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J 191
{Sutta: J ii 115|J 191|J 191} {Vaṇṇanā: atta. J 191|atta. J 191}
Die Erzählung von Ruhaka
191
Ruhaka-Jataka (Ruhakajātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

5. Ruhakavaggo

Auch die zerrissne Bogensehne

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf die Verführung durch die frühere Frau.

[§D]

Die Geschichte wird im achten Buche im Indriya-Jātaka [1] berichtet werden.

Der Meister aber sprach zu dem Mönche: „Dies Weib ist schädlich für dich, o Mönch; auch früher schon beschämte sie dich inmitten einer Versammlung in Gegenwart des Königs und brachte dich dahin, dass du sie aus dem Hause triebst.“ Und er erzählte folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, nahm der Bodhisattva im Schoße von dessen erster Gemahlin seine Wiedergeburt. Als er herangewachsen war, bestieg er nach dem Tode seines Vaters den Thron und führte in Gerechtigkeit die Regierung. — Er hatte einen Hauspriester namens Ruhaka; dessen Gemahlin war eine alte Brahmanin.

Nun schenkte einmal der König dem Brahmanen ein mit schönem Zaumzeug geschmücktes Pferd. Dieser bestieg das Pferd und ritt fort, um dem Könige seine Aufwartung zu machen. Als aber die Leute sahen, wie er auf dem Rücken des geschmückten Rosses sitzend daherkam, blieben sie allenthalben stehen und lobten das Pferd, indem sie sagten: „Seht die Schönheit des Pferdes; wie prächtig ist das Pferd!“ — Als der Brahmane nach Hause kam, stieg er in seinen Palast hinauf und sprach zu seiner Frau: „Liebe, unser Pferd ist über die Maßen schön. Auf beiden Seiten der Straße blieben die Leute stehen und rühmten immer unser Pferd.“

Die Brahmanin aber war etwas falsch und verdorben von Natur. Darum sprach sie zu ihm folgendermaßen: „Edler, du kennst nicht den Grund, warum das Pferd so prächtig ist. Dies Pferd ist schön infolge seines verzierten Zaumzeuges. Wenn du Lust hast, dich auch so auszuzeichnen wie das Pferd, so schmücke dich mit dem Pferdezaumzeug, gehe auf die Straße hinab, setze die Füße wie ein Pferd und suche so den König auf. Dann wird der König dich preisen und die Leute werden dich auch preisen.“ Als der verblendete Brahmane ihre Worte hörte, merkte er nicht, aus welchem Grunde sie so sprach; und er nahm den Gedanken an und tat also. Wer ihn aber sah, der brach in ein Gelächter aus und sagte: „Der Lehrer zeichnet sich aus.“ Der König aber beschämte ihn, indem er zu ihm sprach: „Wie, o Lehrer, ist deine Galle erregt? Du bist ja verrückt geworden“, und anderes mehr.

Da schämte sich der Brahmane, dass er etwas Unpassendes getan, und voll Zorn über seine Brahmanin dachte er: „Durch sie bin ich inmitten der Versammlung, der auch der König anwohnte, beschämt worden; ich werde sie schlagen und verstoßen.“ Und er ging nach Hause. — Als die verräterische Brahmanin merkte, dass er voll Zorn zurückkehre, verließ sie rasch durch ein Türchen das Haus, flüchtete in den königlichen Palast und blieb vier oder fünf Tage dort.

Als der König diese Begebenheit erfuhr, ließ er den Hauspriester zu sich rufen und sagte: „O Lehrer, das weibliche Geschlecht sündigt immer; du musst der Brahmanin verzeihen.“ Und um ihn auszusöhnen, sprach er folgende erste Strophe:

[§1] „Auch die zerrissne Bogensehne wird ausgebessert, Ruhaka. Versöhne dich mit deiner Alten und gib dich nicht dem Zorne hin.“

Als aber Ruhaka dies hörte, sprach er folgende zweite Strophe:

[§2] „Wenn junger Bast [2] vorhanden ist und solche, die sich drauf verstehn, ziehn wir'ne neue Sehne auf; genug hab ich von meiner Alten.“

Nach diesen Worten verstieß er jene und führte eine andere Brahmanin heim.

[§C]

Nachdem der Meister diese Lehrunterweisung beschlossen und die Wahrheiten verkündigt hatte, verband er das Jātaka mit folgenden Worten (am Ende der Verkündigung der Wahrheiten aber gelangte der unzufriedene Mönch zur Frucht der Bekehrung): „Die damalige Alte war die frühere Frau, Ruhaka war der unzufriedene Mönch, der König von Benares aber war ich.“

Ende der Erzählung von Ruhaka

Anmerkungen:

1.
Dies ist das 423. Jātaka.
2.
Das verdorbene „marudvasu“ des Textes ist von Rouse zu dem auch in das Metrum besser passenden „mudusu“ emendiert worden, das auch eine Handschrift des Kommentars enthält.
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