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J 229
{Sutta: J ii 217|J 229|J 229} {Vaṇṇanā: atta. J 229|atta. J 229}
Die Erzählung von Palayi
229
Palayi-Jataka (Palāyitajātakaṃ) [1]
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Mit Elefantenwolken

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf den Bettelmönch Palayi. Dieser durchzog nämlich den ganzen Jambu-Erdteil, um zu disputieren. Als er keinen Gegner fand, kam er auch allmählich nach Savatthi. Hier fragte er die Leute: „Gibt es hier jemand, der im Stande wäre, mit mir zu disputieren?“ Darauf schilderten ihm die Leute die Buddhavorzüge, indem sie sagten: „Mit tausend Leuten, wie du einer bist, eine Disputation zu halten, ist der große Gotama im Stande, der alles Wissende, der Höchste der Menschen. Er ist der Herr der Wahrheit, der Zerschmetterer seiner Gegner. Auf dem ganzen Jambu-Erdteil ist niemand im Stande, ihm, dem Erhabenen, zu widersprechen und ihn zu überwinden. Wie Wellen am Strande aufschlagen, so werden alle Disputierer zermalmt, wenn sie an ihn herankommen [2].“

Der Bettelmönch fragte nun: „Wo weilt dieser Mann jetzt?“ Als er vernahm: „Im Jetavana“, dachte er: „Jetzt werde ich ihn in eine Disputation verwickeln.“ Umgeben von einer großen Menge Volkes begab er sich nach dem Jetavana. Da sah er den vom Prinzen Jeta [3] mit einer Ausgabe von neunzig Millionen hergestellten Torerker des Jetavanaklosters und fragte: „Ist dieser Palast die Wohnung des Asketen Gotama?“ Als er vernahm: „Dies ist nur dessen Torerker“, dachte er: „Der Torerker ist schon derartig; wie wird erst sein Wohnhaus sein?“ Da hörte er: „Sein duftendes Gemach ist unschätzbar.“ Jetzt dachte er: „Wer kann mit einem solchen Asketen einen Wettstreit unternehmen?“, und machte sich davon.

Die Leute schrien laut vor Freude und gingen in das Jetavana hinein. Als der Meister sie fragte: „Warum kommt ihr zur Unzeit?“, erzählten sie ihm diese Begebenheit. Darauf sprach der Meister: „Nicht nur jetzt, ihr Laienbrüder, sondern auch schon früher entfloh dieser, als er nur den Torerker meines Palastes sah.“ Nach diesen Worten erzählte er auf ihre Bitte folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Ehedem regierte im Reiche Gandhara zu Takkasilā der Bodhisattva, zu Benares Brahmadatta. Dieser wollte Takkasilā erobern; daher zog er mit einem großen Heere aus und machte unweit der Stadt Halt. Er verteilte sein Heer, indem er sagte: „Auf diesem Wege schickt die Elefanten aus, hier die Rosse, hier die Wagen, hier die Fußsoldaten. Wenn ihr an eure Plätze gelaufen seid, so schießt mit euren Waffen. Entsendet einen Pfeilregen so dicht wie der Regen, der aus den Wolken kommt.“ Und er sprach folgendes Strophenpaar:

[§1] „Mit Elefantenwolken, mit Kränzen edler Rosse, mit Wagen wie mit Wogen, mit Pfeilen, dicht wie Regen, mit Männern, die die Schwerter fest und gewaltig schwingen, sei jetzt von allen Seiten Takkasilā umgeben. [§2] So laufet jetzt und stürzet darauf los, lasst allenthalben Elefanten schreien! Lasst heute Lärm erschallen, gleich dem Donner, wenn aus den Wasserwolken zuckt der Blitz.“

So rief der König und verteilte sein Heer. — Doch als er in die Nähe des Stadttores kam und den Torerker sah, fragte er: „Ist dies die Wohnung des Königs?“ Als er zur Antwort erhielt: „Dies ist der Erker des Stadttores“, dachte er: „Der Erker des Stadttores ist schon derartig; wie wird da der Palast des Königs sein?“ Da hörte er: „Er gleicht dem Vejayanta-Palast [4].“ Jetzt dachte er: „Mit einem so mit Herrlichkeit ausgerüsteten König werden wir nicht kämpfen können.“ Nachdem er nur den Torerker gesehen, kehrte er schon um, machte sich davon und kehrte nach Benares zurück.

Nachdem der Meister diese Unterweisung beschlossen, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war der König von Benares der Bettelmönch Palayi, der König von Takkasilā aber war ich.“

Ende der Erzählung von Palayi

Anmerkungen:

1.
Der Name bedeutet „Ausreißer“. Das Jātaka hat jedenfalls seine Benennung daher, dass darin von einem Ausreißer die Rede ist.
2.
Wörtlich: „wenn sie an die Wurzel seiner Füße kommen.“ Rouse übersetzt: „break against his feet.“
3.
Vgl. „Leben des Buddha“, S. 147.
4.
So heißt der Palast Indras. Der Name bedeutet „Siegerpalast“; vgl. Jātaka 31 Anm. 21.
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