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J 165
{Sutta: J ii 053|J 165|J 165} {Vaṇṇanā: atta. J 165|atta. J 165}
Die Erzählung von dem Ichneumon
165
Nakula-Jataka (Nakulajātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Nachdem du mit dem Feind dich eintest

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf den Streit von Kriegsleuten.

[§D]

Die Begebenheit gleicht der oben im Uraga-Jātaka [1] erzählten.

Nachdem auch hier der Meister gesagt hatte: „Nicht nur jetzt, ihr Mönche, habe ich diese beiden Mächtigen einträchtig gemacht, sondern auch früher schon machte ich sie einträchtig“, erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, nahm der Bodhisattva in einem Dörfchen in einer Brahmanenfamilie seine Wiedergeburt. Als er herangewachsen war und zu Takkasilā alle Künste erlernt hatte, gab er das Wohnen im Hause auf und vollführte die Weltflucht der Weisen. Er erlangte die Erkenntnisse und die Vollkommenheiten und wohnte im Himalaya-Gebirge, indem er sich von den Wurzeln und Früchten des Waldes nährte, die er beim Umherwandeln auflas.

Am Ende von seinem Wandelgang [2] wohnte in einem Ameisenhaufen ein Ichneumon und in dessen Nähe hatte eine Schlange in einer Baumhöhle ihren Aufenthalt. Diese beiden, die Schlange und das Ichneumon, hatten beständig Streit miteinander. Der Bodhisattva setzte ihnen den Nachteil auseinander, der im Streite liege, und den Nutzen der Liebesbetätigung; und er ermahnte sie mit den Worten: „Man soll nicht streiten, sondern in Eintracht leben.“ Dadurch machte er die beiden einträchtig.

Als nun einmal die Schlange sich entfernt hatte, legte das Ichneumon am Ende des Wandelganges an die Öffnung der Höhle im Ameisenhaufen seinen Kopf, legte sich mit offenem Munde hin und fiel, während es ein- und ausatmete, in Schlaf. Als der Bodhisattva es in dieser Stellung schlafen sah, fragte er: „Warum bist du in Furcht?“, und sprach folgende erste Strophe:

[§1] „Nachdem du mit dem Feind dich eintest, er eientschlüpft, du leibgeboren, liegst du jetzt da mit offnen Zähnen; warum bist du in Furcht geraten?“

Als das Ichneumon so vom Bodhisattva gefragt wurde, antwortete es: „Edler, ein Feind ist nicht zu verachten, sondern immer zu fürchten“, und sprach folgende zweite Strophe:

[§2] „Misstrauet immer einem Feind; auch einem Freund ich nicht vertrau. Vor nicht zu Fürchtendem entsteht doch Furcht und schneid't die Wurzeln ab [3].“

Der Bodhisattva ermahnte es darauf mit folgenden Worten: „Fürchte dich nicht! Ich habe es so gemacht, dass die Schlange dich nicht verrät. Setze von nun an keinen Zweifel mehr darein!“ Und nachdem er die vier Vollendungen betätigt, gelangte er in die Brahma-Welt. Auch die anderen gelangten an den Ort ihrer Verdienste.

[§C]

Nachdem der Meister diese Lehrunterweisung beschlossen, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals waren die Schlange und das Ichneumon diese beiden Mächtigen, der Asket aber war ich.“

Ende der Erzählung vom Ichneumon

Anmerkungen:

1.
Dies ist das oben abgedruckte Jātaka 154 „Die Erzählung von der Schlange“.
2.
Damit ist selbstverständlich hier nicht wie bei einem Kloster ein gedeckter Gang gemeint, sondern ein bestimmtes Stück Weges, wo der Asket bei seinen Spaziergängen auf und ab ging.
3.
Der Sinn der Strophe ist nicht ganz klar und wird auch durch den wie gewöhnlich sich anschließenden Kommentar nicht deutlicher.
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