- J 533: Die kleine Erzählung von dem Schwan (Cullahaṃsajātakaṃ) {Sutta: J v 331|J 533|J 533} {Vaṇṇanā: atta. J 533|atta. J 533} [Dutoit].
Anlaß: Nachdem Devadatta durch Entsendung von Bogenschützen vergeblich dem Meister nach dem Leben getrachtet und auch durch Herabschleudern eines Felsens auf ihn nur seine Fußspitze verletzt hat, überredet er die Wärter eines wilden Elefanten, diesen durch Branntwein berauscht zu machen und ihn dann die Straße hinunterzutreiben, auf der der Meister gerade des Weges kommt. Da die Sache bekannt wird, versammeln sich die Bewohner der ganzen Stadt um zu sehen, wie die Sache ausgeht. Auch Buddha hat von dem Plane gehört, läßt sich aber durch keinerlei Zureden bewegen, von seinem gewohnten Wege abzugehen; denn er sieht voraus, daß er Gelegenheit erhalten wird ein großes Wunder zu wirken und dadurch viele zu bekehren. Seine Hauptjünger bieten sich ihm zum Schutze an und Ananda stellt sich sogar vor ihn, um ihn mit seinem Leibe zu schützen, aber Buddha entfernt ihn wieder durch seine Wunderkraft. Als nun der Elefant herankommt, wirft eine Frau aus Angst ihr Kind ihm in den Weg. Der Meister aber durchdringt das Tier mit dem Gefühl der Liebe und lenkt es zu sich her. Da verfliegt der Rausch des Elefanten und er wirft sich zu Buddhas Füßen, der ihn nun völlig bändigt und sanft macht. Während die Menge ihren Beifall zu erkennen gibt, bezeigt der Elefant dem Meister seine Verehrung und läßt sich dann wieder in seinen Stall zurückführen. Viele Leute aber bekehren sich zu Buddha und bringen reiche Gaben in das Kloster. Als sodann am Abend die Mönche die Tat des Meisters rühmen, erscheint dieser und erzählt ihnen eine andere Begebenheit, wo auch schon Ananda sein Leben für ihn aufopfern wollte. Geschichte: Das edle Haupt einer Schar von Schwänen wird, als es gegen seinen Willen dem Wunsche der Schwäne nach einem andern Futterplatz nachgibt, in einer Schlinge gefangen. Erst als sich die anderen gesättigt haben, stößt es einen Schrei aus. Alle anderen fliegen davon; nur ein treuer Schwan halt bei ihm aus. Als dann der Vogelsteller kommt, bezaubert dieser ihn so durch seine klugen Worte, daß er die beiden Vögel frei lassen will. Damit aber der Jäger auch einen Vorteil davon habe, lassen sich die Schwäne trotz des Jägers Warnung freiwillig zum Könige mitnehmen. Der Jäger erzählt dem König, was vorgefallen, und der gefangene Schwan preist dessen Uneigennützigkeit, worauf der König den Jäger reich belohnt. Nachdem sodann die Schwäne noch weise mit dem König gesprochen, kehren sie zu den Ihren zurück und der Schwankönig erzählt, wie ihn sein Freund durch seine Treue gerettet habe.
- J 534: Die große Erzählung von dem Schwan (Mahāhaṃsajātaṃ) {Sutta: J v 353|J 534|J 534} {Vaṇṇanā: atta. J 534|atta. J 534} [Dutoit].
Anlaß: Ebenfalls eine Beziehung auf Anandas Lebensaufopferung. Geschichte: Eine Königin hat von einem Goldschwan geträumt und erklärt ihrem Gatten, sie müsse sterben, wenn sie nicht einen solchen bekäme. Nach mancherlei Fragen läßt der König darauf einen Teich mit allen Arten von Wasserpflanzen anlegen, in dem alle Vögel sich nach Lust ergehen können; doch beauftragt er einen Jäger achtzugeben, ob nicht auch Goldschwäne kommen. Endlich kommen diese sehr gegen den Willen ihres Führers; der Jäger beobachtet diesen genau und endlich gelingt es ihm diesen zu fangen. Der Schwan versucht zuerst sich aus der Schlinge zu lösen, aber vergebens. Als er einen Schrei ausstößt, kommt (wie im vorigen Jataka) nur sein treuer Freund und hält bei ihm aus, obwohl ihm der andere zu fliehen rät. Dem jetzt herankommenden Jäger redet der Freund so weise zu, daß dieser den gefangenen Schwan frei gibt und seine Wunde heilt. Darauf lassen sich die beiden vom Jäger trotz dessen Warnung zum König tragen. Während der Reise streiten die beiden, ohne daß es der Jäger hört, über die Vorzüge des weiblichen Geschlechts und es gelingt dem Freund nicht, den Schwanenkönig vom Unwert der Weiber zu überzeugen. — Als sie dann zum König kommen, erzählt der Jäger, was vorgefallen, und rühmt die Freundestreue des einen Schwanes. Dieser aber tadelt den König, weil er durch Vorspiegelung falscher Sicherheit die Schwäne veranlaßt habe, sich nach jenem Teich zu begeben. Der König jedoch weist mit Würde diesen Vorwurf zurück, indem er erklärt, er habe ja nicht den Schwankönig töten, sondern die Wahrheit von ihm hören wollen. Der Schwan entschuldigt sich; darauf werden die beiden geehrt und freigelassen. Nachdem so alle zufriedengestellt sind, kehren die beiden Schwäne nachhause zurück und der Schwankönig erzählt den andern, wie treu sein Freund an ihm gehandelt habe.
