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J 306
{Sutta: J iii 022|J 306|J 306} {Vaṇṇanā: atta. J 306|atta. J 306}
Die Erzählung von Sujata
306
Sujata-Jataka (Sujātajātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Was sind das für eirunde Früchte?

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf die Fürstin Mallikā. Eines Tages nämlich entstand zwischen dem Könige [1] und ihr ein Hofstreit; einen „Bettstreit“ nennt man dies auch. Der König wurde zornig auf sie und sie existierte nicht mehr für ihn. Da dachte Mallika: „Der Meister weiß, glaube ich, nicht, dass der König mir zürnt.“

Der Meister aber hatte dies erkannt und dachte: „Ich werde die Eintracht zwischen ihnen wiederherstellen.“ Zur Zeit des Vormittags kleidete er sich an, ging mit Almosenschale und Obergewand, umgeben von fünfhundert Mönchen, nach Savatthi hinein und begab sich nach dem Tore des königlichen Palastes. Der König nahm dem Vollendeten die Schale ab, ließ ihn in den Palast eintreten und auf einem hergerichteten Sitze Platz nehmen; dann reichte er der Mönchsgemeinde, die Buddha zum Haupte hatte, das Schenkungswasser [2] und ließ Reisschleim und Kuchen bringen. Der Meister aber bedeckte seine Almosenschale mit der Hand und fragte: „O Großkönig, wo ist die Fürstin?“ Dieser antwortete: „Was soll es mit ihr, Herr? Sie ist verrückt vor Ehrsucht.“ Darauf erwiderte der Meister: „O Großkönig, da du ihr selbst die Ehre verliehen und diese Frau erhoben hast [3], ist es unrecht, dass du ihr das dir angetane Unrecht nicht verzeihst.“

Als der König diese Worte des Meisters vernahm, ließ er jene rufen. Sie wartete dem Meister auf. Darauf sprach dieser: „Man muss zusammen in Eintracht leben.“ Und nachdem er die Süßigkeit der Eintracht gepriesen, entfernte er sich wieder. Von da an aber lebten die beiden wieder in Eintracht.

In der Lehrhalle begannen nun die Mönche folgendes Gespräch: „Freund, der Meister hat die beiden mit einem einzigen Worte einträchtig gemacht.“ Da kam der Meister und fragte: „Zu welcher Unterhaltung, ihr Mönche, habt ihr euch jetzt hier niedergelassen?“ Als sie antworteten: „Zu der und der“, sprach er: „Nicht nur jetzt, ihr Mönche, sondern auch früher schon machte ich diese durch eine einzige Ermahnung einträchtig.“ Und nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, war der Bodhisattva dessen Minister und Ratgeber in weltlichen und geistlichen Dingen. Eines Tages nun öffnete der König sein großes Fenster und blickte in den Königshof hinab. In diesem Augenblick kam eine sehr schöne Gärtnerstochter, die in der ersten Jugend stand, in den Königshof, indem sie einen Korb mit Brustbeeren auf dem Kopfe trug, und rief: „Kauft Brustbeeren, kauft Brustbeeren!“ Als der König ihre Stimme hörte, verliebte er sich in sie; und da er vernahm, sie sei unverheiratet, ließ er sie zu sich rufen, setzte sie als seine erste Gemahlin ein und ließ ihr große Ehre zuteil werden. Sie war dem König lieb und hold.

Eines Tages saß der König da, indem er von einer goldenen Schlüssel Brustbeeren aß. Als die Königin Sujata den König Brustbeeren essen sah, fragte sie: „O Großkönig, was esst Ihr da?“ und sprach folgende erste Strophe:

[§1] „Was sind das für eirunde Früchte, die auf der goldnen Platte liegen? Hochrot sind sie, o Fürst, und lieblich; nenn ihren Namen mir, so frag ich.“

Der König erwiderte zornig: „Du Gärtnerstochter, die du Brustbeerenfrüchte verkauftest, du kennst nicht die Brustbeeren, die deiner Familie gehören?“ Und er sprach folgende zwei Strophen:

[§2] „Dies sind die Früchte, die du früher mit bloßem Kopfe, schlecht gekleidet im Schoß mit deiner Hand gesammelt; deiner Familie sind sie eigen. [§3] Sie brennt vor Stolz, sie freut sich nicht, nicht kann befried'gen sie ihr Glanz; Drum führt zurück sie, dass sie wieder mag Früchte suchen wie zuvor.“

Der Bodhisattva dachte aber: „Außer mir wird niemand im Stande sein, die beiden wieder miteinander zu versöhnen. Ich werde den König beruhigen und dadurch bewirken, dass er seine Frau nicht verstößt.“ Und er sprach folgende vierte Strophe:

[§4] „So geht es eben, großer König, wenn Frauen rasch zu Macht gelangen. Verzeih Sujata doch, o König; nicht zürne ihr mehr, Völkerfürst.“

Auf seine Worte verzieh der König seiner Gemahlin ihren Fehler und setzte sie wieder in ihre alte Stellung ein. Von da an lebten beide in Eintracht zusammen.

[§C]

Nachdem der Meister diese Unterweisung beschlossen, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war der König von Benares der König von Kosala, Sujata war Mallikā; der Minister aber war ich.“

Ende der Erzählung von Sujata

Anmerkungen:

1.
Gemeint ist der König Pasenadi von Kosala, der zu Savatthi residierte.
2.
Vgl. Jātaka 78 Anm. 4. [Als Symbol für eine Schenkung wurde Wasser dem Empfänger in die rechte Hand geschüttet; vgl. „Leben des Buddha“ S. 129.]
3.
Da „ukkhipati“ auch „verstoßen“ bedeutet, kann die Stelle auch heißen: „ist es unrecht, diese Frau zu verstoßen und ihr ... nicht zu verzeihen.“
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