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J 183
{Sutta: J ii 097|J 183|J 183} {Vaṇṇanā: atta. J 183|atta. J 183}
Die Erzählung von dem trüben Wasser
183
Valodaka-Jataka (Vālodakajātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Da sie das trübe, unschmackhafte Wasser

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf fünfhundert Leute, die sich von Überbleibseln nährten. Zu Savatthi nämlich hatten fünfhundert Laienbrüder die Sorge um das Haus ihren Frauen und Kindern übergeben und blieben zusammen, indem sie die Lehre des Meisters hörten. Von ihnen waren einige bekehrt, einige einmalzurückkehrend, einige nichtzurückkehrend; kein einziger war von weltlicher Gesinnung. Wenn der Meister eingeladen wurde, schloss man auch die Laienbrüder bei der Einladung mit ein. — Sie hatten aber junge Aufwärter, fünfhundert an Zahl, die ihnen Zahnstocher, Mundwasser, Wohlgerüche und Kränze brachten; diese nährten sich von den Überbleibseln ihrer Mahlzeit. Nachdem sie gefrühstückt hatten, schliefen sie; dann standen sie auf, gingen an den Aciravati-Fluss und trieben laut schreiend das Malla-Kampfspiel [1]. Die fünfhundert Laienbrüder aber machten wenig Lärm, wenig Geräusch und beobachteten die Zurückgezogenheit.

Als der Meister den Lärm von jenen hörte, fragte er den Thera Ananda: „Was ist das für ein Lärm?“ Als dieser antworte: „Es ist der Lärm derer, die sich von den Überbleibseln ernähren“, sprach der Meister: „Nicht nur jetzt schreien diese Resteverzehrer so, nachdem sie die Überbleibsel des Mahles verzehrt haben, sondern auch früher schrien sie; und jene Laienbrüder sitzen nicht nur jetzt ruhig da, sondern auch früher schon saßen sie so da.“ Und darauf erzählte er, vom dem Thera gebeten, folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, nahm der Bodhisattva in einer Ministerfamilie seine Wiedergeburt und wurde, als er herangewachsen war, der Ratgeber des Königs in den weltlichen Dingen und in den Tugenden. — Zu einer Zeit nun hörte der König: „Das Grenzland ist in Aufruhr.“ Er ließ fünfhundert Sindhu-Rosse anschirren und zog mit seinem aus vier Teilen [2] bestehenden Heere aus. Nachdem er das Grenzland unterworfen, kehrte er nach Benares zurück und traf folgende Anordnung: „Die Sindhu-Rosse sind ermüdet; gebt ihnen wohlschmeckenden Weinbeerentrank.“ Nachdem die Sindhu-Rosse den wohlriechenden Trank genossen, gingen sie in den Pferdestall und jedes stellte sich an seinen Platz.

Von dem Tranke aber, den sie erhalten, war noch etwas übrig von geringem Wohlgeschmack, sehr unschmackhaft. Die Leute fragten den König: „Was sollen wir damit machen?“ Der König antwortete: „Vermischt es mit Wasser, seiht es durch Fliegentücher und gebt es dann den Eseln, die das Futter für die Sindhu-Rosse trugen.“ Und er ließ es den Eseln geben. Als aber die Esel das unschmackhafte Wasser getrunken hatten, wurden sie berauscht und blieben laut schreiend im Hofe des Königs. Der König öffnete sein großes Fenster und sprach, zum Hofe hinabschauend, zu dem neben ihm stehenden Bodhisattva: „Sieh, diese Esel, die das unschmackhafte Wasser getrunken, sind davon berauscht geworden und springen laut schreiend umher. Die Sindhu-Rosse aber, die aus der Sindhu-Familie stammen, sitzen ruhig da, nachdem sie ihren wohlriechenden Trank genossen, und verursachen keine Belästigung. Was ist daran schuld?“ Und indem er so fragte, sprach er folgende erste Strophe:

[§1] „Da sie das trübe, unschmackhafte Wasser getrunken, wurden sie berauscht, die Esel; doch bei den Sindhu-Rossen, die genossen den starken Trank, kann man vom Rausch nichts merken.“

Darauf sprach, um die Ursache hiervon zu verkünden, der Bodhisattva folgende zweite Strophe:

[§2] „Wenn wenig auch nur trinkt, wer niedren Stammes, so wird er, Völkerfürst, davon berauscht; doch der Ausdauernde von edler Abkunft wird nicht berauscht, auch wenn er Starkes trinkt.“

Als der König des Bodhisattva Wort vernommen, ließ er die Esel aus dem königlichen Hofe entfernen. Er beharrte bei dessen Ermahnungen und gelangte, nachdem er gute Werke wie Almosen Spenden u. dgl. verrichtet hatte, an den Ort seiner Verdienste.

[§C]

Nachdem der Meister diese Lehrunterweisung beendigt hatte, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals waren die fünfhundert Esel diese Leute, welche die Überbleibsel verzehren, die fünfhundert Sindhu-Rosse waren diese Laienbrüder, der König war Ananda, der weise Minister aber war ich.“

Ende der Erzählung von dem trüben Wasser

Anmerkungen:

1.
Das Volk der Mallas war wegen seiner Kampflust berühmt.
2.
Nämlich aus Elefanten, Wagen, Reitern und Fußvolk.
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