[reload all]
[simple read]

J 265
{Sutta: J ii 336|J 265|J 265} {Vaṇṇanā: atta. J 265|atta. J 265}
Die Erzählung von dem Hufeisenbogen
265
Khurappa-Jataka (Khurappajātakaṃ) [1]
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Da du die Bogen sahst

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf einen Mönch, der in seinem Streben nachgelassen hatte. Als nämlich der Meister auf seine Frage: „Ist es wahr, Mönch, dass du in deinem Streben nachgelassen?“, die Antwort erhielt: „Es ist wahr, Herr“, sprach er: „O Mönch, warum hast du, der du in dieser so zum Heile führenden Lehre Mönch geworden, in deinem Streben nachgelassen? Schon in der Vorzeit betätigten Weise ernstes Streben auch da, wo es nicht zum Ziele führte.“ Nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, nahm der Bodhisattva in einer Waldhüterfamilie seine Wiedergeburt. Nachdem er herangewachsen war, war er, von fünfhundert Männern umgeben, der Anführer unter den Waldhütern und wohnte am Rande des Waldes in einem Dorfe. Er ließ sich Geld geben und geleitete dafür die Leute durch den Wald.

Eines Tages kam ein junger Karawanenführer aus Benares mit fünfhundert Wagen in dieses Dorf. Er ließ den Bodhisattva rufen und sagte: „Freund, nimm tausend und geleite mich dafür durch den Wald.“ Jener erwiderte: „Gut“, und nahm aus seiner Hand die tausend Kahapanas. Wenn er aber den Lohn in Empfang nahm, so opferte er für den andern selbst sein Leben. — Er ging also mit ihm in den Wald hinein. Inmitten des Waldes lauerten fünfhundert Räuber. Als die übrigen Männer die Räuber sahen, legten sie sich auf die Brust. Der Anführer der Wächter allein schlug schreiend und stoßend zu; er schlug die fünfhundert Räuber in die Flucht und brachte den jungen Karawanenführer wohlbehalten aus der Wildnis.

Nachdem der junge Karawanenführer am jenseitigen Rande der Wildnis seine Karawane eingepfercht hatte, gab er dem Anführer der Wächter Speise von höchstem Wohlgeschmack zu verzehren. Als er nun nach dem Frühstück fröhlich dasaß, unterhielt er sich mit ihm und fragte ihn: „Freund, als die schrecklichen Räuber dort ihre Waffen in die Hand nahmen und schwangen, warum bist du da nicht einmal erschrocken?“ Und er sprach folgende erste Strophe:

[§1] „Da du die Bogen sahst, die schnell gespannten, die scharfen Schwerter, die mit Öl bestrichen, da alles in der Furcht des Todes schwebte, warum sah man an dir keine Bestürzung?“

Als dies der Anführer der Wächter hörte, sprach er die folgenden beiden andern Strophen:

[§2] „Da ich die Bogen sah, die schnell gespannten, die scharfen Schwerter, die mit Öl bestrichen, als alles in der Furcht des Todes schwebte, ward ich mit großer Zuversicht erfüllt. [§3] Voll Zuversicht besiegte ich die Feinde; mein Leben hatt' ich vorher ja geopfert. Denn wer an seinem Leben hängt, wird nicht als Held je eine Heldentat ausführen.“

Nachdem er so hatte erkennen lassen, dass er während des Pfeilregens die Anhänglichkeit an das Leben aufgegeben und darum diese Heldentat vollführt hatte, schickte er den jungen Karawanenführer fort; er selbst kehrte in sein eigenes Dorf zurück, verrichtete gute Werke wie Almosen Geben u. dgl. und gelangte dann an den Ort seiner Verdienste.

[§C]

Nachdem der Meister diese Unterweisung beschlossen und die Wahrheiten verkündigt hatte, verband er das Jātaka mit folgenden Worten (am Ende der Verkündigung der Wahrheiten aber gelangte der Mönch, der in seinem Streben nachgelassen hatte, zur Heiligkeit): „Damals war ich der Anführer der Wächter.“

Ende der Erzählung von dem Hufeisenbogen

Anmerkungen:

1.
Die Benennung stammt wieder aus der ersten Strophe. Gemeint ist ein mit einem Pferdehuf verzierter Bogen.

[vorige Seite][nächste Seite]