[reload all]
[simple read]

J 58
{Sutta: J i 282|J 058|J 058} {Vaṇṇanā: atta. J 058|atta. J 058}
Die Erzählung von drei Tugenden
058
Tayodhamma-Jataka (Tayodhammajātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Wer die drei Tugenden besitzt

[§A]

Auch dies erzählte der Meister, da er im Veluvana weilte, in Bezug auf einen Mordversuch (Devadattas).

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, war Devadatta als ein Affe wiedergeboren worden und leitete in der Gegend des Himalaya seine Affen. Den von ihm erzeugten jungen Affen biss er aus Furcht, sie möchten, wenn sie herangewachsen wären, die Herde leiten, mit den Zähnen die Hoden ab und ließ sie zur Erde fallen. Damals nahm auch der Bodhisattva durch ihn im Schoße eines Affenweibchens seine Wiedergeburt. Als aber die Äffin merkte, dass in ihrem Schoße ein Fötus entstanden sei, begab sie sich, um ihre Leibesfrucht zu beschützen, in einen Bergwald. Und als ihre Leibesfrucht zur Reife gelangt war, gebar sie den Bodhisattva. Als dieser herangewachsen und zu Verstand gekommen war, besaß er große Stärke. Eines Tages fragte er seine Mutter: „Mutter, wo ist mein Vater?“ Sie antwortete: „Lieber, in der und der Berggegend lebt er, seine Herde leitend.“ Er sprach weiter: „Mutter, führe mich zu ihm.“ Sie aber antwortete: „Lieber, du darfst nicht zu deinem Vater gehen; dein Vater nämlich beißt den durch ihn erzeugten jungen Affen mit den Zähnen die Hoden ab und lässt sie auf die Erde fallen.“ Doch der Sohn sagte: „Mutter, führe mich dorthin; ich werde schon sehen.“ Darauf nahm sie ihren Sohn und ging zu ihm hin.

Als nun der Affe seinen Sohn sah, dachte er bei sich: „Dieser wird, wenn er stark ist, mich die Herde nicht leiten lassen; darum ist er jetzt zu fassen. Ich will tun, als ob ich ihn umarmen wollte, und ihn fest drücken und so des Lebens berauben.“ Und er rief: „Komm, Lieber, wo bist du die ganze Zeit gewesen?“, und drückte den Bodhisattva zusammen, als ob er ihn umarmte. Der Bodhisattva aber, der stark war wie ein Elefant und mit Kraft ausgestattet war, drückte auch ihn zusammen. Die Knochen von jenem aber wollten fast zerbrechen. Jetzt dachte er: „Dieser wird mich töten, da er stark ist; durch welche List könnte ich ihn zuerst ums Leben bringen?“ Da kam ihm folgender Gedanke: „Unweit ist ein von einem Dämon bewohnter Teich; dort werde ich ihn von dem Dämon auffressen lassen.“ Und er sprach zu ihm: „Lieber, ich bin hochbetagt, ich übergebe dir diese Herde; heute noch mache ich dich zum König. An dem und dem Orte aber ist ein Teich; dort blühen zwei weiße und drei blaue Wasserlilien und fünf Lotosblumen. Gehe dorthin und hole die Blumen.“ Er antwortete: „Gut, Vater, ich werde sie holen“, und ging hin.

Er stieg aber nicht sogleich in das Wasser hinab, sondern untersuchte die Fußspuren; da sah er nur Spuren, die hinabführten, aber keine, die hinaufführten. Nun dachte er: „Dieser Teich muss von einem Dämon bewohnt sein. Da mein Vater selbst nicht konnte, wird er Lust bekommen haben, mich von dem Dämon auffressen zu lassen. Ich werde in diesen Teich nicht hinabsteigen und doch die Blumen wegnehmen.“ Und er ging an eine vom Wasser nicht bedeckte Stelle, nahm einen Anlauf und sprang auf; dann ging er weiter, nahm zwei Blumen, die an einer wasserlosen Stelle wuchsen, und sprang an das andere Ufer. Von drüben kam er wieder an das diesseitige Ufer und bekam auf diese Weise zwei Blumen. Während er so auf beiden Seiten eine Menge sammelte, bekam er Blumen und stieg doch nicht an den Ort hinab, wo der Dämon herrschte. Als er nun dachte: „Weiter als von da werde ich sie nicht herholen können“, und von den Blumen, die er weggenommen hatte, an einer Stelle einen Haufen machte, dachte der Dämon: „Ich habe die ganze Zeit vorher einen so einsichtigen Wundermann noch nicht gesehen. Die Blumen nämlich hat er genommen, so viele er wollte, und doch stieg er nicht in meinen Machtbereich hinab.“ Und er teilte das Wasser, erhob sich aus dem Wasser, ging zu dem Bodhisattva hin und sagte: „O Affenfürst, wer in dieser Welt drei Tugenden besitzt, der überwindet seinen Feind; diese alle aber besitzest du in dir, glaube ich.“ Und nach diesen Worten sprach er folgende Strophe:

[§1] „Wer die drei Tugenden besitzt, o Affenfürst, wie du sie hast, Geschicktheit, Klugheit, Heldentum, der überwindet, wen er sieht.“

Nachdem so der Wasserdämon den Bodhisattva gepriesen hatte, fragte er ihn: „Zu welchem Zwecke holst du diese Blumen?“ Er antwortete: „Mein Vater wünscht, mich zum König zu machen; darum hole ich sie.“ Der Dämon versetzte: „Von einem solchen unübertrefflichen Manne dürfen die Blumen nicht genommen werden; ich werde sie nehmen.“ Und er nahm sie ihm ab und ging immer hinter ihm her. — Als aber der Vater des Bodhisattva ihn von ferne sah, dachte er bei sich: „Ich habe diesen weggeschickt, damit er ein Futter für den Dämon werde; und dieser kommt nun daher und lässt sich von dem Dämon die Blumen tragen. Jetzt bin ich verloren!“ Und sein Herz barst in sieben Stücke auseinander und er kam dortselbst ums Leben. Die übrigen Affen aber versammelten sich und machten den Bodhisattva zu ihrem Könige.

[§C]

Als der Meister diese Lehrunterweisung beschlossen hatte, stellte er die gegenseitigen Beziehungen klar und verband das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war der Gebieter der Herde Devadatta, der Sohn des Gebieters der Herde aber war ich.“

Ende der Erzählung von den drei Tugenden

[vorige Seite][nächste Seite]