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J 331
{Sutta: J iii 103|J 331|J 331} {Vaṇṇanā: atta. J 331|atta. J 331}
Die Erzählung von Kokalika
331
Kokalika-Jataka (Kokilajātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

4. Kokilavaggo

Wer, wenn die Zeit noch nicht gekommen

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf Kokālika.

[§D]

Die Begebenheit ist im Takkarika-Jātaka [1] erzählt.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, war der Bodhisattva dessen wertvollster Minister. Der König war ein Vielsprecher. Der Bodhisattva suchte nun immer nach einem Beispiel, um seine Vielsprecherei zu beseitigen. Eines Tages ging der König in seinen Park und setzte sich auf dem königlichen Steinsitze nieder. Über ihm war ein Mangobaum. Hier hatte ein schwarzer Kuckuck sein Ei in ein Krähennest gelegt und war davongeflogen. Das Krähenweibchen brütete das Kuckucksei aus. In der Folgezeit schlüpfte ein junger Kuckuck aus dem Ei heraus. Das Krähenweibchen dachte, es sei sein Sohn, brachte ihm mit seinem Schnabel Futter und zog ihn auf. Als seine Flügel noch nicht ganz gewachsen waren, stieß er einmal den Kuckucksruf aus. Da dachte das Krähenweibchen: „Dieser stößt jetzt schon einen andern Schrei aus; was wird er tun, wenn er herangewachsen ist?“ Und sie stieß ihn mit dem Schnabel, tötete ihn und warf ihn aus dem Neste. Er fiel vor die Füße des Königs. Dieser fragte den Bodhisattva: „Was ist das, Freund?“ Da dachte der Bodhisattva: „Ich suche nach einem Vergleiche, um den König zu bekehren; jetzt habe ich einen gefunden.“ Und er sprach: „O Großkönig, die allzu Geschwätzigen, diejenigen, die zur Unzeit viel reden, erleiden ein solches Schicksal. Dieser junge Kuckuck, o Großkönig, der von einem Krähenweibchen aufgezogen wurde, hat, als seine Flügel noch nicht ganz gewachsen waren, zur Unzeit geschrieen. Daran erkannte das Krähenweibchen, dass es nicht ihr Sohn war; sie stieß ihn mit dem Schnabel, tötete ihn und warf ihn herab. Ob es Menschen sind oder Tiere: wer zur Unzeit viel spricht, stürzt in solches Unglück.“ Nach diesen Worten sprach er folgende Strophen:

[§1] „Wer, wenn die Zeit noch nicht gekommen, zur Unzeit allzu vieles redet, der geht zugrunde und liegt da, wie hier der Kuckucks-Sprössling liegt. [§2] Denn nicht ein scharf geschliffnes Schwert und nicht das Halahala-Gift bringt so rasch einen um sein Leben, wie ein schlecht angebrachtes Wort. [§3] Drum soll zur Zeit wie auch zur Unzeit der Weise seine Zunge hüten; er möge nicht zu vieles reden, auch wenn er ist voll Selbstvertrauen. [§4] Wer wenig spricht zur rechten Zeit, wohl überlegt und einsichtsvoll, der überwindet alle Feinde, wie ein Supanna eine Schlange [2].“

Nachdem der König die Wahrheitserklärung des Bodhisattva vernommen hatte, sprach er von da an wenig; er vergrößerte aber dessen Ansehen und gab ihm noch mehr dazu.

[§C]

Nachdem der Meister diese Unterweisung beschlossen hatte, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war der junge Kuckuck Kokālika, der weise Minister aber war ich.“

Ende der Erzählung von Kokālika

Anmerkungen:

1.
Dies ist das Jātaka 481. Vgl. dazu die Vorerzählung vom Jātaka 172 und Jātaka 215.
2.
Zu diesem Bilde vergleiche man das Jātaka 154.
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