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J 248
{Sutta: J ii 266|J 248|J 248} {Vaṇṇanā: atta. J 248|atta. J 248}
Die Erzählung von dem Vergleich mit dem Kimsuka-Baum
248
Kimsukopama-Jataka (Kiṃsukopamajātakaṃ) [1]
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Ihr alle saht den Kimsuka

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf das Lehrstück von dem Vergleich mit dem Kimsuka-Baume. Vier Mönche nämlich waren zum Vollendeten hingegangen und hatten um einen Betrachtungsstoff gebeten. Der Meister setzte ihnen ihren Betrachtungsstoff auseinander. Nachdem sie ihren Betrachtungsstoff erhalten, gingen sie an die Plätze, an denen sie sich bei Tage und bei Nacht aufzuhalten pflegten. Der eine von ihnen erfasste die sechs Arten der sinnlichen Eindrücke [2] und gelangte dadurch zur Heiligkeit, der zweite die fünf Khandhas, der dritte die vier Elemente, der vierte die achtzehn Hauptbestandteile [3]. Sie meldeten aber dem Meister die Sphäre, die jeder von ihnen erreicht hatte.

Da stieg nun in einem Mönche folgender Gedanke auf: „Für alle diese Betrachtungsstoffe gibt es nur ein einziges Nirvana; wie sind sie alle zur Heiligkeit gelangt?“ Und er fragte den Meister. Der Meister erwiderte: „Gibt es einen Unterschied zwischen dir und den Brüdern, die den Kimsuka-Baum gesehen?“ Als die Mönche ihn daraufhin baten: „Erzählt uns, Meister, diese Geschichte“, erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmudatta regierte, hatte er vier Söhne. Eines Tages riefen sie den Wagenlenker herbei und sagten zu ihm: „Freund, wir möchten gerne einen Kimsuka-Baum sehen; zeige uns einen Kimsuka-Baum!“ Der Wagenlenker erwiderte: „Gut, ich werde euch einen zeigen.“ Doch ließ er sie nicht alle vier zusammen den Baum sehen, sondern ließ zuerst den ältesten Sohn auf dem Wagen Platz nehmen und brachte ihn in den Wald. Hier zeigte er ihm, indem er sagte: „Dies ist der Kimsuka“, den Baum zu einer Zeit, da der Stamm ausschlug, dem zweiten zu der Zeit, da junges Grün daran war, dem dritten, als der Baum blühte, dem vierten, als er Früchte trug.

In einer andern Zeit saßen einmal die vier Brüder zusammen und begannen ein Gespräch darüber, wie der Kimsuka-Baum aussehe. Da sagte der eine: „Wie eine verbrannte Säule“, der zweite sagte: „Wie ein Bananenbaum“, der dritte: „Wie ein Stück Fleisch [4]“, der vierte: „Wie ein Sirisa-Baum [5].“ Unbefriedigt über ihre gegenseitige Rede gingen sie darauf zu ihrem Vater hin und fragten: „Fürst, wie sieht der Kimsuka-Baum aus?“ Als er entgegnete: „Was habt ihr gesagt?“, verkündeten sie dem Könige, wie sie ihn beschrieben hätten. Darauf sprach der König: „Ihr habt alle vier den Kimsuka-Baum gesehen; doch habt ihr den Wagenlenker, als er euch den Kimsuka-Baum zeigte, nicht nach der Unterscheidung gefragt, wie der Baum zu der und der Zeit aussehe. Daher kommt euer Zweifel.“ Nach diesen Worten sprach er folgende erste Strophe:

[§1] „Ihr alle saht den Kimsuka; woher kommt jetzt der Zweifel euch? Denn ihr habt nicht für alle Fälle beim Wagenlenker nachgefragt.“
[§A2]

Nachdem der Meister diesen Sachverhalt gezeigt, fuhr er fort: „Wie, ihr Mönche, diese vier Brüder, da sie nicht nach der Verschiedenheit fragten, über den Kimsuka-Baum in Zweifel gerieten, so ist auch dir über diese Lehre ein Zweifel aufgestiegen.“ Und danach sprach er, der völlig Erleuchtete, folgende zweite Strophe:

[§2] „So geht es auch bei der Erkenntnis. Wer da die Wahrheit nicht versteht, der zweifelt an den Wahrheiten, wie an dem Kimsuka die Brüder.“
[§C]

Nachdem der Meister diese Lehrunterweisung beendigt, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war ich der König von Benares.“

Ende der Erzählung von dem Vergleich mit dem Kimsuka-Baum

Anmerkungen:

1.
Dies ist der Baum Butea frondosa.
2.
Nämlich außer den Eindrücken durch die fünf Sinne noch den Eindruck durch den Geist.
3.
Damit sind die an erster Stelle genannten sechs Arten der sinnlichen Eindrücke gemeint mit je drei Unterabteilungen.
4.
Wegen der rötlichen Farbe der Blüten.
5.
Dies ist der Baum Acacia sirisa.
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