[reload all]
[simple read]

J 243
{Sutta: J ii 252|J 243|J 243} {Vaṇṇanā: atta. J 243|atta. J 243}
Die Erzählung von Guttila
243
Guttila-Jataka (Guttilajātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Die sieben süßen Lautensaiten

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Veluvana verweilte, mit Beziehung auf Devadatta. — Zu einer Zeit nämlich sprachen die Mönche zu Devadatta: „Freund Devadatta, der völlig Erleuchtete ist dein Lehrer. Du hast durch den völlig Erleuchteten die drei Pitakas [1] erlernt und die vier Stufen der Ekstase erreicht. Es ziemt sich nicht, der Feind seines Lehrers zu werden.“ Devadatta aber verleugnete seinen Meister, indem er sagte: „Warum soll aber der Asket Gotama [2] mein Lehrer sein? Habe ich nicht durch eigne Kraft die drei Pitakas erlernt und die vier Stufen der Ekstase erreicht?“

Die Mönche begannen darauf in der Lehrhalle folgendes Gespräch: „Freund, Devadatta hat seinen Lehrer verleugnet, ist zum Feind des völlig Erleuchteten geworden und dadurch in großes Unheil gestürzt.“ Da kam der Meister und fragte: „Zu welcher Unterhaltung, ihr Mönche, habt ihr euch jetzt hier niedergelassen?“ Als sie antworteten: „Zu der und der“, sprach er: „Nicht nur jetzt, ihr Mönche, ist Devadatta, da er seinen Lehrer verleugnete und mein Feind wurde, in großes Unheil geraten, sondern auch früher schon ging es ihm so.“ Nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, nahm der Bodhisattva in einer Musikantenfamilie seine Wiedergeburt. Man gab ihm den Namen „Prinz Guttila“ [Guttilakumara]. Nachdem er herangewachsen und zur Vollendung in der Musik gelangt war, war er unter dem Namen „der Musiker Guttila“ [Guttilagandhabba] der hervorragendste Musiker auf dem ganzen Jambu-Erdteil. Er führte keine Frau heim, sondern ernährte seine blinden Eltern.

Damals kamen einmal Kaufleute, die zu Benares wohnten, auf ihrer Handelsreise nach Ujjenī [1], wo gerade ein Fest ausgerufen wurde. Sie steuerten nach Gutdünken zusammen und versammelten sich, mit Kränzen, Salben und wohlriechenden Substanzen sowie mit fester und flüssiger Speise versehen, auf dem Festplatze. Hier sagten sie: „Gebt einem Musikanten Geld und bringt ihn herbei.“

Zu der Zeit war zu Ujjeni ein Mann namens Musila der beste Musiker. Diesen ließen sie rufen und machten ihn zu ihrem Musikanten. Der Lautenspieler Musila nun stimmte seine Laute auf die höchsten Töne und spielte. Da die anderen aber an das Spiel des Musikers Guttila gewöhnt waren, klang ihnen Musilas Spiel wie das Kratzen auf einer Matte und auch nicht ein einziger zeigte sich erfreut darüber. Als sie keine Befriedigung zeigten, dachte Musila: „Ich spiele mit zu straff gespannten Seiten, glaube ich.“ Er stimmte daher seine Laute auf die mittleren Töne und spielte in mittlerer Höhe. Aber auch jetzt blieben jene gleichgültig. Nun dachte Musila: „Diese Leute verstehen nichts, glaube ich“; und indem er sich stellte, als könne er selbst nichts, spielte er auf den losen Saiten. Aber auch jetzt sagten sie nichts.

Darauf sprach Musila zu ihnen: „Holla, ihr Kaufleute, warum seid ihr nicht befriedigt über mein Lautenspiel?“ Sie antworteten: „Wie, du hast Laute gespielt? Wir dachten, du stimmtest nur deine Laute!“ Musila entgegnete: „Kennt ihr denn einen Lehrer, der vorzüglicher ist als ich, oder seid ihr nicht befriedigt, weil ihr es nicht versteht?“ Die Kaufleute erwiderten: „Denen, die zu Benares vorher das Lautenspiel des Musikers Guttila gehört, kommt dein Lautenspiel vor wie die Stimme von Frauen, die ihre Kinder beruhigen.“ Darauf sagte Musila: „Wohlan, so nehmt euren Lohn zurück, den ihr mir gegeben; ich verlange nicht danach. Wenn ihr aber nach Benares zurückkehrt, so nehmt mich mit auf eurem Wege.“ Jene gaben mit dem Worte: „Gut“, ihre Zustimmung; und als sie fortzogen, nahmen sie ihn nach Benares mit. Hier zeigten sie ihm die Wohnung des Guttila und begaben sich dann in ihre Behausung.

