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J 195
{Sutta: J ii 126|J 195|J 195} {Vaṇṇanā: atta. J 195|atta. J 195}
Die Erzählung von der Bergesplatte
195
Pabbatupatthara-Jataka (Pabbatūpattharajātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Auf anmutiger Bergesplatte

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf den König von Kosala. Ein Minister des Königs von Kosala nämlich hatte sich in dessen Harem verfehlt. Als der König die Sache untersuchte und es der Wahrheit gemäß erkannte, dachte er: „Ich will es dem Meister mitteilen.“ Und er begab sich nach dem Jetavana, begrüßte den Meister und fragte: „Herr, in unserm Harem hat sich ein Minister verfehlt; was soll man ihm tun?“ Darauf fragte ihn der Meister: „Ist dir, o Großkönig, dieser Minister eine Stütze und ist dir jenes Weib lieb?“ Der König antwortete: „Ja, Herr, er ist mir eine große Stütze; er hält die ganze Königsfamilie aufrecht. Auch jenes Weib ist mir teuer.“

Darauf sprach der Meister zu ihm: „O Großkönig, schon in der Vorzeit hörten Könige von Weisen, dass bei Dienern, die ihnen eine Stütze, und bei Frauen, die ihnen lieb sind, eine Schädigung nicht möglich ist, und sie wurden unempfindlich dagegen.“ Und nach diesen Worten erzählte er, von jenem gebeten, folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, wurde der Bodhisattva in einer Ministerfamilie wiedergeboren; und als er herangewachsen war, wurde er dessen Ratgeber in den weltlichen Dingen und in den Tugenden. Ein Minister dieses Königs aber verfehlte sich in dessen Harem. Als der König die Sache der Wahrheit gemäß erkannt hatte, dachte er: „Der Minister ist mir eine große Stütze, auch jenes Weib ist mir lieb; ich kann die beiden nicht zugrunde richten. Ich will meinen weisen Minister fragen. Wenn es auszuhalten ist, dann werde ich es aushalten; wenn nicht, so werde ich es nicht aushalten.“

Darauf ließ er den Bodhisattva zu sich rufen, wies ihm einen Sitz an und sagte: „O Weiser, ich möchte an dich eine Frage stellen.“ Als jener erwiderte: „Frage, o Großkönig; ich werde die Frage lösen“, sprach er, indem er damit die Frage stellte, folgende erste Strophe:

[§1] „Auf anmutiger Bergesplatte, da war ein kühler Lotosteich. Ein Schakal ging hinein, wohl wissend, dass einem Löwen er gehörte.“

Der Bodhisattva merkte: „Gewiss wird sich in seinem Harem ein Minister verfehlt haben“; und er sprach folgende zweite Strophe:

[§2] „Es trinken ja, o großer König, die Tiere alle aus dem Strome und trotzdem bleibet er ein Strom. Verzeihe, wenn sie lieb dir ist.“

So gab das große Wesen dem Könige eine Ermahnung. Der König befolgte seine Ermahnung. Er sprach: „Tut hinfort nicht mehr etwas so Böses“, und verzieh ihnen. Von da an ließen die beiden voneinander. Der König aber vollbrachte gute Werke wie Almosen Geben u. dgl. und gelangte am Ende seines Lebens in den Himmel.

[§A2]

Auch der König verzieh ihnen beiden, als er diese Lehrunterweisung vernommen, und wurde unempfindlich dagegen.

[§C]

Nachdem der Meister diese Lehrunterweisung beschlossen, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war der König Ananda, der weise Minister aber war ich.“

Ende der Erzählung von der Bergesplatte

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