„Wenn einer nicht zum Guten taugt“
[§A]Dies erzählte der Meister in einem Kosala-Dorfe mit Beziehung auf einen Gartenzerstörer. Als nämlich der Meister im Lande Kosala seinen Almosengang machte, gelangte er in irgendein Dorf. Dort lud ein Gutsbesitzer den Vollendeten ein, ließ ihn in seinem Garten sich niedersetzen, und als er dann der Mönchsgemeinde mit Buddha, ihrem Haupte, das Almosen gereicht hatte, sprach er: „Herr, gehet nach Belieben in diesem Garten herum“. Darauf erhoben sich die Mönche und gingen mit dem Gartenwächter im Garten herum; da sahen sie eine unbewachsene Stelle und fragten den Gartenwächter: „Laienbruder, dieser Garten hat sonst dichten Schatten, an diesem Fleck aber ist kein Baum noch Strauch; was ist die Ursache davon?“ Der Wächter erwiderte: „Herr, als dieser Garten gepflanzt wurde, riss ein Dorfknabe, als er die Pflanzen begoss, an dieser Stelle die jungen Bäumchen mit der Wurzel heraus und begoss sie mit Wasser nach der Größe der Wurzeln. Da wurden die jungen Bäumchen schlaff und starben ab; und aus diesem Grunde blieb diese Stelle unbewachsen.“
Als nun die Mönche zum Meister kamen, teilten sie ihm die Sache mit. Darauf sprach der Meister: „Ihr Mönche, nicht nur jetzt war dieser Dorfknabe ein Gartenzerstörer, sondern auch schon früher war er ein Gartenzerstörer.“ Und nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.
Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, rief man zu Benares das Nakkhatta [1] aus. Von dem Augenblick aber, wo der Ton des Nakkhatta-Tamtams erschallte, dachten alle Stadtbewohner nur noch an das Nakkhatta-Fest. Damals nun wohnten im königlichen Parke viele Affen. Da dachte der Parkwächter: „In der Stadt ist das Nakkhatta ausgerufen worden; ich werde den Affen sagen, sie sollen Wasser gießen, und selbst das Nakkhatta feiern.“ Und er ging zu dem Ältesten der Affen hin und sprach: „Lieber Affenältester, dieser Park nützt euch viel, denn ihr verzehrt hier Blumen, Früchte und junge Sprossen. In der Stadt aber ist das Nakkhatta ausgerufen und ich möchte das Nakkhatta feiern. Könnt ihr deshalb, bis ich zurückkehre, in diesem Parke die jungen Bäumchen mit Wasser begießen?“ Jener erwiderte: „Gut, ich werde sie begießen.“ „Seid also eifrig“, sagte der Parkwächter, gab ihnen zum Gießen Lederschläuche und hölzerne Wassergefäße und ging davon. —
Die Affen nahmen die Lederschläuche und die hölzernen Wassergefäße und gossen Wasser auf die jungen Bäumchen. Da sprach der Affenälteste zu ihnen: „He, ihr Affen, ihr müsst das Wasser sparen. Wenn ihr auf die jungen Bäumchen Wasser gießt, dann reißt sie immer erst aus und betrachtet die Wurzel. Wenn die Wurzeln tief hinab reichen, dann gießt viel Wasser darauf, wenn sie nicht tief gehen, dann wenig; später werden wir schon wieder Wasser bekommen können.“ Sie stimmten zu mit dem Worte: „Gut“, und taten also.
In der Zeit sah ein weiser Mann im Parke des Königs, wie die Affen also taten, und er sprach: „He, ihr Affen, warum reißt ihr immer erst die jungen Bäumchen aus und gießt Wasser darauf nach der Größe der Wurzeln?“ Sie erwiderten: „So hat uns unser Affenältester zu tun ermahnt.“ Als er ihre Worte vernahm, bedachte er: „Ach fürwahr, wenn die Toren, die Unweisen etwas Nützliches tun wollen, dann tun sie nur Schädliches.“ Und darauf sprach er folgende Strophe:
Nachdem so der weise Mann mit dieser Strophe den Affenältesten getadelt hatte, verließ er mit seiner Begleitung den Park.
Nachdem der Meister mit den Worten: „Nicht nur jetzt, ihr Mönche, war dieser Dorfknabe ein Gartenzerstörer, sondern auch schon früher war er ein Gartenzerstörer“, diese Lehrunterweisung beschlossen hatte, stellte er die gegenseitigen Beziehungen fest und verband das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war der Affenälteste der Dorfknabe, der den Garten zerstörte; der weise Mann aber war ich.“
Ende der Erzählung von dem Gartenzerstörer