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J 339
{Sutta: J iii 128|J 339|J 339} {Vaṇṇanā: atta. J 339|atta. J 339}
Die Erzählung von Baveru
339
Baveru-Jataka (Bāverujātakaṃ) [1]
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Da sie den Pfau noch nicht gesehen

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf die Abnahme der Ehrung und Auszeichnung bei den Anhängern der andern Sekten. Als nämlich der Buddha noch nicht gekommen war, erhielten die Anhänger der andern Sekten viel; als er aber gekommen war, verloren sie ihre Ehrung und Auszeichnung und sie wurden wie Leuchtkäfer beim Sonnenaufgang.

Über dieses Thema begannen die Mönche in der Lehrhalle ein Gespräch. Da kam der Meister und fragte: „Zu welcher Unterhaltung, ihr Mönche, habt ihr euch jetzt hier niedergelassen?“ Als sie antworteten: „Zu der und der“, sprach er: „Nicht nur jetzt, ihr Mönche, sondern auch früher schon gelangten, so lange es keine Tugendhaften gab, die Tugendlosen zu höchster Ehre und Auszeichnung; als aber die Tugendhaften kamen, gingen die Tugendlosen ihrer Ehrung und Auszeichnung wieder verlustig.“ Nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, nahm der Bodhisattva im Pfauengeschlechte seine Wiedergeburt. Als er herangewachsen war, glänzte er in äußerster Schönheit und wohnte im Walde. — Damals fuhren einige Kaufleute zu Schiff nach dem Reiche Bāveru, wobei sie eine Orientierungskrähe mitnahmen. Zu dieser Zeit aber gab es im Reiche Bāveru keine Vögel. Alle Bewohner des Reiches, welche kamen und sie auf der Spitze des Mastes sitzen sahen, riefen: „Seht da den Glanz seiner Haut, seinen Strahlenhals, seinen Schnabel im Gesicht und seine Augen, die Edelsteinkugeln gleichen!“ Indem sie so die Krähe priesen, sprachen sie zu den Kaufleuten: „Ihr Edlen, gebt uns diesen Vogel, denn wir bedürfen seiner; nehmt euch in eurem Lande einen anderen!“ „Nehmt ihn also um Geld“, versetzten die Kaufleute. „Gebt ihn uns um ein Kahapana!“ „Dafür geben wir ihn nicht her.“

Die Leute steigerten allmählich ihr Gebot und sagten endlich: „Gebt ihn uns für hundert!“ Die Kaufleute erwiderten: „Dieser ist uns eine große Hilfe; gegen euch aber wollen wir Freundschaft zeigen“; sie nahmen die hundert Kahapanas und gaben ihnen dafür den Vogel. Diese nahmen ihn, setzten ihn in einen goldenen Käfig und fütterten ihn mit allerlei Fischfleisch und mit Waldfrüchten. So war an einem Orte, wo es keine anderen Vögel gab, die mit den zehn Untugenden ausgestattete Krähe zu höchster Ehre und Auszeichnung gekommen.

Zu einer anderen Zeit nahmen die Kaufleute einen Pfauenkönig mit; sie richteten ihn ab, dass er auf das Schnippen der Finger schrie und bei dem Klatschen der Hände tanzte, und zogen wieder nach dem Reiche Bāveru. Als sich eine große Volksmenge versammelt hatte, entfaltete er, auf dem Vorderteile des Schiffes stehend, seine Schwingen, gab einen lieblichen Laut von sich und tanzte. Da die Leute dies sahen, riefen sie voller Freude: „Ihr Edlen, gebt uns diesen so prächtigen, gut abgerichteten Vogelkönig!“ Die Kaufleute antworteten: „Zuerst brachten wir eine Krähe hierher, diese nahmt ihr uns; jetzt haben wir diesen Pfauenkönig gebracht und ihr bittet auch um diesen. In euer Reich kann man nicht mit einem Vogel kommen!“ „Meinetwegen, ihr Edlen, nehmt in eurem Lande einen andern und gebt uns diesen“, versetzten die Bewohner; und indem sie den Preis steigerten, bekamen sie ihn für tausend Kahapanas.

Darauf setzten sie ihn in einen Käfig, der mit den sieben Arten der Edelsteine geziert war, und ernährten ihn mit Fischfleisch, Waldfrüchten sowie mit Honigkörnern und Zuckerwasser. So war der Pfauenkönig zu größtem Ruhm und Ansehen gelangt. — Seitdem dieser aber gekommen war, hörte die Ehrung und die Auszeichnung der Krähe auf und niemand wollte sie nur noch anschauen. Als aber die Krähe keine feste oder flüssige Speise mehr erhielt, rief sie: „Kaka“, flog weg und begab sich nach einer Unratstätte.

[§A2]

Indem der Meister diese beiden Begebenheiten verband, sprach er, der völlig Erleuchtete, folgende Strophen [1a]:

[§1] „Da sie den Pfau noch nicht gesehen, den Vogel, der so süß kann singen, da brachten sie der Krähe dort Verehrung dar mit Fleisch und Früchten. [§2] Doch als der Pfau kam nach Bāveru, der mit der schönsten Stimme sang, da hatte plötzlich für die Krähe die Ehrung und der Glanz ein Ende. [§3] So lange nicht erschien der Buddha, der Wahrheitskönig, Lichtverbreiter, so lang verehrte man viel andre Asketen und Brahmanen auch. [§4] Doch als mit süßem Laut die Lehre der Buddha dann verkündigte, da hatte für die Sektenhäupter die Ehrung und der Glanz ein Ende.“
[§C]

Nachdem er diese vier Strophen gesprochen, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war die Krähe der Niganthā Nathaputta [1b], der Pfauenkönig aber war ich.“

Ende der Erzählung von Bāveru

Anmerkungen:

1.
Mit diesem Lande Bāveru kann nur Babylon gemeint sein.
1a.
Die ersten beiden Strophen sind eine Zusammenfassung der Begebenheit aus der Vergangenheit, die letzten beiden Strophen die Parallele aus der Gegenwart.
1b.
Der Religionsstifter der Jainas.
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