Musila aber ging in das Haus des Bodhisattva hinein. Hier sah er die edle Laute des Bodhisattva aufgehängt; er nahm sie herab und begann zu spielen. Da sagten die Eltern des Bodhisattva, die ihn infolge ihrer Blindheit nicht sahen: „Es scheint, dass Mäuse die Laute benagen. Seh, seh! Ratten benagen die Laute.“ Jetzt legte Musila die Laute weg, begrüßte die Eltern des Bodhisattva und antwortete auf ihre Frage, woher er komme: „Ich komme von Ujjeni, um bei dem Lehrer die Kunst zu erlernen.“ Sie sagten: „Gut“, und erwiderten auf seine Frage, wo der Lehrer sei: „Er ist abwesend, Lieber; heute noch wird er zurückkehren.“

Als er dies vernommen, setzte er sich dort nieder; und als er den Bodhisattva kommen sah, begann er eine liebenswürdige Unterhaltung mit ihm und teilte ihm den Grund seines Kommens mit. Der Bodhisattva aber verstand sich auf die Vorzeichen [4]; er merkte, dass dies kein guter Mensch sei, und wies ihn zurück mit den Worten: „Gehe, Freund, die Kunst ist nicht für dich.“ Jener aber umfasste die Füße der Eltern, gewann sie für sich als Hilfe und bat sie: „Veranlasst ihn, dass er mich die Kunst lehrt.“ Als nun der Bodhisattva immer wieder von seinen Eltern darum gebeten wurde, musste er ihnen nachgeben und lehrte jenen seine Kunst.

Jener ging mit dem Bodhisattva zusammen nach dem Palaste des Königs. Als der König ihn sah, fragte er: „Wer ist dies, Meister?“ „Es ist mein Schüler, o Großkönig“, war die Antwort. Nach und nach aber wurde er mit dem Könige vertraut. Der Bodhisattva aber lehrte ihn nicht nur einen Teil seiner Kunst [5], sondern die ganze Kunst, so weit er sie selbst kannte; dann sprach er: „Mein Lieber, du hast jetzt die Kunst zu Ende gelernt.“ Der andre dachte bei sich: „Ich kenne jetzt genau die Kunst. Diese Stadt Benares ist die erste Stadt auf dem ganzen Jambu-Erdteil; mein Lehrer aber ist hochbetagt. Es kommt mir zu, hier wohnen zu bleiben.“ Und er sprach zu seinem Lehrer: „Meister, ich möchte dem Könige dienen.“ Der Lehrer erwiderte: „Gut, mein Lieber; ich will es dem Könige sagen.“ Und er ging hin und meldete dem König: „Unser Schüler wünscht dem Herrscher zu dienen; bestimmt den ihm auszusetzenden Lohn.“ Der König antwortete: „Von dem Lohn, der Euch gegeben wird, soll er die Hälfte erhalten.“

Dies teilte der Bodhisattva Musila mit. Musila sagte: „Wenn ich ebensoviel wie Ihr erhalte, werde ich dem Könige dienen; wenn ich es nicht erhalte, werde ich ihm nicht dienen.“ „Warum?“ „Kenne ich nicht die ganze Kunst, die Ihr kennt?“ „Ja, du kennst sie.“ „Da es sich so verhält, warum gibt er mir nur die Hälfte?“ — Der Bodhisattva teilte dies dem Könige mit. Dieser sprach: „Wenn er im Stande ist, dieselbe Kunst zu zeigen wie Ihr, so soll er dasselbe erhalten.“ Der Bodhisattva meldete jenem die Worte des Königs, worauf er erwiderte: „Gut, ich werde es zeigen.“ Nachdem auch dies dem Könige mitgeteilt war, sagte dieser: „Gut, er soll es zeigen. An welchem Tage soll der Wettstreit sein?“ Der Bodhisattva erwiderte: „Von heute an am siebenten Tage soll er sein, o Großkönig“.

