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J 290
{Sutta: J ii 430|J 290|J 290} {Vaṇṇanā: atta. J 290|atta. J 290}
Die Erzählung von der Tugenduntersuchung
290
Silavimamsa-Jataka (Sīlavīmaṃsakajātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Die Tugend nur ist schön fürwahr

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf einen die Tugend auf ihren Wert prüfenden Brahmanen.

[§D]

Die Begebenheit aber, sowohl die aus der Gegenwart, wie die aus der Vergangenheit, ist schon oben im ersten Buche im Silavimamsa-Jātaka [1] erzählt. Hier aber besteht folgende Änderung.

[§B]

Als zu Benares Brahmadatta regierte, dachte dessen Hauspriester: „Ich will meine Tugend auf ihren Wert untersuchen“, und nahm von der goldenen Platte zwei Tage nacheinander je ein Kahapana. Am dritten Tage aber ergriff man ihn als Dieb und führte ihn zum Könige hin. Unterwegs sah er, wie Schlangenbändiger ihre Schlange spielen ließen.

Als ihn aber der König sah, fragte er: „Warum hast du Derartiges getan?“ Der Brahmane erwiderte: „Aus Begierde, meine eigene Tugend auf ihren Wert zu untersuchen.“ Und er sprach folgende Strophen.

[§1] „Die Tugend nur ist schon fürwahr; das Höchste ist sie auf der Welt. Sieh, von der gift'gen Schlange heißt's ‘der Tugend voll’; nichts tut man ihr. [§2] Darum erkläre ich die Tugend fürs höchste Glück auf dieser Welt; wer hier ein reines Leben führt, wird darum tugendhaft genannt. [§3] Seinen Verwandten ist er teuer, den Freunden auch gefällt er wohl. Nach seinem Tode in den Himmel gelanget er, der Tugendreiche.“

Nachdem der Bodhisattva so mit diesen drei Strophen den Vorzug der Tugend gepriesen und dem Könige die Wahrheit erklärt hatte, fuhr er fort: „O Großkönig, in meinem Hause ist viel Geld, das meinem Vater gehörte, das meiner Mutter gehörte, das ich mir selbst erwarb, das du mir schenktest; man kann kein Ende davon absehen. Ich aber habe, um die Tugend auf ihren Wert zu prüfen, von der goldenen Schale die Kahapanas genommen. Jetzt habe ich die Wertlosigkeit von Kaste, Abstammung, Familie in dieser Welt und den Vorzug der Tugend erkannt. Ich will die Welt verlassen; gib deine Einwilligung zu meiner Weltflucht!“

Nachdem er von dem Könige die Erlaubnis erhalten, ging er trotz dessen wiederholten Bitten fort, begab sich nach dem Himalaya, betätigte die Weltflucht der Weisen, erreichte die Vollendungen und gelangte später in die Brahma-Welt.

[§C]

Nachdem der Meister diese Unterweisung beschlossen, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war ich der Brahmane, der die Tugend auf ihren Wert prüfte.“

Ende der Erzählung von der Tugenduntersuchung

Anmerkungen:

1.
Dies ist das 86. Jātaka. Die Strophe in diesem Jātaka stimmt mit der ersten Strophe des vorliegenden wörtlich überein.
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