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J 39
{Sutta: J i 233|J 039|J 039} {Vaṇṇanā: atta. J 039|atta. J 039}
Die Erzählung von Nanda
039
Nanda-Jataka (Nandajātakaṃ) [1]
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit
[§A]

"Ich glaube, dass die Goldesmenge."

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf einen Gefährten des Thera Sāriputta. Dieser Mönch war sanftmütig und dienstwillig und bediente den Thera mit großer Aufmerksamkeit. Zu einer Zeit nun verabschiedete sich der Thera von dem Meister und machte eine Almosenwanderung nach dem südlichen Berglande[2]. Als er aber dorthin kam, wurde der Mönch trotzig und verstockt und führte die Worte des Thera nicht aus; sondern wenn dieser ihm sagte: "Lieber, tue dies", so wurde er dem Thera ganz feind. Der Thera aber verstand seine Gedanken nicht. - Nachdem er nun dort seine Almosenwanderung beendigt hatte, begab er sich wieder nach dem Jetavana. Und von der Zeit an, da der Thera wieder im Jetavana war, war der Mönch wieder so wie vorher. Da meldete der Thera dem Vollendeten: "Herr, ein Gefährte von mir ist an einem Orte wie ein um hundert gekaufter Sklave; an einem anderen Orte aber ist er trotzig und verstockt, und wenn ich ihm sage:'Tue dies', so wird er mir ganz feind." Darauf sprach der Meister: "Sāriputta, dieser Mönch hat nicht nur jetzt ein solches Betragen, sondern auch schon früher war er an einem Orte wie ein um hundert gekaufter Sklave; wenn er aber an einen anderen Ort kam, war er ein Feind und Widersacher." Und nach diesen Worten erzählte er auf die Bitte des Thera folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, nahm der Bodhisattva seine Wiedergeburt in einer Gutsbesitzersfamilie. Er besaß einen Freund, der auch Gutsbesitzer war; dieser war hochbetagt, seine Gattin aber war jung. Und sie bekam von ihm einen Sohn. Da dachte er: "Diese meine Frau könnte nach meinem Tode wegen ihrer Jugend irgend jemand zum Manne nehmen und dies mein Vermögen zugrunde richten, ohne es meinem Sohne zu geben. Wie, wenn ich deshalb dies Geld vergraben würde?" Und er nahm in seinem Hause einen Sklaven, Nanda mit Namen, mit sich, legte an einem Orte sein Geld nieder, zeigte es ihm und sprach: "Lieber Nanda, dies Geld zeige nach meinem Tode meinem Sohne; schenkt den Wald [3] nicht her!" Nachdem er ihn auf diese Weise ermahnt hatte, starb er. - Sein Sohn aber kam allmählich zu Alter. Da sprach zu ihm seine Mutter: "Lieber, dein Vater hat Nanda mitgenommen und sein Geld versteckt; lass ihn es holen und bringe so die Familie wieder in die Höhe!" Er sagte eines Tages zu Nanda: "Onkel, hat mein Vater vielleicht Geld vergraben?" Er antwortete: "Ja, Herr." "Wo hat er es vergraben?" fragte der Sohn weiter. "Im Walde, Herr." Darauf sprach er: "Lass uns also gehen;" und er nahm einen Spaten und einen Korb, ging nach der Stelle, wo das Geld vergraben war, und fragte: "Wo ist das Geld, Onkel?" Nanda stieg hinab; als er aber zu Häupten des Geldes stand, wurde er infolge des Geldes zornig und fuhr den Jüngling an: "Du feindlicher Sklave, du Sklavensohn, woher hast du an dieser Stelle Geld?" Als der seine unfreundlichen Worte hörte, sprach er, als ob er sie nicht gehört hätte: "Lass uns nun gehen;" und er nahm ihn mit sich, kehrte um und tat nach zwei oder drei Tagen wieder so. Nanda fuhr ihn wieder an. Der Jüngling gab ihm kein unfreundliches Wort zurück und kehrte um. Dabei dachte er: "Dieser Sklave meldet mir, er wolle mir jetzt das Geld zeigen; wenn er aber hin geht, fährt er mich an. Ich verstehe nicht, wie sich dies verhält. Es gibt aber einen Gutsbesitzer, der meinem Vater befreundet war; diesen werde ich fragen um es zu erfahren." Und er ging zu dem Bodhisattva hin, erzählte ihm die ganze Sache und fragte: "Was ist daran schuld, Väterchen?" Der Bodhisattva erwiderte: "Mein Sohn, an der Stelle, wo Nanda steht, wenn er dich anfährt, gerade da ist das deinem Vater gehörige Geld. Wenn deshalb Nanda dich wieder anfährt, dann sage ihm:'Holla, komm, du Sklave; was fährst du mich an?', ziehe ihn weg, nimm deinen Spaten, grabe die Stelle auf, nimm das deiner Familie gehörige Geld heraus, gib es dem Sklaven zu tragen und hole es dir auf diese Weise". Und nach diesen Worten sprach er folgende Strophe:

[§1] "Ich glaube, dass die Goldesmenge und die Kleinode da grad' sind, wo Nanda steht und Grobes schreit, der Sklav' aus niedrigem Geschlecht."

Darauf grüsste der Jüngling den Bodhisattva, ging nach Hause und begab sich mit Nanda an den Ort des Versteckes. Hier tat er, wie ihm aufgetragen war, holte das Geld und brachte damit die Familie in die Höhe. Er beharrte bei den Lehren des Bodhisattva, verrichtete gute Werke wie Almosengeben u. dgl. und gelangte am Ende seines Lebens an den Ort seiner Verdienste.

[§C]

Nachdem der Meister mit den Worten: "Auch schon in früherer Zeit hatte er ein solches Betragen" diese Lehrunterweisung beschlossen hatte, stellte er die gegenseitigen Beziehungen fest und verband das Jātaka mit den Worten: "Damals war Nanda der Gefährte des Sāriputta, der weise Gutsbesitzer aber war ich."

Ende der Erzählung von Nanda.

Anmerkungen:

1.
Nanda ist der Name des Sklaven, von dem das Jātaka handelt.
2.
Unter "Dakkhināgiri" ist gewöhnlich das heutige Dekhan verstanden; hier scheint aber nur der Süden von Magadha gemeint zu sein.
3.
Nämlich den Wald, in dem das Geld versteckt wurde.
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