Darauf ließ der König Musila zu sich rufen und fragte ihn: „Ist es wahr, dass du dich mit deinem Lehrer in einen Wettstreit einlassen willst?“ Als jener antwortete: „Es ist wahr, Fürst“, fuhr jener fort: „Ein Kampf mit seinem Lehrer ziemt sich nicht; tue es nicht.“ Aber obwohl Musila davor gewarnt wurde, sagte er: „Es ist genug, o Großkönig; mein Wettstreit mit meinem Lehrer soll am siebenten Tage stattfinden. Wir werden sehen, was ein jeder kann.“ Der König gab mit dem Worte: „Gut“, seine Zustimmung und ließ durch Trommelschlag folgendes verkünden: „Von heute am siebenten Tage werden der Lehrer Guttila und sein Schüler Musila am Tore des Königs miteinander einen Wettstreit abhalten und ihre Kunst zeigen. Die Stadtbewohner mögen sich dazu versammeln und die Kunst beobachten.“

Nun dachte der Bodhisattva: „Dieser Musila ist jung und frisch; ich aber bin alt und kraftlos. Für einen Alten ist dies keine Tat. Denn wenn der Schüler besiegt wird, ist dies für ihn keine Auszeichnung; wenn aber der Schüler den Sieg davonträgt, so wäre es besser, anstatt der dadurch eintretenden Beschämung in den Wald zu gehen und dort zu sterben [6].“ Und er ging in den Wald hinein. Aus Todesfurcht kehrte er wieder zurück, aus Furcht vor Schande aber ging er wieder hinein.

Während er immer so hin und her ging, verstrichen sechs Tage. Das Gras verdorrte und es entstand ein Weg von seiner Fußspur. In diesem Augenblick wurde der Sitz des Sakka heiß. Als Sakka überlegte, erkannte er die Ursache und er dachte: „Der Musiker Guttila duldet um seines Schülers willen im Walde großes Leid; ich muss ihm helfen.“ Und er kam rasch herbei, trat vor den Bodhisattva hin und fragte: „Meister, warum bist du in den Wald gegangen?“ Als dieser fragte, wer er sei, antwortete er: „Ich bin Sakka.“ Darauf sagte der Bodhisattva zu ihm: „O Götterkönig, aus Furcht, von meinem Schüler besiegt zu werden, bin ich in den Wald gegangen.“ Und er sprach folgende erste Strophe [7]:

[§1] „Die sieben süßen Lautensaiten, die lehrte ich ihn lieblich schlagen. Jetzt schmäht er mich in dem Theater; sei du mein Schutz, o Kosiya [8].“

Als Sakka seine Worte vernommen, sagte er: „Fürchte dich nicht; ich bin dir Schutz und Schirm.“ Und er sprach folgende zweite Strophe:

[§2] „Ich will dir Zuflucht sein, mein Freund, ich bin es, der den Lehrer ehrt. Nicht wird besiegen dich dein Schüler; du wirst der Sieger sein, o Meister.“

Dann fuhr er fort: „Wenn du aber die Laute spielst, so reiße eine Saite ab und spiele auf den sechs anderen; aus deiner Laute wird doch ein deutlicher Klang kommen. Auch Musila wird eine Saite abreißen; aus seiner Laute wird aber kein Ton kommen und in diesem Augenblick wird er unterlegen sein. Wenn du aber merkst, dass er unterlegen ist, so reiße auch noch die zweite, die dritte, die vierte, die fünfte, die sechste und auch die siebente Saite ab und spiele auf dem bloßen Holz. Aus den Enden der abgerissenen Saiten wird der Klang hervordringen und das ganze zwölf Yojanas messende Benares durchdringen.“

