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J 105
{Sutta: J i 415|J 105|J 105} {Vaṇṇanā: atta. J 105|atta. J 105}
Die Erzählung von dem dürren Holz
105
Dubbalakattha-Jataka (Dubbalakaṭṭhajātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Viel dürres Holz ist hier im Wald

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf einen aufgeregten Mönch. Dieser nämlich, ein Einwohner von Savatthi, ein Sohn aus guter Familie, hatte die Predigt gehört und war Mönch geworden. Aber er war von Todesfurcht erfüllt; bei Tage und bei Nacht, sobald er das Rauschen des Windes oder das Herabfallen eines trockenen Holzes oder den Schrei von Vögeln oder vierfüßigen Tieren hörte, wurde er von Todesfurcht erfasst, stieß einen lauten Schrei aus und lief davon. Er dachte nämlich nicht darüber nach, dass er sterben müsse; wenn er erkannt hätte, dass er sterben müsse, hätte er sich nicht vor dem Tode gefürchtet. Da er aber den Betrachtungsstoff des Nachdenkens über den Tod sich nicht vor Augen stellte, fürchtete er sich.

Es wurde aber unter der Mönchsgemeinde bekannt, dass er sich vor dem Tode fürchte. Eines Tages nun begannen die Mönche in der Lehrhalle folgendes Gespräch: „Freund, der Mönch so und so ist voll Angst vor dem Tod, er fürchtet sich vor dem Tode; der Mönch aber muss sich den Betrachtungsstoff des Nachdenkens über den Tod, ‘Gewiss muss ich sterben’, vor Augen stellen.“ Da kam der Meister und fragte: „Zu welcher Unterhaltung, ihr Mönche, habt ihr euch jetzt hier niedergelassen?“ Als sie antworteten; „Zu der und der“, ließ er den Mönch rufen und fragte: „Ist es wahr, o Mönch, dass du voll Todesangst bist?“ Jener erwiderte: „Es ist wahr, Herr.“ Darauf sprach der Meister: „Ihr Mönche, seid darum nicht unzufrieden mit diesem Mönche; er ist nicht nur jetzt voll Todesfurcht, sondern auch schon früher fürchtete er den Tod.“ Und nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, hatte der Bodhisattva im Himalaya als eine Baumgottheit seine Wiedergeburt genommen. Zu dieser Zeit hatte der König von Benares seinen Leibelefanten Elefantenlehrern übergeben, um ihn das Stillstehen zu lehren. Die Leute banden ihn fest an einen Pfosten, umringten ihn dann mit Lanzen in der Hand und wollten ihn so zum Stillstehen bringen. Während aber dies mit ihm vorgenommen wurde, konnte er die Schmerzen nicht ertragen, sondern er zerbrach den Pfosten, trieb die Leute in die Flucht und flüchtete nach dem Himalaya. Da ihn die Leute nicht zu fangen vermochten, kehrten sie wieder um. —

Darauf wurde er mit Todesangst erfüllt; wenn er den Laut des Windes vernahm, lief er zitternd, von Todesfurcht erfasst, den Rüssel schwenkend, rasch davon. Es war wie damals, als er an den Pfosten gebunden war und das Stillstehen lernen sollte. Ohne ein körperliches oder geistiges Vergnügen zu empfinden, lebte er in Angst.

Als ihn die Baumgottheit sah, sprach sie, in der Gabelung des Baumes stehend, folgende Strophe:

[§1] „Viel dürres Holz ist hier im Wald, das abgebrochen wird vom Wind; wenn davor du dich fürchtest, wirst du mager werden, Elefant.“

So gab ihm die Gottheit eine Ermahnung. Er aber war von da ab frei von Furcht.

[§C]

Nachdem der Meister diese Lehrunterweisung beendigt und die Wahrheiten verkündigt hatte, verband er das Jātaka mit folgenden Worten (Am Ende der Verkündigung von den Wahrheiten gelangte der Mönch zur Frucht der Bekehrung): „Damals war der Elefant dieser Mönch, die Baumgottheit aber war ich.“

Ende der Erzählung vom dürren Holze

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