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J 368
{Sutta: J iii 205|J 368|J 368} {Vaṇṇanā: atta. J 368|atta. J 368}
Die Erzählung von den Bambusstäben
368
Tacasara-Jataka (Tacasārajātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Da in der Feinde Hand ihr kamet

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf die Vollendung in der Weisheit. — Damals nämlich sprach der Meister: „Nicht nur jetzt, ihr Mönche, sondern auch früher schon war der Vollendete weisheitsvoll und der rechten Mittel kundig.“ Nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, nahm der Bodhisattva in einem Dorfe in einer Gutsbesitzersfamilie seine Wiedergeburt

[§D]

usw. ganz wie im vorigen Jātaka erzählt. —

Als aber hier der Arzt gestorben war, riefen die Dorfbewohner: „Dies sind Menschenmörder“; und sie banden die Knaben mit Bambusstäben und führten sie nach Benares, um sie vor den König zu bringen.

Unterwegs gab der Bodhisattva den übrigen Knaben folgende Ermahnung: „Fürchtet euch nicht; auch wenn ihr den König seht, bleibet ohne Furcht und fröhlichen Herzens! Der König wird uns zuerst anreden; von da an werde ich schon weiter sehen.“ Sie stimmten zu und taten also.

Als der König sah, wie sie furchtlos und fröhlich waren, dachte er: „Diese sind als Menschenmörder mit schweren Banden gefesselt hierher gebracht worden. Obwohl sie aber in solches Leid geraten sind, fürchten sie sich nicht und sehen fröhlich aus. Was ist der Grund, dass sie nicht betrübt sind? Ich will sie fragen.“ Und er sprach folgende erste Strophe:

[§1] „Da in der Feinde Hand ihr kamet, gefesselt seid mit Bambusstäben, so ist doch fröhlich euer Antlitz. Warum seid ihr denn nicht betrübt?“

Als dies der Bodhisattva hörte, sprach er die folgenden übrigen Strophen:

[§2] „Nicht gibt es für Betrübnis und für Klagen auch nur den kleinsten Vorteil, noch Erfolg. Mit Freude wird erfüllt das Herz der Feinde, wenn den Unglücklichen betrübt sie sehen. [§3] Und weil der Weise auch im Unglück nicht erzittert, da er kennt der Dinge Ausgang, drum werden seine Feinde voll von Ärger, wenn sie sein Antlitz unverändert sehen. [§4] Durch Flüstern, kluge Reden, liebe Worte, dann durch Geschenke und durch die Berufung auf seine Abstammung: durch eins von diesen kann Vorteil er verschaffen sich und Sieg. [§5] Und wenn er einsieht: ‘Nicht ist zu erreichen durch mich ein Vorteil, noch durch andere’, so soll er ohne Traurigkeit sich trösten: ‘Zu schwer ist es; was sollte ich da tun?’“

Als der König die Wahrheitsworte des Bodhisattva vernahm, untersuchte er die Sache. Da erkannte er ihre Schuldlosigkeit. Er ließ die schweren Fesseln wegnehmen, erwies dem Bodhisattva große Ehrung und machte ihn zu seinem Ratgeber in geistlichen und weltlichen Dingen, zu seinem wertvollsten Minister. Auch den übrigen Knaben erwies er Ehrung und übertrug ihnen andere Ämter.

[§C]

Nachdem der Meister diese Unterweisung beschlossen, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war der König von Benares Ananda, die Knaben waren Theras und untergeordnete Theras, der weise Knabe aber war ich.“

Ende der Erzählung von den Bambusstäben

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