Nach diesen Worten gab Sakka dem Bodhisattva drei verknotete Schnüre [9] und sprach zu ihm: „Wenn der Lautenklang die ganze Stadt durchdrungen hat, so wirf die erste verknotete Schnur in die Luft. Alsdann werden dreihundert Göttermädchen vor dir herabsteigen und tanzen. Während sie tanzen, wirf die zweite Schnur in die Luft; dann werden weitere dreihundert vom Himmel herabsteigen und vor deiner Laute tanzen. Darauf wirf die dritte Schnur, dann werden wieder dreihundert Huris herunterkommen und im Kreise des Theaters tanzen. Auch ich werde mit ihnen herabkommen. Gehe jetzt und fürchte dich nicht!“

Der Bodhisattva kam zur Zeit des Vormittags nach Hause. Am Tore des Königs errichtete man einen Pavillon und bereitete einen Sitz für den König. Der König stieg von seinem Palaste herab und ließ sich in dem geschmückten Pavillon inmitten des Thrones nieder. Zehntausend geschmückte Frauen sowie die Minister, Brahmanen, Reichsbewohner u. a. umgaben ihn. Sämtliche Bewohner der Stadt hatten sich versammelt. Im Hofe des Königs brachte man Reihen über Reihen, Polster über Polster an. — Nachdem der Bodhisattva sich gebadet und gesalbt und verschiedene äußerst wohlschmeckende Speisen genossen hatte, ließ er seine Laute nehmen und ließ sich auf dem für ihn hergerichteten Sitze nieder. Sakka kam mit unsichtbarem Körper herbei und stand in der Luft. Nur der Bodhisattva sah ihn. Auch Musila kam herbei und ließ sich auf seinem Sitze nieder. Viel Volks umgab die beiden.

Zu Anfang spielten die beiden ganz gleich. Die Volksmenge war befriedigt über das Spiel der beiden und stieß tausend Schreie der Bewunderung aus. Jetzt sagte Sakka in der Luft stehend, so dass ihn nur der Bodhisattva hören könnte: „Reiße eine Saite ab.“ Der Bodhisattva riss die Bienensaite [10] ab; obwohl sie aber abgerissen war, gab sie an ihrem Ende einen Ton von sich und es klang wie Göttermusik. Auch Musila riss eine Saite ab; aber aus ihr drang kein Ton hervor. Darauf riss der Lehrer die zweite und so fort bis zur siebenten Saite ab. Als er nun auf dem bloßen Holze spielte, durchdrang der Klang die ganze Stadt und blieb in der Luft. Da sah man tausend in die Höhe geworfene Gewänder und hörte tausend Schreie des Entzückens.

Jetzt warf der Bodhisattva die eine Schnur in die Luft; dreihundert Nymphen kamen vom Himmel herab und tanzten. Nachdem er so auch die zweite und die dritte Schnur geworfen, kamen im ganzen neunhundert Göttermädchen herab und tanzten, wie oben erwähnt. — In diesem Augenblick gab der König der Volksmenge einen Wink. Die Volksmenge erhob sich und sie schalten den Musila mit folgenden Worten: „Du täuschest dich, wenn du mit deinem Lehrer kämpfst und meinst, du könnest das Gleiche wie er. Du kennst nicht deine Beschränktheit.“ Und sie nahmen überall Steine und Knüttel, zerschmetterten Musila und brachten ihn so ums Leben. Darauf packten sie ihn an den Füßen und warfen ihn auf die Unratstätte. — Befriedigten Herzens gab der König dem Bodhisattva viel Geld, als wenn er Schätze regnen ließe, und dann die Stadtbewohner. —

Auch Sakka begann eine liebenswürdige Unterhaltung mit ihm und sprach: „Ich werde Mātali [11] einen mit tausend edlen Rossen bespannten Wagen nehmen lassen und zu dir schicken, du Weiser; besteige du den mit tausend Rossen bespannten Siegerwagen [Vejayanta] und komme in die Götterwelt.“ Nach diesen Worten entfernte er sich.