- J 535: Die Erzählung von der Götterspeise (Sudhābhojanajātakaṃ) {Sutta: J v 382|J 535|J 535} {Vaṇṇanā: atta. J 535|atta. J 535} [Dutoit].
Anlaß: Ein Mönch zeichnet sich vor den andern durch seine Freude am Almosenspenden aus. Der Meister erklärt darauf den Mönchen, wie dieser in seiner früheren Existenz ein arger Geizhals gewesen und durch ihn zur Freigebigkeit bekehrt worden sei. Geschichte: In einer reichen Familie sind immer so viele Almosen gespendet worden, daß ihre Häupter nach dem Tode zu Göttern wurden. Der Familienvater in der sechsten Generation aber bricht mit der Tradition und ergibt sich dem äußersten Geize. — Einmal bekommt er Gelüste nach Reisbrei; doch will er nicht einmal seiner Frau etwas davon zukommen lassen, sondern er geht mit einem Diener an das Flußufer, um sich selbst Reisbrei zu kochen. Da beschließen ihn seine Ahnen zu bekehren; sie kommen als Brahmanen verkleidet und bitten ihn um etwas Speise. Er kann es ihnen nicht abschlagen und verspricht ihnen etwas zu geben. Jetzt verwandelt sich der eine in einen Hund und besudelt den fertigen Brei, dann in ein wildes Pferd, das den Geizigen verfolgt. Endlich geben sich ihm die fünf zu erkennen und veranlassen ihn durch einen Hinweis auf ihre göttliche Herrlichkeit seinen Geiz aufzugeben. Der Bekehrte verschenkt all sein Gut und wird Asket. — Später sehen einmal die vier Töchter des Gottes Indra einen Brahmanen mit einem schönen Blatt, um das sie ihn bitten. Er aber weist sie an, zuerst bestimmen zu lassen, wer unter ihnen den Vorzug habe. Ihr Vater will den Streit nicht schlichten, sondern er schickt sie zu diesem Zwecke zu dem bekehrten Geizigen, dem er Götterspeise überbringen laßt. Die drei ersten, das Glück, das Verlangen und das Vertrauen, rühmen ihre Vorzüge; der Asket aber widerlegt sie und weist der vierten, der Scham, den Vorrang zu. Dem Boten Indras, der ihn fragt, warum er so entschieden habe, erklärt er dies; dann stirbt er und kommt auch als Gott in Indras Himmel.
- J 536: Die Erzählung von Kunala (Kuṇāla jātakaṃ) {Sutta: J v 412|J 536|J 536} {Vaṇṇanā: atta. J 536|atta. J 536} [Dutoit].
