkehrt, genannt.

"Weiters ist da der Fall, daß ein Bhikkhu tugendhaft ist. Er verweilt gezügelt im Einklang mit dem Pāṭimokkha, vollständig in seinem Verhalten und Bereich von Tätigkeiten. Er übt sich selbst, die Übungsregeln auf sich genommen habend, Gefahr im geringsten Vergehen sehend. Er ist einer, der für Ernüchterung, Nichtbegehren und Beendigung von Sinnlichkeit ausübt. Er ist einer, der für Ernüchterung, Nichtbegehren und Beendigung von Werden ausübt. Er ist einer, der für das Enden von Verlangen ausübt. Er ist einer, der für das Enden von Gier ausübt. Mit dem Zerfall des Körpers, nach dem Tod, erscheint er in einem gewissen Deva-Reich wieder. Von dort fallend, ist er ein Nichtwiederkehrer, einer, der nicht zu diesem Zustand zurückkehrt. Dieses wird ein Einzelner, äußerlich gefesselt, ein Nichtwiederkehrer, einer, der nicht zu diesem Zustand zurückkehrt, genannt."

Dann gingen viele Devas, deren Geist gestimmt [samacitta], zum Befreiten, verneigten sich, mit Ankunft, vor dem Befreiten und standen (ziemend) an der Seite. Als sie dort standen, sagten sie zum Befreiten: "Herr, der Ehrw. Sāriputta lehrt die Bhikkhus im Ost Kloster, dem Palast von Migāras Mutter, über den Einzelnen, innerlich gefesselt, und jenem äußerlich gefesselt. Die Zusammenkunft ist übererfreut. Es wäre gut, Herr, wenn der Befreite, aus Güte, zum Ehrw. Sāriputta ginge."[4]

Der Befreite willigte durch Schweigen ein. Dann, gerade so wie ein starker Mann seinen gebeugten Arm ausstrecken, oder seinen gestreckten Arm beugen würde, verschwand er aus Jetas Hain und erschien im Ostkloster, dem Palast von Migāras Mutter, wieder, geradewegs vor dem Ehrw. Sāriputta. Er setzte sich auf einen bereitgestellten Sitz nieder. Der Ehrw. Sāriputta, sich vor dem Befreiten verneigend, setzte sich (ziemend) an die Seite. Als er dort saß, sprach der Befreite zu ihm: "Gerade nun, Sāriputta, gingen zahlreiche Devas, deren Geist gestimmt, zu mir, und mit Ankunft, verneigten sie sich vor mir und standen (ziemend) an der Seite. Als sie dort standen, sagten sie zu mir: 'Herr, der Ehrw. Sāriputta lehrt die Bhikkhus im Ost Kloster, dem Palast von Migāras Mutter, über den Einzelnen, innerlich gefesselt, und jenem äußerlich gefesselt. Die Zusammenkunft ist übererfreut. Es wäre gut, Herr, wenn der Befreite, aus Güte, zum Ehrw. Sāriputta ginge.

"Diese Devas, gleich ob sie zehn, zwanzig, dreißig, vierzig, fünfzig, oder sechzig sind, können auf einem Bereich, in der Fläche der Spitze eines Dorns, stehen, und sogleich sich gegenseitig nicht stören. Wenn Euch der Gedanke aufkommen sollte: ' Diese Devas müssen deren Geist, dort (in deren Himmel), so entwickelt haben, daß sie, gleich ob sie zehn, zwanzig, dreißig, vierzig, fünfzig, oder sechzig sind, auf einem Bereich, in der Fläche der Spitze eines Dorns, stehen können, und sogleich sich gegenseitig nicht stören", sollte es nicht in dieser Weise betrachtet werden. Es war genau hier,[5] wo diese Devas deren Geist so entwickelten, daß sie, gleich ob sie zehn, zwanzig, dreißig, vierzig, fünfzig, oder sechzig sind, auf einem Bereich, in der Fläche der Spitze eines Dorns, stehen können, und sogleich sich gegenseitig nicht stören.

So, Sāriputta, solltet Ihr Euch selbst üben: 'Wir werden friedvoll in unseren (Sinnes-) Fähigkeiten, friedvoll in unserem Geist sein.' Dies ist, wie Ihr Euch selbst üben solltet. Wenn Ihr freidvoll in Euren Fähigkeiten seid, friedvoll in Eurem Geist [,denkt]: 'Körperliche Handlungen werden friedvoll sein, sprachliche Handlungen werden friedvoll sein, geistige Handlungen werden friedvoll sei, und wir werden friedvollen Dienst, für unsere Gefährten im Heiligen Leben, gestalten': Dieses ist, wie Ihr Euch selbst üben sollt.

"Sāriputta, jene Mitglieder von anderen Sekten, welche diese Dhammalehre nicht zu hören bekommen, sind verloren."

Anmerkungen

1.
Dieser Zustand = das Menschenreich. Entsprechend dem Kommentar bedeuter "innerlich" hier, sinnliche Ebenen des Werdens, und "äußerlich", Form und formlose Ebenen des Werdens. Alternativ wird gesagt, daß "innerlich" die fünf niedrigeren Fessel, während äußerlich die fünf höheren Fesseln beschreibt. Es zeichnet die Idee, daß eine Person, innerlich gefesselt, in höheren Ebenen des Werdens verweilen kann, bevor sie zu diesem Zustand zurück kehrt, mit einem Gleichnis heraus: Ein Kalb festgebunden mit einem Strick an einem Pfosten, innerhalb eines Geheges, dessen Strick lange genug ist, um sich für eine Weile außerhalb des Geheges hinzulegen. Ähnlich einer Person, äußerlich gefesselt, die gegenwärtig in diesem Zustand lebt, ist wie ein Kalb, festgebunden an einem Pfosten außerhalb eines Geheges, welches sich jedoch gegenwärtig in dem Gehege hinlegt.
2.
Eine Erlangung von Konzentration. Siehe SN 42.8, SN 46.54, AN 2.30, AN 6.13, und AN 8.63.
3.
Dieser Einzelne wird, nach dem Verlassen dieses Deva-Reiches, entweder in einem der Reinen Aufenthalte wiedergeboren, oder Ungebundenheit erlangen. Siehe AN 3.88.
4.
Der Kommentar bemerkt, daß viel mehr Devas, während des Ehrw. Sāriputtas Lehrrede anwesend waren, als jene, die daran gingen den Buddha zu sehen, und das viele Devas, die der Lehrrede zuhörten, noble Erlangungen erreichten. Es ist so, daß der Kommentar dieses Sutta mit dem Mahāsamaya Sutta (DN 20), dem Cūḷarāhulovāda Sutta (MN 147), und dem Maṅgala Sutta (Sn 2.4), als in bestimmter Weise fruchtvoll in diesem Zusammenhang, gruppiert. Doch von diesen Suttas bemerkt nur MN 147, daß Devas, beim Zuhören dessen, eine noble Errungenschaft erlangten.
5.
Entsprechend dem Kommentar bedeutet "hier" entweder hier im Menschenreich, oder hier, in der Dhamma-Vinaya eines Buddhas.

Siehe auch: MN 70; AN 3.85–87

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