Als er aber zurückkehrte und sich auf seinem gelben Steinsitz niederließ, fragten ihn die Göttertöchter: „Wohin seid Ihr gegangen, großer König?“ Sakka erzählte ihnen genau die Begebenheit und schilderte die Tugend und die Vorzüge des Bodhisattva. Darauf sprachen die Göttertöchter: „O Großkönig, auch wir möchten den Lehrer sehen; bringe ihn hierher!“ Nun sagte Sakka zu Mātali: „Mein Lieber, die Göttermädchen möchten den Musiker Guttila sehen. Gehe hin, lasse ihn auf dem Siegerwagen Platz nehmen und bringe ihn hierher!“ Dieser erwiderte: „Gut“, und brachte den Bodhisattva herbei.

Nachdem Sakka mit dem Bodhisattva Worte des Grußes getauscht hatte, sprach er: „Die Göttermädchen möchten dich gerne hören, Meister.“ Der Bodhisattva entgegnete: „Wir Musiker, o Großkönig, müssen von unsrer Kunst leben; wenn wir Lohn dafür erhalten, so spielen wir.“ „Spiele nur“, versetzte Sakka, „ich werde dir einen Lohn dafür geben.“ Doch der Bodhisattva sagte: „Ich wünsche keinen andern Lohn, sondern diese Göttermädchen sollen mir eines ihrer guten Werke erzählen; dann werde ich spielen.“

Darauf sprachen zu ihm die Göttertöchter: „Nachher, wenn wir befriedigt sind, werden wir das von uns getane gute Werk erzählen; mache Musik, Meister.“ Der Bodhisattva machte nun sieben Tage lang den Gottheiten Musik; diese übertraf die Musik der Götter. Vom siebenten Tage an aber fragte er nach den guten Werken der Göttertöchter. Zuerst fragte er eine der höchsten Göttertöchter, die, weil sie zur Zeit des Buddha Kassapa einem Mönche ein Obergewand gegeben hatte, dafür als Dienerin Sakkas wiedergeboren war, umgeben von tausend Nymphen: „Auf welche Tat in deiner frühern Existenz hin bist du wiedergeboren worden?“ Seine Frage und die Antwort darauf ist im Vimanavatthu ausgeführt; denn hier wird folgendes gesagt:

[§3] „O Göttin, die du vor mir stehst und prangst mit deiner Schönheit Reiz, die du die ganze Welt erhellst dem Sterne gleich, der Glück verheißt: [§4] Woher gebührt dir solcher Glanz, warum geht es dir hier so wohl und sind dir alle Güter eigen, die je ein Menschenherz begehrt? [§5] Dich frag ich, Göttin, dich Großmächtige, was tatst du Gutes, da du noch ein Mensch warst? Warum bist du von diesem Glanz umflossen, warum bestrahlt dein Aussehn alle Welt?“ [§6] „Ein Weib, das einst ein Oberkleid gespendet, ist ausgezeichnet unter Mann und Weib; wer so zu edlem Aussehn hat verholfen, der kommt an diesen schönen Götterort. [§7] Sieh dieses Haus, in dem ich wohne; ich bin ein Götterweib, süß zum Erblicken; von tausend Nymphen werde ich umgeben; sieh den Erfolg der guten Werke. [§8] Drum lebe ich in solchem Glanz, darum geht es mir hier so wohl und sind mir alle Güter eigen, die je ein Menschenherz begehrt. [§9] Darum bin ich von diesem Glanz umflossen, darum bestrahlt mein Aussehn alle Welt.“ —
  • Eine zweite hatte, um einen umherwandelnden Mönch zu ehren, Blumen gespendet.
  • Eine andre hatte auf die Aufforderung, fünf Finger dick [13] Wohlgerüche auf einen Reliquienschrein zu gießen, wohlriechende Substanzen gespendet.
  • Eine andre hatte süße Waldfrüchte geschenkt.
  • Eine andre hatte Speise von höchstem Wohlgeschmack gespendet.
  • Eine andre hatte auf den Reliquienschrein des Buddha Kassapa fünf Finger dick Wohlgerüche gegossen.
  • Eine andre hatte von umherreisenden Mönchen und Nonnen, die in ihrem Hause Wohnung genommen hatten, die Lehre gehört.
  • Eine andre hatte, im Wasser stehend, einem Mönche, der auf einem Schiffe sein Mahl verzehrt hatte, Wasser gegeben.
  • Eine andre hatte, in der Welt lebend, ohne Zorn ihre Pflichten gegen ihre Schwiegermutter und ihren Schwiegervater erfüllt.
  • Eine andre hatte an dem Teil, den sie erhalten, eine andre Person teilnehmen lassen und ihn dann erst verzehrt; so tugendhaft war sie.
  • Eine andre war in einem fremden Hause Sklavin geworden und stets frei von Zorn und frei von Stolz; auch hatte sie an dem ihr zugefallenen Teile eine andre Person teilnehmen lassen. Dadurch war sie als Dienerin des Götterkönigs wiedergeboren worden.