Anlaß: Die Sakiyas von Kapilavatthu (die Landsleute Buddhas) bekommen einmal mit ihren Nachbarn bei der Bestellung der Felder Streit (nach anderer Überlieferung beim Wasserholen); es kommt zu Tätlichkeiten und man wirft sich gegenseitig seine Schwächen und bösen Taten vor. Die Sache kommt vor die Könige der beiden Städte und sie beschließen miteinander Krieg zu führen. — Der Meister bemerkt dies kraft seiner übernatürlichen Einsicht; er eilt durch die Luft herbei und setzt sich zwischen den beiden Heeren in der Luft nieder. Zuerst durch eine Finsternis, dann durch hellen Glanz bewegt er dir beiden Heere die Waffen wegzuwerfen. Darauf steigt er aus der Luft herab, läßt sich über die geringfügige Ursache des Streites aufklären und veranlaßt hiernach durch Erzählung verschiedener Jatakas, die alle vom Wert der Eintracht handeln, die Könige sich wieder zu versöhnen. Zum Danke dafür geben ihm die beiden Königsgeschlechter zusammen fünfhundert Jünglinge zur Aufnahme in den Orden mit. — Diese aber werden bald von Unzufriedenheit mit dem Ordensleben befallen. Um sie davon zu heilen nimmt sie der Meister auf wunderbare Weise mit nach dem Himalaya und läßt sie dort zum ersten Male die Wunder der Gebirgswelt sehen. Als er sich mit ihnen dann in einer Ebene niedergelassen, bemerken sie einen Kuckuck, der von seinen Genossen auf einem Stabe getragen und von anderen begleitet wird. Als die Jünglinge erstaunt nach dem Grund hiervon fragen, erzählt ihnen endlich der Meister, um sie vom Unwert der Weiber zu überzeugen, die Geschichte vom Kunala-Vogel und bringt sie dadurch zur Bekehrung und zur Heiligkeit, so daß sie jetzt durch ihre eigene Wunderkraft durch die Luft in ihr Kloster zurückkehren können. Geschichte: Ein königlicher Kuckuck wird von all seinen Weibchen auf das beste bedient, hat aber für sie nur Scheltworte. Ein anderer Kuckuck, der auch gut von seinen vielen Weibchen bedient wird, lobt sie dagegen stets. Als er einmal auf den Wunsch der Weibchen des ersten Kuckucks diesem einen Vorhalt darüber macht, schilt dieser auch ihn und warnt ihn vor der Unbeständigkeit der Weiber. Kurz darauf wird der zweite Kuckuck krank und jetzt verlassen ihn alle seine Weibchen. Sein Freund aber pflegt ihn. Als er wieder gesund geworden, erbietet sich sein Freund ihn ausführlich über die Schlechtigkeit der Weiber zu belehren. Zu dieser Verkündigung stellen sich auch eine Menge von Göttern und göttlichen Wesen ein, ferner ein Geier mit seinen Genossen und ein heiliger Büßer. Und nun erzählt der erste Kuckuck eine Reihe von Beispielen über die Untreue der Weiber: 1. wie eine Königstochter mit fünf edlen Brüdern vermählt war und diese doch mit einem Krüppel betrog, 2. wie eine als heilig geltende Asketin von einem Manne infolge einer Wette verführt wurde, 3. wie eine Fürstin, die inmitten des Meeres wohnte, mit einem Tänzer Unzucht trieb, 4. wie ein Königssohn, der von seiner Mutter aus Furcht ausgesetzt und von einem Ziegenhirten erzogen worden war, sich die Liebe einer Königstochter und die Genehmigung ihres Vaters zur Ehe errang, trotzdem aber später von ihr betrogen wurde, 5. wie eine Königin, die ausgezogen war um ihren in einer andern Stadt weilenden Sohn zu besuchen, unterwegs an einem schönen Jüngling Gefallen findet und sich mit ihm vergeht und wie sie dann immer wieder diesen aufsucht unter dem Vorwande ihren Sohn zu besuchen. Nachdem er sodann noch eine Reihe von Punkten aufgezählt, worin die Weiber zu tadeln sind oder womit sie ihren Mann betören, erzählt er eine weitere Geschichte von einem König, den seine Frau immer bei Nacht verläßt um mit einem Krüppel Unzucht zu treiben; der König geht ihr einmal nach und zwingt sie durch einen Schmuck, den er gefunden, zum Bekenntnis ihrer Schuld. Er will sie bestrafen; doch zeigt ihm sein Hauspriester noch an einem andern Beispiel — ein Mädchen, das sich zur Hochzeit begibt, läßt sich von ihm leicht verführen —, daß die Frauen alle nicht anders sind. Noch zwei andre Erzählungen bringt er vor: 1. wie ein König sich ein häßliches Mädchen, das aber wunderbar zu berühren ist, zur Gattin nimmt und die anderen ihren Reiz wahrnehmen läßt, wie sie dann wegen eines Gefahr drohenden Traumes von ihm verstoßen zu einem andern König kommt, wie die beiden Könige um sie streiten wollen und sich endlich vertragen, indem sie jeder eine Woche lang besitzen soll, und wie die Königin endlich, während sie immer den die Grenze der beiden Reiche bildenden Strom überfährt, dabei mit dem Schiffer Unzucht treibt; 2. wie eine Königin ihren Gatten bei Nacht mit einem Pferdewärter betrügt und von ihm entdeckt, aber verschont und nur ihres Ranges beraubt wird. Nachdem sodann der Geierfürst und der Asket auch noch mit einer Anzahl von Versen den Unwert der Frauen geschildert, beschließt der königliche Kuckuck seine Unterweisung mit einer nochmaligen eingehenden Warnung vor den Frauen und mit dem Hinweis auf das nur ohne Weiber zu erlangende höchste Glück.
