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J b3.08
{Sutta: J i 001 } {Vaṇṇanā: atta. b3.08|atta. b3.08}
Die Verkündung der Lehre
b3.08
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche von:
Julius Dutoit

Der völlig Erleuchtete aber erhob sich von dort und kehrte wieder zu dem Ajapala-Feigenbaum zurück, wo er sich an dem Fuße des Feigenbaumes niedersetzte. Sobald er sich aber hier niedergelassen hatte, kam ihm, als er die Tiefe der von ihm erreichten Wahrheit betrachtete, ein auch von den übrigen Buddhas gefühlter Zweifel, ob er die von ihm selbst erreichte Wahrheit auch andere zu lehren im Stande sei. Da dachte Brahma Sahampati [202]: „Verloren fürwahr ist, ach, die Welt; zugrunde geht fürwahr, ach, die Welt.“ Mit den Sakkas, Suyamas, Santusitas, Sunimmitas, Vasavattis und den Brahma-Engeln [203] aus den zehntausend Weltsystemen ging er zu dem Meister hin und bat ihn mit den Worten: „Lehren möge, Herr, der Erhabene die Wahrheit; verkündigen möge der Erhabene, Herr, die Wahrheit“, und auf ähnliche Weise um die Verkündigung der Lehre.

Nachdem ihm der Meister seine Zustimmung gegeben, dachte er bei sich: „Wem könnte ich nun zuerst die Lehre verkündigen?“ Da kam ihm der Gedanke: „Alara [204] ist weise; dieser wird diese Lehre rasch verstehen.“ Als er jedoch abermals nachdachte, erkannte er, dass dieser vor sieben Tagen gestorben sei, und erwog nun den Uddaka. Als er erkannte, dass auch dieser am Abend zuvor gestorben sei, richtete er seinen Sinn auf die Fünfzahl-Mönche [205], indem er dachte: „Viel halfen mir die Fünfzahl-Mönche.“ Er überlegte: „Wo halten sie sich wohl jetzt auf?“, und erkannte: „Zu Benares im Wildpark.“ Darauf fasste er den Entschluss: „Dorthin will ich gehen und das Rad der Lehre in Bewegung setzen.“ Nachdem er einige Tage in der Nähe des Erleuchtungskreises mit Almosen Sammeln zugebracht, dachte er: „Am Vollmondstage des Asalhi-Monats werde ich nach Benares gehen.“ Am vierzehnten dieses Monats zur Zeit der Morgendämmerung, als die Nacht sich zu erhellen begann, machte er sich bei Zeit mit Almosenschale und Obergewand auf den achtzehn Yojanas betragenden Weg. Unterwegs sah er einen nackten Asketen namens Upaka; diesem verkündete er, dass er Buddha geworden sei. An demselben Tage noch gelangte er zur Abendzeit nach Isipatana [206].

Als die Fünfzahl-Theras den Vollendeten schon von weitem kommen sahen, machten sie folgende Verabredung: „Freunde, dieser Asket Gotama hat sich zum Überfluss an Hilfsmitteln hingewendet; mit vollem Körper, blühendem Aussehen, goldfarbig kommt er daher. Ihm werden wir keine Begrüßung zuteil werden lassen; weil er aber aus einer hohen Familie stammt, verdient er die Ehrung durch Anbieten eines Sitzes. Darum wollen wir für ihn nur einen Sitz herrichten.“ Der Erhabene überlegte mit seiner Einsicht, die von der Welt der Götter und Menschen Gedanken und Wandel zu erkennen im Stande ist: „Was bedachten jetzt wohl diese?“, und erkannte ihren Gedanken. Da ließ er seine Liebesgesinnung ausströmen, die im Stande ist, sich unter allen Göttern und Menschen im Allgemeinen zu verbreiten, und durchdrang sie im Besonderen mit Liebesgesinnung. Von Liebesgesinnung durch den Erhabenen durchdrungen vermochten sie, als der Vollendete immer näher kam, nicht bei ihrer eigenen Verabredung zu beharren, sondern sie erwiesen ihm alle Dienste wie Begrüßung, Aufstehen u. dgl. Weil sie aber nicht wussten, dass er der völlig Erleuchtete war, redeten sie ihn nur mit dem Namen und mit dem Worte „Freund“ an. Da sprach zu ihnen der Erhabene: „Ihr Mönche, redet den Vollendeten nicht an mit dem Namen und mit dem Worte ‘Freund’! Ich, ihr Mönche, bin der Vollendete, der völlig Erleuchtete.“

Nachdem er sie so sein Buddhatum hatte erkennen lassen, wendete er sich, auf dem hergerichteten Buddhasitze sitzend, als gerade die letzte Verbindung der Asalhi-Konstellation stattfand, umgeben von achtzehn Kotis von Brahma-Engeln, an die Fünfzahl-Theras und trug ihnen das Lehrstück von der Umdrehung des Rades der Lehre vor [207]. Von ihnen gelangte der Thera Annakondanna [208], da er in der Erinnerung an die Unterweisung seine Einsicht betätigte, am Ende des Lehrstücks zusammen mit den achtzehn Kotis Brahma-Engeln zur Frucht der Bekehrung.

Der Meister, der dortselbst die Regenzeit verbrachte, blieb am nächsten Tage in dem Kloster sitzen, indem er den Thera Vappa ermahnte; die übrigen vier sammelten Almosen. Noch am Vormittage gelangte der Thera Vappa zur Frucht der Bekehrung. Auf eben dieselbe Weise befestigte er am folgenden Tage den Thera Bhaddiya, am folgenden Tage den Thera Mahanama und am nächsten Tage den Thera Assaji, sie alle in der Frucht der Bekehrung. Am fünften Tage dieser Monatshälfte versammelte er alle fünf Leute und erklärte ihnen das Anantalakkhana-Lehrstück [209]; am Ende der Unterweisung gelangten alle fünf Theras zur Frucht der Heiligkeit.

Anmerkungen

202.
Ein oft vorkommender Beiname Brahmas, der wahrscheinlich bedeutet „Herr der Wesen“.
203.
Gemeint sind die Regenten der verschiedenen Freudenhimmel: Sakka ist der Fürst des Himmels der dreiunddreißig Götter (Tavatimsa-Himmel).
204.
Der erste Lehrer Buddhas im Asketenwesen, wie Uddaka der zweite war. Vgl. oben Kapitel 2.7.
205.
Die so genannten Pancavaggiya-Mönche unter Leitung des Kondanna; vgl. oben Anm. 137 und 163a.
206.
Eine Einsiedelei in dem Wildpark bei Benares.
207.
Damit ist die erste Predigt Buddhas gemeint; im Pali Dhammacakkapavattana-Sutta, Mahavagga I, 6; „Leben des Buddha“, S. 81 ff.
208.
D. h. „der Erkenntnis-Kondanna“.
209.
Dies Lehrstück, das Anatta- (nicht Ananta-, wie im Text steht) lakkhana-Sutta, ist die zweite Predigt Buddhas („Leben des Buddha“, S. 86 ff.). Es beweist, dass der Körper usw. nicht das Selbst sei. Auch erwähnt im Jataka 469.
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