So fragte der Bodhisattva alle die siebenunddreißig Göttertöchter, die im Guttila-Vimanavatthu [13a] angeführt sind, nach all ihren Taten, kraft deren sie dort ihre Wiedergeburt gefunden hatten, und sie erzählten die von ihnen ausgeübten guten Werke in Strophen.

Als dies der Bodhisattva vernommen, sagte er: „Eine Förderung ist dies fürwahr für mich, sehr nützlich ist dies für mich. Da ich hierher gekommen, erfuhr ich, welches Glück sie durch ein geringfügiges gutes Werk erlangten. Von jetzt an will ich, wenn ich nach der Menschenwelt zurückgekehrt bin, nur noch gute Werke und edle Taten ausführen.“ Und er tat folgenden begeisterten Ausruf:

[§10] „Heil ist mir heute widerfahren, ein Glück fürwahr ist mir geworden, dass ich die Göttinnen erblickte, die Nymphen, lieblich anzuschaun. [§11] Da ihre Lehre ich vernommen, werd' ich viel gute Werke tun mit Gaben Spenden, ruh'gem Leben, mit Mäßigkeit und Selbstverleugnung. Dann werd' auch ich einst dorthin kommen, wo alles Leid ein Ende hat.“ —

Nach Verlauf von sieben Tagen aber rief der Götterkönig seinen Wagenlenker Mātali herbei, ließ den Bodhisattva auf seinem Wagen Platz nehmen und sandte ihn nach Benares zurück. Nachdem er nach Benares gekommen, erzählte er den Menschen, was er in der Götterwelt gesehen. Von da an beschlossen die Menschen, nach Kräften gute Werke zu tun.

[§C]

Nachdem der Meister diese Unterweisung beschlossen, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war Musila Devadatta, Sakka war Anuruddha, der König war Ananda, der Musiker Guttila aber war ich.“

Ende der Erzählung von Guttila

Anmerkungen:

1.
Die drei Pitakas sind die Hauptbestandteile des buddhistischen Kanon; vgl. „Leben des Buddha“, S. XIII ff. Hier besteht die naive Fiktion, als habe Buddha selbst seine Jünger die kanonischen Schriften gelehrt.
2.
Devadatta spricht also schon von Buddha in demselben Tone wie dessen Gegner.

2a.
Information zu Ujjenī

[4] Vgl. Jātaka 222 Anm. 3. [Damit ist gemeint die Fähigkeit, aus dem Äußern einer Person auf ihre Veranlagung und auf ihre Zukunft zu schließen.]

5.
Vgl. dazu das Jātaka 231, das nur eine Variante zu dem vorliegenden bietet.
6.
Vgl. die ähnliche Stelle im 220. Jātaka.
7.
Diese sowie die anderen Strophen des Jātaka finden sich auch im 33. Abschnitt des Vimanavatthu (vgl. „Leben des Buddha“, S. XVIII), der Guttila-Vimana betitelt ist.
8.
„Kosiya“ heißt eigentlich „die Eule“; es ist zugleich ein Beiname Indras.

9.
Rouse übersetzt: „three playing-dicea. Indessen ist „pasa-ghatika“ doch wohl zu erklären aus „pasa“ = „Schnur“ und „ghatika“, einer Diminutivform von „ghata“ = „Verbindung“.
10.
Damit wird wohl die tiefste Saite gemeint sein.
11.
Mātali ist der Wagenlenker Indras.
13.
Vgl. oben Jātaka 186 Anm. 11.
13a.
Information zu Guttila-Vimanavatthu
[vorige Seite][nächste Seite]