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J 106
{Sutta: J i 416|J 106|J 106} {Vaṇṇanā: atta. J 106|atta. J 106}
Die Erzählung von dem Wassertopf
106
Udancani-Jataka (Udañcanījātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Fürwahr, nachdem im Glück ich lebte

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf die Verlockung durch ein törichtes Mädchen.

[§D]

Die Begebenheit wird im dreizehnten Buche im Cullanaradakassapa-Jātaka [1] erzählt werden.

Als aber der Meister den Mönch gefragt hatte: „Ist es wahr, Mönch, dass du unzufrieden bist?“, und zur Antwort erhielt: „Es ist wahr, Erhabener“, fragte er weiter: „An was hast du dein Herz gefesselt?“ Jener erwiderte: „An ein törichtes Mädchen.“ Darauf sprach der Meister zu ihm: „O Mönch, diese verursacht dir Nachteil; auch früher schon hast du durch sie deine Tugend verloren und in Unruhe gelebt, bis du durch Weise dein Glück wiederfandest.“ Und nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte usw.

[§D]

Die ganze Begebenheit aus der Vergangenheit wird ebenfalls im Cullanaradakassapa-Jātaka erzählt werden.

Damals aber kam der Bodhisattva mit Früchten zurück, öffnete die Laubhütte und sprach zu seinem Sohne Cullatapasa [2]: „Lieber, du holst an den anderen Tagen Holz, du holst Wasser zum Genießen und machst Feuer; warum aber tust du heute nicht eines davon, sondern sitzest da mürrisch aussehend und betrübt?“ Er antwortete: „Vater, als Ihr weggegangen waret wegen der Waldfrüchte, kam ein Weib und versuchte, mich zu verführen und mit sich zu nehmen. Ich aber ging nicht mit, da ich dachte: ‘Von Euch weggeschickt will ich fortgehen’; sondern ich ließ sie an dem und dem Orte sich niedersetzen und kehrte zurück. Jetzt will ich gehen, Vater.“ Da der Bodhisattva merkte, man könne ihn nicht zurückhalten, sprach er: „Gehe also, Lieber. Wenn sie dich aber weggeführt hat und Lust bekommt, Fisch oder Fleisch usw. zu essen, oder wenn sie nach zerlassener Butter, Salz, Reiskörnern u. dgl. verlangt, dann wird sie dich ermüden, indem sie sagt: ‘Hole dies und das!’ Dann wirst du dich an mein Gefolge erinnern, davon laufen und hierher zurückkommen.“ Mit diesen Worten entließ er ihn.

Jener aber begab sich mit dem Weibe nach dem Bereiche der Menschen. Als sie ihn aber in ihr Haus geführt hatte, sagte sie: „Hole Fleisch, hole Fisch!“, und ließ ihn herbeiholen, was immer sie verlangte. Da dachte er: „Dies Weib belästigt mich, als ob sie mich zu ihrem Sklaven oder zu ihrem Aufwärter gemacht hätte“; und er lief davon, begab sich zu seinem Vater und sprach, nachdem er seinen Vater begrüßt hatte, stehend folgende Strophe:

[§1] „Fürwahr, nachdem im Glück ich lebte,
quält sie mich wie ein Wassertopf;
die Diebin, die mein Weib sich nennt,
verlangt nun Öl und Salz von mir.“

Der Bodhisattva aber tröstete ihn und sprach: „Gut, Lieber; komm, betätige du die Liebe, betätige das Mitleid.“ Und er verkündete ihm die vier Vollendungen [3] und die Mittel zur Erreichung der Ekstase. Kurze Zeit darauf aber erlangte jener die Erkenntnisse und die Vollkommenheiten; und nachdem er die Vollendungen betätigt, wurde er mit seinem Vater zusammen im Brahma-Himmel wiedergeboren.

[§C]

Nachdem der Meister diese Lehrunterweisung beendigt und die Wahrheiten verkündet hatte, verband er das Jātaka mit folgenden Worten (Am Ende der Verkündigung von den Wahrheiten aber gelangte jener Mönch zur Frucht der Bekehrung): „Das damalige törichte Madchen ist auch das jetzige törichte Mädchen, Cullatapasa war der unzufriedene Mönch, der Vater aber war ich.“

Ende der Erzählung von dem Wassertopf

Anmerkungen:

1.
Dies ist das 477. Jātaka.
2.
Auf deutsch: „der kleine Asket“.
3.
Diese Vollendungen (pali „brahmavihara“), die sich auf die Güte gegen alles Lebende beziehen, sind zu unterscheiden von den acht Vollkommenheiten (pali „samapatti“), welche die verschiedenen Stufen der Ekstase umfassen. Vgl. S. 191, Anm. 1 (nicht identifiziert) und Jātaka 10 Anm. 3.
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