- J 537: Die große Erzählung von Sutasoma (Mahāsutasomajātakaṃ) {Sutta: J v 456|J 537|J 537} {Vaṇṇanā: atta. J 537|atta. J 537} [Dutoit].
Anlaß: Der frühere berüchtigte Räuber Angulimala ist von Buddha bekehrt Mönch geworden. In seinem neuen Stande erringt er sich allgemeines Ansehen, so daß er zu den bedeutendsten Jüngern gezählt wird. Als nun einmal die Mönche des Meisters Wunderkraft rühmen, mit der er den früheren blutdürstigen Räuber gebändigt und zur Heiligkeit gebracht hat, kommt Buddha dazu und erzählt, wie ihm auch in seiner früheren Existenz etwas Ähnliches gelang. Geschichte: Ein Prinz schließt mit einem andern Prinzen Freundschaft und studiert bei demselben Lehrer. Nach vollendeter Ausbildung trennen sie sich und werden beide König in ihren Ländern. — Der eine von ihnen, der immer Fleisch will, erhält einmal in Ermangelung andern Fleisches von seinem Koch Menschenfleisch vorgesetzt; weil er früher als Dämon dies Fleisch besonders liebte, merkt er es sogleich und zwingt nun den Koch ihm immer Menschenfleisch vorzusetzen. Zuerst werden die Gefangenen getötet, dann andere Leute heimlich vom Koch erschlagen, bis die Städter, die sich darüber beim König vergeblich beschwert, den Täter herausbringen. Nun sucht den König sein Heerführer durch verschiedene Geschichten vom Menschenverzehren abzubringen, (1. Ein großer Fisch frißt immer die kleinen auf, bis diese flüchten. Dann beißt er sich in der Meinung, es sei auch ein Fisch, in seinen eigenen Schwanz; der schwer Verwundete wird darauf von den andern Fischen zerrissen. 2. Ein Jüngling, der den Branntwein verabscheut, wird durch List veranlaßt solchen zu trinken und ist dann so darauf versessen, daß er von seinem Vater verstoßen wird und im Elend verkommt. 3. Nachdem sich einmal Schwäne aus Mangel an anderer Nahrung mit ihren eigenen Stammesgenossen ernährt haben, besitzen sie nicht mehr die Kraft das Netz einer Riesenspinne, das den Ausgang ihrer Höhle versperrt, zu zerstören und werden von der Spinne getötet.) Der König erzählt zwei Geschichten, die beweisen, wie einer sterben muß, wenn ihm nicht sein Wunsch erfüllt wird. (1. Ein Knabe sieht eine besonders gute Frucht; da er sie nicht bekommt, nimmt er keine andere Nahrung mehr zu sich und stirbt. 2. Dessen Vater sieht einmal Gott Indra mit seinen Göttermädchen und verliebt sich so in deren Schönheit, daß ihn kein anderes Weib mehr verlocken kann und er aus Sehnsucht stirbt.) — Endlich wird der König aus seinem Lande verbannt; mit seinem Koch zieht er in den Wald und lebt von dem Fleisch der Reisenden, die er überfällt. Da er einmal niemand findet, tötet er seinen Koch. Als er dann wieder auf einen Kaufmann Jagd macht, der mit großer Bedeckung durch den Wald zieht, verwundet er sich am Fuße. Er gelobt seiner Baumgottheit, ihr hunderteinen König zu opfern, wenn sie ihn gesund macht. Dies geschieht und nun holt er, unterstützt durch einen Zauberspruch, den ihn ein Dämon gelehrt, die Könige aus ganz Indien zu dem Baume und hängt sie lebend daran auf. Um diese zu retten veranlaßt ihn die Gottheit, auch jenen ihm befreundeten König herbeizuholen. Er tut es; als ihn aber dieser bittet ihn, um ein Versprechen erfüllen zu können, für kurze Zeit nochmals freizulassen und schwört, daß er zurückkehren werde, läßt er ihn los. Der König erledigt sein Geschäft und kehrt dann trotz der Klagen seiner Umgebung zu dem Menschenfresser zurück. Dadurch ist dieser so gerührt, daß er ihn verschont und nach langem Wortstreit auch verspricht, sich in Zukunft des Menschenfleisches zu enthalten. Jetzt werden die gefangenen Könige freigelassen und geheilt; der weise König führt den Menschenfresser wieder in dessen Stadt zurück und überzeugt die Bewohner, daß sie nichts mehr von ihm zu fürchten haben. Hierauf kehren alle Könige in ihre Städte zurück und handeln nach des Weisen Lehren. Der Baumgottheit zu Ehren aber wird ein Dorf erbaut, dessen Bewohner ihr beständig Opfer darbringen sollen.